Fembio Specials Berühmte Malerinnen Eva Schulze-Knabe
Fembio Special: Berühmte Malerinnen
Eva Schulze-Knabe
geboren am 11. Mai 1907 in Pirna
gestorben am 15. Juli 1976 in Dresden
deutsche Malerin und Widerstandskämpferin
115. Geburtstag am 11. Mai 2022
Biografie • Zitate • Weblinks • Literatur & Quellen
Biografie
Eva Schulze-Knabe war eine der bedeutendsten Künstlerinnen der DDR. Sie gilt als eine „staatstragende Auftragskünstlerin, deren Vergangenheit als Widerstandskämpferin gegen die Nazi-Diktatur ideal ins offizielle Geschichtsbild paßte“, und die heute zu Unrecht in Vergessenheit geraten ist, wie ihre Tochter und ihre Enkeltochter resümieren. 1984 wurde eine Straße in Dresden nach ihr benannt.
Eva Schulze-Knabe studierte in Leipzig und an der Dresdner Kunstakademie, trat der Künstlergruppe ASSO und 1931 der KPD bei. Im selben Jahr heiratete sie den gleichgesinnten Künstler Fritz Schulze. Beide waren u.a. mit Hans und Lea Grundig und der Schriftstellerin Auguste Lazar befreundet.
Nach dem Beginn der faschistischen Herrschaft versuchten sie, mit einigen Genossen die Strukturen der illegalen KPD aufrecht zu erhalten. Im August 1933 wurden sie das erste Mal verhaftet, ein halbes Jahr gefangengehalten, beim Prozess allerdings freigesprochen.
Sie bildeten erneut einen kleinen Widerstandskreis. 1941 flog die Gruppe auf, Fritz Schulze und seine beiden Genossen wurden 1942 vor dem „Volksgerichtshof“ zum Tode verurteilt und in Plötzensee hingerichtet. Eva Schulze- Knabe erhielt eine lebenslängliche Zuchthaustrafe.
Nach ihrer Befreiung 1945 lebte sie freischaffend in Dresden und beteiligte sich mit ihren künstlerischen Mitteln am Aufbau der neuen Gesellschaftsordnung in der DDR. Sie erhielt viele Auszeichnungen, darunter die Verdienstmedaille, zweimal den Vaterländischen Verdienstorden und schließlich 1969 den Nationalpreis der DDR.
Sie war während ihrer Ausbildung mancherlei Einflüssen ausgesetzt gewesen - vom Expressionismus über den Kubismus bis zur Neuen Sachlichkeit- ohne daß sie sich einer Strömung angeschlossen hätte. Schon früh schuf sie frontale Porträts von selbstbewußten Menschen wie „Hilde Ulbricht“ (um 1933) und „Wäsche- Paul“ (Kohle, 1934) oder das „Bildnis eines Negers“ (1931) mit klaren, kompakten Formen. Die Farben bleiben gedämpft, leuchten gelegentlich grell auf wie bei dem „Jungen im gelben Pullover“ von 1931. In kleinformatigen Linolschnitten, die in ihrer Gestaltung denen von Frans Masereel nicht unähnlich sind, thematisierte sie Armut und Elend der Weimarer Republik. Ihr lebensgroßes Selbstbildnis von 1931, für das sie im selben Jahr einen Preis erhielt, erinnert vom Ausdruck her an Werke der sowjetischen Avantgarde der 20er Jahre. Herausfordernd stolz, mit einfachem Kittelkleid und zurückgekämmtem Haar steht sie vor dem Betrachter, das rechte Bein vorgestellt, die linke Hand an der Hüfte. Faszinierend auch ihr großes Doppelbildnis mit Fritz Schulze auf braunrotem Papier (Kohle, weiß gehöht) von 1934. Sie trat für eine völlige Gleichberechtigung der Frauen ein, wie ein Genosse der Gestapo gegenüber bezeugte.
Während der Zuchthauszeit zeichnete sie sich auf Briefumschlägen, mit spitzen Zügen, von Krankheit, Hunger und Angst entstellt. Die Schrecken der faschistischen Verfolgung verarbeitete sie später in für sie ungewöhnlichen Pastellen vom „Volksgerichtshof“.
Auch ihre Impressionen vom zerstörten Dresden zeugen davon, wie sie versuchte, das Alptraumhafte auf neue Weise zu gestalten. Zu ihren überzeugenden Porträts aus der DDR-Zeit gehören das der „Arbeiterfrau“ („meine Aufwartung“) von 1955 und das des „Helden der Arbeit Karl Krüger“ (1957), aber auch das des jungen hoffnungsfrohen „Parteisekretärs Nacke“ (1961) und das der Weberin und Volkskammerabgeordneten Elsa Hentschke (1962). Betörend das Bild der Tochter („Tina im gestreiften Pullover“, 1966) und berührend sensibel das eines lesenden afrikanischen Studenten, das von der Dresdner Gemäldegalerie erworben wurde. Die porträtierten Menschen wirken meist ernst, in sich gekehrt, ja verschlossen - den berühmten „lachenden Brigadier“ des sozialistischen Realismus wird man bei ihr vergeblich suchen.
In expressionistischer Form- und Farbgebung malte sie immer wieder die Landschaft ihrer sächsischen Heimat, durch die sie schon als junge Frau so gern zu Fuß oder mit dem Fahrrad gewandert war.
1971 entstand ihr unerhörtes „Selbstporträt mit Helm“, das sie in Bergarbeitermontur und mit Brille zeigt, hager, entschlossen dreinblickend, die rechte Hand auf die Hüfte gestemmt, in der linken Hand den Pinsel - bar jeder „weiblichen Schönheit“. Es wurde als einziges DDR-Kunstwerk in die vor einigen Jahren erschienene Monographie „Wie Frauen sich sehen“ der englischen Kunsthistorikerin Frances Borzello aufgenommen. So, wie sie sich darstellte, muß sie auch gewesen sein - eine starke, unabhängige und eigensinnige Frau, die die meiste Zeit ihres Lebens auf sich allein gestellt war.
Verfasserin: Cristina Fischer
Zitate
Links
Fritz Schulze. Künstler und Kämpfer (1950). Unter Mitarbeit von Wolfgang Balzer und Fritz Schulze. Dresden: Sachsenverl. (Kunst und Welt).
Online verfügbar unter http://digital.slub-dresden.de/id501983988.
Artnet (2022): Eva Schultze-Knabe.
Online verfügbar unter http://www.artnet.de/k%C3%BCnstler/eva-schultze-knabe/, zuletzt geprüft am 17.05.2022.
Brendler, Klaus (2017): Grabstätten auf dem Heidefriedhof Dresden. Eva Schulze-Knabe (1907–1976).
Online verfügbar unter https://www.dresdner-stadtteilzeitungen.de/grabstaetten-heidefriedhof-eva-schulze-knabe/, zuletzt geprüft am 17.05.2022.
Deutsche Fotothek (2022): Eva Schulze-Knabe.
Online verfügbar unter https://www.deutschefotothek.de/gallery/freitext/%22Eva+Schulze-Knabe%22, zuletzt geprüft am 17.05.2022.
DNB, Katalog der Deutschen Nationalbibliothek (2022): Schulze-Knabe, Eva. Publikationen.
Online verfügbar unter https://d-nb.info/gnd/118762591, zuletzt geprüft am 17.05.2022.
gedenkplaetze.info (2022): Ehemaliges Wohnhaus der Künstler*innen Eva Schulze-Knabe und Fritz Schulze. Mit Biografien.
Online verfügbar unter https://www.gedenkplaetze.info/biografien/eva-schulze-knabe-und-fritz-schulze-dresden, zuletzt geprüft am 17.05.2022. Haus der Kunst Radebeul (1946): Dresdner Künstler-Kollektiv. Erste Kunstausstellung; Ernst Bursche, Konstantin Franz, Hans Grundig, Wilhelm Lachnit, Max Möbius, Eva Schulze-Knabe, Kurt Schütze, Otto Dix, Kurt Querner; im Haus der Kunst, Radebeul 2, Lange Strasse 25; 2. Juni bis 30. Juni 1946. Radebeul: Kupky & Dietze.
Online verfügbar unter http://digital.slub-dresden.de/id50628154X.
LotSearch (2022): Eva Schulze-Knabe: Aktuelle Auktionen, Wertentwicklung und kostenlose Kunstpreisanalysen.
Online verfügbar unter https://www.lotsearch.de/artist/eva-schulze-knabe, zuletzt geprüft am 17.05.2022.
OMNIA (2022): Eva Schulze-Knabe.
Online verfügbar unter https://www.omnia.ie/index.php?navigation_function=3&europeana_query=Eva+Schulze-Knabe, zuletzt geprüft am 17.05.2022.
onlinestreet.de (2022): Eva-Schulze-Knabe-Straße in 01219 Dresden Strehlen (Sachsen).
Online verfügbar unter https://onlinestreet.de/strassen/Eva-Schulze-Knabe-Stra%C3%9Fe.Dresden.63788.html, zuletzt geprüft am 17.05.2022.
Wismut-Erbe-Forschung (2021): Schulze-Knabe, Eva.
Online verfügbar unter https://wismut.saw-leipzig.de/content/de/bestaende/kunstsammlung-sdag-wismut/eva-schulze-knabe, zuletzt geprüft am 17.05.2022.
Literatur & Quellen
Fritz Schulze, Künstler und Kämpfer. (1950) Mit einer Einführung von Wolfgang Balzer und einem Lebensbild des Künstlers von Eva Schulze-Knabe. Dresden. Sachsenverlag. (Kunst und Welt)
(Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Albrecht, Anke (Hg.) (2007): Eva Schulze-Knabe 1907–1976. Malerei und Grafik ; Stadtmuseum Pirna, 3. Februar bis 28. Mai 2007. Pirna. Kultur- und Tourismusgesellschaft Pirna mbH; Stadtmuseum; Kultur- und Tourismusgesellschaft Pirna mbH und Stadtmuseum. (Expressiver Realismus - Bildkunst der “verschollenen Generation”, Bd. 1) ISBN 9783939027010.
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Dollen, Ingrid von der (2000): Malerinnen im 20. Jahrhundert. Bildkunst der “verschollenen Generation” ; Geburtsjahrgänge 1890 - 1910. Zugl.: Frankfurt, Main, Univ., Diss., 1999. München. Hirmer. ISBN 978-3777487007.
(Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Dollen, Ingrid von der (2021): … und sie malten doch! Malerinnen des Expressiven Realismus : Sammlung Joseph Hierling ergänzt durch Sammlung Förderverein Lebenswerk Käthe Loewenthal e.V. 3. veränderte Auflage. Tutzing. Edition Joseph Hierling. ISBN 9783925435416.
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Feist, Günter (Hg.) (1996): Kunstdokumentation SBZ/DDR. 1945 - 1990 ; Aufsätze, Berichte, Materialien. Darin: Feist, Ursula – Künstlerinnen in der DDR. Museumspädagogischer Dienst Berlin Köln. DuMont. ISBN 3770138465.
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Fuhrmann, Helga (1977): Eva Schulze-Knabe. [1907-1976] ; Gemälde, Aquarelle, Zeichnungen, Druckgrafik ; Gemäldegalerie Neue Meister Dresden. Dresden. Staatl. Kunstsammlungen.
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Haus der Kunst Radebeul: Dresdner Künstler-Kollektiv. (1946) Erste Kunstausstellung; Ernst Bursche, Konstantin Franz, Hans Grundig, Wilhelm Lachnit, Max Möbius, Eva Schulze-Knabe, Kurt Schütze, Otto Dix, Kurt Querner; im Haus der Kunst, Radebeul 2, Lange Strasse 25; 2. Juni bis 30. Juni 1946. Radebeul. Kupky & Dietze.
Mehr dazu unter http://digital.slub-dresden.de/id50628154X
Herkt, Eva-Maria (1977): Eva Schulze-Knabe. Dresden. Verlag der Kunst. (Maler und Werk)
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Schenk-Weininger, Isabell (Hg.) (2015): Die Neue Frau? Malerinnen und Grafikerinnen der Neuen Sachlichkeit ; Städtische Galerie Bietigheim-Bissingen 25. April bis 12. Juli 2015. Ausstellungskatalog. Bietigheim-Bissingen. Städtische Galerie. ISBN 9783927877849.
(Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Staatliche Kunstsammlungen Dresden (Hg.) (1961): Eva Schulze-Knabe. Malerei, Aquarelle, Zeichnungen, Graphik. Sonderausstellung im Schloss Pillnitz vom 1. Juli bis 2. September 1961. Ausstellungskatalog. Dresden. Staatl. Kunstsammlungen.
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