Fembio Specials Künstlerinnen - Eine Ausstellung von Almut Nitzsche Élisabeth Sophie Chéron
Fembio Special: Künstlerinnen - Eine Ausstellung von Almut Nitzsche
Élisabeth Sophie Chéron
(Élisabeth Sophie Le Hay [Ehename])
geboren am 3. Oktober 1648 in Paris
gestorben am 3. September 1711 in Paris
französische Malerin, Dichterin, Musikerin
375. Geburtstag am 3. Oktober 2023
Biografie • Weblinks • Literatur & Quellen
Biografie
Ihre Zeitgenossen sahen in der hochbegabten, ungeheuer vielseitigen und universal gebildeten Élisabeth Sophie Chéron eine von den »Göttern inspirierte Muse«. Mit einer Gegendarstellung versuchte sie sich gegen die damals üblichen schwülstigen Loblieder zu wehren, die Künstlerinnen mit Musen und anderen göttlichen Gestalten gleichsetzten. »Die Musen gehorchen mir nicht so bereitwillig ...«, schreibt sie und sieht sich damit als Künstlerin, die ihre Leistungen aus eigenem Vermögen erarbeitet hat.
Sie benutzte alle Techniken der Malerei in ihren Werken, von denen die Pastellminiaturen die begehrtesten waren. Darin galt sie als führend unter ihren Kolleginnen. Ihr heute größtenteils verschollenes Œuvre umfasste Genreszenen, Landschaften, biblische und historische Themen, hauptsächlich jedoch Selbstbildnisse (viele als Auftragswerke) und allegorische Porträts bekannter Persönlichkeiten. Neben der Malerei beherrschte sie ebenso die Zeichenkunst, die Kupferstecherei und das Gemmenschneiden.
1672 wird Chéron aufgrund zweier eingereichter Porträts, darunter ein Selbstbildnis, einstimmig in die Academie Royale de Peinture et Sculpture aufgenommen und stellt bis 1704 regelmäßig in dem jährlich stattfindenden Salon aus. Daneben gilt sie als ausgezeichnete Musikerin und Lyrikerin und wird dafür 1676 mit der Aufnahme in die Academie Royale des Lettres geehrt.
Sie überträgt lateinische Verse ins Französische und übersetzt aus dem Hebräischen die Psalmen Davids, von denen sie einige vertont und die sie 1694 mit Illustrationen ihres jüngeren Bruders veröffentlicht. Ihre Gedichte – sie soll auch Theaterstücke geschrieben haben – machen sie bis Italien bekannt: 1699 wird sie unter dem bezeichnenden Namen der Muse Erato Mitglied in der Accademia dei Ricoverati in Padua. Nach einigen Berichten habe sie sich selber längere Zeit in Italien aufgehalten und dort vorwiegend die Kunst der Antike studiert.
Woher kam diese Künstlerin mit einer so umfassenden Bildung, in einer Zeit, in der Erziehung für Frauen nicht unbedingt zum Alltäglichen gehörte? Chéron wuchs in einer weitverzweigten calvinistischen Künstlerinnenfamilie auf und erhielt ihren ersten Unterricht von ihrem Vater, einem Miniaturmaler und Kupferstecher.
Die schwierige Situation protestantischer Familien im Vorfeld der 1685 erfolgenden Aufhebung des Edikts von Nantes, das den Protestanten freie Religionsausübung gewährte, und der Einfluss ihrer katholischen Mutter bewegt Chéron 1668 dazu, mit ihrer Schwester zum Katholizismus überzutreten. Interessant ist in diesem Zusammenhang ein frühes Selbstporträt mit Notenblatt, das in der strengen Haltung und puritanischen Tracht noch in der hugenottischen Tradition steht und sich deutlich von den späteren unterscheidet. Bei ihrer Konvertierung spielte sicherlich eine Rolle, dass Chéron einflussreiche Auftraggeber aus der Umgebung des Hofes nicht verlieren wollte, zumal Ludwig XIV. selbst von ihren Dichtungen und Gemälden beeindruckt gewesen sein soll.
Als der Vater, ein überzeugter Calvinist, die Familie verlässt, sorgt Chéron mit dem Verkauf ihrer Bilder für den Unterhalt. Erst relativ spät heiratet sie mit 44 Jahren den königlichen Ingenieur Jacques Le Hay. In ihren letzten Lebensjahren veröffentlicht sie mehrere Bücher, darunter eine Sammlung von Kupferstichen nach ihren Zeichnungen antiker Gemmen und Reliefs sowie ein Livre de principes à dessiner, eine Anleitung für die Kunst des Zeichnens.
(Text von 1997)
Verfasserin: Adriane von Hoop
Links
Brooklyn Museum: Elizabeth Cheron. Kurzbiografie (engl.).
Online verfügbar unter http://www.brooklynmuseum.org/eascfa/dinner_party/heritage_floor/elizabeth_cheron.php, zuletzt geprüft am 27.09.2023.
Chéron, Elisabeth Sophie (1717): Les cerises renversées. Poème Héroïque. Extrait du livre: Batrachomyomancie d'Homère ou combat des rats et des grenouilles. Edition : Pierre François Giffart - Paris 1717.
Online verfügbar unter https://www.femmespeintres.be/peintres/textes/cheron01.htm, zuletzt geprüft am 27.09.2023.
Clement, Clara Erskine: Women in the fine arts, from the Seventh Century B.C. to the Twentieth Century A.D. Full Text Free Book (Part 2/7). Biografie (engl., nach unten scrollen!).
Online verfügbar unter http://www.fullbooks.com/Women-in-the-fine-arts-from-the-Seventh2.html, zuletzt geprüft am 27.09.2023.
Hilgar, Marie-France: Les multiples talents d'Elisabeth Sophie Chéron. Biografischer Artikel (frz.).
Online verfügbar unter http://se17.bowdoin.edu/node/152, zuletzt geprüft am 27.09.2023.
Zeno.org: Cheron, Elisabeth Sophie. In: Damen Conversations Lexikon, Band 2. Leipzig 1834, S. 350-351.
Online verfügbar unter http://www.zeno.org/nid/20001720228, zuletzt geprüft am 27.09.2023.
Literatur & Quellen
Quellen
Fine, Elsa Honig (1978): Women & art. A history of women painters and sculptors from the Renaissance to the 20. century. Montclair, NJ. Allanheld & Schram [u.a.]. ISBN 0-86043-198-3. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Greer, Germaine (1980): Das unterdrückte Talent. Die Rolle der Frauen in der bildenden Kunst. (=The obstacle race) Aus dem Englischen von Rainer Redies und Ingrid Krüger. Berlin. Ullstein. ISBN 3-550-07688-6. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Neue Gesellschaft für Bildende Kunst und Akademie der Künste (Hg.) (1987): Dokumentation der Kunst von Frauen in Berliner öffentlichen Sammlungen. Ausstellungskatalog. Katalogredaktion: Gisela Breitling; Kataloggestaltung: Regelindis Westphal. Berlin. Edition Hentrich. (Das verborgene Museum, 1) ISBN 3-926175-38-9. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Weiterführende Literatur
Borzello, Frances (1998): Seeing ourselves. Women's self-portraits. London. Thames and Hudson. ISBN 0500018367. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Chadwick, Whitney (2007): Women, art, and society. 4. Aufl. London. Thames & Hudson. (World of art) ISBN 9780500203934. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Dabbs, Julia Kathleen (2009): Life stories of women artists, 1550-1800. An anthology. Farnham. Ashgate. ISBN 0754654311. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Hattori, Cordélia; Leutrat, Estelle et al. (2010): À l'origine du livre d'art. Les recueils d'estampes comme entreprise éditoriale en Europe (XVIe - XVIIIe siècle). Cinisello Balsamo, Milano. Silvana. ISBN 8836615155. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Kurita, Hidenori; Koshikawa, Michiaki et al. (2002): French drawings from the British Museum. From Fontainebleau to Versailles. Ausstellungskatalog. Nagoya, Tokyo. Aichi Prefectural Museum of Art; The National Museum of Western Art. ISBN 9784901062084. (Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Shapiro, Norman R. (2008): French women poets of nine centuries. The distaff and the pen. Baltimore. Johns Hopkins University Press. ISBN 0801888042. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Zimmermann, Margarete; Böhm, Roswitha (1999): Französische Frauen der frühen Neuzeit. Dichterinnen, Malerinnen, Mäzeninnen. Darmstadt. Primus; Primus-Verl. ISBN 9783896781390. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
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