Fembio Specials Berühmte Komponistinnen Carla Bley
Fembio Special: Berühmte Komponistinnen
Carla Bley
Wikimedia Commons
geboren am 11. Mai 1936 in Oakland CA, USA
gestorben am 17. Oktober 2023 in Willow NY, USA
US-amerikanische Komponistin, Jazzpianistin, Bandleaderin
1. Todestag am 17. Oktober 2024
Biografie • Weblinks • Literatur & Quellen
Biografie
Carla Bleys fast märchenhafter Einstieg in die internationale Jazzszene – von der Zigarettenverkäuferin zur erfolgreichen Komponistin – beginnt 1955. Die 19-jährige Tochter eines Kirchenorganisten und Klavierlehrers, die von ihrem Vater schon mit 3 Jahren am Klavier unterrichtet wurde, will ihren Idolen näher sein und arbeitet deshalb im legendären Jazzclub Birdland in New York. Dort lernt sie den Pianisten Paul Bley kennen und heiratet ihn 1957. Während ihrer sieben Ehejahre beginnt sie erste eigenen Kompositionen zu schreiben, die schon bald von anderen Musikern gespielt und aufgenommen werden.
Zusammen mit dem Trompeter und Komponisten Michael Mantler gründet sie Mitte der 60er Jahre das Jazz Composers Orchestra. Wenig später trennt sie sich von Paul Bley und heiratet Michael Mantler. Die beiden sind der Free-Jazz-Szene eng verbunden und touren regelmäßig durch Europa und die USA. Nach einer Europa-Tournee verändert sich ihre Musik.
Das war der Zeitpunkt, als mein Leben begann. Ich hörte auf, Teil einer Strömung zu sein und schlug um mich als Protest gegen diese Strömung.«
Folge davon ist ihre erste orchestrale Komposition A Genuine Tong Funeral, bei der sie versucht, eine Brücke zwischen Free Jazz und einem strengeren Formbewußtsein zu schlagen.
1966 kommt ihre Tochter Karen zur Welt. Karen Mantler schreibt in ihrem Lebenslauf, sie sei auf dem Newport Jazz Festival gezeugt worden, habe als Baby viel Zeit unter Klavieren liegend verbracht und sei quasi auf der Bühne aufgewachsen. Ihren ersten offiziellen Auftritt hat sie mit 4 Jahren in der Jazzoper Escalator Over The Hill.
Carla Bley hatte drei Jahre an dieser Oper gearbeitet, sie basiert auf Gedichten von Paul Haines. Die Oper wurde mehrfach ausgezeichnet und manifestierte Bleys Status als Ausnahmekomponistin. Sie mischt Stilelemente aus Jazz, Rock und Oper.
1973 gründen Michael Mantler und Carla Bley Watt-Records, um ihre eigene Musik zu promoten. Auch nach mehr als 30 Jahren ist Watt-Records ein Familienunternehmen. Die homepage des Labels verrät viel über den Zusammenhalt der Jazzfamilie um Carla Bley und auch über deren speziellen Humor. Man bewegt sich auf dem Grundriss eines Gefängnisses (des »Watt World Headquarter«) und darf die Zellen von Carla Bley, Karen Mantler und Steve Swallow (Carlas Lebensgefährte seit der Trennung von Michael Mantler im Jahr 1991) von innen betrachten.
Carla Bleys Männer haben immer gemeinsam mit ihr Musik gemacht, Steve Swallow ist Bassist. Alle drei Männer spielen regelmäßig ihre Kompositionen.
Seit Mitte der 70er Jahre konzentriert sich Carla Bley auf die Big-Band-Musik. 1995 wird ihr Album Big Band Theory für den Grammy nominiert.
Seit Ende der 90er Jahre tritt sie wieder stärker als Instrumentalistin am Klavier, der Orgel oder dem Synthesizer auf. Oftmals im Duo mit Steve Swallow.
Und noch immer scheint ausschließlich Musik ihr Leben zu sein. Ein Jahr im Leben der Carla Bley sieht zum Beispiel so aus: 2006 ist sie Artist in Residence der Philharmonie in Essen. Zeitgleich komponiert sie für ihre Big Band, mit der sie im Sommer drei Wochen auf Europa-Tournee geht. In Essen arrangiert sie ihre Rockoper, die zur Aufführung kommt. Im August arbeitet sie zusammen mit Steve Swallow auf Sardinien, um danach ein Konzert mit der NDR Big Band in Hamburg zu geben. Im November des gleichen Jahres tourt sie mit dem Liberation Music Orchestra und im Dezember endet ihr Aufenthalt in Essen mit einem Weihnachtskonzert. Und das alles im Rentenalter!
(Text von 2005)
Carla Bley starb am 17. Oktober 2023 an einem Hirntumor.
Verfasserin: Ute Fahlenbock
Links
Carla Bley Trio. Andando El Tiempo (New Morning - Paris - October 21st 2015)
alaindmj. 23.10.2015. (überprüft am 25.03.2019)
Homepage von Carla Bley
Online verfügbar: http://www.wattxtrawatt.com (überprüft am 25.03.2019)
Carla Bley. Biography.
Online verfügbar: http://www.wattxtrawatt.com/biocarla.pdf (überprüft am 25.03.2019)
Die Musik auf dem Fliegenden Teppich. Carla Bley und der „Escalator over the Hill” in Essen. Jazzzeitung, 07/2006. Online verfügbar: http://www.jazzzeitung.de/jazz/2006/07/berichte-essen.shtml (überprüft am 25.03.2019)
Carla Bley and Steve Swallow. The Bret Saunders Podcast. 22.03.2019.
Online verfügbar: https://www.spreaker.com/user/9808733/carla-bley-steve-swallow-podcast-edit-fo (überprüft am 25.03.2019)
Carla Bley. Laut.De-Biographie.
Online verfügbar: https://www.laut.de/Carla-Bley (überprüft am 25.03.2019)
Carla Bley. npr music.
Online verfügbar: https://www.npr.org/artists/15284948/carla-bley?t=1553413506060 (überprüft am 25.03.2019)
German Jazz Trophy 2009 für Carla Bley. Swing Time Special. (überprüft am 25.03.2019)
Auschnitte von Carla Bley's Geburtstagskonzert vom 11.05.2016. Steinway Haus, New York.
(überprüft am 25.03.2019)
Kaiser, Johannes. 11.05.2016. Carla Bley. Die Rebellin des Jazz wird 80. Tonart: Deutschlandfunk Kultur. (überprüft am 25.03.2019)
Carla Bley. Musik und Gender im Internet. Hochschule für Musik und Theater, Hamburg.
Online verfügbar: http://mugi.hfmt-hamburg.de/old/A_lexartikel/lexartikel.php?id=bley1936 (überprüft am 25.03.2019)
Conversation with Carla Bley. 11.06.2016. Interviewer Dr. David Schroeder. NYU Steinhardt Jazz Studies.
Iverson, Ethan. 13.05.2018. A Lifetime Of Carla Bley. The New Yorker.
Online verfügbar: https://www.newyorker.com/culture/culture-desk/a-lifetime-of-carla-bley (überprüft am 25.03.2019)
“La Leçon Française”
Online verfügbar: https://www.ndr.de/orchester_chor/ndr_jazz/Happy-Birthday-Carla-Bley,carlabley124.html (überprüft am 25.03.2019)
Carla Bley: compositrice. Rai Radio 3. (überprüft am 25.03.2019)
Literatur & Quellen
Beal, Amy C. 2011. Carla Bley. Amerian Composers. Champaign. University of Illinois Press.
Bubbico, Carolina. 2017. Carla Bley. L’arte di orchestrare le voci. Nardò. Abac Edizioni.
Carr, Ian; Fairweather, Digby; Priestley, Brian. 2004. Jazz, Rough Guide. Stuttgart, Weimar. Metzler.
Florin, Ludovic (Hg). 2013. Carla Bley. L'inattendu-e. Collection Jazz Land. Paris. Editions Naïve.
Heidkamp, Konrad. 2003. Carla Bley - Femme musicale. In: Sophistcated Ladies. Junge Frauen über 50. Reinbek. Rowohlt Verlag. S. 181-195.
Kampmann, Wolf (Hg.). 2003. Reclams Jazzlexikon. Personenlexikon. Stuttgart. Phillip Reclam jun.
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