Fembio Specials Exilantinnen (1933-1945) Alice Herdan-Zuckmayer
Fembio Special: Exilantinnen (1933-1945)
Alice Herdan-Zuckmayer
(Alice Henriette Alberta Herdan-Harris von Valbonne und Belmont, geschiedene Frank, verh. Zuckmayer)
geboren am 4. April 1901 in Wien
gestorben am 11. März 1991 im Wallis (Schweiz)
österreichische Schriftstellerin; Frau von Carl Zuckmayer
120. Geburtstag am 4. April 2021
Biografie • Zitate • Literatur & Quellen
Biografie
,,Frau Zuckmayer studiert Medizin, damit ihr Mann nicht merkt, dass sie nicht kochen kann!” höhnte Emil Jannings. Alice lachte darüber. Die frühere Schauspielerin hatte ihr Abitur nachgeholt und studierte nun Medizin. Die Flucht vor den Nazis setzte ihren wissenschaftlichen Plänen nach sieben Semestern ein Ende.
Auf einer Party im Berlin der 1920er Jahre hatte sie Carl Zuckmayer kennengelernt. Zwischen den Frauen ,,oben ohne” spazierte Alice im hochgeschlossenen Kleid. Bei der Heirat waren beide bettelarm. Alice brachte einen riesigen Lampenschirm mit in die Ehe – und ihre zweijährige Tochter Michaela.
Ein Jahr später – “Der fröhliche Weinberg” hatte Zuckmayer Ruhm und Reichtum gebracht - besaßen sie ein Haus, eine Wohnung… und eine zweite Tochter in der Wiege, Winnetou genannt. Der Nationalsozialismus beendete diese glückliche Zeit.
Noch blieben der Familie einige ruhige Jahre in ihrem Haus in Henndorf, Österreich. Dann mussten sie auch von dort vor den Nazis fliehen, zunächst in die Schweiz, wohin sie auch nach dem Krieg zurückkehrten. 1939 emigrierten sie in die USA.
Alice Herdan-Zuckmayer hat das schwierige Überleben als Farmerin in Vermont in ihrem bekanntesten Buch ,,Die Farm in den grünen Bergen” plastisch erzählt. Längst hatte sie nicht nur Kochen gelernt, sondern die Bewältigung schier unlösbarer Probleme, sei es eine jahrelange Rattenplage, sei es im Winter die mühsame Reise zur Bibliothek. ,,Es waren unsere glücklichsten Jahre..”
Alice Herdan-Zuckmayer schrieb mehrere, immer auch autobiographische Bücher: ,,Das Kästchen” schildert atmosphärisch dicht ihre Kindheit im Wien der k.u.k. Monarchie. In ,,Das Scheusal” steht ein uralter Hund im Mittelpunkt, “Genies sind im Lehrplan nicht vorgesehen” setzt der Pädagogin Dr. Eugenie Schwarzwald ein Denkmal. Ihre Bücher lesen sich wie eine Ergänzung zur Autobiographie (,,Als wär‘s ein Stück von mir”) ihres Zuck.
Übrigens hatte Alice Anteil am Erfolg des “Fröhlichen Weinberg”. Zuck las ihr das Manuskript vor: “Drei Akte lang lachte und lachte ich…, dass ich fast aus dem Fauteuil fiel. Aber beim vierten und fünften Akt spürte ich, dass mein Lachen immer spärlicher wurde…” Zuck kürzte das Stück um zwei Akte. “Die Verlesung der neuen Fassung dauerte zweieinhalb Stunden. Ich lachte und lachte diesmal mit unbeschwertem Herzen.”
Der so sehnlich erhoffte Bühnenerfolg stellte sich diesmal ein: Zuckmayer erhielt den Kleist-Preis.
Verfasserin: Birgit-E. Rühe-Freist
Zitate
Auf der Farm wurde Alice Zuckmayer zur Schriftstellerin – interessanterweise durch die Schilderung derselben Umstände, die für ihn als Dichter so schwierig waren. Eigentlich war schon vorher manches in ihren Erzählungen und Briefen Literatur. Aber sie war sich dessen nicht bewußt, erst auf der Farm entdeckte sie ihr Talent.
(Piltti Heiskanen in “Die Sterne sind geblieben”, S. 9)
Literatur & Quellen
Grieser, Dietmar. 1981. Musen leben länger: Begegnungen mit Dichterwitwen. München; Wien. Langen Müller.
Heiskanen, Christine & Piltti. 1980. Die Sterne sind geblieben. Zürich. Werner Classen.
Herdan-Zuckmayer, Alice. 1956 [1949]. Die Farm in den grünen Bergen. Frankfurt/M. Fischer TB 142.
Herdan-Zuckmayer, Alice. 1966. Das Kästchen. Frankfurt/M. Fischer.
Herdan-Zuckmayer, Alice. 1974. Das Scheusal. Frankfurt/M. Fischer.
Herdan-Zuckmayer, Alice.1981 [1979]. Genies sind im Lehrplan nicht vorgesehen. Frankfurt/M. Fischer TB 5092.
Zuckmayer, Carl. 1969. Als wär´s ein Stück von mir: Horen der Freundschaft. Frankfurt/M. Fischer TB 5214.
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