Fembio Specials FemBiografien von Renate Rochner (1929-2023) Elisabet Ney
Fembio Special: FemBiografien von Renate Rochner (1929-2023)
Elisabet Ney
(Elisabeth Franziska Bernhardina Wilhelmina Ney)
geboren am 26. Januar 1833 in Münster
gestorben am 29. Juni 1907 in Austin/Texas
deutsch-US-amerikanische Bildhauerin
190. Geburtstag am 26. Januar 2023
Biografie • Zitate • Weblinks • Literatur & Quellen
Biografie
Die glücklichsten Tage ihrer Kindheit und Jugend soll Elisabet Ney in der Steinmetz-Werkstatt ihres Vaters verbracht haben, und ihr größter Wunsch war es, Bildhauerin zu werden. Sie war begabt, hübsch und sehr ehrgeizig.
Entgegen den Vorstellungen ihrer Eltern verließ sie mit neunzehn Jahren ihre Heimatstadt Münster und wurde an der Kunstakademie München als „weiblicher Sonderfall“ angenommen. Während ihres Studiums lernte sie ihren späteren Ehemann, den Schotten Edmund Montgomery, kennen und begegnete dem damals bekanntesten deutschen Bildhauer, Christian Rauch, der in Berlin die Berühmtheiten der Zeit porträtierte. Ney wechselte an die Kunstakademie in Berlin und wurde dort Rauchs Schülerin. Mit 25 Jahren konnte sie, nach Rauchs Tod, ihr eigenes Studio eröffnen. Inzwischen erhielt sie Aufträge für Porträtbüsten bekannter Männer wie Schopenhauer, König Georg V. von Hannover und Joseph Joachim (berühmter Geiger).
Mit Montgomery lebte Elisabet Ney zehn Jahre lang in einer offenen Beziehung, in der beide ihre beruflichen Ziele an verschiedenen Orten verfolgten – sie arbeitete in ihrem Atelier, er studierte Medizin. Schließlich heirateten sie, doch Ney bestand darauf, ihren Geburtsnamen beizubehalten. Eine konventionelle Ehe hielt sie für unvereinbar mit ihrer künstlerischen Entwicklung. Öfter trafen sie sich zu gemeinsamen Reisen – nach Ägypten, Griechenland, in die Türkei, nach Italien, wo sie eine Büste von Garibaldi anfertigte. Zur langen Liste der von ihr porträtierten Männer gehörten u.a. Justus von Liebig, Varnhagen von Ense, Bismarck und Ludwig II. von Bayern, der ihr eine Villa in München zur Verfügung stellte.
1871 wanderten die beiden nach Georgia, USA aus und ließen sich schließlich in der Nähe von Houston in Texas nieder. Ney widmete sich nun der Erziehung ihrer beiden Söhne, der ältere starb jedoch als Kind an Diphtherie.
Nach fast 20jähriger Pause begann sie wieder als Bildhauerin zu arbeiten, eröffnete ihr neues Studio in Austin/Texas und erhielt Aufträge für mehrere Standbilder texanischer Größen für die Weltausstellung in Chicago 1893. Noch mit 70 Jahren reiste Ney nach Italien, um für ihre letzten Werke makellosen Marmor zu suchen. Sie fertigte daraus einen Christuskopf an und als Krönung ihrer bildhauerischen Arbeit die Figur der Lady Macbeth, diesmal keine Auftragswerke.
Elisabet Ney starb 74jährig nach einem Unfall. Über ihre Arbeit sagte sie: „Gott schafft die Menschen, ich kopiere nur seine Entwürfe.“ Aus ihrem Atelierbau in Austin wurde das Elisabet-Ney-Museum, in dem heute noch ein großer Teil ihrer Werke zu sehen ist.
(Text von 2006)
Verfasserin: Renate Rochner
Zitate
Women are fools . . . to be bothered with housework. Look at me. I sleep in a hammock which requires no making up. I break an egg and sip it raw. I make lemonade in a glass and then rinse it, and my housework is done for the day. (Elisabet Ney)
Though I had not come to this country ever to work in my art again, I took it up at last as a consolation—only I experienced deeper and more cruel disappointment. And my present work, Lady Macbeth, comes as a result of these experiences. (Elisabet Ney in einem Brief)
Links
Elisabet Ney Museum in Austin, Texas. Biografie, Werkverzeichnis, Bibliografie.
Online verfügbar unter http://www.ci.austin.tx.us/elisabetney/html/main.html, zuletzt geprüft am 11.01.2018.
Deutsche Digitale Bibliothek: Elisabet Ney.
Online verfügbar unter https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/entity/118926179, zuletzt geprüft am 11.01.2018.
Knöfel, Ulrike (2008): KUNST: Pygmalia mit Doppelleben. In: DER SPIEGEL 4/2008.
Online verfügbar unter http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-55508069.html, zuletzt geprüft am 11.01.2018.
Sculptor.Org: Texas - Elisabet Ney. Umfangreiche, kommentierte Linksammlung, Links leider z. T. nicht mehr aktuell.
Online verfügbar unter http://www.sculptor.org/Countries/US/Texas/ElisabetNey.htm, zuletzt geprüft am 11.01.2018.
Taylor; Neill, Bride (1916): Elisabet Ney, Sculptor. Durchsuchbare Onlinefassung. Devin-Adair Co.
Online verfügbar unter https://texashistory.unt.edu/ark:/67531/metapth29406/m1/, zuletzt geprüft am 11.01.2018.
Wikipedia: Elisabeth Ney.
Online verfügbar unter http://de.wikipedia.org/wiki/Elisabeth_Ney, zuletzt geprüft am 11.01.2018.
Literatur & Quellen
Quellen
Ammers-Küller, Jo van (1960): Diana. Lebensgeschichte der Bildhauerin Elisabet Ney 1833-1907. Aus dem Holländischen von Lore Grages. Zürich: Sanssouci.
Buske, Stefan; Ney, Elisabet (1997): Die Bildhauerin Elisabet Ney 1833 – 1907. Ausstellungskatalog. Münster: Stadtmuseum.
Cutrer, Emily Fourmy; Ney, Elisabet (1988): The art of the woman. The life and work of Elisabet Ney. Lincoln: University of Nebraska Press (Women in the West).
Goar, Marjory; Goar, Thomas (1984): Marble dust. The life of Elisabet Ney. An interpretation. Austin: Eakin Press.
Härtel, Susanne (Hg.) (2003): “Ich werde niemand zu Füßen liegen”. Acht Künstlerinnen und ihre Lebensgeschichte. Weinheim: Beltz & Gelberg (Beltz-&-Gelberg-Taschenbuch, 914).
James, Edward T.; James, Janet Wilson; Boyer, Paul S. (1971): Notable American women, 1607-1950. A biographical dictionary. 3 Bde. Herausgegeben von Radcliffe College. Cambridge: Belknap Press.
Stetten-Jelling, Dagmar von (2003): Elisabet(h) Ney (1833-1907) Bildhauerin in Europa und Amerika. Eine ungewöhnliche Karriere. Berlin: dissertation.de (Dissertation Classic, 735).
Tufts, Eleanor (1987): American women artists, 1830-1930. Herausgegeben von National Museum of Women in the Arts und International Exhibitions Foundation. Washington D.C.: International Exhibitions Foundation for the National Museum of Women in the Arts.
Weiterführende Literatur
Abernethy, Francis Edward (1981): Legendary ladies of Texas. Dallas: E-Heart Press.
Day, James M. (1972): Women of Texas. Mary Austin Holley, Jane Long, Suzanna Dickinson, Elisabeth Ney, Miriam Ferguson, Cynthia Ann Parker, Margaret Lea Houston, Mollie Bailey. Waco: Texian Press.
Fortune, Jan; Burton, Jean (1943): Elisabet Ney. New York: Knopf.
Hendricks, Patricia D.; Duval Reese, Becky (1989): A century of sculpture in Texas, 1889-1989. Ausstellungskatalog. Austin: Archer M. Huntington Art Gallery.
Ledbetter, Suzann (2006): Shady ladies. Nineteen surprising and rebellious American women. New York: Forge.
Little, Carol Morris (1996): A comprehensive guide to outdoor sculpture in Texas. Austin: University of Texas Press.
Loggins, Vernon (1946): Two romantics and their ideal life. Elisabet Ney, sculptor / Edmund Montgomery, philosopher. New York: The Odyssey press.
Medearis, Michael (2000): Artists and their art. Austin: Steck-Vaughn.
Müller-Münster, Eugen (1931): Elisabeth Ney. Die seltsamen Lebensschicksale der Elisabeth Ney u. des Edmund Montgomery 1833-1907. Leipzig: Koehler & Amelang.
Ney, Elisabet; Rutland, J. W. (1977): Sursum! Elisabet Ney in Texas. Briefe. Austin: Elisabeth Ney Museum.
Reiter, Joan Swallow (1978): The woman. Biografie. Alexandria: Time Life Books (The old west, 23).
Rosenberg, Marjorie von (1990): Elisabet Ney, sculptor of American heroes. Austin: Eakin Press.
Taylor, Bride Neill (1938): Elisabet Ney, sculptor. Austin: Fine Arts Assoc.
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