Fembio Specials Berühmte Italienerinnen Isabella Andreini
Fembio Special: Berühmte Italienerinnen
Isabella Andreini
Commons.Wikimedia.org
(Isabella Andreini geb. Canali)
geboren 1562 in Padua
gestorben am 10. Juni 1604 in Lyon
italienische Schauspielerin, Dichterin und Schriftstellerin
420. Todestag am 10. Juni 2024
Biografie • Literatur & Quellen
Biografie
Wir wissen fast nichts über Isabella Canalis Leben, bevor sie als höchstens Sechzehnjährige für die weibliche Hauptrolle der Innamorata (Verliebten) in die international bekannte Commedia dell'Arte Truppe der Gelosi (Beneidenswerten) eingeladen wurde, die gerade von einer zweijährigen Frankreich-Tournee nach Florenz zurückgekehrt war. Dort lernt sie den 31jährigen Francesco Andreini kennen, früher Soldat und türkischer Sklave, jetzt Innamorato und später (ab 1578) Leiter der Gruppe; die beiden heiraten.
Die ersten professionellen Compagnien waren in Norditalien in den 40er Jahren entstanden – ohne Frauen; erst nach zwanzig Jahren wird eine erste Berufsschauspielerin erwähnt. Kurz darauf betritt Isabella Andreini die Szene. Ihre Begabung und ihr Können in komischen und tragischen, in Männer- und Frauenrollen müssen überwältigend gewesen sein. Denn im Gegensatz zu den meisten DarstellerInnen trat sie nicht unter einem Künstlerinnennamen, sondern selbstbewusst unter ihrem eigenen auf; außerdem heißen Isabella fortan auch die meisten Innamorate in Commedia-Stücken, die diesen Namen sogar oft im Titel führen.
Berichte über ihr „Paradestück“ La Pazza di Isabella („Der Wahnsinn der Isabella“ – Vorläuferin mancher Bühnen-Wahnsinnigen), aufgeführt u.a. 1589 bei der Hochzeit Ferdinand de Medicis, ebenso wie ihre „poetologischen“ Aussagen in Briefen und Gedichten wie auch zu dem Hirtenspiel Myrtilla (1588) vermitteln einen Eindruck von ihrer Kunst, ihrem Bewusstsein vom Wert der Frau und von ihrer Persönlichkeit.
Neben den Schwangerschaften und der Geburt von vier Töchtern und drei Söhnen sowie ihrer beruflichen Karriere als Schauspielerin und Principalin der Truppe hat sie sich zu der lebensklugen, belesenen, klassisch-rhetorisch und literarisch geschulten, sprachgewandten, genau beobachtenden und stilistisch äußerst vielseitigen und musikalischen Prima Donna nicht nur der Gelosi entwickelt, umworben von FürstInnen, KönigInnen, Gelehrten und Dichtern im In- und Ausland und unter dem Namen Accesa (die leidenschaftlich Entflammte) Mitglied der Akademie der Intenti zu Padua.
Nach Isabellas Tod 1604 im Kindbett, während der Rückreise von ihrer dritten Frankreich-Tournee, gibt Francesco seinen Beruf auf. Er verlässt die Gelosi und widmet sich vor allem der Herausgabe der Briefe (1607), poetischen Werke und Bühnendialoge seiner Frau. Der Druck bestätigt den künstlerischen und sogar literarischen Rang. Isabella Andreini ist eine der meistveröffentlichten Autorinnen ihrer Zeit in Italien.
(Text von 2003)
Verfasserin: Swantje Koch-Kanz
Literatur & Quellen
Brandt, Britta. 1997. Das Spiel mit Gattungen bei Isabella Canali Andreini. Studia litteraria 10. Wilhelmsfeld. Egert.
Dersofi, Nancy. 1994. “Isabella Andreini (1562-1604)” in: Russell, Rinaldina. Hg. 1994. Italian Women Writers: A Bio-Bibliographical Sourcebook. Westport, CT. Greenwood Press. S. 18 – 25.
Hecker, Kristine. 1989. “Die Frauen in den frühen Commedia dell'arte-Truppen” in: Die Schauspielerin: Zur Kulturgeschichte der weiblichen Bühnenkunst. Hg. Renate Möhrmann. Frankfurt. Insel. S. 27-58
“Isabella Canali Andreini (1562-1604): 'Oh what can't a woman do …?'” (2003) in: Other Women's Voices: Translations of Women's Writing before 1700.
Richards, Kenneth & Laura. 1990. The Commedia dell'Arte: A Documentary History. Oxford; Cambridge, MA. Basil Blackwell for The Shakespeare Head Press.
Russell, Rinaldina. Hg. 1997. The Feminist Encyclopedia of Italian Literature. Westport, CT. Greenwood.
Tessari, Roberto. 1989. “Sotto il segno di Giano: La Commedia dell'Arte die Francesco e Isabella Andreini” in: Cairs, Christopher. Hg. 1989. The Commedia dell' Arte from the Renaissance to Dario Fo. The Italian origins of European theatre 6 = The papers of the conference of The Society for Italian Studies (Nov. 1988). Lewiston & Queenston & Lampeter. The Edwin Mellen Press. S. 1 – 33.
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