Empfehlungen Waris Dirie – Nomadentochter
Waris Dirie – Nomadentochter
Waris Dirie Nomadentochter Blanvalet Verlag München 2002, 287 Seiten, EUR 21,90
Gastkommentar von Birgit Rühe:
Nomadentochter ist das zweite Buch von Waris Dirie. Mit ihrem ersten Buch Wüstenblume schrieb sie einen Bestseller, rüttelte auf, faszinierte, erschütterte. Waris Dirie kommt aus Somalia, aus einer Nomadenfamilie vom Stamm der Darod. Die Familie zog mit ihren Tieren von Wasserstelle zu Wasserstelle; es war ein ständiger Kampf ums Überleben. Als Fünfjährige erlebte Waris Dirie ihre Geschlechtsverstümmelung als einschneidenden Lebensschock. Die Dreizehnjährige wollte ihr Vater an einen alten Mann verheiraten. Waris gelang die Flucht durch die Wüste. Sie schaffte es, nach London zu kommen, wurde als Model entdeckt, machte Karriere in New York. Inzwischen ist Waris Dirie Sonderbotschafterin der UNO zum Thema Genitalverstümmelung. Auch ihr zweites Buch will die Menschen für dieses Thema sensibilisieren. Waris Dirie erzählt, wie sie nach über zwanzig Jahren ihre Familie in Somalia besucht. Sie erlebt das eigene Zerrissensein zwischen den Kulturen, die skandalöse Unterdrückung der Frauen in dem von Krieg, Chaos und Fanatismus gebeutelten Somalia. Aber sie findet auch ihre Eltern und Geschwister wieder, erlebt familiäre Nähe und Wärme, entdeckt die Schönheit der Wüste neu. Es ist eine Rückkehr zu den Wurzeln, ein Versuch, das moderne, aufreibende Leben in New York zu relativieren (Waris Dirie hat dort einen acht Monate alten Sohn und einen Mann, von dem sie sich trennen will, trennen muss). Wie gern nähme sie ihre Mutter mit zurück nach New York, dass sie "meinem Sohn, meinem Leben Frieden brächte." Aber die Mutter hat immer in dem kargen Land gelebt. Sie kennt nichts anderes und will nicht fort. Sie besitzt etwas, "das mehr wert ist als aller Reichtum des Westens. In ihrem Leben herrschen Gelassenheit und Frieden." Doch der Weg der Tochter ist ein anderer. Sie fragte sich schon als Kind: Warum ist ein Kamel wichtiger als eine Tochter?
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