Fembio Specials Frauenbeziehungen Eugenie Schumann
Fembio Special: Frauenbeziehungen
Eugenie Schumann
geboren am 1. Dezember 1851 in Düsseldorf
gestorben am 25. September 1938 in Bern
deutsche Musikschriftstellerin
85. Todestag am 25. September 2023
Biografie • Zitate • Literatur & Quellen
Biografie
Sie war das siebte und jüngste Kind, das in elf Ehejahren geboren wurde, und verlor ihren Vater, den Komponisten Robert Schumann, mit fünf Jahren. Ihre Mutter, die berühmte Pianistin Clara Schumann, musste den Familienunterhalt sichern und konzertierte in ganz Europa; die Kinder wurden auf Internate geschickt. Eugenie besuchte ein strenges Mädchenpensionat in Rödelheim bei Frankfurt, wo sie sich unglücklich fühlte. Im Internat der fortschrittlichen Pädagogin Henriette Schrader-Breymann in Wolfenbüttel (1866-9) ging es ihr viel besser. Ab 1869 studierte sie Klavier an der Berliner Musikhochschule. Dort freundete sie sich 1873 mit der Sängerin Marie Fillunger (Fillu) an, die ebenfalls in Berlin studierte. Die beiden wurden ein Liebespaar und blieben trotz einiger schmerzlicher Trennungen bis ans Lebensende zusammen.
Als Clara mit der Familie 1878 nach Frankfurt zog, zog Fillu mit und lebte elf Jahre lang in der Schumannschen Hausgemeinschaft, von wo aus sie ihre Konzerttourneen unternahm. Eugenie und ihre Schwester Marie assistierten Clara, die am Frankfurter Konservatorium eine Professur für Klavier hatte. 1889 entstand ein Konflikt zwischen Clara und Fillu, der wahrscheinlich von Marie aus Eifersucht angezettelt wurde. Fillu zog nach London, wo sie eine erfolgreiche Laufbahn als Konzertsängerin begann. Eugenie blieb kreuzunglücklich in Frankfurt. Eine schwere psychosomatische Krankheit brach 1892 aus; Fillu eilte herbei, um sie zu pflegen, und Eugenie beschloß nach der Genesung, endgültig zur Freundin überzusiedeln. Sie arbeitete als Klavierlehrerin in England, konzertierte aber nicht, weil sie an übermäßigem Lampenfieber litt.
Nach dem ersten Weltkrieg zog Eugenie nach Interlaken, wo ihre Schwester Marie lebte. Kurz darauf folgte ihre Geliebte. Die Inflation fraß Eugenies Ersparnisse auf, so dass sie beschloß, sich schriftstellerisch zu betätigen, um Geld zu verdienen. Sie verfasste zwei Bücher: eins über ihr eigenes Leben im elterlichen Hause (Erinnerungen) und eins über ihren Vater (Robert Schumann: Ein Lebensbild meines Vaters). Beide Werke offenbaren eine große Begabung und geben lebendig und witzig Einblick in das Leben und Wirken des Ehepaars Schumann. Es ist bedauerlich, dass Eugenie nicht früher ihr literarisches Talent pflegte.
Mit den Nazis geriet Eugenie Schumann in Konflikt. 1937, ein Jahr vor ihrem Tod, weigerte sich die 86jährige, eine Einladung von Goebbels zu einer Aufführung des Violinkonzerts ihres Vaters anzunehmen.
Eugenie Schumann liegt zwischen der Schwester und der Geliebten in Wilderswil bei Interlaken begraben.
(Text von 2000)
Verfasserin: Eva Rieger
Zitate
Die überwiegende Bedeutung unsrer Eltern wies uns von vornherein unsern Platz an. Als ich aus der Pension kam, fand ich sozusagen die Welt fix und fertig vor, und es fiel mir nicht ein, mich dagegen aufzulehnen. (Eugenie Schumann).
Literatur & Quellen
Bettler, Walter (1994?): Robert Schumann, Clara Schumann und ihre Töchter Marie und Eugenie in Interlaken. Interlaken. Schlaefli & Maurer.
(WorldCat-Suche)
Fillunger, Marie (2002): Mit 1000 Küssen Deine Fillu. Briefe der Sängerin Marie Fillunger an Eugenie Schumann 1875-93. Herausgegeben von Eva Rieger. Köln. Dittrich. ISBN 9783920862422.
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Horsley, Joey und Pusch, Luise F. (Hg.) (2005): Berühmte Frauenpaare. Darin: ›Deine Liebe hat mir erst gezeigt was leben heißt‹: Marie Fillunger (1850-1930) und Eugenie Schumann (1851-1938) | Rieger, Eva. Frankfurt am Main. Suhrkamp. (Suhrkamp-Taschenbuch, 3404) ISBN 3518399047.
(Suche in Almuts Buchhandlung | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Ley, Ulrike; Sander, Susanne (2010?): Zwischen Liebe und Konflikt. Mütter und Töchter. Darin: Clara Schumann – Eugenie Schumann. Dt. Orig.-Ausg. München. Knesebeck. ISBN 9783868732511.
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Raabe, Katharina (Hg.) (2000): Deutsche Schwestern. Vierzehn biographische Porträts. Darin: Marie und Eugenie Schumann | Borchard, Beatrix. Reinbek bei Hamburg. Rowohlt-Taschenbuch-Verl. (Rororo Rororo-Sachbuch, 60710) ISBN 9783499607103.
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Schumann, Eugenie (1925): Erinnerungen. Stuttgart. Engelhorns Nachf.
(Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Schumann, Eugenie (1931): Robert Schumann. Ein Lebensbild meines Vaters. Leipzig. Koehler & Amelang.
Online unter http://digital.slub-dresden.de/id515154016
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Schumann, Eugenie (1995): Claras Kinder. Erinnerungen. Mit einem Nachwortvon Eva Weissweiler und Gedichten von Felix Schumann. Köln. Dittrich. ISBN 9783920862057.
(Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Siegfried, Christina (Hg.) (2013): Schumann-Briefedition. Briefwechsel von Clara und Eugenie Schumann ; Band 1: 1857 bis 1888. Köln. Dohr. (Schumann Briefedition / hrsg. vom Robert-Schumann-Haus Zwickau, 1,8) ISBN 9783868460100.
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Siegfried, Christina und Synofzik, Thomas (Hg.) (2017): Schumann-Briefedition. Briefwechsel von Clara und Eugenie Schumann ; Band 2: 1889 bis 1896.Köln. Dohr. (Schumann Briefedition / hrsg. vom Robert-Schumann-Haus Zwickau, 1,9) ISBN 9783868460117.
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