Fembio Specials Exilantinnen (1933-1945) Käte Duncker
Fembio Special: Exilantinnen (1933-1945)
Käte Duncker
(Paula Kathinka Duncker geb. Döll)
geboren am 23. Mai 1871 in Lörrach
gestorben am 2. Mai 1953 in Bernau
deutsche Sozialistin und Politikerin
70. Todestag am 2. Mai 2023
Biografie • Weblinks • Literatur & Quellen
Biografie
Käte Duncker wurde am 23. Mai 1871 in Lörrach in Baden geboren, wuchs aber in Friedrichroda am Rande des Thüringer Waldes auf. Die Straße, in der Kätes Mutter nach dem frühen Tod ihres Mannes eine Gästepension betrieb, wurde später nach ihrem einzigen Kind benannt und heißt heute: Käte-Duncker-Straße.
Käte wuchs in kleinbürgerlichen Verhältnissen auf; ihr Vater war Kaufmann gewesen. Zur Sozialdemokratie fand sie als Lehrerin durch die Konfrontation mit den dürftigen Lebensverhältnissen ihrer SchülerInnen aus proletarischen Familien. Käte begann sich für die Ideen der Arbeiterbewegung zu interessieren, las ihre Schriften und besuchte ihre Veranstaltungen. Als sie 1893 wieder an einer Arbeiterversammlung teilnahm, machte nicht nur die mitreißende Rede von Clara Zetkin großen Eindruck auf sie, sondern auch ein gutaussehender junger Musikstudent, Hermann Duncker, in den sich Käte verliebte und dem seinerseits die junge, blonde, selbstbewußte Frau gefiel.
Gegen den anfänglichen Widerstand ihres Vormundes und ihrer Mutter hatte Käte durchgesetzt, Lehrerin zu werden. Sie unterrichtete, nachdem sie in Eisenach 1890 ihr Examen gemacht hatte, von 1893 bis 1897 an Mädchenschulen in Leipzig und Hamburg. In den Schulkollegien wurde sie wegen ihres Engagements für die Arbeiterbewegung angefeindet und letztlich gezwungen, ihren Beruf aufzugeben, obwohl sie gerne Lehrerin gewesen war. Ihr ausgeprägtes pädagogisches Talent kam nun der Bildungsarbeit der sozialdemokratischen Partei zugute.
Ihre Ehe mit Hermann Duncker war von Beginn an unkonventionell und erstaunlich modern. Als beide im August 1898 heirateten, war Hermann nach dem Beginn eines Zweitstudiums noch Student und machte erst 1903 Examen, als ihr zweites Kind Karl geboren wurde und ihre Tochter Hedwig bereits vier Jahre alt war. 1909 wurde Wolfgang geboren. Die Ehe war auf gegenseitige Unterstützung aufgebaut. Wie Käte ihren Mann beim Studium und bei seiner späteren journalistischen und lehrenden Tätigkeit an der Parteischule in Berlin unterstützte, las Hermann alle Manuskripte zu Reden und Vorträgen, die Käte auf sozialistischen Veranstaltungen und internationalen Frauenkongressen (1910 in Kopenhagen, 1915 in Bern) hielt. Auch an ihren Veröffentlichungen u.a. über “Frauenerwerbstätigkeit” (1899), “Bekämpfung der Kinderarbeit” (1906), “Sozialistische Erziehung im Haus” (1910) nahm Hermann regen Anteil. Als Käte 1907 zweite Redakteurin der von Clara Zetkin herausgegebenen Zeitschrift Die Gleichheit wurde, bestimmte ihre Tätigkeit in Stuttgart den Wohnort der Familie.
Die intensive Arbeit für die Partei belastetete aber auch das Ehe- und Familienleben; gemeinsam verlebte Tage oder gar Wochen waren allzu selten. Mißstimmungen, Mißverständnisse und gesundheitliche Zusammenbrüche Kätes mit nachfolgenden längeren Sanatoriumsaufenthalten waren die Kehrseite ihrer nichtalltäglichen Ehe.
Von Beginn des ersten Weltkrieges an beteiligte sich Käte Duncker an der linken Opposition der Partei gegen den Krieg. Sie arbeitete gemeinsam mit Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht im Spartakusbund und gab die Zeitschrift Internationale mit heraus. Im Dezember 1918 war sie Mitbegründerin der Kommunistischen Partei Deutschlands und wurde 1920 als Abgeordnete der KPD in den Landtag von Thüringen gewählt, nachdem sie nach der Ermordung von Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht aus Angst vor Verhaftung vorübergehend Deutschland verlassen hatte.
Als Hermann Duncker 1933 von den Nazis abgeholt wurde und später ins Ausland emigrierte, fand Käte Unterschlupf in Friedrichroda und tarnte sich dort mit der Bewirtschaftung der Pension ihrer Mutter. 1938 begleitete sie ihren Sohn Karl in die USA, der – vergeblich – hoffte, dort von seinem Nervenleiden durch eine Operation geheilt zu werden. Er nahm sich das Leben und ließ seine fast siebzigjährige Mutter allein zurück, die sich ohne englische Spachkenntnisse und getrennt von ihrer Familie in dem fremden Land zurechtfinden mußte. Es gelang ihr, eine Aufenthaltsgenehmigung für ihren Mann zu erwirken, der 1941 in die USA kam. Nach dem Krieg kehrten Käte und ihr Mann nach Deutschland zurück, sie ließen sich in Bernau in Ostdeutschland nieder und engagierten sich für die Sozialistische Einheitspartei Deutschlands (SED). Käte Duncker starb am 2. Mai 1953.
(Text von 2002)
Verfasserin: Hiltrud Schroeder
Links
Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur: Biographische Datenbanken – Duncker, Käte.
Online verfügbar unter https://www.bundesstiftung-aufarbeitung.de/wer-war-wer-in-der-ddr-%2363%3B-1424.html?ID=4212, zuletzt geprüft am 19.04.2023.
Das Bundesarchiv: Nachlass Hermann und Käte Duncker.
Online verfügbar unter http://www.argus.bstu.bundesarchiv.de/ny4445/index.htm, zuletzt geprüft am 19.04.2023.
Deutschland, Heinz (2017): Käte Duncker - Der Imperialismus ist Teufelsgewächs.
Online verfügbar unter http://ddr-kabinett-bochum.blogspot.de/2012/05/kate-duncker-der-imperialismus-ist.html, zuletzt geprüft am 19.04.2023.
Die Linke. Fraktion im Thüringer Landtag: Käte Duncker.
Online verfügbar unter http://www.die-linke-thl.de/index.php?id=43114, zuletzt geprüft am 19.04.2023.
Duncker, Käte (1910): Die Kinderarbeit und ihre Bekämpfung. 2., durchgesehene Auflage. Stuttgart: Dietz.
Online verfügbar unter https://library.fes.de/pdf-files/dietz-kb/kb05.pdf, zuletzt geprüft am 19.04.2023.
Katalog der Deutschen Nationalbibliothek: Käte Duncker. Veröffentlichungen.
Online verfügbar unter https://d-nb.info/gnd/118528149, zuletzt geprüft am 19.04.2023.
Notz, Gisela: Proletarische Frauen und ihr Weg zum Kommunismus. In: Marxistische Blätter (20.12.2009). Linksnet.
Online verfügbar unter https://www.linksnet.de/artikel/25165, zuletzt geprüft am 19.04.2023.
Literatur & Quellen
Deutschland, Heinz (Hg.) (2005): »Ich kann nicht durch Morden mein Leben erhalten«. Briefwechsel zwischen Käte und Hermann Duncker 1915 bis 1917. Bonn. Pahl-Rugenstein. ISBN 3891443641.
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Duncker, Hermann; Duncker, Käte (2016): Ein Tagebuch in Briefen (1894-1953). Mit einer USB-Karte des vollständigen Briefwechsels, Dokumenten und 245 Abbildungen. Herausgegeben von Heinz Deutschland. Berlin. Karl Dietz Verlag. (Geschichte des Kommunismus und des Linkssozialismus, Band 20) ISBN 978-3-320-02314-0.
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Duncker, Käte (1899): Ueber die Betheiligung des weiblichen Geschlechts an der Erwerbsthätigkeit. Hamburg. Verl. der Generalkommission der Gewerkschaften Deutschlands.
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Duncker, Käte (1910): Die Kinderarbeit und ihre Bekämpfung. 2., durchgesehene Auflage. Stuttgart. Dietz.
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Duncker, Käte (1914): Sozialistische Erziehung im Hause. Berlin. Vorwärts. (Sozialdemokratische Frauen-Bibliothek, 7)
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Duncker, Käte (1927): Die Frau in der Sowjetunion. Ein Gespräch. Kopftitel. Berlin. Vereinigung Internationaler Verlags-Anstalten.
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Hesselbarth, Mario, Schulz, Eberhart und Weißbecker, Manfred (Hg.) (2006): Gelebte Ideen. Sozialisten in Thüringen ; biographische Skizzen. Jena. Rosa-Luxemburg-Stiftung Thüringen. ISBN 3-935850-37-9.
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Kirsch, Ruth (1982): Käte Duncker. Aus ihrem Leben. Berlin. Dietz. (Schriftenreihe Geschichte)
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Niggemann, Heinz (Hg.) (1981): Frauenemanzipation und Sozialdemokratie. Mit Texten von Ottilie Baader, Lily Braun, Käte Duncker, Luise Zietz, Clara Zetkin u.a. Frankfurt am Main. Fischer. (Fischer-Taschenbücher Die Frau in der Gesellschaft Frühe Texte, 2261) ISBN 3596222613.
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Zetkin, Clara; Duncker, Käte et al. (1960): Die Erziehung der Kinder in der proletarischen Familie. Quellen zur Pädagogik der deutschen Arbeiterbewegung aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg. Berlin. Volk und Wissen.
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