Fembio Specials Frauenbeziehungen Germaine Krull
Fembio Special: Frauenbeziehungen
Germaine Krull
(Germaine Louise Krull)
geboren am 29. November 1897 in Wilda bei Posen/Poznań (Polen)
gestorben am 31. Juli 1985 in Wetzlar
deutsch-niederländische Fotografin, Kriegskorrespondentin und Hotelmanagerin
125. Geburtstag am 29. November 2022
Biografie • Zitate • Weblinks • Literatur & Quellen • Bildquellen
Biografie
Sie nannte sich »chien-fou« (frz.: verrückter Hund). Und sie war die fast perfekte Künstlerin: Stattliche sieben Male wagte sie den kompletten Neubeginn, und einer Gesellschaft, die sich von ihren KünstlerInnen möglichst skurrile Lebensszenen erhofft, widmete sie gleich vier mythengespickte Autobiographien (1) – inzwischen füllt ihr illustres Leben ein Hörspiel und einen 160-seitigen Roman (2).
Mit ihren nonkonformistischen Fotografien verzückte sie eine ganze Schar avantgardebegeisterter KunstwissenschaftlerInnen: Nach Ansicht des Fotohistorikers Herbert Molderings begründete Krull 1928 mit ihrem Portfolio »Métal« nicht weniger als die fotografische Moderne in Frankreich. Kurzzeitig kämpfte sie als Sozialistin und Anarchistin, lebte in Europa, in Afrika und Asien und unterfütterte damit das gern gehätschelte Klischee einer internationalistischen, linkspolitischen Moderne. Engstirnige Konventionen und Grenzen, insbesondere die der dualen Geschlechterordnung, waren ihr ein Gräuel. Mit Wonne betonte sie, schon als Mädchen in Jungenkleidung durch die Welt gestapft zu sein. Mindestens dreimal wechselte sie das politische Lager. Als Grenzgängerin zwischen den Kulturen aber versagte sie kläglich: Nicht anders als Pablo Picasso oder Henri Matisse taxierte sie die außereuropäische Welt zeitlebens mit abschätzigem Kolonialherrinnen-Blick.
»Wie ein Spiegel, der das Bild der Welt verwandelt«: Erste Schritte
Das französische Multitalent Jean Cocteau war von Krulls fotografischer Begabung merklich angetan. Sie sei wie ein »Spiegel, der das Bild der Welt verwandelt«, schreibt er 1930. Dabei war Krull nur durch Zufall Fotografin geworden: Als sie mit 18 Jahren schwanger wird, zwingt ihre Mutter, eine bisweilen unterkühlte Münchner Pensionsbesitzerin, sie zur Abtreibung. Fortan fühlt sich Germaine Krull allein ihrer neun Jahre jüngeren Schwester Berthe verpflichtet. Ihren Vater, einen freigeistigen Bonvivant, von Beruf Ingenieur, hatte sie schon lange zuvor emotional abgeschrieben. 1912 verlässt er die Familie.
Ein Jahr nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges will Krull nun ein eigenes Leben beginnen, an der Universität studieren. Doch sie hat kein Abitur, muss auf die Münchner Lehr- und Versuchsanstalt für Photographie ausweichen. Es ist die erste Schule, die sie regelmäßig besucht. Während der unzähligen Umzüge ihrer Kindheit, nach Bosnien, Italien, Frankreich, in die Schweiz, unterrichtete sie einzig ihr Vater. Ein »starkes Vermächtnis an Freiheit« habe er ihr hinterlassen, »aber kein Wissen«, beklagt sie sich. »Ich las wie ein vierjähriges Kind«. Lebenslang schämt sich Krull für ihre Grammatikprobleme.
»Die kleine Fee war noch nicht die Königin«: Schwabing und Moskau
Mit gerade einmal 21 Jahren eröffnet Krull ihr erstes Atelier in München-Schwabing, Hochburg linker wie rechter KünstlerInnen. Franziska zu Reventlow, Ricarda Huch, Rainer Maria Rilke, Thomas und Katia Mann wirkten hier. Handwerklich bleibt Krull zunächst dem sogenannten Piktorialismus verpflichtet. Als Nonplusultra zeitgenössischer Fotografie war er ihr während ihrer Ausbildung präsentiert worden. Verhieß er doch in einer Zeit, in der der Fotografie jedwede künstlerische Qualität abgesprochen wurde, ein dezentes Quäntchen Nobilitierung – über die Orientierung an der Malerei vergangener Tage. Und so erinnert Krulls Lichtführung bei manch frühem Portrait an Rembrandt-Bildnisse.
Krulls Ehrgeiz ist groß. Unbedingt will sie in der Kunstszene eine führende Rolle einnehmen. Sie will »die Königin werden«, das Atelier zu »eine(r) Art Treffpunkt für ganz Schwabing« emporhieven. Doch schon 1919 muss sie es schließen. Aktiv wirkt sie bei der Novemberrevolution mit, wird verhaftet, des Landes verwiesen. Mit ihrem kurzzeitigen Lebensgefährten, dem ukrainischen Aktivisten Samuel Levit, geht sie 1921 nach Russland. Inzwischen Anarchistin, lehnt sie die großen Kommunistischen Parteien Europas als dogmatisch und autoritär ab, gerät unter Spionageverdacht. Sie wird als Konterrevolutionärin verhaftet, beinahe exekutiert. Im Januar 1922 verweist man sie, an Typhus erkrankt, des Landes.
»Champagner und Wahnsinn«: Berlin
Frisch genesen und tatkräftig unterstützt von ihrem engen Freund Max Horkheimer, geht Krull 1922 nach Berlin. Realitätsfern schildert sie die Stadt unter den Vorzeichen der Inflation als rauschendes Fest: »Es gab alles, Geld hatte keinen Wert. Man musste es ausgeben, denn am nächsten Tag würde es noch weniger wert sein«. Sie mischt mit in Literatur-, Kunst- und Theaterzirkeln, begegnet Arthur Lehning, George Grosz, Bertolt Brecht. Als sie 1923/24 ein neues Atelier eröffnet, hat sie sich vom Piktorialismus emanzipiert, arbeitet sachlicher. Sie übt sich in ersten Straßenfotos, entwickelt ihre Aktfotografie weiter, verliebt sich in den holländischen Dokumentarfilmer Joris Ivens und in eine Frau, die sie in ihren Memoiren wortkarg »Elsa« nennt.
»Alles war aus Stahl«: Amsterdam
1925 ziehen Krull und Ivens nach Amsterdam. Ihre Liebe ist längst abgekühlt, als sie ihn 1927 heiratet. Sie will lediglich einen niederländischen Pass. Lebenslang wird sie ihn behalten. Ivens wertet Krull als seine große Inspiratorin: »Durch sie bekam ich Zugang zu einer Welt, von der ich nur Phantasievorstellungen hatte. Es war meine Begegnung mit der Kunst, mit dem Leben«, schreibt er in seinen Memoiren. Im Rotterdamer Hafen bewundert Krull unterdessen riesige Stahlkräne, den »Wald von Eisen«, die Ozeandampfer, die Welt der Maschinen – Lieblingsmotive auch der russischen KonstruktivistInnen, des Bauhauses, der niederländischen De Stijl-Gruppe. »Ein großes Zeitalter ist angebrochen«, schwärmt der maschinenbesessene Architekt Le Corbusier in seinem Bestseller »Vers une architecture« (1922). Krull aber ist vom technisierten Universum ebenso angetan wie angewidert. Sie beschließt, die »Metallriesen«, fotografisch näher heranzuholen, um sie »vielleicht menschlicher zu machen«. Retrospektiv vermarktet sie diese, mit 28 Jahren gefasste Idee als Geburtsstunde ihrer Fotografie. Etwa zeitgleich, 1925, kreiert sie ihr berühmtes, surreal anmutendes Selbstportrait, auf dem sie ihre Kamera zum Kern des Selbst erklärt.
»Endlich zurück«: Paris
1926 folgt Krull einem Herzenswunsch: Sie begibt sich nach Paris, wo sie schon als Kind kurzzeitig weilte. Die KünstlerInnen-Kreise des »Rive Gauche«, des Café »Aux Deux Magots«, des Montmartre werden bald zum Lebenselixier. Für ihre Maschinenfotos aber interessiert sich (noch) niemand. Sie bestreitet ihren Lebensunterhalt mit Modeaufnahmen – Freundin Sonia Delaunay vermittelt Kontakte. Ähnlich wie Lee Miller ist Krull todunglücklich in diesem Genre: »Wenn es etwas auf der Welt gab, was mein Fotografenauge niemals« reizte, »war es bestimmt die Mode«. Haute-Couture-Aufnahmen entstehen damals ausschließlich im Studio. Krull aber zieht es – wie ihre Kolleginnen Marianne Breslauer, Gisèle Freund, Ilse Bing und Ellen Auerbach – auf die Straße.
Nachdem sie sogar die Tänzerin Josephine Baker in einem beengten Atelier ablichten soll, wirft sie nach eigenem Bekunden das Handtuch. Fortan flaniert sie mit ihrer kleinen Kamera, einer Ikarette Agfa 6 x 9, an den Seine-Quais entlang, sucht das Leben in den Boulevards und kleinen Gassen. In halsbrecherischen Aktionen klettert sie für die »Vu«, die erste französische Wochenillustrierte, auf einem »alten schwarzen Ding« herum – dem Eifelturm. Sie will das 10.000 Tonnen schwere Ungetüm zum Leben erwecken. Nicht dessen Totale in abgedroschener Postkartenromantik nimmt sie ins Visier. Sie fahndet nach ungewohnten Details, nutzt das Gegenlicht. Im Vordergrund stets die Diagonale, Liebling des »Neuen Sehens«. 1927/28 veröffentlicht Krull ihre Technik-Impressionen in dem Portfolio »Métal« und sorgt damit für ungeahnte Furore. Walter Benjamin nennt Krull seither in einem Atemzug mit den deutschen Fotografen August Sander und Karl Bloßfeldt. In Paris wird sie neben Man Ray und André Kertész als Spitze moderner Fotografie bejubelt, als Maschinenfotografin und »Eisenwalküre« (Eugène Merle) gefeiert. Peugeot, Citroën, das Pariser Elektrizitätswerk beauftragen sie.
Als sie eines ihrer berühmtesten Portraits, das der Schriftstellerin Colette anfertigen will, sträubt diese sich zunächst: »Fotografieren Sie lieber Ihre Maschinen«. Krull beteiligt sich an wichtigen internationalen Ausstellungen, der Essener »Fotografie der Gegenwart« (1929), der Werkbund-Wanderausstellung »Film und Foto« (1929). Wie Bérénice Abbott ist sie immer häufiger für die »Vu« unterwegs, veröffentlicht Bildbände, experimentiert mit Mehrfachbelichtungen, kollagenartigen Ausschnitten. Sie arbeitet an Szenen der Pariser Unterwelt, an Landschaftsbildern, portraitiert André Malraux, Jean Cocteau, S. M. Eisenstein.
»Kinder des Unglücks«: Bilder von Obdachlosen
»Le beau c'est le laid«, das Schöne ist das Hässliche, findet die Graphikerin Käthe Kollwitz und skizziert die Mittellosen der Gesellschaft. »Mitleid, Mitempfinden« spielen dabei – anfangs – eine erstaunlich kleine Rolle, gesteht sie 1941 ihrem Tagebuch. Ähnliches gilt für Krull: Als das Magazin »Vu« sie 1928 beauftragt, Obdachlose zwischen Nôtre Dame und Pont Neuf abzulichten, fügt sich das Thema zwar vortrefflich in eine ganze Reihe ihrer Arbeiten ein – sie umreißt die Schattenseiten der Großstadt so oft und so gerne, dass der Schriftsteller Pierre Mac Orlan schon frotzelt, um Krull hasteten »die Kinder des Unglücks«. Wiewohl, anders, als es ihre frühe Biographie erwarten ließe, geht es Krull weder um eine erbitterte Stellungnahme zur sozialen Kälte, noch um aufrüttelnde Enttarnung des erbarmungslosen Lebens im Müll. Krull klebt an alten »Bohème«-Mythen: Wohnungslose nennt sie euphemistisch »Clochards«. Ihren KollegInnen Marianne Breslauer, Brassaï oder André Kertész vergleichbar, deutelt sie Obdachlose zu randständigen Seelenverwandten um, zu »Philosophen«, die Besitz und Bindung freiwillig entsagt hätten, um »frei zu leben, à la cloche«. Und so scheint es nur folgerichtig, dass sie ihre »Clochard/e/s«-Serie nicht für eine politische Kampfschrift, sondern für die schicke »Vu« erstellt. Eingebettet in die schönmalerischen Kommentare des befreundeten Armuts-Romantikers Henri Danjou liest sich ihre Reportage wie eine Hommage an vermeintlich dauerheitere VagabundInnen. Krull trifft den Nerv der Zeit, erntet enormen Beifall. Dass sie die Obdachlosen gegen deren Willen fotografiert, wie sie später eingesteht, interessiert die sozialromantisch verklärten »Vu«-LeserInnen offenbar nicht.
Die »besten Bilder…, die ich je gemacht habe«: Im Dienste Charles de Gaulles
»Tausende von Toten und so viel Leid« werde Hitler bringen, schreibt Krull 1938 an Walter Benjamin. Als der Zweite Weltkrieg ausbricht, erwacht ihr brachliegender politischer Kampfgeist. Die Ex-Anarchistin arbeitet jetzt für Charles de Gaulles Exilregierung, für France Libre. Als wahrscheinlich einzige Frau fertigt sie 1942/43, vom afrikanischen France Libre-Zentrum Brazzaville ausgehend, Fotos, will die Relevanz französisch annektierter Gebiete für die Kriegswirtschaft hervorheben. Krull macht sich zum aktiven Bestandteil der Kriegspropaganda, zensiert ihre Arbeiten, hält Bilder von ZwangsarbeiterInnen zurück. Als sie in Kapstadt in dicken Lettern an einem Straßencafé »Für Hunde und Neger verboten« liest, ist sie zwar geschockt. Auch prangert sie im Nachhinein den Tod tausender KongolesInnen während des europäisch oktroyierten Eisenbahnbaus an. Trotzdem kündet mancher Afrika-Text und manches Afrika-Foto von einer tiefsitzenden Kolonialherrinnen-Attitüde. In einem Foto erhebt sie die Kamera nachgerade über ihr »Portrait-Opfer«, das hilflos seine Arme verschränkt. In einem anderen drängt sie zwei Kinder mit angstgeweiteten Augen regelrecht an die Wand. Völlig zu Recht fühlt sich Thomas Schirmböck an »Rasselehrbücher… vergangener Tage« erinnert. Krull aber zählt einige der Aufnahmen »zu den besten Bildern, die ich je gemacht habe.«
»Eine amüsante Erfahrung«: Zwischen Kapitalismus und Buddhismus
Weiterhin glühende Gaullistin, empfindet Krull Europa 1945 politisch »nicht so« wie es »hätte sein können«. Sie macht sich auf den Weg nach Asien, arbeitet in Vietnam als Kriegskorrespondentin, gönnt sich einen Urlaub in Thailand – und bleibt 20 Jahre dort. Eine »Laune des Schicksals« verschafft ihr als 49-Jährige »eine amüsante Erfahrung«, wie sie es nennt: Sie wird Direktorin des heruntergewirtschafteten »Hotel Oriental« in Bangkok. Rasch baut die ehemalige Sozialistin das Haus zu einer der teuersten Adressen Asiens aus. Krull avanciert zu einer der wenigen, einflussreichen Managerinnen des Landes. Die Fotografie tritt völlig in den Hintergrund. Mit knapp 70 Jahren legt sie ihre Unternehmerinnen-Existenz beiseite – und wagt nochmals den totalen Neustart: Inzwischen Buddhistin, verlegt sie ihren Wohnsitz nach Nordindien, engagiert sich für tibetische Flüchtlinge. Ein Schlaganfall zwingt sie 1983, sechs Jahre nach ihrer ersten großen Retrospektive in Bonn, nach Deutschland zurück. Für immer. Sie stirbt 1985, bei ihrer Schwester im hessischen Wetzlar – überraschend unspektakulär für eine Weltreisende wie Krull.
(Text von 2012)
(1) Krull, Germaine: Chien-fou. 1934 – Ceux de Brazzaville. 1944 – Click entre deux guerres. 1976 – La vie mène la danse. 1982. Alle Manuskripte: Archiv Germaine Krull der fotografischen Sammlung, Museum Folkwang, Essen. »La vie mène la danse« erschien unter dem Titel »La vita conduce la danza«, Florenz 1992, »Click entre deux guerres« wurde auszugsweise ins Deutsche übersetzt und publiziert in: Honnef, Klaus (1977): Germaine Krull. Fotografien 1922-1966. Ausstellungskatalog Bonn, S. 117-190. Sofern nicht anders vermerkt, entstammen alle nachfolgenden Zitate diesem Text, zudem Sichel, Kim (1999): Avantgarde als Abenteuer. Leben und Werk der Photographin Germaine Krull. München.
(2) Rueckert, Ulrike (2007): »Die Fotografie ist ein schöner Beruf«: Das schillernde Leben der Germaine Krull. München. Bayerischer Rundfunk – Dumas, Marie Hélène (2009): Lumières d'exil. Paris
Verfasserin: Annette Bußmann
Zitate
Zitate von Krull
Die Fotografie ist ein schöner, gestalterischer Beruf und der Fotograf ein Künstler – wenn er fähig ist, das Bild zu erfühlen. [Krull (1977), S. 190]
Vielleicht haben mir diese Metallriesen, in deren Nähe ich mir ganz klein und unscheinbar vorkam, Angst eingeflößt; aber eine unwiderstehliche Lust, sie im Bild festzuhalten, sie näher heranzuholen und dadurch vielleicht menschlicher zu machen, zwang mich, sie zu fotografieren. [Krull zit. n. Sichel (1998), S. 71/72]
Die erste Wissenschaft des Photographen besteht darin zu wissen, wie man schaut. Man schaut mit seinen Augen. Dieselbe Welt, mit anderen Augen gesehen, ist nicht genau dieselbe. Es ist die Welt, gesehen durch eine Persönlichkeit. Mit einem Klick des Verschlusses registriert die Linse die Welt von außen und den Photographen von innen. [Krull zit. n. Sichel (1998), S. 83]
Zitate zu Krull
Ich kann mir die Krull gut in ihrem Atelier vorstellen, die Zigarette zwischen den Lippen, und wie ihr dabei der Rauch in die Augen dringt … Um Krull und ihr Objektiv, rund wie das Auge eines Polypen, drängen, stoßen, klagen, streiten und hasten die Kinder des Unglücks, um sich vor der Kamera aufzustellen… Später (…) sucht man für diese in ihrer nackten Wirklichkeit aggressiven Gegenstände einen Namen aus dem uns geläufigen Vokabular. [Marc Orlan (sic! – d.i. Pierre Mac Orlan) um 1928, zit. n. Krull (1977), S. 124]
Hat die Photographie sich aus Zusammenhängen herausbegeben, wie sie ein Sander, eine Germaine Krull, ein Bloßfeldt geben, vom physiognomischen, politischen, wissenschaftlichen Interesse sich emanzipiert, so wird sie ›schöpferisch‹. [Walter Benjamin (1935/1993), Kleine Geschichte der Photographie, S. 62]
Sie sind wie ein Spiegel, der das Bild der Welt verwandelt; Sie und Ihre Kamera gestalten eine neue Welt, eine die alles Mechanische hinter sich gelassen und ihre Seele gefunden hat. [Jean Cocteau in einem Brief an Germaine Krull 04/1930, zit. n. Krull (1977), S. 140]
Ist die Fotografie eine Kunst? Die Holländerin Germaine Krull, eine der hervorragendsten Vertreterinnen der Kunstfotografie unserer Zeit, würde es verneinen… Hören wir, was die große Künstlerin sagt: ›Der Fotograf bleibt immer auf dem Boden der Realität‹... Germaine Krull kämpft gegen die konventionelle Fotografie … Diese Eigenwilligkeit und Originalität, mit der sie ihr künstlerisches Handwerk betreiben möchte, will sie nur durch fortschrittliche Arbeitsweise und technische Verbesserungen erreichen. Sie betrügt niemals. [Frédéric Lefèvre (1930), zit. n. Krull (1977), S. 125]
Links
Artfacts.Net: Germaine Krull. Biografie, Ausstellungen, Händler.
Online verfügbar unter http://www.artfacts.net/de/kuenstler/germaine-krull-13096/profil.html, zuletzt geprüft am 26.07.2020.
Drouot Estimations: Germaine Krull (1897-1985). Autoportrait (nicht datiert, um 1930). Für weitere Fotos Suchfunktion nutzen!
Online verfügbar unter http://www.drouot-estimations.com/html/fiche.jsp?id=426487, zuletzt geprüft am 26.07.2020.
Katalog der Deutschen Nationalbibliothek: Germaine Krull. Bücher und Medien.
Online verfügbar unter http://d-nb.info/gnd/118567195, zuletzt geprüft am 26.07.2020.
kunstaspekte: Germaine Krull. Kurzbiografie, Ausstellungen, Sammlungen, Galerien.
Online verfügbar unter https://kunstaspekte.art/person/germaine-krull, zuletzt geprüft am 26.07.2020.
photography-now.com: Germaine Krull. Ausstellungen, Veranstaltungen, Publikationen.
Online verfügbar unter http://www.photography-now.com/artists/K07272.html, zuletzt geprüft am 26.07.2020.
Starl, Timm (2009): Kritik der Fotografie | Moderne.
Online verfügbar unter http://www.kritik-der-fotografie.at/24-Moderne.htm, zuletzt geprüft am 26.07.2020.
WorldCat.org: Suchergebnisse – Germaine Krull. Bücher und Medien.
Online verfügbar unter http://www.worldcat.org/search?qt=worldcat_org_all&q=germaine+krull, zuletzt geprüft am 26.07.2020.
Literatur & Quellen
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Bildquellen
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