Fembio Specials FemBiografien von Adelheid Steinfeldt (1925-2014) Auguste Fürstin von Liegnitz
Fembio Special: FemBiografien von Adelheid Steinfeldt (1925-2014)
Auguste Fürstin von Liegnitz
(Auguste Fürstin von Liegnitz, geb. Gräfin Harrach)
geboren am 30. August 1800 in Prag
gestorben am 5. Juni 1873 in Homburg vor der Höhe (beigesetzt im Mausoleum des Schlosses Charlottenburg, Berlin)
zweite Gemahlin König Friedrich Wilhelms III. von Preußen (Nachfolgerin der Königin Luise)
150. Todestag am 5. Juni 2023
Biografie • Literatur & Quellen
Biografie
Es ist nahezu unbekannt, daß Friedrich Wilhelm III. 14 Jahre nach dem Tod der Königin Luise nochmals geheiratet hat. Und die Fürstin von Liegnitz, die ein halbes Jahrhundert am preußischen Hof gelebt hat, ist fast vergessen.
Der König hatte die 30 Jahre jüngere anmutige Auguste von Harrach mit ihren Eltern in Teplitz während einer Kur kennengelernt. Er fühlte sich von ihrem natürlichen, warmherzigen Wesen angezogen, wünschte aber, diese zweite Ehe als “reine Privatsache” behandelt zu wissen. So fand am 9.11.1824 im engsten Kreis die morganatische Trauung statt: “Meine zweite Gemahlin soll keine Königin, aber vor Gott und den Menschen meine rechtmäßige Ehefrau sein.” Doch erst nach zwei Tagen führte er die verschüchterte Auguste, die er zur Fürstin von Liegnitz erhoben hatte, dem versammelten Hof vor. Die Neuigkeit schlug wie ein Blitz ein. Karl August Varnhagen von Ense, der Chronist der damaligen Zeit, empört sich: “Es gibt keine Nichtswürdigkeit und Erbärmlichkeit, die man nicht hier der Familie Harrach aufbürdet und nacherzählt. Die entscheidende Ursache sind Ärger, Neid und Standesdünkel…
Die Harrachs, die in Dresden leben, sind ein altes österreichisches Adelsgeschlecht, das dem Hause Habsburg in hohen Ämtern gedient hat. (Der berühmte Generalissimus von Wallenstein war mit Isabella von Harrach verheiratet).
So bleibt unverständlich, daß Auguste vielen protokollarischen Hintansetzungen und Demütigungen ausgesetzt war. Sie saß an der Tafel ganz unten und in der Oper in der 2. Reihe hinter den Prinzessinnen. Die Gräfin Bernstorff notiert: “Die Furcht, sich durch jugendliche Zärtlichkeit für die junge Frau ein Ridicule zu geben, verleitet den König zu einem Betragen gegen sie, dessen Kälte wirklich empörend erscheinen mußte. Er sah sie im Beisein anderer nie an, geschweige, daß er mit ihr gesprochen hätte….”
Erst die Fürsprache des Bruders der Königin Luise und die Verleihung des Sankt Katharinenordens aus Petersburg (Zar Nikolaus I. ist der Schwiegersohn des Königs und Auguste herzlich zugetan) bewirken, daß ihr durch die Hofetikette ein höherer Rang eingeräumt wurde.
Sie wird sich nie beklagen, und in ihren Briefen sind seelische Verletzungen allenfalls zwischen den Zeilen herauszufühlen.
Auguste setzt dem allen ihre heitere Anmut, ihr staunenswertes Einfühlungsvermögen und ihr allgemein anerkanntes Taktgefühl entgegen. Sie gewinnt an Akteptanz und stiller Bewunderung. Aber nach 16jähriger Ehe beim Tode des Königs weiß das Protokoll ihren Platz nicht zu bestimmen, und so gehen hinter dem Sarg Kinder, Enkel, verschiedene Abordnungen her, aber nicht die Fürstin von Liegnitz.
Sie ist durch das Testament des Königs großzügig abgesichert. Ihre häufigen Reisen und Krankheiten wüßte die Psychologie heute wohl zu deuten.
Sie bleibt in der Familie geachtet und stirbt 1873 bei einer Kur in Bad Homburg; zufrieden mit ihrem Leben - zumindest nach außen hin.
Verfasserin: Adelheid Steinfeldt
Literatur & Quellen
Habermann, Gisela & Paul Habermann. 1988. Fürstin von Liegnitz: Ein Leben im Schatten der Königin Luise. Berlin. Nicolai.
Habermann, Gisela & Paul Habermann. 1990. Friedrich Wilhelm III. König von Preußen im Blick wohlwollender Zeitzeugen. Schernfeld. SH–Verlag GmbH.
Harrach, Wichard Graf. 1987. “Auguste Fürstin von Liegnitz. Ihre Jahre an der Seite König Friedrich Wilhelms III. von Preußen (1824-1840)”, in: Preußische Köpfe. Berlin. Stapp.
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