Fembio Specials FemBiografien von Adelheid Steinfeldt (1925-2014) Emilie Fontane
Fembio Special: FemBiografien von Adelheid Steinfeldt (1925-2014)
Emilie Fontane
(geb. Rouanet-Kummer)
geboren am 14. November 1824 in Dresden
gestorben am 18. Februar 1902 in Berlin
Ehefrau von Theodor Fontane; Briefschreiberin
200. Geburtstag am 14. November 2024
Biografie • Literatur & Quellen
Biografie
Konnte die am 16. Oktober 1850 geschlossene Ehe zwischen dem mittellosen Journalisten und Schriftsteller und der unehelich geborenen jungen Frau – als Kind zur Adoption freigegeben, ungeliebt, herumgestoßen – überhaupt gutgehen? Fünf Jahre lang hatte Emilie seit der Verlobung auf die Ehe warten müssen. Dabei sehnte sie sich nach Sicherheit und familiärer Geborgenheit. Aber Theodor konnte ihr jahrelang nur ein unstetes Leben am Rande der Armut bieten.
Zwischen 1851 und 1864 werden sieben Kinder geboren, von denen drei als Säuglinge sterben. Während Theodor in London versucht, Geld zu verdienen, schlägt sich Emilie ohne feste Einkünfte und Wohnung bei Verwandten und Freunden in Berlin und Umgebung durch.
Doch die Ehe hält trotz erheblicher Meinungsverschiedenheiten und “Ehekräche” – Emilie wird ihrem Mann eine unentbehrliche Helferin. Sie überträgt seine kaum leserlichen, vielfach korrigierten Manuskripte ins Reine, und während der häufigen Abwesenheiten führt sie mit ihm einen umfangreichen Briefwechsel, der beiden regelrecht zur Lebenshilfe wird.
Sie berichtet von Alltagserlebnissen, schildert komische Kinderszenen, macht kluge Bemerkungen über Gott und die Welt oder lässt gefühlvolle Sehnsucht spüren. Drei dicke Bände füllen die erhaltenen Briefe der Eheleute – zehntausend habe er allein geschrieben, übertreibt Fontane. In vielen schildert er Inhalt und Form der Projekte, an denen er gerade arbeitet. Das zeigt, dass sie mitfühlend und mitdenkend Anteil nimmt und ihm weit mehr ist als eine Sekretärin.
Als Fontane 1870 von der Vossischen Zeitung als Theaterkritiker fest engagiert wird, und 1876 die Stelle eines Ersten Sekretärs an der Königlichen Akademie annahm, wo er es zum Wirklichen Geheimrat bringen könnte, schienen sich Emilies Hoffnungen auf eine solide bürgerliche Existenz zu erfüllen.
Doch Fontane gibt diese Ämter bald auf, was zu einer schweren Ehekrise führt.
Aber mit seinen Reisen durch die Mark Brandenburg beginnt sein schriftstellerischer Durchbruch, und nun folgt Jahr auf Jahr einer seiner großen Romane. Dadurch bessern sich die finanziellen Verhältnisse, und der Ton der Briefe (der ruhelose Fontane ist nach wie vor viel auf Reisen) wird milder, humorvoller, ironischer und vermeidet Verletzungen. Theodor schreibt ihr am 20. September 1898 einen letzten Brief und stirbt noch am gleichen Abend.
Emile überlebt ihren Mann um einige Jahre und findet in der Rückschau ihres Lebens versöhnliche Worte:
Es war doch ein schönes Leben mit ihm, und ich würde gleich noch einmal beginnen.
(Text von 2003)
Verfasserin: Adelheid Steinfeldt
Literatur & Quellen
Erler, Gotthard unter Mitarb. von Therese Erler. Hg. o.J. Emilie und Theodor Fontane: “Dichterfrauen sind immer so”. Der Ehebriefwechsel. 3 Bde. Berlin. Aufbau.
Erler, Gotthard. 2002. “Das Herz bleibt immer jung”: Emilie Fontane. Biografie. Berlin. Aufbau.
Goch, Marianne. 1988. “Mete Fontane (1860-1917): 'Danebenstehen und sich den Mund wischen…'”, in Pusch, Luise F. Hg. 1988. Töchter berühmter Männer: Neun biographische Portraits. Frankfurt/M. Insel TB 979. S. 349-419.
Heller, Gisela. 1998. Geliebter Herzensmann: Emilie und Theodor Fontane. Romanbiographie. Berlin. Nicolai.
Sichelschmidt, Gustav. 1993. Dichter und ihre Frauen. Düsseldorf. Droste.
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