Fembio Specials Frauenbeziehungen Dorothy Arzner
Fembio Special: Frauenbeziehungen
Dorothy Arzner
(Dorothy Emma Arzner)
geboren am 3. Januar 1897 in San Francisco
gestorben am 1. Oktober 1979 in La Quinta, Kalifornien
US-amerikanische Filmregisseurin
45. Todestag am 1. Oktober 2024
Biografie • Zitate • Literatur & Quellen
Biografie
7332 Spielfilme produzierten die großen Hollywood-Studios in den 30 Jahren von 1949 bis 1979. 7332 mal wurde ein Name auf der Rückenlehne des Regiesessels angebracht. Nur 14mal stand da der Name einer Frau – in 30 langen Jahren führten weniger als ein Fünftel eines Prozents Frauen Regie bei einem Spielfilm!
In der halb so langen Spanne Zeit vom ersten längeren Stummfilm 1912 bis zu den ersten Tonfilmen um 1928 waren es doppelt so viele Frauen, die in Amerika bewiesen hatten, dass der Regiesessel durchaus nicht der angestammte Sitzplatz von Männern sein mußte. Zu ihnen gehörte Dorothy Arzner, und wie viele andere damals in den Kinderjahren des Films war sie 1919 eher zufällig in den Studios der späteren Paramount gelandet.
Viele junge Frauen, die wie sie dort vor der Schreibmaschine saßen und Manuskripte abtippten, träumten von der Karriere als umschwärmte Schauspielerin an der Seite eines Filmgotts wie Rodolfo Valentino ... Auch Dorothy Arzner hatte einen Traum, ihr Traumziel aber war der Regiesessel.
Sieben Jahre brauchte sie, um dieses Ziel zu erreichen. Sie arbeitete als Scriptgirl, schrieb Drehbücher. Vor allem aber wurde sie Meisterin in einem Bereich, den sich Frauen damals auch erst erobern mußten: Filmschnitt und -montage.
1927 führte sie zum ersten Mal Regie, bei dem Film Fashions for Women - bis zu ihrem letzten Film First Comes Courage 1943 blieben ihr, die als einzige Regisseurin den Sprung zum Tonfilm schaffte, die Film- und Klatschblätter getreulich auf den Fersen. Interessanter als ihre Regiearbeit waren da allemal ihr Aussehen (Dorothy Arzner bevorzugte Hosen und strenggeschnittene Jacken samt Krawatte) und ihr Privatleben (Arzner bevorzugte Frauen nicht nur als Mitarbeiterinnen; mit der Tänzerin Marian Morgan hatte sie eine lebenslange Beziehung). Interessant natürlich immer auch die Frage nach dem Kassen-Erfolg eines von einer Frau gedrehten Films.
Und Arzners Filme, immer mit Frauen im Mittelpunkt, waren erfolgreich, (z.B. Get Your Man 1927, The Wild Party 1929 mit Clara Bow, Christopher Strong 1933 mit Katherine Hepburn, The Bride Wore Red 1937 mit Joan Crawford) und haben bewiesen, daß der Regiesessel nicht nur den Männern gehört.
Der Film ließ sie auch nach ihrem Abschied von den Studios nicht los: Für die Armee drehte Dorothy Arzner einige Lehrfilme, an der Universität von Kalifornien in Los Angeles hielt sie Regiekurse.
(Text von 1996)
Verfasserin: Brigitte Warkus
Zitate
Ich wußte, dass jeder Film von mir um jeden Preis ein Kassenhit werden mußte. Als Frau hätte man mir einen Flop nicht verziehen…
(Dorothy Arzner)
Literatur & Quellen
Johnston, Claire. Hg. 1975. The Work of Dorothy Arzner: Towards a Feminist Cinema. London. British Film Institute.
Mayne, Judith. 1994. Directed by Dorothy Arzner. Bloomington; Indianapolis. Indiana UP.
Rosen, Marjorie. 1974. Popcorn Venus. 3. Aufl. New York. Avon Books.
Slide, Anthony. 1982 [1977]. Engel vom Broadway oder Der Einzug der Frauen in die Filmgeschichte [=Early American Directors]. Aus d. am. Engl. von Dagmar Hahn. Münster. Tende.
Werner, Paul & Uta van Steen. 1986. Rebellin in Hollywood: 13 Porträts des Eigensinns. Frankfurt/M.; Dülmen. tende.
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