Fembio Specials Frauenbeziehungen Bet van Beeren
Fembio Special: Frauenbeziehungen
Bet van Beeren
(Elisabeth Maria van Beeren)
geboren am 12. Februar 1902 in Amsterdam, Niederlande
gestorben am 16. Juli 1967 in Amsterdam, Niederlande
niederländische Wirtin und lesbisch-schwule Aktivistin
55. Todestag am 16. Juli 2022
Biografie • Literatur & Quellen
Biografie
Bekannt als „Koningin van de Zeedijk“ – also „Königin des Zeedijk“ – gilt Bet van Beeren in den Niederlanden als lesbische Ikone; ihr Café ´t Maandje in Amsterdam ist weltweit bekannt.
Bet van Beeren wurde als erste Tochter der Vermieterin und Kauffrau Maria Johanna Brants (1879-1932) und des Straßenpflasterers Johannes Hendrik van Beeren (1875-1960) geboren und wuchs in Amsterdam auf. Sie hatte 13 Geschwister, von denen zwei jedoch bereits als Kinder starben. Nachdem ihre Mutter eine Zeitlang Zimmer vermietet hatte, zog die Familie um, und sie zog mit einem Karren durch die Straße, von dem sie Fisch und Radieschen verkaufte, wobei sie von ihrer Tochter Bet unterstützt wurde.
Im Gasthaus ihrer Mutter wurde schon früh Bier verkauft, das ihre Kinder in Flaschen abfüllten. Dazu musste es mit einem Schlauch erst angesaugt werden, weshalb Bet van Beeren oft angetrunken zur Schule kam.
Nach der Grundschule arbeitete Bet van Beeren in einer Weißwarenfabrik, in der sie schnell Vorarbeiterin wurde. Bei der Arbeit dort verlor sie zwei Fingerkuppen und kündigte nach einem Streit mit ihrem Chef. Anschließend fand sie eine Stelle im Café Amstelstroom, mitten auf dem Zeedijk, dem Rotlichtviertel in der Nähe des Bahnhofs, das einem Onkel gehörte. Dieses übernahm sie 1927 im Alter von 25 Jahren und benannte es in Café 't Mandje, das Körbchen, um, da ihre Mutter ihr täglich Essen in einem Körbchen brachte.
Das Café, das vor allem von Menschen aus der Arbeiterklasse, KünstlerInnen, Prostituierten und ihren „Kunden“, Lesben und Schwulen besucht wurde, hing voll mit Foto von Mitgliedern des Königshauses und mit abgeschnittenen Krawatten von Besuchern. Nach einem gemütlichen Abend legte sie als Wirtin Wert darauf, dass ihre Gäste ein Andenken hinterließen. So kam es zu einer kuriosen Sammlung, für die das Café bekannt ist.
Zeit der Besatzung
Während der Besatzung (1940-1945) durften die Cafés offenbleiben. Das ganze Viertel des Zeedijk war für die Deutschen ein verbotenes Gebiet. Bet van Beeren unterstützte den Widerstand, indem sie Waffen versteckte, Essensmarken verteilte und Untergetauchten half – darüber sprach sie jedoch lieber nicht. Aber es gab auch Gerüchte, dass es unter den CafébesucherInnen VerräterInnen gab.
Nachkriegszeit
In der lesbischen Subkultur der 1940er bis 1960er Jahre spielte Bet van Beeren eine tonangebende Rolle. Sie war offen lesbisch, trug meist Hosen oder Kostüm, rauchte Zigarren, trank Jenever (Wacholderbranntwein) und war oft betrunken. Immer hatte sie einen Regenschirm und eine Aktentasche bei sich und fuhr in Lederkluft Motorrad – eine echte Butch.
Während der 1950er Jahre konnte es vorkommen, dass sie bestimmten Gästen nicht vertraute, denn es war möglich, dass diese von der Sittenpolizei waren oder aber Lesben oder Schwulen feindlich gegenüberstanden. In solchen Fällen warnte sie ihre Kundschaft durch das Einschalten einer Lampe in Form einer Porzellaneule.
Nach dem Zweiten Weltkrieg machte Bet van Beeren Ausflüge mit Freundinnen nach Den Haag, wo sie weniger Gefahr liefen, erkannt zu werden. Dort gingen sie in Bordelle, in denen abends aus finanziellen Gründen auch lesbische Frauen (und Schwule – jeweils auf einer anderen Etage) willkommen waren.
Vor allem nach dem Krieg erlangte das Café große Bekanntheit. Am „Koniginnedag“ (30. April, Festtag in den Niederlanden, Geburtstag der früheren Königin Juliana) durften Frauen mit Frauen und Männer mit Männern tanzen (wie auch im Rest der Stadt, aber ´t Maandje war dafür bekannt), was sonst zu dieser Zeit verboten war. An allen anderen Tagen achtete Bet van Beeren jedoch streng darauf, dass nicht die kleinsten Zärtlichkeiten ausgetauscht wurden. Die Sittenpolizei wusste darüber Bescheid und kam deshalb selten vorbei.
Als sie 1967 im Alter von 65 Jahren an einer Leberkrankheit starb, wurde sie gemäß ihrem letzten Wunsch auf dem Billardtisch in ihrem Café aufgebahrt – inmitten all ihrer Souvenirs, bevor sie auf dem Nieuwe Oosterbegraafplaats begraben wurde.
Café ´t Mandje nach Bet van Beerens Tod
Nach ihrem Tod übernahm ihre Schwester Greet van Beeren das Café bis 1983, als ihr die Kriminalität und vor allem die Drogendelikte zu viel wurden.
Während der Gay Games im August 1998 öffnete Greet van Beeren das Café für eine Woche – zu Ehren ihrer legendären Schwester.
Im Jahr 2008 verkaufte sie das Café an ihre Nichte Diana van Laar, die es nach einer grundlegenden Renovierung neu eröffnete. Aber alles musste weiterhin so aussehen, wie zu Tante Bets Zeiten. Im Amsterdam Museum ist eine Replik des Café 't Mandje zu sehen.
Die Theatergruppe Mevrouw Jansen führte 1997 unter der Regie von Hetty Kleinloog das Stück Bet über die legendäre Bet van Beeren auf.
Im Jahr 2017 wurde eine Brücke nach ihr benannt, die Bet van Beerenbrug, mitten im Zeedijk.
Seit Mitte März 2020 war das Café coronabedingt geschlossen, aber am 8. Juli 2022 wurde auf der Website des Cafés bekannt gegeben, dass ´t Mandje in Kürze wiedereröffnet.
Verfasserin: Doris Hermanns
Literatur & Quellen
Bartels, Thijs en Jos Versteegen: Homo-encyclopedie van Nederland. Amsterdam, Anthos, 2005
Bosch, Tibbe (samenst.): Bet van Beeren, koningin van de Zeedijk. Amsterdam, Tiebosch, 1977. Neuauflage: Amsterdam, PMP, 2007
Brand, Hilde: Beeren, Elisabeth Maria van (1902-1967). In: Digitaal Vrouwenlexicon van Nederland, 2017
Deckwitz, Sjuul: Bet van Beeren. In: Gert Hekma, Dorelies Kraakman, Maurice van Lieshout en Jo Radersma (red.): Goed verkeerd. Een geschiedenis van homoseksuele mannen en lesbische vrouwen in Nederland. Amsterdam, Meulenhoff, 1989
Hemker, Mirjam en Linda Huijsmans (red.): Lesbo-encyclopedie. Amsterdam, Ambo, 2009
Kooten Niekerk, Anja van en Sacha Wijmer: Verkeerde vriendschap. Lesbisch leven in de jaren 1920-1960. Amsterdam, Feministische uitgeverij Sara, 1985
Nijboer, Jeannette: Op de lesbische tour in Amsterdam. Wandelen, fietsen, toeren in lesbisch Amsterdam. Amsterdam, Feministische uitgeverij VITA, 1994
Versteegen, Jos: Roze Amsterdam. Een culturele gids. Bloemendaal, Gottmer, 1998
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