Fembio Specials Frauenbeziehungen Elsa von Bonin
Fembio Special: Frauenbeziehungen
Elsa von Bonin
(Dr. iur. Elsa Jutta Rosalie von Bonin, Elsa von Bonin-Brettin)
geboren am 14. Oktober 1882 in Berlin
gestorben am 17. Juni 1965 in Berlin
deutsche Schriftstellerin und Juristin
140. Geburtstag am 14. Oktober 2022
Biografie • Zitate • Weblinks • Literatur & Quellen
Biografie
Elsa von Bonin wurde als jüngste von drei Schwestern am 14. Oktober 1882 in Berlin geboren. Ihre Eltern waren der Königlich Preußische Kammerherr Dr. jur. Gisbert von Bonin, Rittergutsbesitzer und Verwaltungsjurist, und Maria von Bonin, geb. Freiin von Hurter.
Sie wurde privat auf das Abitur vorbereitet, das sie am humanistischen Gymnasium in Jena bestand. Anschließend studierte sie Jura in Jena und Berlin und promovierte 1917 an der juristischen Fakultät in Greifswald mit der Arbeit „Die Verwertbarkeit des Motivs im materiellen Strafrecht“.
Nach dem Tod ihrer Eltern 1912/13 erbte sie das elterliche Rittergut Brettin im Bezirk Brandenburg, d.h. sie erwarb es aus der Erbmasse von ihren Schwestern, da sie ganz besonders an dem Gut hing. Es betrug etwa 2.000 Morgen, davon war jeweils die Hälfte Land- bzw. Forstwirtschaft. Anfangs verpachtete sie es, übernahm dann später aber die Leitung selber, laut ihrem Adoptivsohn „mit Klugheit und selbsterworbenem Sachverstand“ und brachte den Hof auf ein überdurchschnittlich hohes Niveau, ebenso nahm sie die jagdlichen Belange selber wahr.
Während ihres Studiums hatte Elsa von Bonin erst ab 1905 eine Beziehung mit der Schriftstellerin Toni Schwabe, die ihretwegen die Schriftstellerin Sophie Hoechstetter verließ, später mit der rheinischen Fabrikantentochter Dr. Erna Schill-Krämer, die sie während des gemeinsamen Studiums kennengelernt hatte und mit der sie seit der Übernahme des Gutes zusammenlebte. Diese übernahm die Führung des Haushaltes. Sie pflegten Freundschaften mit Frauen von „hohem geistigen und künstlerischen Niveau“, wie z.B. der Bildhauerin Milly Steger, die auf dem Gutshof Bonins Kopf in Ton modelliert hat.
Bereits 1911 erschien der Roman „Das Leben der Renée von Catte“, der deutlich autobiografische Züge trägt. In diesem beschreibt Elsa von Bonin Kindheit und Jugend einer Adligen im Berlin der Jahrhundertwende. Die Heldin lehnt die konventionelle Frauenrolle ab und findet ihre Erfüllung in einer lesbischen Liebesbeziehung. Dieser Roman, der 1985 vom Daphne Verlag in einer Faksimile-Ausgabe neu aufgelegt wurde, erschien also noch einige Jahre vor dem bekanntesten Lesbenroman jener Zeit, „Der Skorpion“ von Anna Elisabet Weirauch, der erst ab 1919 in drei Bänden veröffentlicht wurde, erreichte jedoch nie dessen Bekanntheit.
Nach zwei weiteren Romanen wurde 1926 „Borwin Lüdekings Kampf mit Gott“ bei einem vom Hamburger Fremdenblatt und den Münchener Neuesten Nachrichten ausgeschriebenen Romanwettbewerb mit dem ersten Preis mit 50.000 Reichsmark ausgezeichnet – einer für die damalige Zeit bedeutenden Summe.
Auch wenn Elsa von Bonin eher sparsam lebte, unternahm sie dennoch gerne Bildungsreisen, so u.a. nach Italien und Ägypten.
Bereits 1933 adoptierte sie einen Jungen aus der Nachbarschaft, der früh seinen Vater verloren hatte, als potentiellen Erben, den damals zwölfjährigen Fabian von Ostau.
Den Nationalsozialismus lehnte die preußisch-konservativ Gesinnte als „proletig“ ab, was sie auch öffentlich kundtat. Während der NS-Zeit veröffentlichte sie dann auch nichts. Beim Einmarsch der Russen 1945 blieb sie auf ihrem Gut, das sie allerdings aufgrund der „Bodenreform“, d.h. Enteignung, verlassen musste. Freiwillig ging sie jedoch nicht: Sie gab vor, krank zu sein und ließ sich hinaustragen.
Nach Aufenthalten in Magdeburg und Erfurt verbrachte sie ihre letzten Lebensjahre zusammen mit Erna Schill-Krämer in West-Berlin. Sie lebte von ihren literarischen Arbeiten und Einkünften aus früher erworbenen Wertpapieren.
Elsa von Bonin starb 1965, Erna Schill-Krämer 1972. Die beiden Frauen sind in einer gemeinsamen Urnengrabstätte beigesetzt.
(Text von 2015)
Verfasserin: Doris Hermanns
Zitate
Elsa v. Bonin kleidete sich vorwiegend in gutgearbeitete Schneiderkostüme mit halblangem Rock; ihr Haar war gescheitelt, wellig onduliert und im Nacken kurz geschnitten. Dazu trug sie runde Hüte mit jagdlicher Note, wie diese von Damen auf dem Land viel getragen wurden.
Fabian von Bonin – von Ostau
Da sie selten zu Kompromissen geneigt war, wirkte sie gelegentlich etwas schroff, wodurch ihre im Grunde feinfühlige und fürsorgliche Wesensart oft verkannt wurde.
Fabian von Bonin – von Ostau
Links
Elsa von Bonin in der Deutschen Nationalbibliothek
Literatur & Quellen
Werke von Elsa von Bonin
Das Leben der Renée von Catte. Roman. Berlin, E. Fleischel, 1911. Neuauflage: Berlin, Bergmann Verlag, 1932. Faksimile der Originalausgabe: Göttingen, Daphne Verlag, 1985. Mit einer biographischen Skizze von Fabian von Bonin-von Ostau
Unter dem Namen Elsa von Bonin-Brettin:
Die Verwertbarkeit des Motivs im materiellen Strafrecht. Jur. Diss. vom 21. März 1916. Greifswald, Abel, 1916
Die Versuchung des Herzens. Roman. Jena, Landhausverlag, 1920
Die Söhne. Roman. Stuttgart, J.G. Cotta, 1925
Borwin Lüdekings Kampf mit Gott. Roman. Stuttgart, J.G. Cotta, 1926
Thomasine von Bärenclau. Roman. Leipzig, Ph. Reclam, 1931
Literatur über Elsa von Bonin
Budke, Petra und Jutta Schulze: Schriftstellerinnen in Berlin 1871 bis 1945. Ein Lexikon zu Leben und Werk. Der andere Blick: Frauenstudien in Wissenschaft & Kunst. Berlin 1995. Orlanda Frauenverlag
Ostau, Fabian von Bonin von: Elsa von Bonin – eine biographische Skizze, in: Elsa von Bonin: Das Leben der Renée von Catte. Göttingen 1985. Daphne Verlag
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