Fembio Specials Europäische Jüdinnen Hannah Senesh
Fembio Special: Europäische Jüdinnen
Hannah Senesh
geboren am 17. Juli 1921 in Budapest
hingerichtet am 7. November 1944 in Budapest
ungarisch-jüdische Widerstandskämpferin
80. Todestag am 7. November 2024
Biografie • Literatur & Quellen
Biografie
Hannah Senesh und Sophie Scholl wurden im selben Jahr, 1921, geboren; ihre Geburtstage liegen nur wenige Wochen auseinander. Beide setzten ihr Leben im Widerstand gegen Hitler ein und starben, ermordet von den Nazis, im Alter von 21 bzw. 23 Jahren. Aber anders als Sophie Scholl, die u.a. dazu gebraucht wird, das deutsche Gewissen zu entlasten, ist die ungarische Jüdin und Zionistin Hannah Senesh, die “Jeanne d'Arc Israels”, in der Bundesrepublik kein Begriff.
Hannah Senesh, Tochter des jüdischen Schriftstellers Béla Szénes und seiner Frau Katharina Szénes, wuchs mit ihrem Bruder Georg in Budapest auf. Ihr Vater starb, als sie sechs Jahre alt war. Hannah war eine brillante Schülerin; sie kam deshalb auf eine protestantische Eliteschule - in der Jüdinnen das dreifache Schulgeld zahlen mußten.
Hannah möchte Schriftstellerin werden: “Ich bin so glücklich. Ich habe Mutter eins von meinen Gedichte vorgelesen, ... und es hat ihr sehr gefallen. Vielleicht kann ich ja doch Schriftstellerin werden. Aber es schreiben so viele!”
1939, kurz nach Kriegsausbruch, übersiedelt die 18jährige Hannah nach Palästina, um in einem Kibbuz zu arbeiten.
Am 13. März 1944 sprangen 32 Palästina-jüdische Mitglieder der britischen Armee, unter ihnen als einzige Frau Hannah Senesh, mit dem Fallschirm über Jugoslawien ab. Sie waren von Brindisi, Italien, aus gestartet und hatten den Auftrag, alliierte Piloten zu befreien, die hinter den feindlichen Linien abgeschossen worden waren. Erst nach Erledigung dieser Mission durften sie sich ihrem eigentlichen Ziel widmen: Vom Untergrund aus wollten sie jüdische Menschen retten. Mehr als eine Million, so vermutete man, lebten noch in Rumänien, Ungarn und der Tschechoslowakei.
Kürz nach Überquerung der ungarischen Grenze wurde Hannah Senesh von den Deutschen gefaßt und zu Verhören nach Budapest überführt. Sie wurde grausam gefoltert, verriet aber auch dann nichts, als man ihr drohte, vor ihren Augen ihre Mutter zu foltern und zu töten. Ihre Festigkeit hat vermutlich der Mutter das Leben gerettet; hätte Hannah nachgegeben, hätten die Deutschen sie unweigerlich sofort exekutiert und ihre Mutter nach Auschwitz deportiert.
Ende Oktober kommt Hannah vor ein Militärgericht; am 7. November wird sie hingerichtet.
Zitat:
Hannah ist dem Gedächtnis ihres Volkes heilig. Für eine ganze Generation wurde sie zum Symbol unendlichen Martyriums. Das persönliche Symbol war notwendig, denn der Verlust, den das jüdische Volk erlitten hat, ist in der Dimension von sechs Millionen ganz unfaßbar. Er kann eher ermessen werden, wenn er in einem einzigen Leben und Sterben zusammengefaßt erscheint. (Abba Ebban)
Verfasserin: Luise F. Pusch
Literatur & Quellen
Hannah Senesh in der Deutschen Nationalbibliothek
Hannah Senesh: Her Life and Diary. First Complete Edition. Einführung: Eitan Senesh. Vorwort: Marge Piercy. Woodstock, Vermont. Jewish Light Publishing.
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