Fembio Specials Pionierinnen der Frauenbewegung Johanna Dohnal
Fembio Special: Pionierinnen der Frauenbewegung
Johanna Dohnal
(Johanna Dohnal, geb. Dietz)
geboren am 14. Februar 1939 in Wien
gestorben am 20. Februar 2010 in Grabern im Weinviertel
österreichische Politikerin (SPÖ), Feministin
85. Geburtstag am 14. Februar 2024
Biografie • Literatur & Quellen
Biografie
„Guten Abend, Frau Minister Johanna Dohnal. Wir kennen Sie alle. Sie sind die Frau des Jahres. Sie ertragen es immer noch, dass man Sie Frau Minister nennen muß und nicht Frau Ministerin.“ So die Begrüßung Axel Cortis im Club 2 des ORF im Jahr 1992. „Sie sehen das falsch“, korrigierte ihn Johanna Dohnal, „es heißt Frau Ministerin.“ Die erste österreichische Frauenministerin – zuvor Staatssekretär (!) für Frauenfragen – hat die sprachliche Gleichberechtigung nicht nur gefordert, sondern diese auch während ihrer Amtszeit als Ministerin (1990–1995) durchgesetzt.
Als uneheliche Tochter einer Arbeiterin wurde Johanna Dohnal in Wien Penzing von ihrer Großmutter aufgezogen. Bereits mit 16 Jahren trat sie der SPÖ bei, arbeitete zunächst als Schriftführerin in ihrer Sektion und dann als Bezirksreferentin der Kinderfreunde.
1969 wurde die gelernte Industriekauffrau Bezirksrätin, 1972 Frauensekretärin der SPÖ Wien. „Wenn ich von Frauenpolitik rede, meine ich eine aktive Gleichstellungs- und Antidiskriminierungspolitik mit dem Ziel, geschlechterdemokratische Verhältnisse zu schaffen.“
Johanna Dohnal war – und ist – eine „unbequeme“ Politikerin. Als „Emanze“ wurde sie in den Medien gehandelt. Öffentlich trat sie für Frauenrechte ein. 1974 z.B. mit der Aktion „Helfen statt strafen“ für die Entkriminalisierung des Schwangerschaftsabbruchs und die Fristenregelung, die schließlich im Parlament beschlossen wurde und 1975 in Kraft trat. Oder für Frauenservicestellen und das erste Wiener Frauenhaus, das 1978 eröffnet wurde. Sie mischte sich ein, setzte durch, veränderte und kämpfte für das Ziel, „dass alle als Menschen existieren können. Ob als Männer oder als Frauen und auch schon im Anfangsstadium – als Kinder.“ Menschliche Existenz beinhaltete für sie auch Bildung und Ausbildung. „Töchter können mehr“ hieß die Kampagne, mit der sie 1984 die Berufs- und Lebensplanung von Mädchen abseits traditioneller Frauenberufsschienen unterstützte.
„Machtverhältnisse sind weder geschichtslos noch geschlechtsneutral.“ Johanna Dohnal sorgte unter anderem dafür, dass auch unverheiratete Frauen die Vormundschaft für ihr Kind bekommen, dass Kinder nicht automatisch die Staatsbürgerschaft des Vaters erhalten, dass nicht die misshandelten Frauen, sondern die gewalttätigen Männer die Wohnung verlassen müssen. Ihrem Einsatz ist es zu verdanken, dass es Elternkarenzurlaub und das Bundes-Gleichbehandlungsgesetz gibt.
16 Jahre lang war Johanna Dohnal Regierungsmitglied – in sechs Legislaturperioden und unter drei Regierungschefs. Sie blieb widerständig und verband Frauenbewegung mit institutioneller Politik. 1995 trat sie als Frauenministerin und als Bundesfrauenvorsitzende der SPÖ zurück. In ihrem „Unruhestand“ tritt sie weiterhin als Unterstützerin zahlreicher Initiativen und Organisationen, wie z.B. des Frauenvolksbegehrens 1997 oder „SOS Mitmensch“, auf. An Studentinnen, deren Diplomarbeiten oder Dissertationen die Verwirklichung von Geschlechterdemokratie fördern und eine Vorbildwirkung in Ausbildung und Studium haben, wird der Johanna Dohnal-Förderpreis vergeben. Johanna Dohnal-Teilstipendien werden an Jungwissenschaftlerinnen vergeben, die zu einem technischen und/oder feministischen Thema arbeiten.
2005 wurde Johanna Dohnal als „Bürgerin der Stadt Wien“ ausgezeichnet. Auf die Frage, ob sie sich eine Bundespräsidentin Johanna Dohnal vorstellen könne, antwortet sie in einem an.schläge-Interview 2006: „Unmöglich. Ich bin für die Auseinandersetzung, sogar für die Polarisierung. Diese repräsentative Tätigkeit wäre mit meiner Lebenseinstellung nicht vereinbar.“
Johanna Dohnal starb am 20. Februar 2010 an ihrem Herzleiden.
Verfasserin: Lika Trinkl
Literatur & Quellen
Dohnal, Johanna & Czettel, Adolf. Hg. 1988-1992. Sozialistische Bibliothek. Wien. Löcker.
Feigl, Susanne. 2002. “Was gehen mich seine Knöpfe an?” Johanna Dohnal: Eine Biografie. Wien. Ueberreuter.
Kreisky, Eva & Margit Niederhuber. Hg. 1999. Johanna Dohnal: Eine andere Festschrift. Wien. Milena.
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