Fembio Specials Berühmte Lyrikerinnen Anna Luise Karsch
Fembio Special: Berühmte Lyrikerinnen
Anna Luise Karsch
(Anna Luise Dürbach [Geburtsname]; Anna Luise (Louisa, Luisa) Karsch, genannt die Karschin)
Anna Luise Karsch, genannt die Karschin
geboren am 1. Dezember 1722 auf dem Hof ›Auf dem Hammer‹ bei Züllichau
gestorben am 12. Oktober 1791 in Berlin
deutsche Dichterin
300. Geburtstag am 1. Dezember 2022
Biografie • Zitate • Weblinks • Literatur & Quellen • Bildquellen
Biografie
Die Wirtstochter Anna Dürbach wächst nach dem Tod ihres Vaters bei einem Onkel auf, der ihr Lesen und Schreiben beibringt. Ihre Mutter holt sie jedoch zurück und lässt Anna als Magd und Hirtin arbeiten. Mit 16 wird sie dem Weber Hirsekorn angetraut, der sie quält und erniedrigt. Sie bringt drei Söhne zur Welt. Gegen ihren Willen wird die Ehe nach elf Jahren geschieden, Anna schämt sich und heiratet überstürzt den Schneider Karsch, einen Trinker, mit dem sie weitere vier Kinder hat.
Trotz drückender häuslicher Verhältnisse hat sich Anna beständig weitergebildet. Bald verdient sie Geld mit Gelegenheitsgedichten. Gönner aus Offizierskreisen sorgen dafür, daß Annas trunksüchtiger Gatte unter die Soldaten gesteckt wird. 1761 kommt »die Karschin« nach Berlin, wo man ihr poetisches Naturtalent und ihre Improvisationsgabe bewundert. Der berühmte Gleim, in den sich Anna unerwidert verliebt, bietet ihr für ein Jahr Gastfreundschaft und besorgt die Herausgabe ihrer Auserlesenen Gedichte (1764), deren Erlös ihr ein bescheidenes Einkommen sichert. Das ist um so notwendiger, als Friedrich der Große sein Versprechen einer Pension für Anna nicht einhält.
Bis zu ihrem Lebensende schreibt die Karschin Gelegenheitspoesie, was die Qualität ihres umfangreichen Werkes erheblich schmälert. Nur dort, wo sie ungezwungen arbeiten konnte, tritt ihre ganze Phantasie und Bildfülle hervor. Karsch, die mit vielen Berühmtheiten, u. a. Goethe, korrespondiert, erhält 1789 ein Haus in Berlin geschenkt - vom Nachfolger des »Alten Fritz«. Da aber hat sie nur noch zwei Jahre zu leben…
(Text von 1990)
Verfasserin: Luise F. Pusch und Eunike Röhrig
Zitate
Meine Jugend war gedrückt von Sorgen
Seufzend sang an manchem Sommermorgen
Meine Einfalt ihr gestammelt Lied;
Nicht dem Jüngling thöneten Gesänge,
Nein, dem Gott, der auf der Menschen Menge,
Wie auf Ameishaufen niedersieht.Ohne Regung, die ich oft beschreibe,
Ohne Zärtlichkeit ward ich zum Weibe,
Ward zur Mutter! Wie im wilden Krieg,
Unverliebt ein Mädchen werden müßte,
Die ein Krieger halb gezwungen küßte,
Der die Mauer einer Stadt erstieg.(Anna Luise Karsch)
Anna Louise Karsch war die erste Frau in Deutschland, die sich ihren Lebensunterhalt mit Schreiben verdiente, und zu ihrer Zeit wohl die berühmteste Dichterin. (Brinker-Gabler)
Besonders in der Gegend zwischen der Nase und Unterlippe schwebt unbeschreiblich viel Geist. (Lavater über Karsch in seiner Physiognomik)
Links
Anna Louisa Karsch - Inhaltsverzeichnis der Gedichte (2001).
Online verfügbar unter http://www.wortblume.de/dichterinnen/karsch_i.htm, abgerufen am 22.09.2016.
Baumann, Andreas (2008): Literatenstraßen - Anna Louisa Karsch. Ceryx.de.
Online verfügbar unter http://www.ceryx.de/literatur/ls_karsch.htm, abgerufen am 22.09.2016.
bibliotheca Augustana: Anna Luise Karschin. Informationen zu Leben und Werk.
Online verfügbar unter http://www.hs-augsburg.de/~harsch/germanica/Chronologie/18Jh/Karsch/kar_intr.html, abgerufen am 22.09.2016.
Deutsches Textarchiv: Karsch, Anna Luise: Gedichte. Berlin, 1792.
Online verfügbar unter http://www.deutschestextarchiv.de/book/show/karsch_gedichte_1792, abgerufen am 22.09.2016.
Deutsches Textarchiv: Karsch, Anna Luise: Auserlesene Gedichte. Berlin, 1764.
Online verfügbar unter http://www.deutschestextarchiv.de/book/show/karsch_gedichte_1764, abgerufen am 22.09.2016.
Erenz, Benedikt (1991): Ausstellung in der (West)Berliner Staatsbibliothek: Anna Louisa Karsch: Die Poetin. Zeit online, 8. November 1991.
Online verfügbar unter http://www.zeit.de/1991/46/die-poetin/komplettansicht, abgerufen am 22.09.2016.
WebCite®-Archivfassung: http://www.webcitation.org/6kieVpYFQ.
Hay, Gerhard: Karsch, Anna Louisa. In: Neue Deutsche Biographie 11 (1977), S. 299 f.
Online verfügbar unter https://www.deutsche-biographie.de/gnd118560328.html#ndbcontent, abgerufen am 22.09.2016.
Karsch, Anna Luise 1722-1791 / Schriftstellerin. Publikationen.
Online verfügbar unter https://portal.dnb.de/opac.htm?method=showFullRecord¤tResultId=%22118560328%22%26any¤tPosition=11, abgerufen am 22.09.2016.
LiberLey: Anna Louisa Karsch. Linksammlung zu Onlinetexten.
Online verfügbar unter http://www.liberley.it/k/karsch.htm, abgerufen am 22.09.2016.
luise-berlin.de (2009): Porträt: Anna Luise Karsch.
Online verfügbar unter http://www.luise-berlin.de/bms/bmstxt97/9710pora.htm, abgerufen am 22.09.2016.
Palm, Hermann: Karsch, Anna Louisa. In: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 15 (1882), S. 421–422.
Online verfügbar unter https://de.wikisource.org/wiki/ADB:Karsch,_Anna_Louisa, abgerufen am 22.09.2016.
Wikisource: Anna Louisa Karsch. Linksammlung zu Onlinetexten.
Online verfügbar unter https://de.wikisource.org/wiki/Anna_Louisa_Karsch, abgerufen am 22.09.2016.
Zeno: Karsch, Anna Louisa. Onlinetexte und thematisch geordnete Links.
Online verfügbar unter http://www.zeno.org/Literatur/M/Karsch,+Anna+Louisa, abgerufen am 22.09.2016.
Literatur & Quellen
Quellen
Bayerische Akademie der Wissenschaften (Hg.) (1953-1985): Neue deutsche Biographie. 14 Bände. Berlin. Duncker & Humblot. (Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Hausmann, Elisabeth (Hg.) (1933): Die Karschin, Friedrichs des Großen Volksdichterin. Ein Leben in Briefen. Eingeleitet und herausgegeben von Elisabeth Hausmann. Mit 31 Bildern. Frankfurt. Societäts-Verlag.
Karsch, Anna Luise (1981): Herzgedanken. Das Leben der ›deutschen Sappho‹, von ihr selbst erzählt. Hrsg. u. eingel. von Barbara Beuys. Frankfurt (Main). Societäts-Verlag. ISBN 3-7973-0375-0. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Karsch, Anna Luise (1987): Gedichte und Lebenszeugnisse. Herausgegeben von Alfred Anger. Stuttgart. Reclam. (Reclams Universal-Bibliothek, 8374) ISBN 3-15-008374-5. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Werke
Hünke, Torsten (1943): Lieder der Karschin. Hrsg. zum 150. Todestag der Dichterin Anna Luise Karsch. Frankfurt/Oder. Bratfisch. (Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Karsch, Anna Luise (1982): O, mir entwischt nicht, was die Menschen fühlen. Gedichte und Briefe. Ungekürzte Ausg. Frankfurt am Main. Fischer Taschenbuch Verl. (Fischer-Taschenbücher, 5109) ISBN 3-596-25109-5. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Karsch, Anna Luise (1996): Auserlesene Gedichte. Nachdr. der Ausg. Berlin, Winter, 1764. Karben. Wald. (ReprintLit) ISBN 3932145046. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Karsch, Anna Luise (1996): Gedichte. Mit einem Vorw. von Barbara Becker-Cantarino. Nachdr. der Ausg. Berlin, 1792. Karben. Wald. ISBN 3-932065-37-9. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Karsch, Anna Luise (1996): Neue Gedichte. In Fraktur. Mit einem Vorw. von Barbara Becker-Cantarino. Nachdr. der Ausg. von 1772. Karben. Wald. (ReprintLit) ISBN 3-932145-05-4. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Karsch, Anna Luise; Nörtemann, Regina (2009): Die Sapphischen Lieder. Liebesgedichte. Herausgegeben von Regina Nörtemann. Göttingen. Wallstein-Verl. (Gleimhaus
Nörtemann, Regina und Pott, Ute (Hg.) (1996): »Mein Bruder in Apoll«. Briefwechsel zwischen Anna Louisa Karsch und Johann Wilhelm Ludwig Gleim. 2 Bände. Göttingen. Wallstein. ISBN 3-89244-018-2. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Pott, Ute (1998): Briefgespräche. Über den Briefwechsel zwischen Anna Louisa Karsch und Johann Wilhelm Ludwig Gleim; mit einem Anhang bislang ungedruckter Briefe aus der Korrespondenz zwischen Gleim und Caroline Luise von Klencke. Freie Univ., Diss.—Berlin, 1995. Göttingen. Wallstein. ISBN 3-89244-219-3. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Weiterführende Literatur
Bennholdt-Thomsen, Anke und Runge, Anita (Hg.) (1992): Anna Louisa Karsch (1722 - 1791). Von schlesischer Kunst und Berliner “Natur” ; Ergebnisse des Symposions zum 200. Todestag der Dichterin. Göttingen. Wallstein. ISBN 3-89244-038-7. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Kitsch, Anne (2002): »Offt ergreiff ich um Beßer mein zu sein die feder …«. Ästhetische Positionssuche in der Lyrik Anna Louisa Karschs (1722 - 1791) ; mit bislang unveröffentlichten Gedichten. Univ., Diss.—Bielefeld, 2001. Würzburg. Königshausen & Neumann. (Epistemata Reihe Literaturwissenschaft, 376) ISBN 3-8260-2155-X. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Labouvie, Eva (Hg.) (2009): Schwestern und Freundinnen. Zur Kulturgeschichte weiblicher Kommunikation. Interdisziplinäre Konferenz zur Frauen- und Geschlechterforschung in Sachsen-Anhalt Köln u.a. Böhlau. ISBN 978-3-412-20358-0. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Labouvie, Eva (Hg.) (2016): Frauen in Sachsen-Anhalt. Ein biographisch-bibliographisches Lexikon vom Mittelalter bis zum 18. Jahrhundert. Böhlau-Verlag Köln [u.a.]. Böhlau; Böhlau Verlag. ISBN 3-412-50128-X. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Schaffers, Uta (1997): Auf überlebtes Elend blick ich nieder. Anna Louisa Karsch in Selbst- und Fremdzeugnissen. Göttingen. Wallstein-Verl. ISBN 3-89244-261-4. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Singer, Heidi (1983): Leben und Zeit der Dichterin A. L. Karschin. Diss. New York. University. (WorldCat-Suche)
Söhn, Gerhart (1998): Frauen der Aufklärung und Romantik. Von der Karschin bis zur Droste. 1. Aufl. Düsseldorf. Grupello. ISBN 978-3-928234-79-5. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Staupe, Gisela (1991): Anna Louisa Karsch (1722 - 1791). Dichterin für Liebe, Brot und Vaterland ; Ausstellung zum 200. Todestag. Wiesbaden. Reichert. (Staatsbibliothek
Bildquellen
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