Fembio Specials Berühmte Malerinnen Gwen John
Fembio Special: Berühmte Malerinnen
Gwen John
(Gwendolen Mary John)
geboren am 22. Juni 1876 in Haverfordwest, Wales
gestorben am 13. September 1939 in Dieppe, Frankreich
englische Malerin
85. Todestag am 13. September 2024
Biografie • Weblinks • Literatur & Quellen • Bildquellen
Biografie
Ausgerechnet Gwens jüngerer und zunächst berühmterer Bruder Augustus hat immer behauptet, sie sei die viel bessere Malerin. Aber die öffentliche Anerkennung ihrer Arbeiten ließ lange auf sich warten – was sicher nicht an deren Qualität lag, sondern an der besonderen Arbeits- und Lebensweise von Gwen John.
Ihre künstlerisch begabte Mutter stirbt früh, und Gwen und Augustus streifen, nie ohne ihre Skizzenblöcke, frei umher. 1895 folgt Gwen dem Bruder für drei Jahre an die Londoner Slade School, vier Monate Malstudien bei Whistler in Paris entwickeln ihren von ihm gerühmten und lebenslang sich verfeinernden Sinn für Farbtönungen.
1904 steht Gwen dem alten Rodin in Paris Modell, und es entsteht eine Liebesbeziehung, deren Intensität Gwens ganzes Wesen ergreift. Bald aber wird Gwens Leidenschaft ihm lästig. Immer seltener darf sie ihn sehen, bis 1917 schreibt sie ihm 2000 Briefe – als »your obedient little model« – Marie oder Maria, niemals als Gwen.
Ab 1927 entwickelt sie noch einmal eine enge, diesmal religiös getönte Bindung: Auch Véra Oumançoff, die Schwägerin des katholischen Philosophen Jacques Maritain, soll sie, ein verletztes, liebebedürftiges kleines Tier, Marie nennen. Wieder wird ihre Zuneigung zu bedrängend, so dass sie schließlich Véra nur noch montags, nach der Messe, heimbegleiten darf; jedesmal schenkt sie ihr ein kleines Bild. Diese dessins de lundi (= Montagszeichnungen) werden unbeachtet in einen Schrank gestopft und erst nach 1960 zufällig gefunden.
Die letzten Jahre ihres Lebens gleitet Gwen in immer tiefere Isolation. Immer konzentrierter wird ihr einsames Arbeiten, ihre Gouachen werden monochromer, die gleichen Sujets werden immer wieder, bis auf 5 x 5 cm, verkleinert. Sie vernachlässigt ihre Gesundheit noch mehr als früher und wohnt ab 1936 in einer verfallenden Gartenhütte. Das Bewusstsein ihres Wertes als Künstlerin bleibt dabei ungebrochen. Schließlich nehmen die Depressionen überhand; todkrank reist sie nach Dieppe, bricht dort auf der Straße zusammen. Ihr Grab ist unbekannt.
Aus: Pusch/Gretter, Berühmte Frauen: 300 Portraits, Bd. 1
Bei Nachforschungen eines BBC-Teams unter Mithilfe einer Großnichte der Künstlerin, Sara John, wurde 2014 endlich der Eintrag zu Gwen Johns Grab in Dieppe entdeckt: Unter ihrem bürgerlichen Namen Mary John ist sie auf dem Janval-Friedhof beigesetzt worden. Seit April 2015 erinnert eine Gedenktafel an die Malerin.
(Text von 1988)
Verfasserin: Swantje Koch-Kanz
Links
Art UK: Gwen John (1876–1939). Werke.
Online verfügbar unter http://artuk.org/discover/artists/john-gwen-18761939, zuletzt geprüft am 20.06.2021.
Artcyclopedia: Gwen John Online – Categorized & Annotated. Linksammlung.
Online verfügbar unter http://www.artcyclopedia.com/artists/john_gwen.html, zuletzt geprüft am 20.06.2021.
BBC News: Gwen John watercolours found at Princeton University. 14 December 2011.
Online verfügbar unter http://www.bbc.com/news/uk-wales-south-west-wales-16176016, zuletzt geprüft am 20.06.2021.
WebCite®-Archivfassung: http://www.webcitation.org/6iFnhmBwU.
BBC News (2014): Artist Gwen John's wartime grave discovered in France. 2 February 2014.
Online verfügbar unter http://www.bbc.com/news/uk-wales-south-west-wales-25990465, zuletzt geprüft am 20.06.2021.
WebCite®-Archivfassung: http://www.webcitation.org/6iFty7MD2.
Frank, Tessa: Gwen John: Her Art and Spirituality. Aus: The Way, 46/1 (January 2007), S. 53–64. PDF-Datei.
Online verfügbar unter http://www.theway.org.uk/Back/461Frank.pdf, zuletzt geprüft am 20.06.2021.
Holroyd, Michael (2004): Gwen and Augustus John. The Guardian, 4 September 2004.
Online verfügbar unter https://www.theguardian.com/artanddesign/2004/sep/04/art, zuletzt geprüft am 20.06.2021.
WebCite®-Archivfassung: http://www.webcitation.org/6iFstS4EB.
Misstear, Rachael (2015): Gwen John memorial plaque unveiled at her final resting place - the French town of Dieppe. Wales Online, 20 Apr 2015.
Online verfügbar unter http://www.walesonline.co.uk/news/wales-news/gwen-john-memorial-plaque-unveiled-9083018, zuletzt geprüft am 20.06.2021.
WebCite®-Archivfassung: http://www.webcitation.org/6iFsaVIeI.
Tate: Gwen John. Werke, Kurzbiografie.
Online verfügbar unter http://www.tate.org.uk/art/artists/gwen-john-1363, zuletzt geprüft am 20.06.2021.
Vocelle, Laura: The Great Cat – Gwen John (1876-1936, American). Zusammenstellung von Katzenbildern von Gwen John.
Online verfügbar unter http://www.thegreatcat.org/the-cat-in-art-and-photos-2/cats-in-art-20th-century/gwen-john-1876-1936-british/, zuletzt geprüft am 20.06.2021.
Wikiart: Gwen John.
Online verfügbar unter http://www.wikiart.org/en/gwen-john, zuletzt geprüft am 20.06.2021.
Literatur & Quellen
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Bildquellen
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