Fembio Specials Frauen mit DDR-Hintergrund Gisela Steineckert
Fembio Special: Frauen mit DDR-Hintergrund
Gisela Steineckert
geboren am 13. Mai 1931 in Berlin
deutsche Schriftstellerin
90. Geburtstag am 13. Mai 2021
Biografie • Zitate • Weblinks • Literatur & Quellen
Biografie
Gisela Steineckert ist eine vor allem in den neuen Bundesländern bekannte und beliebte, aber nicht unumstrittene Schriftstellerin. Zu DDR-Zeiten hatte sie viele gesellschaftliche Funktionen, unter anderem im Schriftstellerverband der DDR, und wurde vielfach ausgezeichnet. Sie hat über dreißig Bücher, zahlreiche Hörspiele, etwa 2800 Liedtexte, einige Filmdrehbücher und viele Briefe verfaßt. Besonders über und für Frauen schreibt Gisela Steineckert, und Frauen vor allem fühlen sich davon angesprochen, wie sie mit Witz und Verstand zwischenmenschliche Beziehungen untersucht und darstellt. Vielfältig sind ihre Ausdrucksformen; sie sagt, es gebe außer dem Roman keine literarische Form, in der sie sich nicht versucht habe. Am bekanntesten ist sie als Lyrikerin – klare, unverschnörkelte, aber feinfühlige und tiefgründige Gedichte und Lieder sind ihr Markenzeichen.
Vorgeworfen wird ihr vor allem ihr Engagement in der DDR-Kulturpolitik (Bettina Wegener: “Oberzensorin”) und ihre Aussage, daß sie gern in der DDR gelebt habe, auch wenn sie sie nicht zurückhaben wolle. Steineckert bekennt sich auch unter den geänderten Bedingungen zu linken Positionen, und das macht sie angreifbar. “Heiße rote Nudel” ist noch einer der harmloseren Ausdrücke, mit denen sie bedacht wurde und wird. Ihr Publikum achtet sie aber auch und gerade dafür, daß sie nicht mit dem Ende der DDR alle Überzeugungen über Bord geworfen und ihr Mäntelchen nach dem Wind gehängt hat. Dabei leugnet sie jedoch weder eigene Fehler noch die der DDR-Politik.
Gisela wird am 13. Mai 1931 in Berlin in denkbar ungünstige Lebensumstände geboren: ihre Mutter, ein Dienstmädchen, ist ledig und hat bereits eine Tochter, der Vater ist ein jähzorniger, kalter Mann, der als Schneider arbeitet – wenn er nicht gerade das wenige Geld vertrinkt, das die Familie besitzt. Angst, Schläge und Entbehrung sind an der Tagesordnung. Giselas Mutter bekommt noch zwei weitere Kinder und überlebt mehrere Abtreibungen.
Der Krieg wirkt befreiend, denn Vater wird eingezogen. Gisela wird mit zwei Geschwistern 1940 nach Oberösterreich evakuiert. Dort erlebt sie erstmals eine angenehmere Zeit ohne Hunger und ohne Angst vor Schlägen. Mit den verbesserten Lebensumständen bessern sich auch ihre schulischen Leistungen. Ihre Mutter kommt einige Zeit später mit dem jüngsten Kind ebenfalls nach Österreich. Nach dem Ende des Krieges kehren Mutter und Kinder 1946 nach Berlin zurück, auch der Vater hat den Krieg überlebt.
Durch Lektüre und Filme, in denen Gisela mehr von den Verbrechen der Nazis erfährt, findet sie zu einer antifaschistischen Haltung. Autodidaktisch bildet sie sich weiter, besonders auf literarischem Gebiet. Gisela arbeitet als Sozialhelferin in Kindertagesstätten, bevor sie im November 1946 gegen den elterlichen Willen eine kaufmännische Lehre beginnt.
1947 heiratet sie (knapp siebzehnjährig) Walter Steineckert. Nach der Heirat arbeitet sie als Sprechstundenhilfe bis zur Geburt ihrer Tochter im Mai 1951. Erste schriftstellerische Versuche folgen.
Als 1953 ihre Eltern und Geschwister alle in die BRD übersiedeln, bleibt sie in der DDR. Ihre Ehe wird geschieden, und Gisela Steineckert arbeitet als Sachbearbeiterin im Rathaus Berlin-Pankow. Da ihre Tochter nicht kindergartenfähig ist und es keine Verwandten mehr gibt in Berlin, heiratet sie den Vater ihres Kindes zum zweiten Mal; 1957 läßt sie sich wieder scheiden.
Ab 1957 schreibt Gisela Steineckert als freie Schriftstellerin Hörspiele sowie Artikel für verschiedene Zeitungen und Zeitschriften. Während einer kurzen Ehe mit dem Schriftsteller Heinz Kahlau schreibt sie mit ihm ihr erstes Drehbuch. 1962-1963 arbeitet sie als Kulturredakteurin beim Eulenspiegel, verfaßt weitere Drehbücher und gibt verschiedene Anthologien heraus. 1965 beginnt ihre sehr intensive Mitarbeit in der Singebewegung (Oktoberklub u.a.), die bis etwa 1973 andauert. In Zusammenarbeit mit verschiedenen Sängerinnen und Sängern entstehen zahlreiche Lieder – Schlager, Chansons, Kinderlieder und anderes. In dieser Zeit lernt Gisela Steineckert Jürgen Walter kennen; eine Weile sind sie ein Paar. Bis heute besteht das gute Verhältnis zwischen der Schriftstellerin und dem Chansonnier, viele Lieder entstammen dieser Zusammenarbeit.
Seit über dreißig Jahren ist Steineckert mit Wilhelm Penndorf verheiratet. Der ehemalige Chefredakteur für Musik bei Radio DDR gab ihr zuliebe seine Karriere auf und hält ihr bei ihrer Arbeit den Rücken frei. Nach der gesellschaftlichen Wende in der DDR kam für Gisela Steineckert wie für viele andere eine schwierige Zeit: von einem Tag auf den anderen brachen Beziehungen weg, ihre Bücher fanden vorerst keine Verleger, und bereits gedruckte Bücher wurden aus den Läden genommen, um Platz für westliche Herzschmerzliteratur zu machen. Glücklicherweise kamen nach kurzer geistiger Abwesenheit viele LeserInnen wieder zur Besinnung ... Seitdem sind weitere Bücher erschienen, neue Lieder entstanden in Zusammenarbeit mit verschiedenen InterpretInnen, und Gisela Steineckert tourt unermüdlich durch die Lande und ermutigt ihr Publikum in Lesungen, die sich eines immensen Zuspruchs erfreuen.
Seit 1990 engagiert sich Gisela Steineckert im dfd, dem “neuen” Demokratischen Frauenverband Deutschlands, damals als Vorsitzende, heute als ehrenamtliche Vorsitzende.
Verfasserin: Almut Nitzsche
Zitate
Ich habe Angst
daß ich mich an mich gewöhne
ein Gesicht mache wenn ich unter die Leute geh
das Messer anders halte
schriller werde in der Stimme wieder
bedeutend sein will
vergesse, wie es andern geht
die den Pfennig umdrehn, keine Wohnung haben
nicht geliebt sind, um die sich niemand reißt
so ging es mir und sobald ichs vergesse
wird es mir wieder so gehn
Links
Gisela Steineckert. Offizielle Webseite (2021).
Online verfügbar unter http://www.gisela-steineckert.info/, zuletzt geprüft am 09.05.2021.
Literatur & Quellen
Quellen
- Pressemitteilungen Detlef Plog. 1983.
- Spuren. Ein Gisela-Steineckert-Porträt in Gesprächen, Texten, Zeugnissen. VEB Lied der Zeit, Musikverlag Berlin.
- Gisela Karau. 1999. Weibergeschichten. Berlin. Karl Dietz Verlag.
- persönliche Auskünfte von Gisela Steineckert und ihrer Enkelin
Aktuelle Ausgaben
Bücher
Bengsch, Gerhard und Huhn, Klaus (Hg.) (2013): Nachlese. 18 Spotless-Autoren über die Kehrtwende.
Autoren: Elfriede Brüning, Werner Eberlein, Walter Flegel, Gerhard Holtz-Baumert, Erik Neutsch, Eberhard Panitz, Gisela Steineckert, Harry Thürk, Ruth Werner u.a. Berlin. Spotless. ISBN 978-3-360-02080-2.
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Steineckert, Gisela (2005): … und mittendrin das dumme Herz. Gedichte und Lieder. Berlin. Das Neue Berlin. ISBN 9783360012692.
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Steineckert, Gisela (2007): Wild auf Hoffnung. Berlin. Neues Leben. ISBN 978-3-355-01742-8.
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Steineckert, Gisela (2009): Liebesgedichte. Berlin. Neues Leben. ISBN 978-3-355-01756-5.
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Steineckert, Gisela (2010): Das Schöne an den Männern. 2. Auflage. Berlin. Neues Leben. ISBN 978-3-355-01781-7.
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Steineckert, Gisela (2016): Eines schönen Tages. Erinnerungen. 2. Auflage. Berlin. Neues Leben. ISBN 978-3-355-01846-3.
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Steineckert, Gisela (2021): Langsame Entfernung. Gedanken, Gedichte und Voraussichten. 1. Auflage. Berlin. Neues Leben. ISBN 9783355018999.
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Thiele, André (Hg.) (2003): In den Trümmern ohne Gnade. Festschrift für Peter Hacks.
Mit Beiträgen von: Helmut Baierl, Nick Barkow, Alfredo Bauer, Stefan Eggerdinger, Klaus Ensikat, Eberhard Esche, Frank Flegel, Georg Fülberth, Robert Gernhardt, Peter Gosse, Kurt Gossweiler, Egbert Herfurth, Hans Heinz Holz, Hans Jochen Irmer, Otto W. Johnston, H. Kant, Rainer Kirsch, Felix Klopotek, Wolfgang Kohlhaase, Ludo Martens, Jens Mehrle, Thomas Metscher, G. Ruth Mossner, André Müller sen., Dieter Noll, Volker Riedel, Günther Rücker, Arnold Schölzel, Gisela Steineckert, Klaus Steiniger, Armin Stolper, Horst Tomayer, Heidi Urbahn de Jauregui, S. Wagenknecht, Ella Wengerowa, Rayk Wieland. Berlin. Eulenspiegel-Verl. ISBN 978-3-359-01532-1.
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E-Books
Gutschke, Irmtraud (2013): Gisela Steineckert. Das Leben hat was. Interview. E-Book (EPUB). Berlin. Das Neue Berlin. ISBN 978-3-360-50037-3.
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Steineckert, Gisela (2012): Ach Mama. Ach Tochter. E-Book (EPUB). Berlin. Neues Leben. ISBN 9783355500036.
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Steineckert, Gisela (2021): Langsame Entfernung. Gedanken, Gedichte und Voraussichten. E-Book (EPUB). Berlin. Neues Leben. ISBN 9783355500678.
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Hörbücher
Steineckert, Gisela (2006): Das Schöne an den Männern. Hörbuch ; CD. Berlin. Eulenspiegel Verlag. (Ohr-Eule) ISBN 978-3-359-01091-3.
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Steineckert, Gisela (2006): Das Schöne an der Liebe. Hörbuch ; CD (76:19 Min.). Berlin. Eulenspiegel Verlag. (Ohr-Eule) ISBN 978-3-359-01090-6.
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Steineckert, Gisela (2014): Das Schöne an den Frauen. mp3-Download. ungek. Ausg. Berlin. Eulenspiegel Verlag. ISBN 9783359503170.
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Steineckert, Gisela (2014): Das Schöne an den Männern. mp3-Download. ungek. Ausg. Berlin. Eulenspiegel Verlag. ISBN 9783359503194.
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Steineckert, Gisela (2014): Das Schöne an der Liebe. Gedichte. mp3-Download. ungek. Ausg. Berlin. Eulenspiegel Verlag. ISBN 9783359503187.
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