Fembio Specials Berühmte Frauen berühmter Männer Eleanor Roosevelt
Fembio Special: Berühmte Frauen berühmter Männer
Eleanor Roosevelt
geboren am 11. Oktober 1884 in New York, NY
gestorben am 7. November 1962 in New York, NY
US-amerikanische Politikerin; First Lady 1933-1945
140. Geburtstag am 11. Oktober 2024
Biografie • Weblinks • Literatur & Quellen
Biografie
Internationale Bedeutung
Eleanor Roosevelt ist in Deutschland nur noch wenigen bekannt. Zeigt man den Menschen ein Bild von ihr, kann fast niemand sie identifizieren. Die jüngste Veröffentlichung von oder über Eleanor Roosevelt in deutscher Sprache stammt aus dem Jahr 1959. Es gibt auf Deutsch keine Biographie über sie, nicht einmal als Übersetzung.
In den USA hingegen gilt die Frau des amerikanischen Präsidenten Franklin Delano Roosevelt – Gegenspieler von Stalin und Hitler - als die bedeutendste Frau des 20. Jahrhunderts. Die Erinnerung an sie ist auch ein knappes halbes Jahrhundert nach ihrem Tod lebendig wie eh und je: Für Hillary Rodham Clinton (wie für viele US-Amerkanerinnen) ist sie das große Vorbild. Es gibt hunderte von Biographien über sie, typischerweise tragen sie Titel wie “First Lady of the World” (Winner, 2004) oder “First Lady of the Twentieth Century” (Gottfried, 1997). Der Artikel über Eleanor Roosevelt in der englischsprachigen Wikipedia ist 22mal so lang wie der in der deutschen.
Wie kommt es zu dieser unglaublichen Diskrepanz? Vielleicht waren die Deutschen während er Zeit, in der Eleanor Roosevelt ihre Wirkung entfaltete, zuerst mit Hitler und dann mit seinen Folgen so beschäftigt, daß sie wesentliche Teile der Weltgeschichte nicht mitbekommen – und später auch nicht mehr nachgeholt haben.
Wer war nun Eleanor Roosevelt? Was macht sie so besonders? Weshalb hat Hillary sie sich zum Vorbild genommen?
Eleanor Roosevelt, das läßt sich wohl ohne Übertreibung sagen, war vor und während der Amtszeit ihres Mannes (immerhin die längste Regierungszeit irgendeines amerikanischen Präsidenten) sein moralisches Gewissen – und da er der mächtigste Mann der Welt war, war sie das moralische Gewissen der Welt in der dunkelsten Zeit ihrer Geschichte, der Zeit der Terrorregimes von Hitler und Stalin.
Kindheit, Herkunft, Verwandtschaft
Eleanors Kindheit war düster: Ihre Mutter lehnte ihre Älteste ab, weil sie ihr weder hübsch noch anmutig noch fröhlich genug war. Der Vater hingegen liebte seine Tochter, und das emotional ausgehungerte Mädchen vergötterte ihn dafür. Da Elliott Roosevelt aber alkoholkrank und infolgedessen wenig zuverlässig war, konnte er ihr wirkliche Geborgenheit auch nicht geben.
Eleanors Eltern starben jung; sie war mit zehn Jahren Vollwaise und wuchs bei ihrer Großmutter mütterlicherseits auf. Ihre erste reguläre Schulbildung erhielt sie von 1899-1902 in dem englischen Internat Allenswood; sie bezeichnete später die drei Jahre unter der liebevollen Aufsicht der Schulleiterin Souvestre als die glücklichste Zeit ihres Lebens.
1902 wurde die 18jährige von der Großmutter zurückbeordert, um in die Gesellschaft eingeführt zu werden. Sie lernte um diese Zeit ihren späteren Mann kennen. Dessen Mutter (die lebenslang einen sehr starken Einfluß auf ihn hatte) war gegen die Verbindung, und so heirateten sie erst 1905. Die nächsten zehn Jahre verbrachte Eleanor Roosevelt mit pausenlosen Schwangerschaften. Zwischen 1906 und 1916 gebar sie sechs Kinder, eine Tochter und fünf Söhne (der zweite Sohn wurde nur ein halbes Jahr alt).
Einstieg in die Politik
1918 fand Eleanor heraus, daß Franklin sie mit ihrer Freundin Lucy Mercer betrog. Franklin hatte inzwischen erfolgreich politisch Karriere gemacht; eine Scheidung hätte seine Chancen auf einen weiteren politischen Aufstieg zerstört. Eleanor willigte ein – auch um der Kinder willen -, die Ehe auf freundschaftlicher Basis als politische Zweckgemeinschaft fortzuführen.
1920 bekamen die US-amerikanischen Frauen nach 70 Jahren Kampf das Wahlrecht. 1921 erkrankte Franklin an Kinderlähmung; seine Beine blieben gelähmt – und Eleanor “became his legs”, wie sie es nannte. Denn es durfte nicht bekannt werden, daß er ein “Krüppel” war – auch das hätte seine politische Karriere vernichtet.
In dem Jahrzehnt vor Franklins Wahl zum Präsidenten engagierte sich Eleanor vor allem in der Frauenpolitik - seit der Einführung des Frauenwahlrechts waren Frauen auch für männliche Aspiranten hochaktuell, und so trafen sich hier ihre eigenen mit Franklins politischen Interessen. 1928 wurde sie Vorsitzende des Bureau of Women's Activities for the Democratic National Committee. Im selben Jahr lernte sie die Journalistin Lorena Hickok kennen. Sie wurden enge, lebenslange Freundinnen. Ihr intime, zärtliche Korrespondenz beweist, daß sie einander geliebt haben – ob sie Lesben im heutigen Sinn waren, ist umstritten. Sicher ist, daß Eleanor Roosevelt mit vielen lesbischen Paaren eng zusammengearbeitet hat und befreundet war.
First Lady
Eleanors wirksamste Zeit war naturgemäß ihre Zeit als First Lady: Die Politik des New Deal (mit Hilfe staatlicher Maßnahmen sollte das Land aus der Wirtschaftsdepression herausgeführt werden), eingeleitet und getragen von ihrem Mann und der Demokratischen Partei, unterstützte sie mit ihrer täglichen Zeitungskolumne “My Day”, einem eigenen Radioprogramm, unzähligen Reisen durchs ganze Land und unzähligen Vorträgen. Erstmals gab es eine Frau im Kabinett: Die Arbeitsministerin Frances Perkins, eine Freundin Eleanors. Wöchentlich hielt die First Lady eigene Pressekonferenzen für Journalistinnen ab. Ein besonderes Anliegen waren ihr die Rechte der Schwarzen; sie arbeitete eng mit dem NAACP (National Association for the Advancement of Coloured People) zusammen.
Ende 1941 traten die USA in den zweiten Weltkrieg ein. Wieder kämpfte Eleanor Roosevelt besonders für die Rechte der Schwarzen und der Frauen, auch widersetzte sie sich energisch dem kriegsbedingten Abbau der Wohlfahrtsprogramme. Sie setzte sich bei dem widerwilligen Außenministerium für jüdische Flüchtlinge aus Nazideutschland ein und legte zehntausende von Meilen zurück, um die amerikanischen Truppen in aller Welt zu unterstützen.
Elder Stateswoman; Kämpferin für die Unterdrückten in aller Welt
Am 12. April, kurz vor Hitler und Mussolini und vor dem Sieg über Nazideutschland, starb Franklin D. Roosevelt – im Beisein von Lucy Mercer! Roosevelts Amtsnachfolger, Harry S. Truman, machte sich Eleanors Renommée und Erfahrung zunutze und berief sie als US-Delegierte für die Vereinten Nationen. Die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte, die am 10. Dezember 1948 von der Generalversammlung verabschiedet wurde, ist zu großen Teilen das Werk Eleanor Roosevelts – von der Planung über die Formulierung bis zur Durchkämpfung durch alle Stadien.
Bis ans Ende ihres Lebens – sie starb 1962, siebzehn Jahre nach Franklin - setzte sie sich als Diplomatin für den Weltfrieden ein, für das junge Israel, für die Präsidentschaft ihres Freundes Adlai Stevenson und gegen McCarthys Jagd auf “unamerikanische Umtriebe”.
Ihre letzte politische Funktion war der Vorsitz in Kennedys Kommission über die Lage der Frau.
(Text von 2008)
Verfasserin: Luise F. Pusch
Eine First Lady wie keine zuvor: Eleanor Roosevelt. Biographischer Essay von Renate Kraft
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Literatur & Quellen
Cook, Blanche Wiesen. 1991. Eleanor Roosevelt, Vol. 1: 1884-1933. Vol. 2: 1933-1938. New York. Viking.
Cook, Blanche Wiesen. 1999. Eleanor Roosevelt, Vol. 2: 1933-1938. New York. Viking.
Goodwin, Doris Kearns. 1994. No Ordinary Time: Franklin and Eleanor Roosevelt: The Home Front in World War II.
Lash, Joseph P. 1973 [1971]. Eleanor and Franklin: The Story of their Relationship, Based on Eleanor Roosevelt's Private Papers. New York. Signet.
Roosevelt, Eleanor. 2000. Empty Without You: The Intimate Letters of Eleanor Roosevelt and Lorena Hickok. New York. Da Capo.
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