Fembio Specials Frauen aus Wien Fritzi Massary
Fembio Special: Frauen aus Wien
Fritzi Massary
Commons.Wikimedia.org
geboren am 21. März 1882 in Wien
gestorben am 30. Januar 1969 in Los Angeles
österreichische Sängerin und Schauspielerin
55. Todestag am 30. Januar 2024
Biografie • Literatur & Quellen
Biografie
1932 werden in Berlin Stücke von Brecht und Hauptmann uraufgeführt, aber geradezu ins Schwärmen geraten die Kritiker nach der Premiere einer luftigen musikalischen Nichtigkeit im Metropol-Theater.
Eine Frau, die weiß, was sie will – das ist nicht irgendeine Frau, das ist die Massary:
„Sie hat eine Art, über die Takt-Stränge zu schlagen, die zu raffinierten Synkopen führt. Sie hat eine Art, von der Höhe der naiven Empfindung herabzusteigen zu den leicht lasziven Alt-Tönen, die Erfahrung verraucht hat. Und zwinkert dabei mit dem Auge, zuckt mit dem Mund, der sich dann plötzlich in ein großes Lächeln legt. Lächeln als Refrain… Zuletzt, aus heiterm Himmel, ein Monolog: ‚Warum soll eine Frau kein Verhältnis haben?‘ Da lässt sie alle Minen springen, allen Minen singen. Jedes Wort hat seinen Ton, seine Tönung, seine Geste. Jedes Wort schlägt ein.“
(Premierenkritik aus der BZ am Mittag).
Am Metropol-Theater hat ihr Aufstieg zur gefeierte (und höchstbezahlten) Operetten-Königin der 20er-Jahre begonnen. Aus der kleinen Sängerin, nur eine unter vielen in den temporeichen Revuen mit ihrer schnellen Szenenfolge, wird in wenigen Jahren der Star aller großen Berliner Bühnen. Von der Revue kehrt sie zurück zur Operette, aber nicht mehr das mollige blonde „Süße Mädel“ steht da auf der Bühne, sondern eine schmale elegante Diva.
Sie brilliert zwar auch in Operetten-Klassikern wie Die Fledermaus, Die lustige Witwe oder Die Czardas-Fürstin, aber die Glanzrollen werden Fritzi Massary auf den Leib komponiert (und geschneidert, manche Kritiken lesen sich wie Berichte von Modenschauen). Der sonst so gestrenge Tucholsky entzückt sich: „Auf der Bühne steht SIE: die Massary – und alles ist vergeben und vergessen.“
1932 feiert Fritzi Massary ihren 50. Geburtstag. Ein letztes Mal steht sie umjubelt auf der Bühne, aber in die Bravo-Rufe mischen sich immer lauter und bedrohlicher die „Juden raus“-Schreie organisierter Nazi-Trupps. Zusammen mit ihrem Mann, dem Schauspieler Max Pallenberg, muss Fritzi Massary Deutschland verlassen.
(Text von 1994)
Verfasserin: Brigitte Warkus
Literatur & Quellen
Ackerl, Isabella & Friedrich Weissensteiner. Hg. 1992. Österreichisches Personenlexikon. Wien. Ueberreuter.
Bauer, Elisabeth Eleonore. 1987. “Fritzi Massary: Eine Frau, die weiß, was sie will”, in: Anselm, Sigrun & Barbara Beck. Hgg. 1987. Triumph und Scheitern in der Metropole: Zur Rolle der Weiblichkeit in der Geschichte Berlins. Berlin. Dietrich Reimer Vlg.
Dick, Jutta & Marina Sassenberg. Hg. 1993. Jüdische Frauen im 19. und 20. Jahrhundert: Lexikon zu Leben und Werk. Reinbek bei Hamburg. rororo Handbuch 6344.
Pacher, Maurus. 1987. Sehn Sie, das war Berlin: Weltstadt nach Noten. Frankfurt/M.; Berlin. Ullstein TB 34830.
Schneidereit, Otto. 1970. Fritzi Massary: Versuch eines Porträts. Berlin.
Stern, Carola. 2000 [1998]. Die Sache, die man Liebe nennt: Das Leben der Fritzi Massary. Reinbek bei Hamburg. rororo TB 22529.
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