Fembio Specials Berühmte Italienerinnen Adelina Patti
Fembio Special: Berühmte Italienerinnen
Adelina Patti
wikimedia.org
geboren am 19. Februar 1843 in Madrid
gestorben am 27. September 1919 auf ihrem Schloß Craig-y-Nos in Brecon, Wales
italienische Sopranistin
105. Todestag am 27. September 2024
Biografie • Literatur & Quellen
Biografie
Sie entsprach mit ihrer Mischung aus Personality-Show und exzellentem Können genau dem Typus der Primadonna des vorigen Jahrhunderts. Die Tochter eines italienischen SängerIn-Ehepaares, während einer Tournee ihrer Eltern in Madrid geboren, beherrschte bereits mit sieben Jahren ganze Arien auswendig und bereiste drei Jahre lang als Wunderkind die USA. Auch ihre ältere Schwester Carlotta wurde eine berühmte Sängerin.
Die sechzehnjährige Adelina debütierte als Lucia di Lammermoor in New York, weitere Partien folgten rasch. Zwei Jahre später stellte sie sich im Londoner Covent Garden vor. Das Publikum lag ihr zu Füßen, und eine 25jährige Patti-Ära auf der englischen Bühne nahm ihren Lauf. Komponisten wie Verdi, Meyerbeer, Auber, Thomas und Gounod schrieben Arien oder ganze Opern für sie. Ihr Repertoire umfasste rund dreißig Bühnenwerke, wobei die zeitgenössischen Rezensionen weniger die schauspielerische Darstellung loben (hier waren ihr die Kolleginnen Minnie Hauk und Emma Calvé überlegen), sondern vielmehr die Brillanz und Flexibilität ihres Gesangs. Giuseppe Verdi allerdings urteilte so über Adelina Patti: “Perfektes Gleichmaß von Sängerin und Darstellerin, eine geborene Künstlerin in jedem Sinne des Wortes.”
Die Begeisterung speziell des amerikanischen Publikums war grenzenlos. Man baute ihr für die USA-Tournee einen eigenen Eisenbahn-Waggon, der 18 Meter lang war und einen Salon mit Klavier, ein Schlafzimmer und eine Küche in luxuriöser Aufmachung enthielt. Wenn der Zug in einer Stadt anhielt, wurde sie oft von einer Militärkapelle empfangen. Noch heute kann man über ihre legendären Gagen nachlesen, die 1882 in Boston die Höhe von 7.000 Dollar pro Abend erreichten - für damalige Zeiten eine unvorstellbare Summe. Es gab reichlichen Kulissentratsch über ihren stupenden Juwelenschmuck, der von Privatdetektiven gehütet wurde, die astronomischen Gagen, den Hang zum Luxusleben, ihre grundsätzliche Weigerung, an Proben teilzunehmen und ihre drei Ehen (die letzte mit einem dreißig Jahre jüngeren Mann).
Heute halten wir uns an ihre Stimme, die in besten Zeiten zweieinhalb Oktaven umfasste. Was der Dirigent Bruno Walter eine “angeborene Technik” nannte, führte zum Vergleich ihres Gesangs mit einer Kette schimmernder Perlen. Ihre Treffsicherheit der Intonation trug ihr den Beinamen “Paganini der Vokalvirtuosität” ein. Es existieren noch einige Aufnahmen, auf denen die makellose Geschmeidigkeit, die anmutige Tongebung und die technische Perfektion ihrer Darbietung trotz ihres für Sängerinnen hohen Alters von 62 Jahren herauszuhören sind.
(Text von 1992)
Verfasserin: Eva Rieger
Literatur & Quellen
Armstrong, William. 1922. The Romantic World of Music. New York. Dutton.
Ehrlich, A. [1896]. Berühmte Sängerinnen der Vergangenheit und Gegenwart: Eine Sammlung von 91 Biographien und 90 Porträts. Leipzig. Payne.
Honolka, Kurt. 1982. Die großen Primadonnen: Vom Barock bis zur Gegenwart. Wilhelmshaven. Heinrichshofen's Vlg.
Kesting, Jürgen. 1986. Die großen Sänger. 3 Bde. Düsseldorf. Claassen.
Lahee, Henry C. 1898. Famous Singers of today and yesterday. Boston. L. C. Page.
Natan, Alex. o.J. [um 1962]. Primadonna: Lob der Stimmen. Basel; Stuttgart. Basilius.
Notable American Women: A Biographical Dictionary. 1971. Hg. Edward T. James, Janet Wilson James & Paul S. Boyer. 3 Bde. Cambridge, MA. The Belknap Press of Harvard UP.
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