Fembio Specials Frauen aus Hannover Grethe Weiser
Fembio Special: Frauen aus Hannover
Grethe Weiser
geboren am 27. Februar 1903 in Hannover
gestorben am 2. Oktober 1970 in Bad Tölz
deutsche Schauspielerin, Kabarettistin und Chansonsängerin
120. Geburtstag am 27. Februar 2023
Biografie • Zitate • Literatur & Quellen
Biografie
“Die kleine zähe Person hat kein Denkmal nötig. Das steht.” schrieb der Kritiker Friedrich Luft nach ihrem Tod. Grethe Weiser war eine hochtalentierte Komikerin, deren Hauptstärke ihre Redefähigkeit war. Mit ihrer schnodderig-frechen Schlagfertigkeit konnte sie ihr Publikum zu Beifallsstürmen hinreißen. Film- und BühnenpartnerInnen rühmten ihre Arbeitsdisziplin und Hilfsbereitschaft: Ihr lag viel daran, anderen nicht die Schau zu stehlen.
Mathilde Ella Dorothea Margarethe Nowka wurde in Hannover als Tochter eines wohlhabenden Unternehmer-Ehepaars geboren und wuchs in Dresden auf. Dort besuchte sie die höhere Töchterschule und erkämpfte sich mit achtzehn Jahren durch Hungerstreik die Erlaubnis, den jüdischen Zuckerfabrikanten Josef Weiser aus Österreich zu heiraten. Er war reich und konnte seiner Frau ein Schloß bei Dresden mieten, wo sie 1922 ihren Sohn Günther zur Welt brachte. Im Zuge der Weltwirtschaftskrise verlor Josef jedoch sein Vermögen und versuchte, sich in Berlin eine neue Existenz aufzubauen, unter anderem durch Übernahme des Kabaretts Charlott, wo Grethe ihre ersten Auftritte übte.
Als die Ehe wegen Josefs Seitensprüngen nur noch auf dem Papier bestand, hatte sie ihre Aufgabe als Schauspielerin und Kabarettistin gefunden. Ab 1929 spielte sie bereits größere Nebenrollen im Film, stellte Köchinnen und anderes Hauspersonal dar und glänzte durch ihre gewitzte Zungenfertigkeit. Ihre größten Filmerfolge hatte sie 1937 mit Die göttliche Jette und Mädchen für alles.
Im Zweiten Weltkrieg wurde Weiser zum Fronttheaterdienst verpflichtet und wirkte überdies in mehr als dreißig Filmen mit. Um aus Karrieregründen Mitglied in der Reichstheaterkammer werden zu können, hätte sie in die NSDAP eintreten und sich dazu wiederum von Mann und Kind trennen müssen. Sie weigerte sich jedoch, schickte den Sohn ins Internat nach England (Josef hatte sich nach Holland abgesetzt) und wurde in Ruhe gelassen. In Kriegszeiten war ihre Komik anscheinend unverzichtbar.
1948 lernte sie Ida Ehre kennen, die Prinzipalin der Hamburger Kammerspiele, die ihr die Hauptrolle in Das Kuckucksei anbot. Die Premiere wurde zur Huldigung für Weiser, die mit diesem Stück noch oft auf Tournee ging. Der Kontakt zu Ida Ehre wurde durch die Zusammenarbeit an Hauptmanns Biberpelz (Mutter Wolffen) vertieft und mündete in enge Freundschaft.
In den Filmen der Wirtschaftswunderzeit verkörperte sie das “Herz mit Schnauze”, die schlagfertige Berlinerin, die sich nichts vormachen und nicht unterkriegen läßt. 1968 erhielt sie das Bundesverdienstkreuz. Nach ihr wurde sogar ein InterCityExpress benannt, der zwischen Frankfurt und Hannover verkehrte, und im Jahr 2000 wurde ihr eine 100-Pfennig-Briefmarke der Dauerserie “Frauen der deutschen Geschichte” gewidmet.
Als Weiser mit ihrem zweiten Ehemann, dem Filmproduzenten Hermann Schwerin, durch einen Autounfall ums Leben gekommen war, schrieb Ida Ehre in einem Nachruf: “Du warst von einer Nibelungentreue; wen Du in Dein Herz geschlossen hattest, der war darin verankert… In mir wirst Du immer bleiben, meine Grethe…”
Text von 2002, für FemBio aktualisiert von Luise F. Pusch)
Verfasserin: Mechthild Winkler-Jordan
Zitate
Zum erstenmal in meinem Leben hab' ich in einem Stück gespielt, in dem nicht ein einziges Wort von mir war… (Grethe Weiser nach der “Biberpelz”-Premiere)
Schön bin ich nicht. Aber in meinem Gesicht tut sich etwas.
Nicht belegte Zitate
(Im Internet überlebt Grethe Weiser hauptsächlich in Zitatsammlungen. Folgende Sprüche werden ihr zugeschrieben:)
Für Männer gelten die Gesetze der Optik nicht: Wenn man sie unter die Lupe nimmt, werden sie plötzlich ganz klein. Variante: Für Männer gelten die Gesetze der Optik nicht: wenn man sie unter die Lupe nimmt, werden sie nicht größer, sondern kleiner.
Heiratsantrag – das größte Kompliment, das ein Mann einer Frau machen kann. Leider ist es oft auch das letzte.
Die schwierigste Aufgabe für eine Frau ist es, einem Mann klarzumachen, daß er ohne sie nicht leben kann.
Beim Klatsch kommt es nicht auf den Kern der Sache an, sondern auf die Einzelheiten.
Ein Ehemann ist Rohstoff - kein Fertigprodukt.
Literatur & Quellen
Borgelt, Hans. 1974. Grethe Weiser: Herz mit Schnauze. Hamburg. Rowohlt.
Beyer, Friedemann. 1992. Die Gesichter der Ufa – Starportraits einer Epoche. Heyne Filmbibliothek, München. Heyne.
Beyer, Friedemann. 1991. Die Ufa-Stars im Dritten Reich – Frauen für Deutschland. München. Heyne.
Filme mit Grethe Weiser
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