Fembio Specials Berühmte Italienerinnen Beatrice Cenci
Fembio Special: Berühmte Italienerinnen
Beatrice Cenci
geboren am 6. Februar 1577 in Rom
gestorben (enthauptet) am 11. September 1599 in Rom
römische Patrizierin und Vatermörderin
425. Todestag am 11. September 2024
Biografie • Literatur & Quellen
Biografie
Das Schicksal der schönen, unglücklichen, im Alter von 22 Jahren zusammen mit ihrem Bruder Giacomo und ihrer Stiefmutter Lucrezia wegen Mordes an ihrem Vater Francesco Cenci hingerichteten Beatrice Cenci wurde schon während des langen Gerichtsverfahrens zur Legende, ja es beschäftigt und inspiriert das italienische Volk und die Künste bis heute. Shelley, Artaud und Moravia schrieben Theaterstücke über Beatrice. Auch veropert wurde der Stoff mehrmals, zuletzt 1971 von Ginastera.
Francesco Cenci, Sproß einer der angesehensten Familien Roms und Erbe eines Riesenvermögens, war ein brutales, zügelloses Monstrum. Von früher Jugend an lebte er nur seinen Leidenschaften und Gelüsten, die hauptsächlich sexueller Natur waren. Niemand, ob Knaben, Mädchen oder Frauen, war vor seinen Nachstellungen sicher. Seine Frau Ersilia, die er mit 14 Jahren geheiratet hatte, gebar in 21 Jahren 12 Kinder, bevor sie im Kindbett starb. Sieben Kinder überlebten, darunter Beatrice als Drittjüngste.
Wegen seiner Gewalttaten geriet Francesco ständig mit dem Gesetz in Konflikt, da aber die päpstliche Gerichtsbarkeit selbst korrupt war, konnte er sich durch große Summen immer wieder freikaufen.
Im April 1595 verließ Francesco Rom mit seiner zweiten Frau Lucrezia und Beatrice, um sich in seiner Burg La Petrella in den Abruzzen häuslich einzurichten. Beatrice sollte nach seinem Willen nicht heiraten, sondern ihm zu Diensten (und zu Willen?) sein. Er hatte ihr schon immer die Verwaltungsaufgaben überlassen.
Francesco hatte die Gicht und litt an einer ekelhaften Hautkrankheit. Beatrice mußte ihn jeden Abend versorgen und ihm die Pusteln vom Unterleib und den Beinen abschaben. Im Mai 1595 ging Francesco nach Rom zurück, um seine Krankheit behandeln zu lassen. Im April 1596 kam er wieder, schloß Beatrice und Lucrezia samt zwei Dienerinnen in den oberen Gemächern ein, wahrscheinlich aus Eifersucht, und verschwand wieder. Die Frauen lebten dort im Halbdunkel, wie in einem Gefängnis.
Der Schloßvogt Olimpio verliebte sich “unsterblich” in Beatrice. Beatrice begann ein Verhältnis mit ihm und wurde schwanger.
Beatrice hatte schon lange nach Mitteln und Wegen gesucht, ihrem Vater zu entkommen. Durch die Schwangerschaft geriet sie in Panik und unter Zeitdruck. Sie befürchtete, ihr Vater würde sie totschlagen, wenn er dahinterkäme. Zusammen mit Olimpio, Lucrezia und weiteren Familienmitgliedern wurde ein Mordplan ausgeheckt und ausgeführt. Aber die Durchführung des Verbrechens war so dilettantisch, daß schon bald Gerüchte umgingen. Schließlich wurde eine Untersuchungskommission eingesetzt.
Bei den Verhören leugnete Beatrice alles. Ihre Stiefmutter Lucrezia leugnete ebenfalls, aber weniger gekonnt.
Alles Leugnen half aber nichts; das Verbrechen wurde bald aufgeklärt, und die Schuldigen kamen vor Gericht. Unter Beteiligung der ganzen Stadt zog am Morgen des 11. September der Zug der Verurteilten zur Hinrichtungsstätte. Die Umstände der Hinrichtung waren, besonders für Giacomo, überaus grausam. Aber er und auch seine Schwester zeigten sich stolz und verschlossen. Alle Zeugnisse betonen die Schönheit der jungen Beatrice. Das Volk hielt sie für unschuldig - sie hatte doch in Notwehr gehandelt. Schließlich hatte der eigene Vater sie vergewaltigt. Ob das stimmt oder Teil der Legende ist, lässt sich nicht ermitteln. Beatrice jedenfalls hat nie dergleichen zu ihrer Verteidigung angeführt. Und das mag seinen Grund darin haben, daß Inzestopfer damals wie heute - sich oft “zu Tode schämen” und im Extremfall sogar die Hinrichtung der “unerträglichen öffentlichen Schande” vorziehen.
(Text von 1998)
Verfasserin: Luise F. Pusch
Literatur & Quellen
Bevilacqua, Mario & Elisabetta Mori. Hg. 1999. Beatrice Cenci: la storia, il mito. Roma. Fondazione Marco Besso: Viella.
Kircher, Susanne. 1976. Roman Scandal: The Story of Beatrice Cenci. Roman. New York. Mason/Charter.
Mitchell, Irene Musillo. 1991. Beatrice Cenci. New York; San Francisco; Bern etc. Lang.
Prokosch, Frederic. 1955. A Tale for Midnight. Roman. Boston. Little, Brown & Co.
Ricci, Corrado. 1923. Beatrice Cenci. 2 Bde.: Il parricido; Il supplizio. Mailand. Fratelli Treves.
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