Santa Claus und die Heilige Nikolaus
Aus Wir machen uns unsere Sprache selber: Ein Feminar. Einundvierzigste Lektion.
Morgen ist schon wieder Nikolaus, und die FeministInnen unter den Müttern und Vätern fragen sich, wie sie den Männerrummel um dieses Fest ein wenig feminisieren können, damit die Kleinen ein gendermäßig ausgewogenes Weltbild entwickeln.
Früher bekam ich regelmäßig Mails von Müttern, die die “Heilige Nikoläusin” feierten und den Kleinen nicht nur “Stutenkerle”, sondern auch “Stutenfrauen” buken. Die zwittrige Bezeichnung “Stutenkerl” kommt daher, dass der Stutenkerl ein Hefegebäck ist und Hefe und Hefegebäck in manchen Gegenden “Stute” oder “Stuten” heißen.
Ziemlich zwittrig ist auch “Santa Claus”. Ein erster und entscheidender Schritt in die richtige Richtung ist da schon geschafft, denn “Santa” passt eigentlich nur zu Frauen.* Wir kennen Santa Maria, Santa Margherita, Santa Lucia, Santa Monica, Santa Barbara usw. Aber Santa Claus?? Eigentlich müsste er San Claus heißen, wie San Francisco nach dem Heiligen (“San”) Franziskus oder San Diego nach dem Heiligen Diego de Alcalá oder Sant Iago (Santiago) nach dem Heiligen Jakob, der kürzlich - nachdem Hape Kerkeling auf dem Sankt-Jakobs-Weg nach Santiago de Compostela dann mal weg war - ein strahlendes Comeback hatte.
Entsprechend ihrer Transgender-Natur sollte Santa Claus abwechselnd als Frau oder als Mann auftreten, mit Rudolph oder Ruth, dem rotnäsigen Rentier.
Und die Heilige Nikoläusin? Finde ich nicht sehr gelungen. Viel besser und naheliegender ist doch “Die Heilige Nikolaus”. Viele Kinder haben heute ja eh genug leidvolle Erfahrungen mit Läusen, und es kann nicht schaden, ihnen die Tierchen in freundlicherem Gewande nahezubrigen.
Alle Geschichten um den Nikolaustag mit Knecht Ruprecht und seiner Rute, Rudolph, dem Rentier undsoweiter sind ja sowieso reine Erfindung, bloß wir Frauen haben dazu nicht genügend beigetragen. Höchste Zeit, dass wir unsere eigenen Mythen basteln.
Wie wäre es für den Anfang mit dieser Version: Die Heilige Nikolaus ist eine besonders liebe und machtvolle Laus, die fürstinlich durch die Lande reist im Rauschebart des Heiligen Nikolaus: Er ist nach ihr benannt und eigentlich nur ihr Transportvehikel. Sie leitet und lenkt ihn, und wenn er nicht spurt und den Kindern nicht genug Geschenke bringt oder ihnen gar mit der Rute kommen will, beißt sie ihn mal kräftig.
Heilige Nikolaus, gutes Tier! Wie konnten wir nur so lange ohne dich leben!
••••••••••••• * Für diejenigen, denen die Transgendernatur von Santa Claus nicht einleuchtet: "Santa Claus" soll sich vom niederländischen "Sinterklaas" herleiten.
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7 Kommentare
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20.12.2009 um 22:13 Uhr Geisweid Rainer
Santa Claus ist eine Erfindung von dem Deutschen
Marketingleiter bei Cocacola der sich unseren
Nikolaus als >Vorbild genommen hat.Er ist eine rein amerikanische Erfindung.Ein Fernsehsender hat darüber eine ausführliche Dokumentation gemacht.
Gruß
Benny
14.12.2009 um 17:41 Uhr Irmgard
Bzgl Rudolph, dem Rentier:
Die männlichen Rentiere werfen ihre Geweihe im Winter ab; die weiblichen nicht (erst im Frühjahr).
Somit sind auch alle Rentiere, die dem Weihnachtsmann oder sonst wem den Schlitten ziehen, weiblich. Also nix da Rudolph.
Dass hier - wieder mal - viele weibliche Wesen einem männlichen zuarbeiten, ist leider nix neues. Kennen wir alle.
Ich feier da lieber das schöne schwedische Lucia-Fest und surfe wie weiland noch meine Oma mit der Howangoass und der Percht durch die wilden Rauhnächte…
LG,
Irmgard
07.12.2009 um 17:45 Uhr Nana
Nikola-us? Eine Ableitung der Santa Nikola? ;-)
05.12.2009 um 18:12 Uhr Gudrun Nositschka
In matriarchalen Gesellschaften gibt es keine Herrschaft, sondern einen geschwisterlichen Respekt untereinander. Die große ethnische Gruppe der Minangkabau auf West-Sumatra gründen ihr Gesellschaftsmodell darauf, dass das Werden und Wachsen in der Natur ihre Lehre ist, und sie deshalb auch das Leben nähren und pflegen. Gut nachzulesen in “Gesellschaft in Balance”, Stuttgart 2006.
Gudrun/Eifel
05.12.2009 um 17:11 Uhr D. F.
Es herrschte dort ein Matriarchat?
Und sie beherrschten die Erde und das Wasser als Urelement der Fruchtbarkeit?
Und die Männer kümmerten sich um das Feuer und Luft. Womit wird das assoziiert?
Klingt nach Arbeitsteilung, wie es sie heute noch an so mancher Ecke gibt.
05.12.2009 um 16:42 Uhr Gudrun Nositschka
Die kath. Kirche war und ist die Erbin der zahl- reichen vorchristlichen Feste. Sie verleibte sich diese entweder dadurch ein , dass das Fest uminterpretiert wurde - so wurde der Höhepunkt der Wintersonnenwende mit der Geburt Christi belegt - oder ein Fest wurde beibehalten, erhielt aber noch eine kirchliche Bedeutung wie das Kräuterweihfest am 15. August, das mit Mariae Himmelfahrt “gekrönt” wurde - oder es fand eine Verdrängung statt. So geschehen mit dem 6. Dezem- ber, ein Fest der Frau/Göttin Holle, im Alpenraum der Percht, das gilt übrigens auch für den 6. Januar, der Tag, an dem Frauen in den Spinnstuben sich gegenseitig beschenkten.
Die Frau Holle/Göttin Percht musste den Platz für einen von der kath. Kirche heiliggesprochenen Nikolaus räumen(daher vielleicht mit Santa die psychische Fehlleistung),der aber in Mitteleuropa immer noch mit dem Knecht Ruprecht unterwegs sein muss. Dieser Ruprecht ist in Wirklichkeit ein Begleiter zum Ruhme und Sieg der Frau Holle/Percht, der ihr “frönt”. Und in dem Namen Ruprecht finden wir die Bedeutung Ruhm und Sieg, fast synonym zu der Bedeutung des Herakles vor der patriarchalen Inbesitznahme, der ursprünglich zum Ruhm der Göttin Hera bei den Menschen unterwegs war und evtl. immer noch ist, genauso wie der Knecht Ruprecht, der die Geschenke trägt. Wir haben unsere ganz, ganz alten Mythen und brauchen sie uns nur wieder ganz selbstbewusst zu eigen machen. Ich wünsche euch einen schönen Holle/Percht-Tag und viele ihrer liebevollen Geschenke.
Gudrun/Eifel
05.12.2009 um 14:40 Uhr Fraulenzen
“Nikelaus” soll die plattdütsche version von Nikolaus sein. Nike war bei den alten griechen die personifikation des sieges (siegesgöttin) zu einer zeit, als frauen noch eine bevorzugtere stellung unter den göttern wie auch unter den menschen einnahmen. Denn gerade i.d. mediterranen welt regierte von anfang an ein matriarchat, wurden frauen als urmütter allen lebens verehrt. Sie beherrschten die erde und das wasser als die urelemente der fruchtbarkeit…
Nun, mal schauen, was die heilige nikolaus vielleicht in gestalt der göttin NIKElaus ? für mich morgen an reichlichen gaben ranschleppen lässt. Ich finde die neue version bzw. das update um den ollen nikolaus schon mal sehr siegreich ... Es wurde ja auch endlich zeit!
Danke für die schöne bescherung und aktualisierung :-)
llg Fraulenzen