Männer sind wie Schnellkochtöpfe
Hier eine Liste der Dinge, die in der letzten Woche hinzugekommen sind. Zu der Liste der Dinge, die mir Angst machen:
• Rucksäcke: Wer weiß, ob darin nicht ein Schnellkochtopf herumgeschleppt wird! • Schnellkochtöpfe: Ich hielt sie schon immer für gefährlich und habe meinen schon vor langer Zeit entsorgt. Aber WIE gefährlich sie sind, habe ich erst in der letzten Woche gelernt. • Boston Marathon: Habe ich mir auch früher höchstens im Fernsehen angesehen. Aber seit Montag werden sicher auch andere ängstliche Menschen den Boston Marathon meiden für alle Zeit. Und alle anderen Marathons auch. Und überhaupt Großereignisse und Menschenansammlungen aller Art. • Boston: Diese Stadt hat erst vor einiger Zeit die feste Assoziation mit dem „Würger von Boston“ verloren. Dann starteten von dort die Selbstmordattentäter von 9/11. Jetzt hat sie eine neue Schreckensassoziation und -dimension hinzubekommen, ähnlich wie Newtown, Aurora, Utoya, Winnenden, Erfurt, Columbine.
Schon lange auf meiner Liste sind die folgenden Punkte. Aber sie sind durch die Ereignisse der letzten Woche in der Rangordnung weiter nach oben gerückt:
• USA: In den Irak, nach Syrien oder in andere „Brennpunkte“ und „Krisenherde“ würde ich freiwillig nicht reisen, aber die waffenstarrenden USA sind auch lebensgefährlich. Jeden Tag sterben in den USA 82 Menschen durch Schusswaffen. Die Selbstmorde sind mitgezählt - aber tröstlich oder beruhigend ist das auch nicht. Trotzdem hat es der demokratisch dominierte Senat diese Woche nicht fertiggebracht, das Waffengesetz zu verschärfen.
• Islamisten. Sie machen mir Angst, genau wie gewaltbereite Evangelikale, Rechtsextremisten und Linksextremisten. Nur sind letztere in der letzten Woche nicht ins Rampenlicht geraten.
Bis hierhin werden mir viele noch folgen können. Vor ImmigrantInnen und MuslimInnen habe ich keine Angst, aber in den USA sieht das derzeit ganz anders aus. Dort haben jetzt viele MuslimInnen berechtigte Angst vor einem Backlash. Und die Liberalisierung der Immigrationsgesetzgebung stand kurz vor einem Erfolg, der jetzt sehr in Frage gestellt ist, denn die Attentäter waren Immigranten. Immer diese schrecklichen Verallgemeinerungen!
Apropos Verallgemeinerungen. Ganz oben auf meiner Liste stehen natürlich Männer. Dass die größte Gefahr von Männern ausgeht, wissen alle, aber es darf nicht laut gesagt werden, sonst heißt es sofort „unzulässige Verallgemeinerung“, „Männerhass“.
Das bringt mich wieder zum Anfang, auf die Schnellkochtöpfe. Schnellkochtöpfe sind ja nicht per se gefährlich, sondern meist nützlich und entfalten nur, wenn sie missbraucht werden, ihr tödliches Potenzial, ähnlich wie andere Küchenhelfer, z.B. Messer oder Pfannen. Genau so verhält es sich mit den Männern. Oft sind sie sogar hilf- bis segensreich. Auch in Boston sind ganz viele Männer, genau wie die Frauen, unter Lebensgefahr den Verletzten zu Hilfe geeilt. Und erst die Hatz auf die mutmaßlichen Terroristen: Überwiegend Männersache, und gefährlich.
Aber: Wie kommt es, dass Terrorakte und Massenmorde, wie überhaupt Gewalttaten, fast ausschließlich von Männern begangen werden? Vor allem aber: Wie kommt es, dass diese auf der Hand liegende Frage so selten gestellt wird? Wenn wir diese Frage nicht einmal stellen dürfen, kommen wir nicht weiter und müssen uns wegen außer Kontrolle geratener 19jähriger Bürschchen vielleicht alle auf permanenten Hausarrest gefasst machen, wie ihn letzte Woche die EinwohnerInnen von Boston zähneknirschend durchgestanden haben. Aber nicht einmal von ihnen vernehme ich die naheliegende Frage: Was können wir gegen die männliche Gewaltbereitschaft tun?
Apropos Hausarrest: Als zwischen 1975 und 1980 der Yorkshire Ripper umging, riet die Polizei den Frauen Yorkshires, abends und nachts zu Hause zu bleiben zu ihrer eigenen Sicherheit. "Wieso wir?" sagten die Frauen. "Sollen doch die Männer zu Hause bleiben, dann sind wir draußen sicher."
Aber nicht drinnen, muß frau heute leider hinzufügen. Auch und vor allem drinnen richten die Schnellkochtöpfe verheerende Schäden an. •••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••
Mehr Glossen von Luise F. Pusch gibt es hier. Jeder Band enthält rund 50 Glossen und kostet 9,90 EUR:
Kommentieren für diesen Channel-Eintrag nicht möglich
7 Kommentare
Nächster Eintrag: Washington entmannt das Englische
Vorheriger Eintrag: Das Gendern ist des Müllers Lust
03.05.2013 um 09:24 Uhr anne
es ist nicht nachvollziehbar, wie in den USA sogar mit waffen für kinder geworben wird. mit “my first rifle” werden kinder mit vier jahren auf das tragen oder hantieren von/mit waffen gedrillt. überraschungseier sind lt. presse in den USA verboten (seit 1938 gibt es eine regelung, dass in lebensmittel kein spielzeug verpackt werden darf), aber sturmgewehre für kinder bleiben erlaubt? spielzeugwaffen, so behauptet ein psychologe, hätten gerade für jungs eine wichtige funktion; sie sind ein medium der auseinandersetzung: “waffen helfen, mit aggressionen umzugehen, helfen, die eigene rolle zu finden , helfen, sich ein bisschen stärker zu fühlen.” und so lautet der satz vieler knaben “papa, hast du was zum totmachen.”
http://orf.at/stories/2179845/2179844/
28.04.2013 um 23:16 Uhr Dürr
Ja! Ein schier unerträglicher Film.
Ich hatte 1971 über meinen damaligen Beruf Einblick in einen “Harem” in Marakkesch. Der Mann, Teppichhändler, stinkreich u.aus alter Familie, die FRauen eine Frauenärztin, eine Zahnärztin, eine Professorin an der Uni für islam. Geschichte und eine Professorin für Mathematik in Fez.
Die Frauen erklärten mir, dass sie privilegiert wären, da der Mann sie nur alle paar Monate “besuche”, was ihnen Raum und Zeit für sich lasse… Das bedeutete, dass sie wohl höchstens zwei Kinder gebären müssten, schliesslich hätten sie ja im Hause eine Quelle… (grosses Gelächter)
Was ich damals in meiner Naivität nicht begriff, war, dass sie ihren Mann auslachten, jede einen Liebhaber hatte und d.gynäkologische Versorgung gleich im Haus…
ABER: Was sie mir auch ganz klar sagten, dass bei Armen Frauen schlechter gehalten seien als die Tiere und, dass dies geändert werden müsse!
Lg Dürr
27.04.2013 um 12:06 Uhr Lena Vandrey
Boston ...
Wir sahen einen Film über die Zustände in Marokko,kaum anschaubar, auBer einem einzigen Lichtblick: Eine Veterinärin aus Boston pflegt und heilt die armen Pack-Esel, welche auf ihren Gerippen unsägliche Lasten schleppen müssen. Sie gibt den Tiertreibern Geld für den Verdienst-Ausfall, erklärt ihnen die Dinge und zieht marokkanische Assistenz-Ärzte und Pfleger heran.
Für die schleppenden Frauen gibt es (noch?) keinen Rat, nämlich den, die Massen in kleinere Mengen zu teilen. Eine verrohte und unerträgliche Welt besteht aus mageren geschundeten Wesen mit ihrem demütigen Blick und aus der fortwährenden Gewalt einer archaisch-orthodoxen Männer-Gesellschaft. Zum Heulen!...
22.04.2013 um 10:06 Uhr Amy
Gewalt und Männlichkeit: ” Männliche Gewalt, die der Ideologie von Männlichkeit und der Konstruktion einer männlichen Geschlechtsidentität dienlich ist, macht Forster auf drei unterschiedlichen Ebenen fest: Sexismus, Patriarchalismus und Phallozentrismus. Alle Formen männlicher Gewalt – die sexistische Alltagspraktik, die patriarchale Struktur und das phallozentrische Weltbild – erhalten die Ideologie der einen Männlichkeit und strukturieren damit die Differenz zwischen den Geschlechtern.”
Übrigens , lt. einer Befragung befürworten 62 Prozent der türkischen Männer Gewalt gegen Ehefrauen . Statistiken über Körperverletzung an Frauen zeigen die hohen Zahlen der Betroffenen. Gewalt gegen Frauen ist auch in der Türkei z.B. ein großes Problem - für die meisten Befragten ist Gewalt gegen Ehefrauen völlig normal, sinnvoll und sogar praktisch. Da frage ich mich, wenn Männergewalt gegen körperlich schwächere Frauen die Norm ist und akzeptiert wird, wie groß ist die Bereitschaft dieser Männer generell zu Gewalt? Ob im häuslichen oder außerhäuslichen Bereich, die gesellschaftlichen Kosten , die Männergewalt verursachen, sind enorm. Und der religiöse Fanatismus - die gottgewollte Gewalt - , der fast ausschließlich von Männer praktiziert wurde/wird, ist auch ein Krieg gegen die Frauen. “Gewalttätige Männer haben nicht Angst vor Machtverlust, sondern vor dem Verlust einer/ihrer gottgegebenen Sonderstellung” (El Tahawy, Gottgewollte Gewalt, Seyran Ates, DIE ZEIT). Es ist erschreckend, wie viele junge Männer sich radikalisieren und sich einem dubiosen Gottesbild unterwerfen ( privates und öffentl. Leben soll demnach diesen fundament. Glaubensinhalten unterworfen werden). Und die amerikanische Waffenlobby verdient sie nicht horrende Summen am konstruierten Bild von typ. `maskuliner` Männlichkeit ? Männer , die sich mit Waffen brüsten und ihren Söhnen frühzeitig den Spaß an/mit Tötungsmaschinen vermitteln, sind mir äusserst suspekt. Auch noch heute zählt das Tragen von Waffen in manchen Kulturen als Zeichen von Männlichkeit, Statussymbol , ein Instrument der Macht. Und es vergeht kein Tag , an dem uns in den Medien, der Unterhaltungsindustrie dieses Bild von Männlichkeit genüsslich vorgespielt wird ..
http://www.querelles-net.de/index.php/qn/article/view/601/609
22.04.2013 um 03:29 Uhr Lois Rudnick
This is absolutely spot on! I talk about it ALL the time, but only with women. I spent two months working to get gun control legislation through our state legislature and the gun guys, always outnumbering us, many as paid thugs of the NRA, won the day.
We couldn’t even get background checks. Sad to say, there WERE women among the gun nuts. But then to expect all women to be anti-violence would be to essentialize both sexes.
Thanks so much for speaking the truth! Just today, at the end of my book club, after discussing the amazing epic masterpiece about Black Migration, “The Warmth of Other Suns,” my friends and I talked about how different the world would be if run by values of compassion, connection, and community, which have always been far more women’s values than men’s.
Lois
21.04.2013 um 23:41 Uhr Dürr
In der schönen Schweiz hat eben ein christlicher Politiker verlangt, von allen Asylanten “gewisser Gruppen oder Herkunft” DNA obligatorisch abzunehmen u.zu speichern, da sie mehr als andere delinquieren würden.
Mein Blogbeitrag, dass dann Männer ebenfalls ihre DNA abgeben müssten, da 97,8% der einsitzenden Straftäter Männer seien, wurde mit einigen hundert Negativ-Däumchen belohnt…
Es ist absolut verboten, Männern Gewaltbereitschaft zu unterstellen, wenn diese weiss sind. Allen Statistiken zum Trotz. Das nennt man männlichen Realitätssinn und rationales Denken!
21.04.2013 um 18:13 Uhr Krüger, Brunhilde
wie immer, liebe Luise, sind deine klug-richtigen Anmerkungen=Bewertungen zum männlichen Gewaltpotential in (fast) allen Gesellschaften ja so wahr = bittere Realität.
Solange deutsche Frauen keine Medienmacht - die ja wohl verbunden mit Geldmacht ist - um den öffentlich (!!!) Dialog zu beeinflussen bleiben doch solche berechtigten Rückfragen zu männlicher Gewalt ‘unter uns’ d.h. sie v e r s i c k e r n in Internetforen - unter Ausschluß der Gesamt Öffentlichkeit
dissidentin