Fembio Specials Frauenbeziehungen Edith Hamilton
Fembio Special: Frauenbeziehungen
Edith Hamilton
geboren am 12. August 1867 in Dresden
gestorben am 31. Mai 1963 in Washington, D.C.
US-amerikanische Altphilologin und Schriftstellerin
60. Todestag am 31. Mai 2023
Biografie • Literatur & Quellen
Biografie
Edith Hamilton war die älteste von vier Töchtern und kam während einer Europareise ihrer Eltern in Dresden zur Welt. Die Eltern waren wohlhabend, aber der Vater trank und machte 1885 bankrott, so dass die vier Schwestern früh auf eigenen Füßen stehen mussten. Edith entschied sich für den Beruf der Lehrerin. 1895 schloss sie ihr Studium der klassischen Philologie am Bryn Mawr College ab. Als Anerkennung für herausragende Leistungen bekam sie ein Europa-Stipendium und ging für ein Jahr nach Deutschland. In Leipzig ärgerte sich Edith über die philologische Pedanterie der Deutschen; in München war es etwas interessanter, aber dort wurde sie als Frau diskriminiert.
1896 trug ihr die Präsidentin des Bryn Mawr College die Leitung der neu gegründeten Bryn Mawr Schule in Baltimore an. Edith Hamilton nahm aus praktischen Erwägungen an, obwohl sie sich lieber klassischen Studien als Verwaltungsaufgaben gewidmet hätte. Ihre Schwester Margaret kam auch nach Baltimore, und als 1909 der Vater starb, zog auch die Mutter zu ihnen. Unter der 26 Jahre währenden Leitung Edith Hamiltons wurde die Schule zu einer der bedeutendsten im Lande. Irgendwie schaffte es Hamilton, die konservativen Familien Baltimores davon zu überzeugen, dass strenge wissenschaftliche Arbeit für Mädchen genau das Richtige sei. Von den Schülerinnen wurde sie verehrt und gefürchtet - sie war unnahbar, mitreißend in der Lehre und stellte höchste Ansprüche. Aus gesundheitlichen Gründen gab sie 1922 die Leitung der Schule auf - sie hatte den Job sowieso nie gemocht.
Nach einer kurzen Erholungspause kaufte sie sich mit ihrer Lebensgefährtin Doris Fielding Reid, einer Bankerin und ehemaligen Schülerin, ein Haus auf Mount Desert Island in Maine als Sommerresidenz. Im Winter wohnten sie in einem New Yorker Apartment. Die beiden sorgten für Doris' Nichten und Neffen; einen von ihnen, Dorian, adoptierte Edith Hamilton.
Hamiltons zweite, immens erfolgreiche Karriere als Schriftstellerin begann wie zufällig und fast gegen ihren Willen, als sie bereits 60 war. FreundInnen aus der Zeitungsbranche, die von ihren Stegreifübersetzungen griechischer Dramatiker fasziniert waren, hatten sie überredet, ein paar Artikel und schließlich das Buch The Greek Way zu schreiben, das sie 1930, also mit 63 Jahren, veröffentlichte. Vor ihr lagen noch 33 äußerst fruchtbare Jahre, in denen sie zur nationalen Berühmtheit wurde und in sieben Büchern, zahllosen Artikeln, öffentlichen Vorträgen und Radiosendungen einem ständig wachsenden und begeisterten Publikum die klassische und biblische Antike nahebrachte.
Die Hamilton Sisters waren unverwüstlich. Edith wurde knapp 96 Jahre alt, und Alice, die Pionierin der Industriemedizin, 101 Jahre. Mit 92 machte Edith mit ihrer Gefährtin Doris eine Autoreise durch Frankreich. Sie starb, mitten in den Plänen für ein Buch über Platon, an Herzversagen.
John F. Kenndy lud die hochbetagte Edith Hamilton zu seiner Inaugurationsfeier ein (sie erschien nicht) und ersuchte sie um Rat für ein neues Kulturzentrum (sie gab ihm aber keinen).
Verfasserin: Luise F. Pusch
Literatur & Quellen
Mainiero, Lina. Hg. 1980. American Women Writers. New York. Ungar.
Notable American Women: The Modern Period. 1980. Hg. Barbara Sicherman, Carol Hurd Green, Irene Kantrov & Harriet Walker. Cambridge, MA; London. The Belknap Press of Harvard UP.
Reid, Doris Fielding. 1967. Edith Hamilton: An Intimate Portrait. New York. Norton.
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