Fembio Specials Nobelpreisträgerinnen Emily Greene Balch
Fembio Special: Nobelpreisträgerinnen
Emily Greene Balch
geboren am 8. Januar 1867 in Jamaica Plain, Massachusetts
gestorben am 9. Januar 1961 in Cambridge, Massachusetts
Us-amerikanische Nationalökonomin, Friedens-Nobelpreisträgerin 1946
155. Geburtstag am 8. Januar 2022
Biografie • Zitate • Weblinks • Literatur & Quellen
Biografie
Emily Greene Balch bekam 1946 - fast 80jährig - als zweite US-Amerikanerin nach Jane Addams den Friedensnobelpreis “für ihren Mut, ihre Klarsicht und ihren Einsatz für die Menschen, unabhängig von Rasse, Religion, Klasse, Geschlecht oder Nationalität”.
Emily wurde als zweites von acht Kindern einer Rechtsanwaltsfamilie kurz nach dem amerikanischen Bürgerkrieg in Jamaica Plain, Massachusetts, geboren. Nach ihrem Studienabschluß am Bryn Mawr College bekam sie ein Europastipendium, die größte Ehre, die Bryn Mawr zu vergeben hatte. 1890-91 war sie in Paris und 1895-6 in Berlin, wo sie mit dem Sozialismus Kontakt bekam und u.a. Vorlesungen bei dem Philosophen Georg Simmel hörte.
Nachdem sie einige Jahre mit Bostoner SozialreformerInnen und GewerkschafterInnen zusammengearbeitet hatte, entschied sie sich für die Universitätslaufbahn, weil sie meinte, “am längeren Ende des Hebels”, durch die Hinführung junger Frauen zur Sozialarbeit, mehr bewirken zu können. 22 Jahre lang, von 1896-1918, lehrte sie Wirtschaftswissenschaften am Wellesley College, ab 1913 als full professor (svw. ordentliche Professorin) für Politische Ökonomie und Politik- und Sozialwissenschaft. Eines ihrer Spezialgebiete war die Immigration. 1910 veröffentlichte sie ihr Hauptwerk Our Slavic Fellow Citizens.
1915 nahm Emily Balch an der internationalen Frauen-Friedenskonferenz in Den Haag teil; nach dem Krieg wurde sie Sekretärin und Schatzmeisterin der Internationalen Frauenliga für Frieden und Freiheit, Präsidentin der US-amerikanischen Sektion und schließlich internationale Ehrenpräsidentin. Bei den Zusammenkünften der Liga lernte sie auch die deutschen Pazifistinnen Anita Augspurg und Lida Gistava Heymann kennen. Über Heymann sagte sie: “Ich versuche ja in dieser komplizierten Welt so ehrlich wie möglich zu sein, aber wenn Lida Gustava Heymann aufstand und sagte, sie würde jetzt 'aufrichtig' ihre Meinung sagen, war es verheerend.” (Randall 1964: 441f). Während des Zweiten Weltkriegs trat die engagierte Pazifistin für die Unterstützung des Kampfes gegen Nazideutschland ein. Emily Balch war überzeugt, daß “wir noch ganz am Anfang der größten und wichtigsten der Künste stehen: der Kunst des Zusammenlebens- und arbeitens, auf der Grundlage von Konsens und Kooperation und ohne Zwang”.
Sarah K. Horsley und Luise F. Pusch
Zitate
Es war in Prag, 1906, an einem unendlich trostlosen Wintermorgen. Ich sah, wie ein Mann mit bloßen Fingern in einer Abfalltonne nach etwas Eßbarem suchte. Ich hatte weiß Gott genug Elend gesehen ... aber die bloßen Finger in der eisigen Asche waren irgendwie endgültig.
Sprecht über die großen Dinge, größer als Frieden und Freiheit. Die sind nur Mittel, nicht das Ziel.
I try to be as candid as I can in this complicated world, but when Lida Gustava Heymann got up and said she was going to be 'aufrichtig' it was devastating. (Emily Greene Balch)
Links
Literatur & Quellen
Balch, Emily Greene. 1910. Our Slavic Fellow Citizens. New York. New York Charities Publication Committee.
Balch, Emily Greene. 1941. The Miracle of Living [Gedichte]. New York. Island Press.
Randall, Mercedes M. 1964. Improper Bostonian: Emily Greene Balch, Nobel Peace Laureate, 1946. New York. Twayne.
Randall, Mercedes M. Hg. 1972. Beyond Nationalism: The Social Thought of Emily Greene Balch. New York. Twayne.
Zweig, Friderike Maria. Hg. 1949. Güte, Wissen, Verstehen: Drei Lebensbilder grosser amerikanischer Erzieher. Mit einem Geleitwort von Theodor Bäuerle. Esslingen. Bechtle.
Sollten Sie RechteinhaberIn eines Bildes und mit der Verwendung auf dieser Seite nicht einverstanden sein, setzen Sie sich bitte mit Fembio in Verbindung.