Fembio Specials Berühmte Komponistinnen Ethel Smyth
Fembio Special: Berühmte Komponistinnen
Ethel Smyth
(Dame Ethel Mary Smyth)
geboren am 23. April 1858 in London oder Kent
gestorben am 8. Mai 1944 in Woking, Surrey
englische Komponistin und Schriftstellerin
Biografie • Zitate • Weblinks • Literatur & Quellen • Bildquellen
Biografie
Mit ihrer lauten Stimme und dem überschäumenden Temperament war sie weit entfernt vom viktorianischen Frauenideal. Sie ritt und radelte, erklomm Berge, spielte Golf, Tennis, Schach und Cricket und verfaßte insgesamt zehn Bücher, von denen die Autobiographie Impressions that Remained (1919) sie berühmter machte, als es irgendeine Komposition je vermochte.
Gegen den Widerstand ihrer Eltern begann Smyth ein Musikstudium in Leipzig. Sie nahm Privatstunden und verliebte sich in die Frau ihres Lehrers, die Pianistin Elisabeth von Herzogenberg. Bis 1887 schrieb sie ausschließlich Kammermusik, 1891 folgte eine Messe, die sie berühmt machte, sowie mehrere Opern, von denen insbesondere The Wreckers heute eine Neuaufführung verdiente. Niemand war in England bereit, sich für das Werk einer Frau einzusetzen.
Im Ersten Weltkrieg arbeitete sie bei Vichy als Radiographin. Um sich abzulenken, schrieb sie ihre Autobiographie, die noch heute durch sprachliche Brillianz, Humor und Offenheit besticht.
In ihren letzten Lebensjahren verliebte sie sich stürmisch in die 24 Jahre jüngere Virginia Woolf, der sie jahrelang fast täglich schrieb. Mit ihrem Ästhetizismus und ihrer Hypersensibilität war Woolf das Gegenteil von Smyth, für die das Überwinden von Widerständen, die kämpferische Auseinandersetzung und das Kennenlernen von Menschen zentrale Anliegen darstellten. Eine Ausgabe des Briefwechsels der beiden ist in Arbeit - man darf gespannt sein.
In Smyths Musik finden wir die Aneignung englischer Folklore und Unbefangenheit gegenüber dem Unterhaltungsgenre ebenso wie handwerkliche Gediegenheit im Formalen und die feste Verwurzelung in der deutschen Spätromantik, wobei sie sich eher der Brahmsschen Richtung als den Neutönern anschließt. Der ausgeprägte Sinn für Dramatik, die Vitalität und der Humor allerdings sind eigene Zutaten.
Eine CD mit ihrer Messe ist endlich im Handel erhältlich.
(1993 geschrieben zum 50. Todestag 1994. Inzwischen sind viele der von Eva Rieger angemahnten Werke erschienen, vgl. Wikipedia und den MUGI-Link!)
Zum Weiterlesen
Kiupel, Birgit (2010): Lebenslange Leidenschaften. Ethel Smyth (1858-1944). In: Horsley, Joey; Pusch, Luise F. (Hg.): Frauengeschichten. Berühmte Frauen und ihre Freundinnen. Göttingen. Wallstein. ISBN 978-3-8353-0634-9 S. 92–134 (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Verfasserin: Eva Rieger
Zitate
Ich nippe an dir, wenn ich mich schwach fühle.
(Virginia Woolf an Ethel Smyth)
Because I have conducted my own operas and love sheep-dogs; because I generally dress in tweeds, and sometimes, at winter afternoon concerts, have even conducted in them; because I was a militant suffragette and seized a chance of beating time to »The March of the Women«' from the window of my cell in Holloway Prison with a tooth-brush; because I have written books, spoken speeches, broadcast, and don't always make sure that my hat is on straight; for these and other equally pertinent reasons, in a certain sense I am well known.
(Ethel Smyth, gefunden hier)
In England ist Ethel Smyth die unbestrittene Meisterin unter den Komponistinnen, und ich hoffe, dass man mich nicht der Parteilichkeit zeiht, wenn ich für sie die Krone als erste Komponistin der ganzen Welt beanspruche.
(Richard Alexander Streatfeild (1913), gefunden hier)
Ethels neuer Hund ist tot. Die Wahrheit ist, kein Hund kann die Anstrengung aushalten, mit Ethel zu leben.
(Virginia Woolf an ihre Freundin Vita Sackville West über die Komponistin Ethel Smyth, gefunden hier)
Nie werde ich den schönen Augusttag 1877 vergessen, als plötzlich meteorgleich ein junges und höchst attraktives Mädchen erschien und unseren kleinen Kreis erhellte. […] Keiner von uns wusste, was er an ihr mehr bewundern sollte: ihr außerordentliches musikalisches Talent, das sie gleichermaßen am Klavier wie beim Singen bewies, wobei sie mit besonders sympathischer Stimme ihre eigenen Kompositionen vortrug, oder ihre erstaunliche sportliche Geschicklichkeit und Kraft.(Georg Henschel, gefunden hier)
Links
Bahr-Mildenburg, Anna (1912): Ethel Smyth. ANNO, Neue Freie Presse, 1912-08-04, Seite 11. Österreichische Nationalbibliothek.
Online verfügbar unter http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=nfp&datum=19120804&seite=11, zuletzt geprüft am 12.04.2023.
Katalog der Deutschen Nationalbibliothek: Smyth, Ethel.
Online verfügbar unter http://d-nb.info/gnd/118883658, zuletzt geprüft am 12.04.2023.
Unseld, Melanie: Ethel Smyth. Sehr umfangreiche, informative Seite. MUGI Musik und Gender im Internet.
Online verfügbar unter https://mugi.hfmt-hamburg.de/receive/mugi_person_00000776, zuletzt geprüft am 12.04.2023.
Wikipedia: Ethel Smyth. Dieser exzellente Wikipedia-Artikel informiert sehr detailliert über Smyth.
Online verfügbar unter http://de.wikipedia.org/wiki/Ethel_Smyth, zuletzt geprüft am 12.04.2023.
Literatur & Quellen
CDs mit Musik von Ethel Smyth (Amazon)
Anderson, Gwen (1997): Ethel Smyth, the burning rose. A brief biography. London. Woolf. (The Bloomsbury heritage series, 17) ISBN 189796790X.
(Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Ascher, Carol, DeSalvo, Louise A. und Ruddick, Sara (Hg.) (1984): Between women. Biographers, novelists, critics, teachers, and artists write about their work on women. Boston, Mass. Beacon Press. ISBN 0-8070-6713-X.
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Bartsch, Cornelia, Grotjahn, Rebecca und Unseld, Melanie (Hg.) (2010): Felsensprengerin, Brückenbauerin, Wegbereiterin. Die Komponistin Ethel Smyth. Rockblaster, bridge builder, road paver: the composer Ethel Smyth. München. Allitera-Verlag. (Beiträge zur Kulturgeschichte der Musik, 2) ISBN 9783869060682.
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Bowers, Jane und Tick, Judith (Hg.) (1986): Women making music. The western art tradition, 1150 – 1950. Urbana, Ill. University of Illinois Press. ISBN 0252012046.
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Brohm, Michaela (2007): Die Komponistin Ethel Smyth (1858 – 1944). Ursachen von Anerkennung und Misserfolg. Eine Untersuchung zum Spannungsfeld zwischen biographisch-psychosozialen, werkimmanenten und historischen Faktoren. Berlin. Rhombos-Verlag. ISBN 978-3-938807-46-0.
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Collis, Louise (1984): Impetuous heart. The story of Ethel Smyth. 1. ed. London. Kimber. ISBN 0-7183-0543-4.
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Ermen, Reinhard (Hg.) (1988): Von Schütz bis Schönberg. Autobiographische Skizzen europäischer Musiker. Kassel. Bärenreiter. ISBN 3-7618-0897-6.
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Fischer, Lisa (2016): Marsch der Frauen. Ungehörige Komponistinnen zwischen Aufbruch, Bruch & Exil : im Rahmen von EntArteOpera. Wien. Mokka. ISBN 9783902693686.
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Fritzen, Birgit; Rode-Breymann, Susanne (1999): Komponistinnen des 19. und 20. Jahrhunderts. Eine Dokumentation. Hannover. Hochschule für Musik und Theater.
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Hochrathner, Eva (2001): Ethel Smyth (1858 - 1944). Die Beziehung der Komponistin zu Wien im Spiegel ihres Briefwechsels mit Anna Bahr-Mildenburg und Hermann Bahr. Diplomarbeit. Wien. Universität für Musik und Darstellende Kunst.
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Hoffmann, Freia (Hg.) (2011): Reiseberichte von Musikerinnen des 19. Jahrhunderts. Quellentexte, Biographien und Kommentare. Hildesheim [u.a.]. Olms. ISBN 978-3-487-14437-5.
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Rieger, Eva (1988): Frau, Musik und Männerherrschaft. Zum Ausschluss der Frau aus der deutschen Musikpädagogik, Musikwissenschaft und Musikausübung. Originalausg. Kassel. Furore Verl. ISBN 3-9801326-8-4.
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Salomon, Eva-Maria (1991): Die Messe in D von Ethel Smyth. Ein wenig bekanntes Beispiel in der Gattungstradition des 19. Jahrhunderts. Dissertation. Lübeck. Universität.
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Saremba, Meinhard (1994): Elgar, Britten & Co. Eine Geschichte der britischen Musik in zwölf Portraits. Zürich. M&T-Verl. (Edition Musik & Theater) ISBN 3-7265-6029-7.
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Seddon, Laura (2013): British women composers and instrumental chamber music in the early twentieth century. Farnham. Ashgate. ISBN 9781409439455.
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Smyth, Ethel (1921): Streaks of life. London, New York etc. Longmans.
(Amazon-Suche | author=smyth&title=streaks+life | http://worldcat.org/oclc/992883)
Smyth, Ethel (1987): The memoirs of Ethel Smyth. Herausgegeben von Ronald Crichton. Harmondsworth, Middlesex. Viking. ISBN 0-670-80655-2.
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Smyth, Ethel (1988): Ein stürmischer Winter. Erinnerungen einer streitbaren englischen Komponistin. Ins Deutsche übersetzt von Michaela Huber. Herausgegeben von Eva Rieger. Kassel, Basel. Bärenreiter. ISBN 3-7618-0923-9.
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Sparre, Sulamith (2010): “Man sagt, ich sei ein Egoist. Ich bin eine Kämpferin”. Dame Ethel Mary Smyth (1858 - 1944), Komponistin, Dirigentin, Schriftstellerin, Suffragette. 1. Aufl. Lich, Hess. Edition AV. (Widerständige Frauen, 10) ISBN 9783868410389.
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St John, Christopher (1959): Ethel Smyth. A biography. London, New York. Longmans.
Stone, Caroline (Hg.) (2018): Another side of Ethel Smyth. Letters to her great niece, Elizabeth Mary Williamson. Edinburgh. Kennedy & Boyd. ISBN 9781849211673.
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Walter, Bruno (1988): Thema und Variationen. Erinnerungen und Gedanken. Frankfurt am Main. S. Fischer. ISBN 3-10-390502-5.
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Weissweiler, Eva (1988): Komponistinnen aus 500 Jahren. Eine Kultur- und Wirkungsgeschichte in Biographien und Werkbeispielen. 13.-14. Tsd., Orig.-Ausg. Frankfurt am Main. Fischer-Taschenbuch-Verl. ISBN 3-596-23714-9.
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Bildquellen
- http://www.theolddyke.co.uk/ethelsmyth.htm
- http://www.musica-la-vita.com/musica/ethel-mary-smyth/ethel-mary-smyth.htm
- http://www.bach-cantatas.com/Lib/Smyth-Ethel.htm
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