Fembio Specials Frauen aus Zürich Elisabeth Kübler-Ross
Fembio Special: Frauen aus Zürich
Elisabeth Kübler-Ross
geboren am 8. Juli 1926 in Zürich
gestorben am 24. August 2004 in Scottsdale, Arizona, USA
amerikanisch-schweizerische Psychiaterin und Sterbeforscherin
20 Todestag am 24. August 2024
Biografie • Weblinks • Literatur & Quellen
Biografie
Wer wie sie 23 Ehrendoktorate erhielt, muß Bahnbrechendes geleistet haben. Sie selbst fasste diese Leistung nüchterner zusammen: Sie habe “das Sterben aus dem Closet (Versteck) geholt”.
Als sie mit 30 Jahren nach dem selbst finanzierten Medizinstudium (das ihr Vater nicht unterstützte, weil er sie lieber als Sekretärin im eigenen Betrieb unter Kontrolle gehabt hätte) in amerikanischen Krankenhäusern zu arbeiten begann, schob man Sterbende noch in Toilettenräume ab, wo sie sich selbst überlassen blieben. Der Tod war tabuisiert. “Man starb nicht” in Hospitälern, die auf ihren Ruf bedacht waren. Kübler-Ross nahm sich der Sterbenden an und bekam den massiven Widerstand ihrer KollegInnen zu spüren, aber auch die Dankbarkeit ihrer PatientInnen. Sie dokumentierte die Erfahrungen und Nahtod-Erlebnisse der Kranken und veröffentlichte sie in dem Buch “Interviews mit Sterbenden” (1969), das sie weltbekannt machte.
Die folgende weltweite Vortragstätigkeit empfand sie als notwendige, wenn auch sehr anstrengende Verpflichtung. Aber sie hatte unglaubliche psychische und physische Kraft, die sie schon in jungen Jahren als Helferin beim Internationalen Friedensdienst in Frankreich, Belgien, Schweden und Polen an sich selbst erfahren und an andere weitergegeben hatte. Ihr intensives Mitgefühl eröffnete ihr Zugang auch zu schwerst Depressiven oder psychotisch Kranken, aber die Liebe als Mittel zur Heilung fand in der damaligen Wissenschaft keine Gegenliebe.
1977 gründete sie das Begegnungszentrum “Shanti Nilaya”, wo sie in Workshops vielen Menschen half, ihre Ängste vor dem Leben und dem Tod zu überwinden. Dieses Zentrum und ihr Wohnhaus wurden durch Unwetter und Brand zerstört. Danach engagierte sie sich für Aidskranke in Gefängnissen und baute eine Farm in Virginia auf, um 20 aidsinfizierte Babys zu betreuen. Dieser Plan scheiterte an der Angst der Bevölkerung. Auch die Farm fiel vermutlich einer Brandstiftung zum Opfer, wobei Kübler-Ross alles verlor, was sie besaß – die Aufzeichnungen über ihre Arbeit.
Zwei Schlaganfälle zwangen sie, die sich im Leben nie geschont hatte, zur Ruhe. In Scottsdale, Arizona, verbrachte sie ihre letzten Lebensjahre, durch weitere Schlaganfälle ans Bett gefesselt. Der quälend langsame Sterbeprozess lehrte sie die Geduld, an der es ihr zeitlebens gemangelt hatte. Sie war sicher, dass sie am Ende “wie ein Schmetterling aus dem Kokon” in ein neues Sein fliegen werde.
(Text von 2005)
Verfasserin: Mechthild Winkler-Jordan
Links
The Elisabeth Kübler-Ross Foundation
Literatur & Quellen
Gill, Derek. 1996. Elisabeth Kübler-Ross: Wie sie wurde, wer sie ist. Stuttgart. Kreuz.
Kübler–Ross, Elisabeth. 1971. Interviews mit Sterbenden. Stuttgart. Kreuz.
Kübler–Ross, Elisabeth. 1982 (1978). Leben bis wir Abschied nehmen. Mit 80 Fotos von Mal Warshaw und einem Beitrag von Paul Becker. Stuttgart. Kreuz.
Kübler Ross, Elisabeth. 1997. Das Rad des Lebens [=The Wheel of Life]. Aus d. am. English von Wolfgang Höhn. München. Delphi bei Droemer–Knaur.
Schaup, Susanne. 1996. Elisabeth Kübler-Ross: Ein Leben für gutes Sterben. Stuttgart. Kreuz.
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