Fembio Specials Philosophinnen George Eliot
Fembio Special: Philosophinnen
George Eliot
(Mary Ann (später: Marian) Evans)
geboren am 22. November 1819 in Arbury, Warwickshire
gestorben am 22. Dezember 1880 in London
englische Schriftstellerin
205. Geburtstag am 22. November 2024
Biografie • Zitate • Weblinks • Literatur & Quellen
Biografie
Die große Realistin George Eliot, eine der bedeutendsten SchriftstellerInnen des 19. Jahrhunderts, veröffentlichte Scenes of Clerical Life, das “Präludium” zu den sieben Romanen, die ihren Ruhm begründeten, mit 38 Jahren relativ spät. Dann aber “verlor sie keine Zeit” und produzierte in drei Jahren (1859-61) drei Werke der Weltliteratur, Adam Bede, The Mill on the Floss und Silas Marner. Das Publikum liebte ihre Mischung aus Humor, Weisheit und Mitgefühl; die Bücher verkauften sich glänzend, genau wie ihre späteren Romane Felix Holt, Romola, Middlemarch und Daniel Deronda. Sie und ihr Lebensgefährte, der Literat und Gelehrte George Henry Lewes, konnten es brauchen, denn sie mussten - außer sich selbst - noch seine Ehefrau Agnes, die drei Söhne von Agnes und ihm sowie Agnes’ vier “Bastarde” von Leigh Hunt ernähren. Die ungeheure Arbeitsleistung wurde auch dadurch möglich, daß George Eliot wegen ihrer “wilden Ehe” geächtet war (daher auch das männliche Pseudonym) und so wenig Zeit mit gesellschaftlichen Verpflichtungen verlor.
Geboren wurde Mary Ann Evans in Warwickshire als jüngstes Kind des Gutsverwalters Robert Evans und seiner zweiten Frau Christiana geb. Pearson. Sie bekam eine für ihre Zeit und ihr Geschlecht relativ gute Ausbildung in verschiedenen Mädchenpensionaten, musste aber nach dem frühen Tod ihrer Mutter ab dem 17. Lebensjahr ihrem Vater den Haushalt führen und ihn später pflegen bis zu seinem Tod. Als er starb, war sie 30 Jahre alt. Die Haushalts- und Pflegejahre hatte sie genutzt zu intensivem Sprachenstudium und umfassender Lektüre - diese Autodidaktin vom Lande wurde immerhin zu einer der tonangebenden Intellektuellen und LiteratInnen ihrer Zeit. Ab ihrem 22. Lebensjahr war sie in Kontakt mit FreundInnen in Coventry, deren philosophische Analysen ihren christlichen Glauben erschütterten. Zweieinhalb Jahre lang arbeitete sie an der Übersetzung von David Friedrich Strauß’ Das Leben Jesu. Sie bekam dafür kein Honorar, auch wurde der Name der Übersetzerin nicht genannt. Ihr Verleger Chapman wusste ihre Tüchtigkeit und Anspruchslosigkeit weiter zu nutzen: In den 50er Jahren machte sie seine Westminster Review praktisch im Alleingang und wieder ohne Bezahlung zu einer der wichtigsten literarisch-philosophischen Zeitschriften der Insel. Die Arbeit als Herausgeberin brachte sie in Kontakt mit den führenden Geistern der Zeit, so auch mit George Henry Lewes, mit dem sie 1853 einen Hausstand gründete, obwohl sie nicht heiraten konnten - was im viktorianischen England ein Skandal ohnegleichen war. Die Beziehung der beiden währte 25 Jahre, bis zu Lewes’ Tod 1878; sie war äußerst glücklich und intellektuell produktiv.
Anderthalb Jahre nach Lewes’ Tod heiratete George Eliot ihren Finanzberater, den 20 Jahre jüngeren J.W. Cross. Auch dies eine sehr kühne Tat, ähnlich wie ihr Bruch mit dem Christentum und ihr “Leben in Sünde” mit Lewes. Das Zusammenleben mit kirchlichem Segen währte nicht lange. Sieben Monate nach der Hochzeit starb George Eliot an Herzversagen.
Verfasserin: Luise F. Pusch
Zitate
Was ich sehe, ist eine leidenschaftliche Frau, die darum kämpft, jemanden zu finden, den sie lieben kann und der sie liebt, eine Frau, die ... ungewöhnlich entschlossen ... vorgeht, um sich das zu holen, was sie möchte. ... Nur eine kleine Verschiebung in der Betonung, aber es ist ein Unterschied, ob wir uns eine der größten Schriftstellerinnen als neurotisch von Männern abhängig denken oder als Frau, die kühn genug war, sich das zu sichern, was sie haben wollte. (Phyllis Rose)
Links
Literatur & Quellen
David, Deirdre. 1989. Intellectual Women and Victorian Patriarchy: Harriet Martineau, Elizabeth Barrett Browning, George Eliot. Ithaca, NY. Cornell UP.
Gilbert, Sandra M. & Susan Gubar. 1984. The Madwoman in The Attic: The Woman Writer and the Nineteenth-Century Literary Imagination. New Haven; London. Yale Univ. Press.
Haight, Gordon S. 1965. A Century of George Eliot Criticism. Boston. Houghton Mifflin.
Haight, Gordon S. 1968. George Eliot: A Biography. Oxford; New York City. Oxford Univ. Press
Maletzke, Elsemarie. 1993. George Eliot. Biographie. Frankfurt/M. Insel.
Rose, Phyllis. 1987 [1984]. Parallele Leben: Fünf viktorianische Ehen [= Parallel Lives: Five Victorian Marriages]. Aus d. Engl. von Rosemarie K. Lester. Reinbek. rororo neue frau 5857.
Uglow, Jennifer S. 1987. George Eliot. New York. Virago / Pantheon.
Wiesenfarth, Joseph. 1985. “George Eliot (Mary Ann Evans)”, Dictionary of Literary Biography, 21: Victorian Novelists before 1885. S. 145-70. Detroit. Gale.
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