Lichtgestalt Franz Beckenbauer in ihrem Element
"König Fußball", "Kaiser Franz" - diese majestätischen Titel reichen anscheinend immer noch nicht, um auszudrücken, was die Fußballfans empfinden sollen. Da derzeit keine an dem Thema vorbeikommt, stieß ich in der letzten Woche zweimal mit dem Wort “Lichtgestalt” zusammen, beide Male war Franz Beckenbauer der Leuchter.
“Lichtgestalt” - das ist nicht mehr zu überbieten! Früher wurde er wohl auch "Fußballgott" genannt, aber da gibt es ja noch viele andere Götter neben ihm, Pelé, Maradona, Beckham, Ballack und wie sie alle heißen. “Lichtgestalt” hingegen scheint Franz Beckenbauer ganz für sich gepachtet zu haben.
Mir soll es recht sein - “Lichtgestalt” ist immerhin ein Femininum und lässt sich, wenn eine es nur richtig anfängt, sehr hübsch einsetzen:
• Unsere Lichtgestalt kümmert sich rührend um ihre Schäfchen, die natürlich vor dem Spiel gegen Australien sehr aufgeregt sind. • Lichtgestalt Beckenbauer weiß zwar auch nicht, wie das Spiel ausgehen wird, aber ihrer Meinung nach wird es schon klappen. • Schaun mer mal, sagte unsere Lichtgestalt. Ja, sie bleibt immer total cool. • Der Lichtgestalt gefiel das Spiel nicht, aber sie ließ sich nichts anmerken. Schließlich ist ihr auch nicht immer alles gelungen. • Unsere Lichtgestalt, die sensibler ist als sie aussieht, musste wegen der Tinnitusgefahr dem ohrenbetäubenden Spiel fernbleiben.
Nun sind Sie dran. Und übrigens: Auch “Koryphäe” oder “Leuchte der Wissenschaft” eignen sich prächtig zum Aufhübschen langweilig-männlicher Idole.
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8 Kommentare
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15.06.2010 um 21:54 Uhr Brigitte
Was fußballWM, mich interessieren die sprachlichen fetzenbälle, die überall fliegen - im abseits wie überall, wie die treffsicheren der L.P: Hoheit, Durchlaucht, eine echte Kapazität, die wahre Größe….sind superlative ursprünglich weiblich? heute werden kapazunder damit hofiert. was ist aus unserer sprache geworden, wenn sachen versächlicht worden sind (statt dinge verdinglicht!), wer hat das mit uns gemacht? ein ganzes geschlecht neutralisiert?
14.06.2010 um 16:02 Uhr Klaus
1.) Österreicher drücken am stärksten den Deutschen für die Fußballweltmeisterschaft
die Daumen.
2.) 41% der Österreicher_innen sagen zum Fußball: “Das interessiert keine Sau!” :)
http://www.bildungs.tv/files/documents/fussball.pdf
14.06.2010 um 07:54 Uhr Amy
Nichts heldenhaftes spielt sich hinter den Kulissen ab. Das Geschäft rund um `Brot und Spiele` boomt für Mädchenhändler, damit die fußballbegeisterte männliche Kundschaft befriedigt wird. Prostitution, Menschenhandel, Kindesmissbrauch haben Hochkonjunktur anläßlich dieses Events.
“Sie lauern auf ihre Opfer vor Schulen, in Einkaufszentren oder bei Popkonzerten. Finstere Geschäftemacher, die in Südafrika mit der Jagd nach jungen Mädchen auf die erwartete Nachfrage nach Prostitution reagieren.
Sexurlaub hat im sonnigen Land am südlichen Ende Afrikas zur Ferienzeit Hochkonjunktur. Frauen sind nicht nur der Gewalt der Freier (Drogen,Aids) ausgeliefert ,sondern haben auch mit Übergriffen durch Polizisen zu rechnen.”
Diese bekannten Tatsachen werden gerne vor und während der Spaßveranstaltung von `Lichtgestalten`, Medien, Presse ausgeblendet - es könnte ja ein Hauch von Trübsal wehen, manchen angesichts unangenehmer Realitäten den Spaß verderben ? Frauen-Mädchen-Schicksale sind wieder nicht der Rede wert…
http://www.badische-zeitung.de/f-wm/prostitution-menschenhandel-fuer-die-wm—28808378.html
14.06.2010 um 00:02 Uhr Anne
nachtrag, damit die fußballgötter vor ihrem spiel so richtig motiviert werden, lassen sie sich musikalisch mit einem `kabinensong` einheizen , ausgerechnet von einem skandal- und pornorapper Bushido, der im gangsta-rap-stil wegen seiner früheren hässlichen frauenverachtenden texte kein unbeschriebenes blatt ist. texte zelebrieren eine sexualität, in der die frau nur als für sämtliche spielarten verfügbares lustobjekt zur verfügung stehen muss.
kein angenehmes vorbild , musste er kürzlich wieder wegen beleidigung ca. 11.ooo euro strafe zahlen. nachdem er mit hässlichen texten immenses geld verdient und sich bestens gesettelt hat, wird er wohl diese kosten aus der portokasse zahlen können. aber eher scheint es, dass mit negativwerbung männliche sog. helden gezeugt und gewünscht, bejubelt werden - insbesondere porno/rapper, die mit ihren gepflegten unflätigkeiten ein äusserst negatives vokabular ihren jungs/fans übergeben haben…
13.06.2010 um 22:48 Uhr rowan
Die Mannschaft wird Weltmeisterin.
13.06.2010 um 22:04 Uhr Dürr
Ach, wäre die Zeit mit diesen (Arm-)Leuchtern, Irrlichtern und Laferi (dt.Leute die leer daherreden und das erst noch viel zu viel und viel zu laut) vorbei. Egal was für Titel sie sich geben oder bekommen. Fussball ist für mich so ungefähr das Widerlichste, was es an dem, was mann so Sport nennt gibt: Das männliche, hysterische Massengegröle samt nachfolgenden Schlägereien, die unverhüllte Homoerotik, das dumme Geschwätz auf allen Kanälen, völlig hohle Typen, die sich selbst als Götter aufspielen und schliesslich die ungeheure Geldverschwendung - vieles auf Kosten der Steuerzahler (Polizei). Frau stelle sich mal vor, die Hälfte dieses Geldes wäre den Frauen und Kindern in Soweto zugeflossen!!!
lg Dürr
13.06.2010 um 20:18 Uhr Anne
grusel, was bin ich froh, wenn das extrem lautstarke männerspektakel dieser ballermänner wieder vorüber ist. männer müssen sich anscheinend ständig aufwerten, auch wenn 22 von ihnen hinter einem ball herdümpeln. wahrscheinlich brauchen sie in allen lebensbereichen diese großformatige `führer-mentalität`, die idealisierung ihrer vermeintlichen idole, auch wenn es gar keine sind. idole müssen her. die heroisierung der ballermänner erinnert mich an einen götzen-kult. beim schachspielen nennt mann seine erreichte höchstleistung waidmännisch `großmeister`. die katholische kirche nennt sich der führer der menschheit. unter den begriff `führerin` ergab sich bei google die gewünschte form “einfühlsame führerin im wunderland des sexus” .
anders als bei weiblichen fans träumen die männlichen fans vom direkten sex mit ihrem idol, ihrer sog. lichtgestalt? und da gibt es noch die verschönerungsform, den(fußball)spirituellen guru, den erlöser.
ich hoffe auf baldige erlösung von männlicher selbstverherrlichung und dem kult um sog. männl. lichtgestalten in funk und fernsehen, die jetzt wieder den heiligen rasen mit seiner spucke besamen werden .... grusel
grüsse von Anne (spassverberin)
13.06.2010 um 19:50 Uhr Evelyn
Hervorragend - wenn nur die Mehrheit der Bevölkerung auch der deutschen Grammatik mächtig wäre. Leider wird ja alles, was öffentlich auftaucht und es ins Gespräch schafft, vere(h)rt, sodass plötzlich die ganze Welt nur noch aus Männlichem besteht und eben als “er” erscheint und weitergereicht wird!