Fembio Specials Frauen aus Potsdam Auguste Victoria
Fembio Special: Frauen aus Potsdam
Auguste Victoria
geboren am 22. Oktober 1858 in Dolzig, Niederlausitz
gestorben am 11. April 1921 in Haus Doorn, Niederlande
letzte deutsche Kaiserin, Gemahlin Kaiser Wilhelms II.
165. Geburtstag am 22. Oktober 2023
Biografie • Literatur & Quellen
Biografie
Als Prinz Wilhelm von Preußen im August 1879 seiner Familie und dem Hof bekanntgab, dass er die Prinzessin Auguste Victoria von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Augustenburg heiraten werde, stieß er auf Unverständnis. Wie konnte ein zukünftiger deutscher Kaiser in eine so unbedeutende Familie einheiraten, die nach dem Verlust von Schleswig-Holstein in Schlesien im Exil lebte? Aber Wilhelm sollte in Auguste Victoria, Kosename Dona, eine Frau finden, die kritik- und bedingungslos alles an ihm akzeptierte - ganz im Gegensatz zu seiner Mutter, der “Kaiserin Friedrich”.
Die Hochzeit fand im Februar 1881 statt, und das junge Paar bezog zunächst das Stadtschloß in Potsdam, wo im Mai 1882 der erste Sohn geboren wurde, dem fünf weitere folgten. Das letzte Kind war eine Tochter, Viktoria Luise, die das Herz des Vaters gewann. Den Söhnen gegenüber war Wilhelm mehr Kaiser als Vater. Dona liebte ihre Kinder so, wie sie waren, verbrachte viel Zeit mit ihnen und gab ihnen Rat und Trost. In den Augen ihres Volkes blieb Dona das Idealbild einer Mutter. Der Berliner Hof sah sie eher als “stille, gute sanfte Kuh, die kalbt, langsam Gras frißt und wiederkäut”. Der umtriebige und vielseitig interessierte Wilhelm fand in Dona keine sehr anregende Gesprächspartnerin und nutzte Reisen gern zu amourösen Abenteuern. Nach außen hin blieben die beiden ein vorbildliches Ehe- und Elternpaar.
Das Dreikaiserjahr 1888 wurde für Deutschland und auch für Dona zum Schicksalsjahr. Am 9. März starb Kaiser Wilhelm I., sein Sohn, der todkranke Friedrich III. folgte ihm nach 99 Tagen ins Grab. Nun hieß der neue Kaiser Wilhelm II., und Auguste Victoria war deutsche Kaiserin. Das königliche Schloß in Berlin wurde ihr neues Heim, und die sparsame Hofhaltung des alten Kaisers wurde sofort abgestellt. Auch Dona, bescheiden aufgewachsen, fand Geschmack am Luxus, an eleganter Kleidung, Pelzen, Schmuck und teuren Parfüms. In den Sälen des Schlosses gab man zahlreiche Bankette und Galadiners.
In die Politik mischte sie sich nicht ein. Aber es wurde ihr ein echtes Bedürfnis, sich für soziale Belange einzusetzen. So übernahm sie das Protektorat der Rot-Kreuz-Gesellschaft und des Vaterländischen Frauenvereins. Ihre Fürsorge galt Erwerbslosen, Witwen, Waisen und verwahrlosten Kindern. Säuglingsheime, Kindergärten, Volksküchen und Lungenheilstätten wurden errichtet. Aus der Gattin des Kaisers mit den entsprechenden Pflichten beim Empfang von Staatsgästen und Besuchen im Ausland wurde eine beliebte Landesmutter.
Mit dem neuen Jahrhundert begannen private wie politische Probleme. Das Ehepaar lebte sich immer mehr auseinander; die Kinder machten Sorgen. Wilhelms Großspurigkeit, sein Säbelrasseln und besonders der Aufbau der Kriegsflotte führten Deutschland mit in den ersten Weltkrieg. Dona richtete glühende patriotische Appelle an ihr Volk und kümmerte sich so intensiv um Lazarette, dass sie im August 1918 einen Schlaganfall erlitt. Wilhelm wurde zur Abdankung gedrängt und fand in Holland Aufnahme. Dona bestand darauf, ihm ins Exil zu folgen, auch “wenn sie in einer Hütte bei Wasser und Brot leben sollte.”
Mit dem Verlassen der Heimat und der Trennung von Kindern und Enkeln brachte sie ihrem geliebten Wilhelm das größte Opfer. Er wußte es ihr nicht zu danken. Im Exil konnte sie das Zimmer nur noch selten verlassen und starb am 11. April 1921. 200.000 Menschen gaben ihr das letzte Geleit bis Potsdam, und mehr als 10.000 Beileidsschreiben erreichten den Exkaiser in Doorn.
Wilhelm schrieb kurz nach dem Tod seiner Frau: “Ich vermisse sie schrecklich, nichts kann sie ersetzen.” Doch er fand schnell Ersatz und heiratete – zum Entsetzen seiner Kinder – nur anderthalb Jahre später Hermine von Reuss, im Krieg verwitwete Prinzessin von Schönaich-Carolath, eine Patentochter von Dona.
Verfasserin: Adelheid Steinfeldt
Literatur & Quellen
Quellen
Feuerstein-Praßer, Karin. 1997. Die deutschen Kaiserinnen, 1871-1918. Regensburg. Pustet.
Viktoria Luise, Herzogin zu Braunschweig und Lüneburg. 1965. Ein Leben als Tochter des Kaisers. Göttingen. Göttinger Verlagsanstalt.
Viktoria Luise, Herzogin zu Braunschweig und Lüneburg. 1967. Im Glanz der Krone. Göttingen. Göttinger Verlagsanstalt.
Viktoria Luise, Herzogin zu Braunschweig und Lüneburg. 1971. Deutschlands letzte Kaiserin. Göttingen. Göttinger Verlagsanstalt.
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