Fembio Specials Nobelpreisträgerinnen Barbara McClintock
Fembio Special: Nobelpreisträgerinnen
Barbara McClintock
geboren am 16. Juni 1902 in Hartford, Connecticut
gestorben am 2. September 1992 in Huntington, New York
US-merikanische Genetikerin; Nobelpreisträgerin (Medizin, 1983)
30. Todestag am 2. September 2022
Biografie
Als Barbara McClintock 1983 den Nobelpreis für Medizin bekam, lagen die Entdeckungen und Experimente, denen diese Auszeichnung galt, schon dreißig Jahre zuruck. Damals (1951) hatte man sie noch als Exzentrikerin abgetan. Ihre Methoden schienen veraltet, und ihre Ergebnisse stellten Dogmen der Genetik in Frage. Während ihre Kollegen Molekularbiologie betrieben, züchtete McClintock eine Generation von Maispflanzen nach der anderen, um deren Variationen zu studieren. Während fast alle anderen glaubten, daß die Gene fest im Erbgut verankert liegen, bewies McClintock mit ihren Experimenten, daß es auch springende Gene gibt und daß das genetische Material von der Umgebung beeinflußt wird. Ihre Arbeit ist nicht nur für Maispflanzen wichtig, denn Transposons – springende Gene – werden jetzt als Bestandteile des genetischen Stoffes schlechthin verstanden. Die Tragweite ihrer Entdeckungen ist enorm: Transposons sind unter anderem für die Antibiotika-Resistenz der Bakterien verantwortlich; sie ermöglichen unserem Immunsystem, Fremdsubstanzen zu erkennen; sogar die Evolution läßt sich auf sie zurückführen.
Ursprünglich wollte McClintock Pflanzenzucht studieren, da aber Frauen von diesem Fach ausgeschlossen waren, mußte sie auf Botanik ausweichen. 1927 erhielt sie den Doktortitel. Von 1936 bis 1941 war sie an der Universität von Missouri als Dozentin und Forscherin tätig. Als sie merkte, daß sie keine feste Stelle bekommen würde und man sie nach der Versetzung ihres Projektleiters entlassen wollte, kündigte sie unverzüglich. Wenn man sie nicht an das Cold Spring Harbor-Labor berufen hätte, wäre sie vielleicht Wetter-Ansagerin geworden. Sie hatte damals keinerlei Berufschancen.
In jenem Forschungsinstitut auf Long Island, New York, wo sie bis zu ihrem Tode arbeitete, machte sie ihre (später) preisgekrönten Entdeckungen. Willensstark, unbeirrt, völlig im Alleingang “las” sie “ihre” Maispflanzen mit Empathie und Scharfsinn und leitete so eine Revolution in der Genetik ein.
Obwohl sie sich lieber ins Labor zurückgezogen hätte, gab McClintock Interviews, um anderen Frauen den Weg in die Wissenschaft zu ebnen. Noch ihre Mutter hatte die Wissenschaft unmädchenhaft gefunden und ihr das Studium verbieten wollen.
(Text von 1996)
Verfasserin: Rachel Freudenburg
Zitate
Es gab keine anderen Schlüsse, die man ziehen konnte. Wenn du so fest daran glaubst, kannst du nicht einfach ausgeschaltet werden. Niemand kann dir etwas anhaben. Du machst einfach weiter. Niemand kann dir etwas anhaben.
Immer wenn ich über Gras gehe, tut es mir leid, denn ich weiß, daß das Gras mich anschreit.
Pflanzen können fast alles, was man sich nur vorstellen kann. Aber bloß weil sie festsitzen, denkt jeder, der die Straße daherkommt, daß sie nicht besser als Plastik sind, als wären sie nicht richtig lebendig.
Die Dinge sind viel wunderbarer als die wissenschaftliche Methode uns zu verstehen erlaubt.
Die wissenschaftliche Methode liefert uns Relationen, die brauchbar, gültig und technisch wundervoll sind. Aber sie sind nicht die Wahrheit.
Links
McClintock Papers (NIH, engl.)
Fedoroff, Nina von: Barbara McClintock, June 16, 1902 – September 2, 1992
Letzte Linkprüfung durchgeführt am 10.06.2017 22:28:48 (AN)
Sollten Sie RechteinhaberIn eines Bildes und mit der Verwendung auf dieser Seite nicht einverstanden sein, setzen Sie sich bitte mit Fembio in Verbindung.