Fembio Specials Exilantinnen (1933-1945) Elisabeth Castonier
Fembio Special: Exilantinnen (1933-1945)
Elisabeth Castonier
geboren am 6. März 1894 in Dresden
gestorben am 24. September 1975 in München
deutsche Schriftstellerin
130. Geburtstag am 6. März 2024
Biografie • Zitate • Literatur & Quellen
Biografie
Zahlreiche Neuauflagen ihrer Bücher, große Nachfrage in Leihbüchereien - kein Zweifel, sie ist beliebt bei Leserinnen und Lesern. Sie schreibt mit Humor und Warmherzigkeit, schildert das Leben auf einem englischen Bauernhof mit besonderer Beobachtungsgabe für Menschen und Tiere. In der deutschen Literatur ist diese Art gehobener Unterhaltung eher selten, bei der Literaturkritik nicht sehr angesehen.
Castonier wuchs als Tochter einer exzentrischen Mutter und eines Kunstmalers in Dresden, Paris und Berlin auf. Ihre schriftstellerische Tätigkeit war sehr vielfältig; sie schrieb Artikel und Geschichten für Zeitschriften, Dramen und historische Romane, sie übersetzte aus dem Französischen und arbeitete als Lektorin für einen Münchner Verlag.
Die 1923 geschlossene Ehe mit einem dänischen Opernsänger hielt nur einige Jahre, man trennte sich “ohne Bitterkeit”. Noch konnte sie an ausgelassenen Münchner Atelierfesten teilnehmen, doch der politische Horizont verdüsterte sich immer mehr. Aufgrund ihrer kritischen Einstellung war sie den Nazis suspekt: Ihre Werke fielen 1933 der Bücherverbrennung zum Opfer.
Sie ging nach Wien, flüchtete 1938 von dort nach Positano, Italien: “Es war leicht, in diesem Klima arm zu sein - wir waren alle arm, aber relativ zufrieden”. Als sie auch in Italien vor der Naziverfolgung nicht mehr sicher war, flüchtete sie erneut, diesmal nach England. Eine ihr angebotene feste Stellung lehnte sie ab.
Wieder fasste sie - wie schon beim Verlassen des Elternhauses und seines gesicherten Wohlstands - einen Entschluss, der das Leben der nun Fünfzigjährigen völlig veränderte: Von 1944 an lebte sie auf der kleinen Farm ihrer Freundin Jane Napier, deren große Tierliebe sie teilte, in Hampshire und half ihr bei der harten Arbeit im Stall und auf den Feldern. Erst nach Jahren fand sie wieder zur Schriftstellerei zurück, schrieb Mill Farm, ihr bekanntestes Buch, und die Autobiographie Stürmisch bis heiter.
1975 endete das Leben dieser tapferen, lebensbejahenden Frau.
Verfasserin: Ursula Schweers
Zitate
Ich bereue nichts - vielleicht nur, diese oder jene Torheit nicht begangen zu haben, denn Torheiten sind die Würze des Lebens.
Literatur & Quellen
Budke, Petra & Jutta Schulze. 1995. Schriftstellerinnen in Berlin 1871 bis 1945: Ein Lexikon zu Leben und Werk. Berlin. Orlanda.
Castonier, Elisabeth. 1995 [1959]. Mill-Farm: Menschen und Tiere unter einem Dach. Berlin. Frankfurt/M.; Berlin. Ullstein TB.
Castonier, Elisabeth. 1991 [1964]. Stürmisch bis heiter: Memoiren einer Außenseiterin. Berlin. Ullstein TB.
Castonier, Elisabeth. 1989. Unwahrscheinliche Wahrheiten. Berlin. Ullstein TB.
Viëtor-Engländer, Deborah J. Hg. 2010. Exil im Nebelland. Elisabeth Castoniers Briefe an Mary Tucholsky. Eine Chronik. Bern etc. Peter Lang. Ca. 600 S. Exil Dokumente – verboten, verbrannt, vergessen. Bd. 7. ISBN 978-3-03910-037-8 br.
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