Fembio Specials Frauen aus Frankfurt am Main Catharina Elisabeth Goethe
Fembio Special: Frauen aus Frankfurt am Main
Catharina Elisabeth Goethe
geboren am 19. Februar 1731 in Frankfurt am Main
gestorben am 13. September 1808 in Frankfurt am Main
Mutter von Johann Wolfgang Goethe
215. Todestag am 13. September 2023
Biografie • Literatur & Quellen
Biografie
Johann Wolfgang schrieb, vom Mütterchen habe er die „Frohnatur“; sie selbst sagte von sich „Ich habe die Menschen sehr lieb.“ Auf dem Totenbett bestimmte sie, man möge an den Rosinen für den Leichenschmaus-Kuchen nicht sparen, „darüber würde sie sich noch im Grabe ärgern“.
Eine Frohnatur blieb sie, obwohl die Ehe mit dem mehr als doppelt so alten Kaiserlichen Rat Johann Caspar Goethe schwierig war und vier ihrer Kinder starben: nur Wolfgang und Cornelia erreichten das Erwachsenenalter.
Elisabeth, älteste Tochter des Frankfurter Bürgermeisters Johann Wolfgang Textor, wächst fröhlich und frei mit mehreren Geschwistern in einem weltoffenen Elternhaus auf. Durch die herausragende Stellung ihres Vaters ist sie gesellschaftlichen Umgang gewöhnt. Johann Caspar Goethe hingegen wohnt bei seiner alten Mutter.
Mit siebzehn Jahren wird Elisabeth mit ihm verheiratet; er kann von seinem beträchtlichen Vermögen leben, ohne einer beruflichen Tätigkeit nachgehen zu müssen und ist “eine gute Partie”. Die junge Frau richtet sich geschickt in ihrer neuen und schwierigen Rolle als Ehefrau und Mutter ein – bei Johann Wolfgangs Geburt ist sie achtzehn. Sie führt den Haushalt eigenständig und verantwortlich - das belegt ein sensationeller Fund im Weimarer Goethe-Schiller-Archiv: 30 von ihr geführte Haushaltsbücher mit Angaben der Dienstbotengehälter, Einladungen und Anschaffungen. Das Haus Goethe wird zu einem geistigen Mittelpunkt; man pflegt Umgang mit Persönlichkeiten wie Wieland, Merck und Crespel. Dies und ihre Qualitäten als Geschichtenerzählerin fördern die Entwicklung der Kinder. Ihr Spitzname “Frau Aja” stammt aus dem Volksbuch Die vier Haimonskinder - Aja heißt darin die begütigende und vermittelnde Mutter.
Nach dem Tod ihres Mannes verkauft Elisabeth das Haus am Hirschgraben und bezieht eine Wohnung. Sie geht gern ins Theater und unterhält vielfältige Kontakte. Zu ihren FreundInnen gehören Sophie von la Roche, Bettine Brentano, der Schauspieler Carl Unzelmann, die Herzogin Anna Amalia, die Bethmanns, Lavater, Herder, Königin Luise.
Nicht nur Geschichten konnte Elisabeth erzählen, sie war auch eine begnadete und originelle Briefschreiberin. Leider hat ihr Sohn ca. 200 Briefe verbrannt. Nach Weimar fuhr sie nie, obwohl Wolfgang und Christiane sie immer wieder einluden. Sie stirbt, ohne den Sohn während acht Jahren wiedergesehen zu haben.
Gisela Müller-Bansa und Karin Müller
Literatur & Quellen
Beutler, Ernst. Hg. 1997. Briefe aus dem Elternhaus: Johann Caspar Goethe, Cornelia Goethe, Catharina Elisabeth Goethe. Erw. Frankfurter Ausg. Frankfurt/M. Leipzig. Insel.
Gersdorff, Dagmar von. 2001. Goethes Mutter: Eine Biographie. Frankfurt/M. Insel.
Goes, Albrecht. 1958. Goethes Mutter. Rede zum 150. Todestag am 13. September 1958. Frankfurt am Main. Reihe der Vorträge und Schriften. Freies Deutsches Hochstift.
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