Fembio Specials Frauenbeziehungen Anna Elisabet Weirauch
Fembio Special: Frauenbeziehungen
Anna Elisabet Weirauch
(Ps. A. E. Ries(s))
geboren am 7. August 1887 in Galatz, Rumänien
gestorben am 21. Dezember 1970 in Berlin
deutsche Schauspielerin und Schriftstellerin
135. Geburtstag am 7. August 2022
Biografie • Zitate • Weblinks • Literatur & Quellen
Biografie
Ihre Romantrilogie „Der Skorpion“ gilt als die Klassikerin der Lesbenliteratur der Weimarer Republik. Die drei Bände erschienen zwischen 1919 und 1931. Erzählt wird darin die Geschichte der jungen lesbischen Frau Melitta Rudloff, genannte Mette, einer Tochter aus gutbürgerlichem Haus. Er beschreibt ihren Lebensweg und die Diskriminierungen, denen sie immer wieder ausgesetzt ist. Eine Darstellung lesbischen Lebens war zu dieser Zeit keineswegs selbstverständlich, und so stand der Roman – wie auch drei weitere Bücher der Autorin - denn auch 1926 auf dem Index des § 184, mit dem „als unzüchtig verdächtigte“ Bücher verfolgt wurden.
Eingearbeitet in die Handlung sind die Diskussionen über Homosexualität, die zu Weirauchs Zeit geführt wurden. Der Roman ist somit ein wichtiges Zeitdokument der Lesbengeschichte. Als solches wurde der erste Band 1977 vom Berliner Lesbischen Aktionszentrum wiederentdeckt und neu aufgelegt.
Anna Elisabet Weirauch wurde 1887 in Rumänien geboren. Ihr Vater war der Gründer und Direktor der rumänischen Staatsbank. Mit ihrer Mutter, einer Berliner Schriftstellerin, und ihren beiden Schwestern zog sie nach seinem Tod nach Deutschland. Ab 1893 lebte sie in Berlin, wo sie die höhere Töchterschule besuchte. Schon früh bekam sie Schauspielunterricht und hatte 1903 ihren ersten Auftritt in Shakespeares Wintermärchen am Staatstheater, wo sie von Max Reinhardt entdeckt wurde. Bis zum Ersten Weltkrieg trat sie regelmäßig in seinen Inszenierungen auf, bis sie sich ganz dem Schreiben widmete.
1908 erschien ihr erstes Werk Treulieb und Wunderhold. Weihnachtsmärchen in acht Bildern. Mehrere ihrer Theaterstücke wurden in den Matineen des Deutschen Theaters aufgeführt. Der Schwerpunkt ihres literarischen Schaffens lag jedoch bei Unterhaltungsromanen. Ihr erster Roman Die kleine Dagmar erschien 1918. Ingesamt veröffentlichte sie bis 1964 fast 100 Romane, Theaterstücke, Kurzgeschichten und Kinderbücher. Häufig standen Frauenleben im Mittelpunkt ihrer Werke, die oft in Berlin spielten.
Für ihr Werk wurde sie mit der Goldenen Medaille für Kunst und Wissenschaft ausgezeichnet.
Mitte der 1920er Jahren zog Weirauch mit ihrer Freundin, der Niederländerin Helena Geisenhainer, zusammen, mit der sie bis zu ihrem Tode zusammenlebte. Bis 1933 wohnten sie in Berlin und zogen dann nach Gasteig in Oberbayern. Während der NS-Zeit gehörte Weirauch der Reichsschrifttumskamer an. Dies war Voraussetzung dafür, in diesen Jahren publizieren zu können. Politische Äußerungen sind jedoch von ihr nicht bekannt.
Nach dem Zweiten Weltkrieg zogen die beiden Frauen nach München. 1961 kehrten sie wieder nach Berlin (West) zurück, wo Weirauch 1970 starb.
Verfasserin: Doris Hermanns
Zitate
Elisabeth Weirauch, eine sehr hübsche Erscheinung, die als Phänomen im Auswendiglernen sich zu einer sehr geschätzten Kraft des Reinhardt-Ensembles hinaufgearbeitet hatte. Später wurde sie Schriftstellerin.
(Tilla Durieux: Meine ersten neunzig Jahre)
Und weil dieses Buch in der Weimarer Republik auf mich einen ungeheuren Eindruck gemacht hat (…): Für mich war das Buch eine Offenbarung, ich erkannte mich darin wieder.
(Hilde Radusch, ehemalige Berliner Stadtverordnete der KPD. Zitiert nach: Claudia Schoppmann: „Der Skorpion“. Frauenliebe in der Weimarer Republik)
Links
http://www.lesbengeschichte.de/bio_weirauch_d.html
Bücher von Anna Elisabet Weirauch in der Deutschen Nationalbibliothek
Links geprüft am 28. Juli 2022 (AN)
Literatur & Quellen
Budke, Petra & Jutta Schulz: Schriftstellerinnen in Berlin 1871 bis 1945. Ein Lexikon zu Leben und Werk. Berlin, Orlanda, 1995
Fisch, Michael: Nachwor zu: Der Skorpion. Frankfurt am Main, Ullstein, 1993
Schoppmann, Claudia: Ein Lesbenroman aus der Weimarer Republik: „Der Skorpion“, in: Eldorado. Homosexuelle Frauen und Männer in Berlin 1850 – 1950. Geschichte, Alltag und Kultur. Berlin, Frölich & Kaufmann, 1984, S. 197 - 199
Schoppmann, Claudia: „Der Skorpion“. Frauenliebe in der Weimarer Republik. Hamburg, Libertäre Assoziation, 1985, Frühlings Erwachen 8
Ausgaben von „Der Skorpion“
Erster Band: Erstausgabe: Askanischer Verlag 1919 Neuauflagen: Lesbenselbstverlag Berlin (LAZ-Publikation) 1977 Feministischer Buchverlag 1992 Ullstein 1993
Zweiter Band: Erstausgabe: Askanischer Verlag 1930 Neuauflage: Feministischer Buchverlag 1993
Dritter Band: Erstausgabe: Askanischer Verlag 1931 Neuauflage: Feministischer Buchverlag 1993
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