Empfehlungen Doris Dörrie – Das blaue Kleid
Doris Dörrie – Das blaue Kleid
Doris Dörrie Das blaue Kleid. Roman.
Diogenes Verlag AG Zürich 2002, 178 Seiten, EUR 16,90.
Gastkommentar von Birgit Rühe: Ein Buch, das in die Handtasche passt, nur gut 170 Seiten zählt und beim Lesen traurig stimmt, weil es viel zu schnell zu Ende sein wird ... Florian und Alfred haben das blaue Kleid aus knisterndem Organzastoff entworfen. Babette hat es gekauft: "... dieses Kleid wird Ihr Leben verändern!" ruft Alfred. Viel ist seither geschehen. Die Geschichte führt uns an die entlegensten Orte, in die skurrilsten Situationen: zum Beispiel auf den alten Friedhof von Schwabing, den der Anästhesist Thomas als Jogger umkreist. Babette findet ihn dort und ihre verquere Liebe führt sie unter anderem zusammen in das Labyrinth eines Maisfeldes. Schauplätze wie Bali, Mexiko, Bayern, Venedig, ..., Vor- und Rückblenden, Liebe, Verlust, Trauer ... miteinander verwoben zu einem vielfarbigen Teppich des Lebens. In die gelegentlich surrealistischen Situationen eingewoben ist ein leises, fragendes Nachdenken über Liebe und Tod. Dann wird die Sprache einfach und einfühlsam. Nie gibt es Antworten, nur immer neue Weisen der Begegnung. Die Fülle der Farben und Situationen erinnern an das Panorama eines mittelalterlichen Marktes mit einer bunten Bühne in der Mitte und Schauspielern, die die Weise von Liebe und Tod immer neu und anders erzählen – natürlich mit einem Happy-End nach der letzten schauerlichen Szene. Als ich so begeistert über Das blaue Kleid schrieb, saß ich unter einem alten, ganz mit Knöterich überwucherten Kirschbaum, und der Wind warf unzählige kleine, weiße Blüten auf mein Blatt.
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