Fembio Specials FemBiografien von Ursula Schweers (1921-2019) Kaiserin Irene (Eirene) von Byzanz
Fembio Special: FemBiografien von Ursula Schweers (1921-2019)
Kaiserin Irene (Eirene) von Byzanz
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Geburtsdatum unbekannt
gestorben am 9. August 803 auf der Insel Lesbos
byzantinische Kaiserin
1220. Todestag am 9. August 2023
Biografie • Zitate • Literatur & Quellen
Biografie
Trotz ausgeprägt patriarchaler Regierungsform im byzantinischen Reich hatten Kaisergattinnen, -mütter, -witwen und Regentinnen, sowie aus eigenem Recht alleinherrschende Kaiserinnen politisch viel Macht und Einfluss. Kaiserin mit der längsten Regierungszeit war Irene, eine griechische Prinzessin aus Athen. Sie heiratete 769 den byzantinischen Kaiser Leo IV., wurde zur Kaiserin gekrönt und gebar einen Sohn, Konstantin. Nach dem frühen Tod ihres Mannes, 780, führte sie zehn Jahre lang die Regentschaft für den unmündigen Thronfolger. Sie ernannte Patriarchen, bekämpfte die Brüder des Kaisers, die Anspruch auf den Thron erhoben, verteidigte das immer wieder bedrohte Reich gegen Bulgaren und Araber und erwarb sich die Zuneigung des Volkes durch Steuererleichterungen. Die von ihr erlassenen Gesetze zeichnete sie mit „Irene Basileus“ (Kaiser), nicht „Basilissa“ (Kaiserin oder Kaiserwitwe), womit sie ihren Alleinherrschaftsanspruch dokumentierte. Münzen ihrer Regierungszeit weisen beidseitig ihr Bildnis auf, nicht das des Sohnes, des zukünftigen legitimen Herrschers.
Der Zeitzeugenbericht des Historikers Theophanes gibt als einzige erhaltene, nicht unbedingt zuverlässige Quelle Auskunft über Irenes Regierungszeit. Drei Aspekte scheinen danach von besonderem Interesse zu sein: Das Verhältnis zu ihrem Sohn, die Beziehungen zu Karl dem Großen, dem Frankenkaiser, und Irenes Rolle im Bilderstreit.
Als der 790 mündig gewordene Sohn die Macht für sich beanspruchte, kämpfte sie mit allen Mitteln um ihre Vormachtstellung, ging so weit, dass sie den in kriegerischen Auseinandersetzungen glücklosen Konstantin gefangennehmen und brutal blenden ließ. Diese grausame Tat aus „Machtgier“ (Theophanes), der bald der Tod des Sohnes folgte, wurde vom Chronisten aufs Schärfste verurteilt. Allerdings versuchte er eine gewisse Entschuldigung in der „typisch weiblichen Beeinflussbarkeit“ (sic!) durch ihre Ratgeber und Eunuchen zu finden.
Der mit päpstlicher Unterstützung 800 in Rom zum Kaiser gekrönte Karl der Große bemühte sich um gute Beziehungen zu Byzanz und stimmte schon früh einer von Irene angestrebten Verlobung ihres Sohnes mit der fränkischen Kaisertochter Rotrud zu, die aber später wieder gelöst wurde. Es gab sogar Gerüchte, wonach eine Heirat zwischen Karl dem Großen und Irene geplant gewesen sei. Der Bilderstreit, der viele Jahre lang Byzanz heftig erschüttert hatte (es ging um die Frage, ob Abbildungen von Christus, Maria und Heiligen göttliche Verehrung genießen dürften) wurde von Irene in einem von ihr einberufenen Konzil beigelegt. Sie hatte die Ikonodulen (Bilderverehrer) gegen die Ikonoklasten (Bilderstürmer) unterstützt. Theophanes lobte ihre Wiedereinführung der Bilderverehrung, von der orthodoxen Kirche wird sie seitdem als Heilige verehrt.
802 war eine der zahlreichen Revolten gegen die Kaiserin, die vorwiegend vom Heer ausgingen, erfolgreich. Der Usurpator Nikephoros setzte Irene ab und verbannte sie auf die Insel Lesbos, wo sie 803 starb.
Bei der Untersuchung der Frage nach dem Umgang von Frauen mit politischer Macht – verhalten sie sich wie Männer oder anders oder besser? – wäre Irene von Byzanz eine interessante Figur. Bedauerlich, dass die Quellenlage so dürftig ist und von daher die Bewertungen ihrer Person – eine skrupellose Regentin voller „Grausamkeit und Heimtücke“ (Charles Diehl) oder „eine überaus bemerkenswerte Frau, deren Herrschaft ... möglicherweise die beste und förderlichste Regierungszeit war, die das byzantinische Reich je hatte“ (Gasquet) - widersprüchlich bleiben.
(Text von 2002)
Verfasserin: Ursula Schweers
Zitate
Ein französischer Historiker sieht in ihr eine überaus bemerkenswerte Frau, deren Herrschaft für Byzanz möglicherweise die beste und förderlichste Regierungszeit war, die das byzantinische Reich je hatte. Sie war eine wirklich für den Thron geborene Frau von männlicher Intelligenz, begabt mit allen Eigenschaften, die große Herrscher auszeichnen. Sie verstand es, mit dem Volk zu sprechen und sich beliebt zu machen, war geschickt bei der Wahl geeigneter Ratgeber. Ihr Mut und ihre Kaltblütigkeit waren bewundernswert.
Schlumberger nach Gasquet: L'Empire bynantin et la monarchie franque
Von ausgeprägtem Ehrgeiz, wurde sie ihre ganzes Leben lang getrieben von ihrer Hauptleidenschaft, dem Wunsch zu regieren. .... Um das Ziel, das sie sich gesetzt hatte, zu erreichen, hatte sie keinerlei Skrupel, alle Mittel waren ihr recht, Verstellung und Intrigen, Grausamkeit und Heimtücke.
Charles Diehl: Figures byzantines
Literatur & Quellen
Lilie, Ralph-Johannes. 1996. Byzanz unter Eirene und Konstantin VI. Frankfurt/M. Europäischer Verlag der Wissenschaften.
Jenkins, Romilly. 1966. Byzantium: The Imperial Centuries AD 610-1071. London. Weidenfeld and Nicolson.
Speck, Paul. 1978. Konstantin VI. Bd. 1. München. Wilhelm Fink Verlag.
Hiestand, Rudolf. „Eirene basileus - Die Frau als Herrscherin im Mittelalter“, in: Hecker, Hans. 1990. Der Herrscher: Leitbild und Abbild in Mittelalter und Renaissance. Studia Humaniora. Düsseldorf. Droste Verlag.
Diehl, Charles. 1965 (1959). « L’impératrice Irène ». in : Figures Byzantines. Bd. 1. Paris.
Bantz, F.W. Hg. 1990. Biographisch-bibliographisches Kirchenlexikon. Bd. 2.
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