Meiler und Keiler abschalten: Fukushima, DSK und was zu tun ist
Es hört und hört nicht auf. Zuerst kam Osama Bin Pornoladen, dann der Fall DSK und die Hotelangestellte, dann Schwarzenegger und die Hausangestellte. Die „großen Männer“ dieser Welt, ob islamisch, jüdisch oder christlich, ob aus der Welt des Terrors, der Politik, der Finanzen oder des Show-Biz - leiden offenbar an derselben Störung wie der sprichwörtliche kleine Mann: Penile Inkontinenz. Mann kann das Sperma nicht halten und das Ding nicht in der Hose lassen.
In den USA beschäftigt Arnies Ehebruch die Gemüter und behindert sein neues Filmprojekt, Frankreich ist in Schockstarre angesichts der Vorwürfe gegen den großen DSK, die Hoffnung der Sozialisten für die nächste Präsidentschaft. Noch zu Ostern beklagte sich meine französische Schwägerin über Ségolène Royal, die ihren Anspruch auf die Präsi-Kandidatur einfach nicht aufgeben wolle, obwohl sie gegenüber DSK chancenlos sei und ihm nur die nötigen Stimmen stehle.
Und nun hat er sich und seine Partei und deren Präsi-Hoffnungen anscheinend ganz ohne fremde Hilfe in die Pfanne gehauen. Und der IWF muss sich eine neue Chefin suchen (bitte nicht wieder einen Chef!)
Es ist zwar nicht bewiesen, dass er getan hat, was die New Yorker Hotelangestellte (infamerweise wird die 32-Jährige fast immer als „Zimmermädchen“ bezeichnet) und mit ihr die Staatsanwaltschaft und die Grand Jury ihm vorwerfen. Aber zuzutrauen ist es ihm offenbar, dafür gibt es immer mehr Anzeichen.
Kleine Ursachen, große Wirkungen. Die kleine Ursache ist das, was man auch den kleinen Unterschied nennt. A bas la petite différence!
Wenn DSK einer der mächtigsten Männer der Welt war, wie die Medien jetzt gern tönen - warum hatte er dann keine Sicherheitskräfte um sich rum, die ihn und die Hotelangestellte vor seinem kleinen Unterschied hätten beschützen können? Jetzt hat er eine Fußfessel - aber sein Fuß war doch wohl unschuldig! Was not tut, ist eher eine elektronische Penisfessel, die Frauen vor Männern und Männer vor sich selber schützt.
Mit Fukushima ist das Zeitalter der Atomenergie am Ende. Nicht sofort, aber das Umdenken hat weltweit begonnen.
Diese Woche des Triumvirats Pornoladen, DSK und Sperminator könnte und sollte das Ende der männlichen Hegemonie einläuten. Wir brauchen Stresstests nicht nur für die Meiler, sondern auch für die Keiler. Aber da gibt es ein Problem, ähnlich wie bei den Meilern: Eigentlich taugen sie alle nichts, denn sie sind eben so, gefährlich von Natur. Wie eine vor 5 Jahren von der katholischen Kirche in Auftrag gegebene 2-Millionen-Dollar-Studie soeben herausgefunden hat, lassen sich bspw. pädokriminelle Priester nicht von harmlosen Priestern unterscheiden:
Die Forscher befanden, dass es für die Kirche, oder für sonst irgendjemand, nicht möglich war, Missbrauchspriester im Voraus zu identifizieren. Missbrauchspriester haben keine besonderen „psychologischen Eigenschaften“, „Entwicklungsgeschichten“ oder Gemütskrankheiten, die sie von Priestern, die keine Kinder missbrauchten, unterschieden. Quelle: New York Times, 18.5.2011
Mit anderen Worten: Es waren einfach „ganz normale Männer“.
Na gut. Aber wie schützen wir uns und unsere Kinder vor ihnen?
In den Medien lesen wir sensible Analysen über die Gefühlskälte und den Stress in Spitzenjobs, da könne einer schon mal ausrasten. Oder über den Narzissmus und Größenwahn, den Leute an der Spitze entwickeln, weil sie nur Speichellecker um sich haben. All diese Faktoren scheinen einen verheerenden Einfluss auf den kleinen Unterschied zu haben und nur auf ihn, denn von Frauen in Spitzenpositionen sind solche Entgleisungen nicht bekannt, die eine ganze Nation beschämen wie jetzt Frankreich oder wie damals die USA, als Bill Clinton „did not have sex with that woman!“ Ich habe Clinton nie verziehen, weil ich überzeugt bin, dass wir seinem Oral Office letztlich die acht furchtbaren Bush-Jahre verdanken. Der Jesusanhänger und „wiedergeborene“ Bush kam den US-Amerikanern damals gerade recht als totales Gegenteil von Clinton.
Kurz und gut, männliche Heterosexualität an der Spitze ist heutzutage für einen Staat ein untragbares Sicherheitsrisiko, siehe auch Berlusconi oder Israels wegen Vergewaltigung verurteilter Ex-Präsi Katzav. Galten früher Schwule als erpressbar und somit als Sicherheitsrisiko (man erinnere sich an den Fall des Generals Kiessling), so gilt dies inzwischen offenbar in weit größerem Ausmaß für männliche Heterosexuelle.
Fazit: Wir können uns Männer in verantwortungsvollen (Priester!) oder gar Spitzenpositionen einfach nicht mehr leisten. Die Gefahren, die sie mit ihrem kleinen Unterschied heraufbeschwören, sind unkalkulierbar. Wenn wir sie vom Netz nehmen, ist außerdem gewährleistet, dass nach zigtausend Jahren Männerherrschaft ausgleichende Gerechtigkeit einkehrt. Wenn die Männer von ihren Spitzenjobs entlastet sind, finden sie sicher die Zeit, eine funktionstüchtige kleine Penisfessel, elektronische Triebkontrolle oder dergleichen zu basteln.
Wenn es ihnen dann gelungen ist, ihren kleinen Unterschied zu bändigen, reden wir weiter.
(Herzlichen Dank an Joey Horsley, Helke Sander, Anne Beck, Barbara Rudolf, Karin Becker und Lila Hess für wichtige Anregungen, Diskussionen und/oder Links zu Artikeln)
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52 Kommentare
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22.05.2011 um 21:42 Uhr Bridge
In einer österreichischen zeitung wurde eine erklärung für das verhalten von DSK gesucht. Der artikel exkolpierte DSK nicht, meinte aber, dass es in großbürgerlichen familien üblich gewesen sei, dass junge männer ihren ersten sex selbstverständlich mit weiblichen dienstboten gehabt hätten. Ein junger mann adliger herkunft erzählte mir von sich selbiges: In seiner familie seien die burschenzimmer immer neben den zimmern von jungen weiblichen dienstboten gewesen, er selbst habe so seine erste sexuelle erfahrung mit 12 gemacht. - Verführen demnach weibliche dienstboten die jungmänner ihrer dienstgeber - oder werden nicht vielmehr letztere dazu angehalten sich über erstere herzumachen - als einübung in die ganz normalen gepflogenheiten der herren? - DFK hätte sozusagen seine frühe sozialisation nicht bewältigt, resümierte der artikel, er wäre an den frühen prägungen durch weibliche dienstboten gescheitert… Übrigens: jener adlige, der mir seine geschichte erzählt hatte, war mein zimmernachbar in einer bildungseinrichtung. Er versuchte später auch mich zu vergewaltigen, meine tür hat aber standghehalten. Ich erinnere, mein schrecken war groß. Ich ging ihm aus dem weg.
Ich erzähle das auch, weil es meines wissens noch keine untersuchungen gibt, wie häufig (und oft: wie hilflos!) schülerinnen und studentinnen von ihren herren lehrern und professoren sexuell belästigt wurden und werden.
22.05.2011 um 20:05 Uhr anne
es sind die vorbilder, die sich männer selbst schaffen - z.b. die prostitution und die pornografie zum zwecke ihrer sexuellen bedürfnisse. dort ist alles vertreten, was den “überreizten” mann reizt. von kinderpornografie bis zu abscheulichen vergewaltigungsszenen, sado-maso etc. das kann mann alles kaufen, sex kann mann kaufen, in allen variationen und vermittelt wird , dass frauen spass haben an gewalt und vergewaltigung.
es ist noch gar nicht lange her, dass der begriff vergewaltigung in der ehe nicht existierte: ein mann vergewaltigt in der ehe nicht, er setzt nur seinen anspruch durch.”
da wird gewalt in den medien (computer-spiele) als spassfaktor vermittelt; gewalt gegen frauen wird zum spiel.
“eine tote frau bringt 1oo punkte”, ein computerspiel - frauen werden geschlagen, gefesselt, gequält, die szenen immer realistischer.
das er/schaffen männer! und machtmenschen wie strauss-kahn sprechen von “ich liebe die frauen, na und” - ein mensch, der sein pathologisches verhältnis zu frauen mehrmals unter beweis gestellt hat, spricht von liebe zu frauen, indem er sie bedrängt, nötigt, vergewaltigt. diese männer verwechseln dominanz, macht als lustgewinn mit “liebe” , so wie sie sich die welt der käuflichen “liebe” gestaltet haben..
ich frage mich, welches menschen-/frauenbild steckt in diesen menschen?
22.05.2011 um 18:36 Uhr Gudrun Nositschka
Als die Natur den Mann schuf war sie garantiert nicht besoffen, aber als patriachale Götter und dann ein Gott das Zepter übernahmen und den Mann als Herrscher über die Frau einsetzte, ging das Desaster los. Götter wie Zeus und Jupiter sind Vergewaltiger, haben Göttinnen in Ehen gezwungen. Tolle Vorbilder! Alle patriarchalen Gesellschaften versprechen den Männern, die sich als ihre gläubigen Jünger in ihre Dienste stellen, noch heute, dass sie - sobald in Spitzenpositionen angekommen - sich Frauen einfach nehmen und benutzen dürfen, quasi als Bonus. Und die Gesetze würden sie schon schützen. Dank Frauenwiderstand haben sich Gesetze in vielen Ländern aber geändert, dennoch begreifen es immer noch eine Reihe Männer nicht, dass dieser “patriarchale Bonus” ein Verbrechen ist. Wozu auch? Auch die Prostitution gilt nach wie vor nicht als ein Verbrechen. Ein echt patriarchales Relikt der letzten fünftausend Jahre Menschheitsgeschichte. In noch existenten matriarchalen Gesellschaften gibt es weder Frauenverachtung noch Vergewaltigung und keine Prostitution, dafür aber gegenseitigen Respekt der Geschlechter. Wie schaffen das diese Männer nur?
22.05.2011 um 15:07 Uhr Dürr
@Flo und James T. Kirk: Pardon, aber schämen Sie sich nicht, sich mit Grabschern, Belästigern und Vergewaltigern zu solidarisieren und sie in Schutz zu nehmen? Es wird höchste Zeit, dass anständige Männer den Kameraderie-Reflex endlich ablegen und das, was Männer an Frauen verbrechen - von Gewalttätigkeiten bis hin zur leisen strukturellen Diskriminierung - auch bekämpfen - es sei denn, die Betreffenden finden es vollkommen in Ordnung, dass Männer über Frauen frei verfügen können - in jeder Hinsicht. Auch wenn Sie es nicht glauben können, wir hier auf diesem Blog wissen, dass es anständige Männer gibt, wir wissen aber auch, dass sie leider viel zu selten sind!
Dürr
22.05.2011 um 09:29 Uhr Mazza
Der Journalist Stephen Clarke schreibt : In Frankreich verhalte man sich zu den Vorwürfen, als sei “ein Rennpferd erschossen worden, weil es auf der Wiese gegrast habe. Da hat man gefälligst still zu sein und es grasen zu lassen. Frankreichs politische Klasse sehe daher in Strauss-Kahn das Opfer. In Paris wäre eine solche Affäre nie ans Licht der Öffentlichkeit gekommen. Man hätte der Frau schnell begreiflich gemacht, dass es nicht dafür stehe, die Arbeits- und Aufenthaltserlaubnis aufs Spiel zu setzen. Wer es wage, sich mächtigen und berühmten Persönlichkeiten zu widersetzen, gerate in Frankreich rasch in Gefahr, als `unvernünftig` zu gelten. Eine Person gegen ihren Willen zu sexuellen Handlungen zu zwingen, das rieche alles noch sehr nach dem Sonnenkönig Ludwig IV.”
Da zeigt sich mir wieder einmal, wie nicht nur Männer in Spitzenpositionen, die angeblich keinen Dreck am Stecken haben, sich mit den Sexualstraftätern solidarisieren. Schamgefühle sind ihnen fremd, schämen tun sich dagegen die Ehefrauen für die sexuellen Straf/Handlungen ihrer Ehemänner.
Es heisst, was in Frankreich als “french lover” durchgeht, heisst im angelsächsischen Raum “sexuelle Belästigung”, das bedeutet im Fall Polanski sogar “Vergewaltigung”.
Auch der Autor Stephen Clarke zieht Parallelen zum Fall Polanski. Das ganze französische Kulturestablishment habe laut aufgeheult und sei auf die Barrikaden geklettert, um ihn zu verteidigen, als P. 2009 aufgrund des amerik. Auslieferungsbegehrens in der Schweiz festgenommen wurde.
Die sprachliche Verniedlichung eines Berufes wie “Zimmermädchen” ist inakzeptabel. (Junge) Frauen sind Hotelangestellte, keine Kinder, keine kleinen Mädchen und schon gar keine Sexual/Objekte für brünstige Männer, siehe bei Google-Bilderserie Stichwort Zimmermädchen.
Die französische Autorin Tristina Banon wird jetzt ihre Anzeige gegen DSK wegen versuchter Vergewaltigung durchstehen. Angeblich existiert/e ein Stapel Anzeigen gegen DSK bei der Anwaltschaft wegen gleicher oder ähnlicher Delikte. Auf You-Tube ist ein Video über die Enthüllung der versuchten Vergewaltigung einzusehen.
Danke an LFP für ihre deutlichen Worte zu ” Meiler und Keiler abschalten”. Der übliche Vorwurf von Männerbashing zeigt wie im Fall Polanski, wie versucht wird, die Untaten der (sexuellen) Täter zu verharmlosen….
22.05.2011 um 08:51 Uhr lfp
@ Flo und @ James T. Kirk:
Dass Männer als Gattung für Frauen (und letztlich auch für sich selbst) gefährlich sind, beweisen sie seit Jahrtausenden tagtäglich und weltweit. Viele von ihnen gehen wahrscheinlich „verantwortungsvoll mit ihrer Sexualität um“, wie Kirk es nennt. Da wir aber nicht im Voraus wissen können, wer gefährlich ist und wer nicht, empfiehlt sich eine Überprüfung, und wo das nicht möglich ist, eine generelle Warnung, wie bspw. unser Auswärtiges Amt sie oft herausgibt: „Fahren Sie jetzt nicht nach Syrien, nach Libyen, etc.“ Die meisten Libyer und Syrer und vor allem die Libyerinnen und Syrerinnen sind bestimmt ganz liebe Menschen, das weiß auch das Ausw. Amt. Es betreibt kein “plumpes Syrerbashing”, sondern rät zur Vorsicht. Das tue ich auch in meinem Blog.
Sämtliche Flugreisenden gelten als potenzielle TerroristInnen; wir müssen immer mehr lästige bis entwürdigende Sicherheitsmaßnahmen über uns ergehen lassen. Alles “plumpes Flugreisenden-Bashing”?
Merke: Bei Gefahr für Leib und Leben ist Verallgemeinerung (Warnung vor der Gattung oder Gruppe) das Mittel der Wahl. Millionen „unschuldiger“ Autos/Reifen/Pillen werden aus dem Verkehr gezogen, wenn einige wenige sich als defekt/gefährlich erwiesen haben. Man wird Exemplare der beanstandeten Autoserie vor allem nicht ausgerechnet bevorzugt als Staatskarossen einsetzen ...
22.05.2011 um 02:57 Uhr James T. Kirk
Wie erklären Sie sich denn, daß es durchaus Männer in Spitzenpostionen gibt, die verantwortungsvoll mit ihrer Sexualität umgehen?
Ich empfinde ihre Glosse als plumpes Männer-Bashing. Soweit ich weiß, sind Sie Professorin. Ich finde Ihre Äußerungen sind nicht in Einklang zu bringen mit einem gewissen Seriositätsanspruch.
21.05.2011 um 22:42 Uhr Dürr
Spitzen-Glosse! Danke, danke, danke. Ich werde sie weit verbreiten!! Und wenn das nächste Mal ein zeugungsfähiger männlicher Mensch schwadroniert: Frauen sind nicht rational, werde ich definitiv meinen Lachkrampf nicht mehr beherrschen können. Allerdings werde ich dann DSK, Clinton und Terminator schreien - kurz nach dem Luft-holen!!
Der Liebe Gott MUSS besoffen gewesen sein, als er den Mann schuf, sonst hätte er dafür gesorgt, die Männchen genug Blut zur Verfügung haben und nicht, dass jedes Mal, wenn sein Blut in sein bestes Stück fährt, oben im Ersatzgehirn die totale Leere eintritt.
So traurig das Ganze ist, so alt ist es auch. Und solange es noch Frauen gibt, die solche Typen auch noch öffentlich verteidigen, ändert sich leider noch lange wenig.