Fembio Specials Frauenbeziehungen Josepha Judica Mendels
Fembio Special: Frauenbeziehungen
Josepha Judica Mendels
geboren am 18. Juli 1902 in Groningen
gestorben am 10. September 1995 in Eindhoven
niederländische Schriftstellerin
120. Geburtstag am 18. Juli 2022
Biografie • Zitate • Weblinks • Literatur & Quellen
Biografie
Josepha Mendels war 1986 die erste niederländische Schriftstellerin, die den Anna Bijns-Prijs (Preis der feministischen Literaturkritik) erhielt. Mendels war zu dieser Zeit 84 Jahre alt und inzwischen als Autorin fast vergessen. Sie bekam den Preis für ihr Lebenswerk, da es vom Stil, der Herangehensweise und Thematik her die Realität und Erlebniswelt von Frauen zum Ausdruck brachte. Heute gehören mehrere ihrer Romane zur klassischen niederländischen Literatur.
Mendels’ Tochter
Josje, so wurde sie zu Hause genannt, wurde als dritte Tochter in der jüdisch-orthodoxen Familie des Lehrers Isidore Mendels und seiner Frau Emma Levi in Groningen geboren. Für die Eltern bedeutete ihre Geburt eine Enttäuschung, weil sie kein Sohn war und somit der Name Mendels aussterben würde. Hinzu kam, dass die Familie nach Hunderten von Regeln der Orthodoxie lebte, was zu großen Spannungen zwischen den Eltern führte. Josje zog sich schon sehr jung innerhalb der Familie zurück. Sie schuf sich eine eigene Welt, in der sie mit Puppen, Buchstaben und Worten spielte. Daraus entstanden ihre ersten Geschichten. Auch außerhalb der Familie war sie als orthodox-jüdisches Mädchen eine Ausnahme und Außenseiterin.
Später versuchte Mendels sich mehrmals vom Judentum zu distanzieren, auch weil sie schon früh wusste, dass sie sich niemals dem Zwang der Ehe unterwerfen würde. Aber das Leben holte sie immer wieder ein. Sie fand eine Stelle als pädagogische Leiterin in einer jüdischen Abendschule in Den Haag und begleitete dort in der Bildungsarbeit und Beratung zehn Jahre lang bedürftige Mädchen. Hier lernte sie die (jüdische) Malerin Berthe Edersheim kennen, die sie ermutigte, ihren Wunsch, Schriftstellerin zu werden, ernst zu nehmen.
1936 ging Mendels nach Paris und arbeitete dort als Journalistin für niederländische Zeitungen. Als der Krieg ausbrach, sollte sie nur noch unter Pseudonym veröffentlichen. Sie weigerte sich und begann stattdessen an einen Roman zu arbeiten, der erst 1947 auf dem Markt kam. Rolien en Ralien ist ein intuitiv geschriebener Bildungsroman über das eigensinnige Mädchen Rolien, das kein Misstrauen kennt und sich von einer imaginierten, immer strenger werdenden Freundin Ralien loslösen muss, um schließlich erwachsen zu werden. Wie auch in ihren späteren Werken spielt die Geschichte abwechselnd in Paris und Holland; im Vordergrund steht das Spannungsverhältnis zwischen Unabhängigkeit und Bindung.
1942 floh Mendels über Spanien und Portugal nach London. Dort arbeitete sie für den niederländischen Nachrichtendienst im Exil und begann eine Beziehung mit dem verheirateten Diplomaten Sadi de Gorter, der ebenfalls jüdischer Flüchtling war. Über die Flucht, das darauffolgende Exil und ihre Beziehung schrieb sie den eindrucksvollen Roman, Je wist het toch, der 2018 in deutscher Sprache erschien.
Mendels' Sohn
Als Mendels 1945 nach Holland zurückkam, stellte sich heraus, dass ihre gesamte Familie und alle jüdischen Mädchen, die sie in Den Haag begleitet hatte, ermordet worden waren. Nur ihre Freundin Berthe Edersheim hatte den Krieg überlebt. Mendels fand eine Stelle in der niederländischen Botschaft in Paris und nahm ihre Tätigkeiten als Journalistin wieder auf. Mutterseelenallein und traurig, sehnte sie sich nach einem Kind. 1948, im Alter von 46 Jahren, brachte sie in Paris einen Sohn von ihrem Geliebten Sadi de Gorter zur Welt. Sie entschloss sich, dieses Kind allein zu erziehen. 1950 thematisierte Mendels ihr jüdisch-orthodoxes Familienleben in ihrem preisgekrönten autobiografischen Roman Als wind en rook.
1958 zog ihre langjährige Freundin Berthe Edersheim zu Mendels nach Montmartre, wo sie bis 1992 als unzertrennliches Paar lebten. Mendels starb 1995 in Eindhoven in der Nähe ihres Sohnes.
Im Laufe der sechziger Jahre geriet Josepha Mendels in Vergessenheit. Zu Unrecht, denn Ihre psychologischen Romane thematisieren nicht nur die kindliche Erlebniswelt, Liebe, Ehe, Mutterschaft und das merkwürdige Anderssein von Männern, sondern auch den zweiten Weltkrieg in seiner ganzen Unbegreiflichkeit von antisemitischen Gräueltaten, Missbrauch, Flucht, Migration und Tod.
(Text von 2020)
Auszeichnungen:
1947, Ehrenvolle Erwähnung der Stadt Amsterdam für Rolien en Ralien
1950: Vijverbergprijs der Jan Campert Stichting für Als wind en rook
1964: Palmes Académiques, pour les services rendues à la Culture Française, der Stadt Paris.
1982: Ridder in de Orde van Oranje Nassau (königliche Auszeichnung)
1986: Anna Bijnsprijs für das gesamte Werk
Verfasserin: Barbara C. de Jong
Zitate
„Ein Mann neben einer Frau hebt ihren Rang, aber es muss Schluss sein mit dem Quatsch.“ (1970)
Links
www.resources.huygens.knaw.nl/vrouwenlexicon/lemmata/data/Mendels
(abgerufen am 28.10.2019)
Literatur & Quellen
Werke von Josepha Mendels:
Rolien en Ralien. Amsterdam 1947: Querido.
Je wist het toch. Amsterdam 1948: Querido.
Als wind en rook. Amsterdam 1950: Querido.
Alles even gezond bij jou. Amsterdam 1953: de Arbeiderspers.
Bon Appétit. Frans koken in de Lage Landen. Utrecht 1954: Bruna.
Zoethout en etamien en andere novellen. Verhalen. Amsterdam1956: de Arbeiderspers.
Heimwee naar Haarlem. Amsterdam 1958: de Arbeiderspers.
De speeltuin. Bussum 1970: Paul Brand.
Welkom in dit leven. Verhalen. Amsterdam 1981: Meulenhoff.
Spel is het leven. Drie romans. Amsterdam 1986: Meulenhoff.
Joelika en andere verhalen. Amsterdam 1986: Meulenhoff.
Alle verhalen. Amsterdam 1988: Meulenhoff.
Über Josepha Mendels:
Frida Balk-Duyzentkunst, ‚Josepha Mendels 1902’ www.dbnl.org (abgerufen am 28.10.2019).
Frida Balk-Duyzentkunst (1986), ‚Omega en Alfa. De taal van Josepha Mendels’. In: Ons Erfdeel, Jaargang 29, p. 661-667. www.dbnl.org (abgerufen am 28.10.2019).
Frida Balk-Duyzentkunst (1996), Josepha Judica Mendels. Jaarboek van de Maatschappij der Nederlandse Letterkunde, 1996, p. 99-100. www.dbnl.org (abgerufen am 28.10.2019).
Frank van Dijl, Eerste Anna Bijnsprijs valt in tweeën. In: Het vrije volk: democratisch-socialistisch dagblad, 10.11.1986. www.delpher.nl.
Sylvia Heimans, (2016) Josepha Mendels. Het eigenzinnige leven van een niet-nette dame. Biografie. Amsterdam: uitgeverij Cossee.
Maaike Koffemann, Alicia C. Montoya en Marc Smeets (red.) (2017) Literaire bruggenbouwers tussen Nederland en Frankrijk: receptie, vertaling en cultuuroverdracht sinds de Middeleeuwen. Amsterdam: Amsterdam University Press.
Aleid Truijens, Vrije Vrouw. Het onconventionele leven van Josepha Mendels. In: De Volkskrant, 18.06.2016, p.28-29.
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