„Humanizing Hillary“? Über Authentizität, Inhumanität und paradoxe Vorschriften im US-Wahlkampf
Seit Anfang Juli wieder in Boston, habe ich in den letzten beiden Wochen definitiv zu viel ferngesehen: Erst die Republican und dann die Democratic National Convention (DNC), jeweils von Montag bis Donnerstag von 20 Uhr bis kurz vor Mitternacht. Warum? Es war spannendes Theater, um nicht zu sagen Großes Spektakel. Und natürlich bin ich für Hillary und wollte nicht nur sehen, wie sie „Geschichte schreibt“, sondern auch wissen, was gegen sie im Gange ist.
Die Frage, die mich seither beschäftigt: Wie ist es möglich, dass die Wahl zwischen Hillary und Donald - eigentlich ein nobrainer, wie man hier gerne sagt, also eine Entscheidung, die auch ohne Hirn nicht schwer sein dürfte - immer noch auf Messers Schneide steht? Die am besten qualifizierte Person von allen, die sich jemals um das Präsidentenamt beworben haben, tritt gegen die am wenigsten qualifizierte an - und sie liegen, 100 Tage vor der Wahl und nach den großen Shows der beiden Conventions - gleichauf!
Über dieses Paradoxon wird hier und überall in der Welt geschrieben und gerätselt. Auch ich habe mir aus europäischer, weiblicher, feministischer und linguistischer Sicht ein paar Gedanken gemacht, die ich hier mitteilen möchte.
Was bisher an Antworten gefunden wurde:
• Es handelt sich um platten Sexismus. Unter den weißen Männern haben sich nur die mit Durchblick und die, denen es besser geht, zu der Einsicht fortentwickelt, dass es keine Schande ist, von einer hochqualifizierten Frau regiert zu werden. Diese Meinung vertrat Michael Arnovitz in einem brillanten und vielgelesenen Artikel.
• Hillary steht für den Status Quo, und das Volk will derzeit keine Kontinuität, sondern (wieder mal): Change. Und Dynastien kann es auch nicht leiden. Deswegen verschwand Jeb Bush, der Dritte der Bush-Dynastie, schon sehr früh aus der Riege der BewerberInnen. Das Volk will das Ganz Andere. Und das bietet der Außenseiter und Quereinsteiger Trump.
• Hillary und Trump sind beide so unbeliebt wie vor ihnen noch kein einziger Präsidentschaftskandidat. Deshalb liegen sie gleichauf. Trump wird von 70 Prozent der Frauen abgelehnt, von Schwarzen, von Hispanics, von der LGBTQ-Community und anderen „Minderheiten“. Hillary wird von weißen Männern ohne College-Abschluss abgelehnt. Leider sind das eine ganze Menge.
• Selbst die, die Hillary wählen wollen, klagen darüber, dass sie „nicht authentisch“ sei und sie ihr deshalb nicht recht trauen können. „Hillary ist nicht vertrauenswürdig (trustworthy)“, und deshalb hat sie ein „Likeability-Problem“
• Ich selbst habe den Eindruck, dass die Medien ein großes Interesse daran haben, das „Drama“ des Wahlkampfs weiter brodeln zu lassen bis zum Schluss. Deshalb wurde schon die Konkurrenz zwischen Hillary und Bernie so lange es ging immer weiter hochgekocht. Und nun dasselbe mit dem verbliebenen Zweikampf. Bis zum Wahltag sollen wir alle in Atem gehalten werden und süchtig alles an Nachrichten, Analysen und Kommentaren konsumieren, was die Medien uns rund um die Uhr zum Thema anbieten. Das steigert die Einschaltquoten, die Besuchszahlen der Internetseiten und die Verkaufszahlen der Printmedien - und also den Profit. Wenn das Rennen schon entschieden wäre, wäre das für die Medien ein Riesen-Verlust. Und so tun sie alles dafür, damit es möglichst lange unentschieden bleibt. Die permanente Diffamierung Hillarys als kalt, falsch und nicht vertrauenswürdig dient auch dem Zweck, den Konflikt am Köcheln zu halten. Wenn die einzig diskussionswürdige Kandidatin ununterbrochen verleumdet wird, kann der Kampf noch lange weitergehen.
Ich möchte mich in dieser Glosse auf die Frage konzentrieren, warum Hillary von so vielen als „wenig authentisch“, ja als „falsch“ abgeurteilt wird, weshalb viele sie dann auch nicht recht mögen und zögern, sie zu wählen - selbst wenn es eigentlich keine vernünftige Alternative gibt.
Für eine Europäerin ist „Likeability“, also die Frage, ob die zur Wahl stehenden KandidatInnen sympathisch sind, sicher weit weniger wichtig als in den USA. Als im Jahre 2005 mit Angela Merkel erstmals eine Frau Kanzlerin wurde, war das weniger der Sympathie des Volkes für sie zuzuschreiben als der Parteiräson. Obwohl Frau, war Merkel damals „das beste Pferd im Stall der CDU“. Die CDU/CSU wurde stärkste Partei und stellte daher die Kanzlerin. Das Volk hatte nicht Merkel gewählt, sondern die CDU/CSU.
In Großbritannien wurde die als „kühle Pragmatikerin“ geltende Theresa May nicht vom Volk zur Premier gewählt, sondern von den Torys, die gerade an der Macht sind und daher die oder den Premier stellen.
In den USA läuft das völlig anders. Die Präsidentin oder der Präsident wird direkt gewählt, und so kann es vorkommen, dass im Parlament (Haus und Senat) die Gegenpartei die Mehrheit hat, wie es seit 6 Jahren der Fall ist, weshalb Obama kaum eines seiner Vorhaben durchsetzen konnte. Während die Deutschen sich mit einem knappen Wahlkampf von 6 Wochen begnügen, läuft der Wahlkampf in den USA etwa anderthalb Jahre lang und tritt nun in seine heiße Phase ein, die letzten 100 Tage nach den Conventions. Warum das US-Volk ein Staatsoberhaupt will, das durch einen 18-monatigen Wahlkampf völlig zerschlissen wurde, ist ohne diesen Hintergrund schwer zu begreifen. Die Höllentour durch alle 50 Staaten dient dazu, sich selbst und die eigenen Pläne dem Volk persönlich bekannt zu machen, damit die WählerInnen eine brauchbare Entscheidungsgrundlage bekommen. „It’s not enough to have a plan; you have to sell it to the country, over and over again." (Traister)
Während der DNC bemühten sich Hillarys hochkarätige MitstreiterInnen, von Michelle Obama und Bill Clinton über Joe Biden und ihren Vizekandidaten Tim Kaine bis hin zu Barack Obama, Hillary zu „humanisieren“, zu „vermenschlichen“, ihre verletzliche Seite zu zeigen, und zwar aus persönlicher Erfahrung. So jedenfalls urteilten die Medien. Von den Obamas etwa war dagegen nicht zu hören: „So, jetzt gehen wir mal Hillary humanisieren!“
„Humanizing Hillary“ ist zur festen Redewendung in diesem Wahlkampf geworden - eine Redewendung, die selber vor allem eins ist: Inhuman. Sie impliziert, dass Hillary kein Mensch ist. Grausamer kann man sie wohl nicht diffamieren, und es geschieht leichthin, als hätte niemand etwas Böses gesagt oder gemeint.
Nach ihrer großen Acceptance Speech, die mich sehr beeindruckte, waren die KommentatorInnen sich einig: Die Rede sei inhaltlich schon ok gewesen, aber ihr Likeability-Problem habe Hillary damit nicht gelöst, und so habe sie die größte Chance dieses Wahlkampfs in den Sand gesetzt. Sie sei genau so reserviert und inauthentisch gewesen wie eh und je.
Ich konnte es nicht begreifen. Was war los mit diesen KommentatorInnen? Hatten wir dieselbe Rede erlebt?
Am ersten Abend der DNC hatte Michelle Obama gesprochen. Die Rede hinterließ großen Eindruck und gilt bis heute als einer der Höhepunkte der DNC. Mit Wärme, Leidenschaft und großer Überzeugungskraft hatte sie über ihre Freundin Hillary gesprochen. Allerdings hatte nicht sie die Rede verfasst, sondern ihre Redenschreiberin Sarah Hurwitz. Das war den meisten KommentatorInnen bekannt, störte aber niemand. Die bewundernswerte Authentizität war also nicht zuletzt eine bewundernswerte schauspielerische Leistung beim Vortragen eines nicht selbst verfassten Textes, so als sei es ihr eigener.
Hillary kann das Authentizitäts-Wettrennen schwerlich gewinnen. Dazu müsste sie weniger authentisch sein. Was ich damit meine? Authentizität, Offenheit, Spontaneität, Unverstelltheit, Natürlichkeit, Lockerheit sind Funktionen der Gesprächssituation, in der wir uns befinden. All diese schönen Dinge sind möglich in Gesprächen im kleineren, vertrauten Kreis. Sie sind nicht möglich in einer Situation, in der die Kandidatin unter kritischer Beobachtung steht, nicht nur von Tausenden während der Wahlveranstaltungen, sondern von den Millionen an den Bildschirmen. In solchen Situationen herrscht für normale Menschen das Gesetz der Befangenheit, der „self-consciousness“. M.a.W.: Befangenheit, Unfreiheit ist authentisch in einer Prüfungssituation! Anders gesagt: Authentisch sein in einer Prüfungssituation heißt: Befangenheit, Unfreiheit zeigen. Da das allerdings nur bei ungeübten SprecherInnen akzeptiert wird (wie bei der DNC des öfteren zu beobachten), müssen alle anderen versuchen, ihre natürliche Angst und Angespanntheit in dieser Situation zu überspielen. Es gelingt dem einen blendend, der anderen weniger gut.
Befangenheit, „Self-consciousness“ verhindert zuverlässig Spontaneität und Natürlichkeit. Vor allem ist Spontaneität auch nicht auf Befehl abrufbar, das sollte sich eigentlich seit Bateson, Laing und Watzlawick herumgesprochen haben. „Sei spontan!“ ist seit Jahrzehnten das Beispiel für paradoxe Aufforderungen, Double Bind und Mystifikation.
Alle, die Hillary persönlich kennen, attestieren ihr all die Eigenschaften, die ihr abgesprochen werden von denjenigen, die sie nicht persönlich kennen. Alle ihre MitarbeiterInnen beim State Department stellen ihr begeisterte persönliche Zeugnisse aus über ihre Loyalität, Integrität, Natürlichkeit, Lockerheit und Herzlichkeit. In Situationen, in denen der Mensch überhaupt authentisch sein kann, ist Hillary nachgewiesenermaßen so authentisch wie nur irgendjemand.
In den anderen Situationen, unter dem prüfenden Auge der Öffentlichkeit, ist sie hochprofessionell, verhält sie sich sachlich und pragmatisch, wie eine gute Politikerin eben. Ähnlich wie Angela Merkel und Theresa May. Der prinzipiell unbeherrschte Trump hingegen wirkt immer „authentisch“, weil er sich nicht die Mühe macht und wohl auch unfähig ist, sein Verhalten der jeweiligen Situation anzupassen. Viele lieben genau das an ihm.
Bei den Vorwahlen von 2008 „zeigte Hillary Emotionen“, von denen noch heute die Rede ist. Bei einem Interview in New Hampshire war sie so erschöpft, dass ihr die Stimme brach, weil sie mit den Tränen kämpfte. Die Medien machten sich sofort darüber her, meistens mit hämischem Unterton: „Jetzt heult sie auch noch, um Stimmen zu fangen, diese falsche Person!“ Alle Umfragen sagten einen Sieg für Obama voraus, aber die Vorwahlen in New Hampshire gewann Hillary. (Hier meine Glosse von damals dazu.)
Wie ich oben ausgeführt habe, ist Authentizität im Sinne von "Lockerheit, Natürlichkeit" bei der zermürbenden Prozedur des US-Wahlkampfs, einer Prüfungssituation in Permanenz, nicht möglich. Wenn die KandidatInnen trotzdem als authentisch erlebt werden, handelt es sich um buchstäblich hemmungslose Personen wie Trump oder um gute SchauspielerInnen. Hier zeichnen sich besonders Michelle und Barack Obama und Bill Clinton aus. Den größten Erfolg wird jedoch ein richtiger Schauspieler haben wie Ronald Reagan, selbst wenn er vorher nur ein mittelmäßiger Schauspieler war. Für Reagan waren die Erfahrungen aus seiner Filmkarriere sein wertvollstes politisches Kapital, das er virtuos zu nutzen verstand. „After all, the presidency is a public, performative job“ (Traister). Al Gore war kein guter Schauspieler und hatte es schwer, im Wahlkampf sein Publikum „zu erreichen“. George W. Bush hingegen wurde berühmt dafür, dass viele Menschen meinten, mit dem würden sie gern ein Bier trinken. D.h. er war und wirkte durchschnittlich und deshalb für den Durchschnitt vertraut und vertrauenswürdig.
Rebecca Traister, die ein viel beachtetes Buch über Hillarys ersten Präsidentschaftswahlkampf 2008 geschrieben hat, fragt, ob der Begriff „Charisma“ nicht vielleicht rein männlich konnotiert ist. Ich finde ja - Max Weber sprach von „dem charismatischen Führer“, an Führerinnen bei Weber kann ich mich nicht erinnern. Demnach verlangt mann von Hillary buchstäblich das Unmögliche, wenn mann ihr auch noch fehlendes Charisma vorwirft. Und tatsächlich sind es hauptsächlich Männer, die ihr das vorwerfen. Den meisten Frauen gefällt Hillary offenbar so, wie sie ist.
An diesem Text habe ich, mit vielen Unterbrechungen, vier Tage lang gearbeitet. Inzwischen hat sich der ungehemmt authentische Trump in der Beliebtheitsskala weiter nach unten gearbeitet. Heute, am 2. August, stehen die Gewinnchancen nicht mehr fifty-fifty, sondern Hillary führt mit 66 zu 34 Prozent.
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16 Kommentare
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04.08.2016 um 12:33 Uhr Anne
Ich bin mir nicht sicher, ob Bernie Sanders als US-präsident all die probleme lösen oder sogar seine skizzierten revolutions-vorstellungen umsetzen könnte. Wenn das so einfach wäre; gute , heilsbringende worte und visionen reichen allein nicht aus; sie mobilisieren natürlich viele (junge) menschen, setzen hoffnungen , werden aber letztlich in der umsetzung von der realität eingeholt und doch wieder enttäuscht sein. Ob die Grünen oder die Linke , auch in der Bundesrepublik hält der zulauf zu den beiden `kleinen` parteien sich in grenzen. Hillary Clinton erklärt in ihren reden eine US-präsidentin aller bürgerInnen zu sein. Auf mich wirkt sie ausgleichend .. Ich nehme an, dass alle, die mit guten visionen politik gestalten wollten , bei ihrer konsequenten durchsetzung von der realität eingeholt wurden. Frauen sind nicht die besseren menschen, aber dass eine frau erstmals US-präsidentin werden kann, darauf wartet die geschichte seit über 100 jahren. Hinter Hillary Clinton stehen viele frauen und ich glaube auch , dass sie mehr politischen einfluß auf die situation von frauen nehmen kann . Welcher US-präsident vor ihr hatte keine fehler gemacht oder musste sich arrangieren, sogar gegen seinen willen handeln ; manche hat es das leben gekostet, weil sie zu unbequem waren? Jetzt alle politischen entscheidungen von Hillary auf die `gold-waage` zu legen und sie als monster abzustempeln , finde ich unfair und kontraproduktiv.
04.08.2016 um 12:31 Uhr Lena Vandrey
@ Sigrid Pomaska
Hinzuzufügen wäre die schamlose Art, in der die Clintons Geld absahnen. Für jeden Schritt, für jedes Wort werden Unsummen gezahlt. Das brauchen sie wohl für ihre Wahlkampagne.
Feminismus heute, in diesem Zusammenhang gesehen, das ist ein Käfig mit strammen Stäben. Drinnen sitzen geknebelte Leute, die ihren Maulkorb selber nähen und noch ein wenig mit Stickereien verzieren. Es darf nichts Kritisches gesagt werden über Frauen, und schon gar nicht über Feministinnen. Das erlaubt einer deutschen Koryphäe Millionen zu horten und gleichzeitig dauernd Subventionen zu verlangen. Geredet wird darüber höchstens privat. Wovor fürchten wir uns denn, aus dem Käfig herauszufliegen, das wäre doch nicht das Schlechteste.
Ob Clinton oder Trump, Krieg wird es geben, und wir bleiben ohnmächtig sitzen mit dem Gebrüll für Brexit, der Willkommenskultur für Vergewaltiger und der französischen Angst…
In der Tat, andere Kandidatinnen wie Jill Stein, von der wir erst jetzt etwas erfahren, durch Dich, Sigrid, das wäre besser gewesen. Was wird aus dem Feminismus als potenziell einsetzbare Wortstreitkraft? Gibt es denn Debatten in den USA über andere Kandidatinnen? Anscheinend nicht. Von unserem Käfig her müssen wir Frauen gegen Männer verteidigen, egal, was sie sind…
Sehr, sehr traurig…
03.08.2016 um 23:22 Uhr Sigrid Pomaska
Liebe Luise, so sehr ich deine linguistischen Beiträge schätze, so entsetzt bin ich über diesen Artikel. Hillary Clinton sieht nur neben diesem prä-faschistischen Trump “gut” aus, sie ist nur das kleinere Übel. Die Amerikaner*innen mögen sie nicht, weil sie für Korruption und Lüge steht. Sie repräsentiert das ganze marode, oligarchische System, das das Land heruntergewirtschaftet hat (dem amerikanischen Durchschnittsbürger m/w geht es viel schlechter als uns in Deutschland), lässt sich von der Großindustrie bezahlen, ist dementsprechend für TPP/TIPP etc. Sie war für den Irak-Krieg, hat Obama als Außenministerin in den Angriffskrieg gegen Libyen gezwungen (was er heute bitter bereut), hat sich mit Kaine einen Hardliner als Vize ausgesucht. Was hat die Welt von dieser Kriegstreiberin zu erwarten? (Auch schocking: Ihr Unterstützer General John Allen im Video, das Peter Brunner in seinem Kommentar verlinkt hat!)
Und sie hätte die Vorwahlen gegen Sanders wahrscheinlich verloren, wenn die Partei nicht mit Lug und Trug und sehr “kreativ” diese Vorwahlen manipuliert hätte und die großen Medien Sanders nicht erst ignoriert und dann niedergeschrieben hätten. Das ist sogar unstrittig, denn die Parteivorsitzende Wasserman-Schultz musste gehen, nachdem dieser Skandal herausgekommen war. Clinton hatte nichts besseres zu tun, als ihr zu danken und ihr einen Job in ihrem Wahlkampfteam anzubieten. Das nenne ich Zynismus!
Die junge Generation lehnt Clinton aus tiefstem Herzen ab. Ja, sie wollen eine politische Revolution, wie Sanders sie skizziert hat, sie wollen wieder eine Politik für die “99%” der Bevölkerung, nicht länger soll die Wall Street bestimmen, wo es lang geht.
Mit Feminismus hat das nichts zu tun, wenn man Clinton gut findet. Frauen sind nicht automatisch die besseren Politiker. Aber es gibt ja auch noch eine andere Präsidentschaftsbewerberin, Jill Stein (von den Grünen), die verdient viel mehr die Sympathien von uns Frauen (und Männern) als Hillary, genannt “Killary” ...
Tut mir leid, wenn das jetzt alles etwas polemisch geworden ist, aber der Grundton deines Artikels hat mir sehr, sehr missfallen: “... das Volk will derzeit keine Kontinuität, sondern (wieder mal): Change.” Richtig, möchtest du das denn nicht? und “Dynastien kann es auch nicht leiden.” Richtig, nennt man auch Oligarchien und untergraben die Demokratie…
Leider muss man wohl trotzdem Clinton wählen, um Trump zu verhindern. Selbst Sanders hat das seinen Anhänger*innen empfohlen, obwohl ihm so übel mitgespielt worden ist.
03.08.2016 um 16:13 Uhr Amy
Ich begreife nicht, wenn ich beide `Kandidatinnen` betrachte, wie ein Trump hymnisch gefeiert werden kann, auch wenn er über die Stränge schlägt. Er bedient sich einer üblen Sprache; Rassismus und Sexismus wird ihm vorgeworfen. Sein ganzer Auftritt ist prollig, ordinär, abstoßend - sehr authentisch dieser protzige Milliardär. Er kann es sich leisten, das Wahlvolk an der Nase herumzuführen? Und das gefällt dem Publikum? Befinden wir uns wieder in einer Zeit, in der Demagogen ihren Auftritt haben und begeistert gefeiert werden. Obama, Hillary, Bernie pflegen einen anderen Umgang, ihre Sprache und ihre Wortwahl unterscheidet sich von Trump .. Mich würde interessieren, wie wäre wohl die Auseinandersetzung mit Trump verlaufen, wäre nicht Hillary die Kandidatin für das Hohe Amt, sondern Bernie Sanders. Hillary ist eine starke Frau, und eine Frau, die sich in der Männerdomäne behaupten will, wird besonders kritisch beäugt. Eine starke Frau und dazu mit feministischen Vorstellungen; so eine ist für viele `schwache` Männer ein Ungeheuer, und da lässt sich doch immer etwas an ihr finden , was zu kritisieren wäre - wahrscheinlich auch deshalb, weil diese Frau einen ungeheuren Willen, Energie, Durchhaltevermögen hat und kämpferisch ist, was bei Männer als Vorteil gilt, Frauen aber als `kaltherzig, herzlos und machtgeil ` abgestempelt werden. Hier der braune Demagoge, der mit den Ängsten der Menschen ein übles Spiel spielt, dort eine starke , bunte Frau , der positive Eigenschaften zugesprochen werden. Einmal mehr zeigt sich, wie wichtig es ist, dass Frauen die Regierungsgeschäfte übernehmen.
Danke an Luise f. d. wunderbaren, weiterführenden Gedanken in Laut & Luise
03.08.2016 um 12:27 Uhr Ingrid Steinmeister
Interessant ! Auch Merkel wird als distanziert bezeichnet, ist sie aber offensichtlich berührt von menschlichen Schicksalen wird ihr das wiederum vorgeworfen - siehe Aufnahme der Flüchtlinge.
Deine Arbeit hat sich jedenfalls gelohnt - prompter Meinungsumschwung in den USA (smile)
Viele Grüße
Ingrid
03.08.2016 um 12:07 Uhr Lena Vandrey
Die Informationen über den amerikanischen Wahlkampf sind interessant und wir wünschen Hillary Clinton jeden Erfolg. Sie kann so kalt sein, wie sie will, kaltschnäuzig wäre noch besser. Aber das trifft sich denkbar schlecht. Wir befinden uns in Europa, und hauptsächlich in Frankreich, gefangen unter einem Netz von Faschismus. Keine Empörung nirgends, es wird nur gemurmelt, denn ÄuBerungen von unserer Seite gelten als rassistisch. Leonard Cohen sang früher “Über den Krieg zwischen Männern und Frauen”... Nein, lieber Poet, nein, es geht um den Krieg von Männern GEGEN Frauen, und der Islam stellt die äuBerste Lanze in diesem Krieg dar. Weder für Charlie, Bataclan, noch Nizza haben wir jemals Imame gesehen. Jetzt ist ein Priester ermordet worden und da kriechen sie aus ihren Löchern und wollen uns die Backen streicheln. Das Schleierproblem ist nicht geregelt, die politische Kaste korrupt und zerfressen von Skandalen um Sex und Geld, die Polizei hilflos und die Justiz verdorben. Die drei genannten Attentate hätten nicht stattgefunden, wenn die Verbrecher im Gefängnis verblieben wären. Wenn das soweiter geht, und das wird es wohl, können wir nur noch mit Trauer und Schweigen rechnen.
Amerika kann der europäischen Sache nicht helfen.
In meiner Jugend hörte ich einmal sagen, dass Margaret Thatcher eine Schande für die Frauen sei. Ich fragte, ob Hitler auch eine Schande für die Männer gewesen sei ?
Die Leute gehen hin und wählen, geben ihre Stimme ab, und dann haben sie sie nicht mehr. Wahlboykott wäre gut, aber da ja nun Hillary sich bemüht, können wir ihr das nicht antun.
In den Medien wird zahm und verlogen darüber diskutiert, wie wir den Islam in Frankreich reformieren könnten. Indem wir das Geld aus Saudi Arabien ganz einfach verbieten. Aber die Regierung verkauft ihnen ja Kampfflugzeuge für Milliarden…
03.08.2016 um 09:36 Uhr Monica Wwispfennig
Danke, Luise,
wie immer und gewohnt gut, eine kluge Analyse all der “Gegenwinde”, die Hillary entgegenwehen.
Nochmals wichtig für mich, die Hintergründe zu verstehen: die männlich-weißen Ressentiments, ihren dumpfbackigen Sexismus, ihr “brainless” Beharren auf likeability and more…
02.08.2016 um 22:21 Uhr peter brunner
d’accord, was die Alternative Clinton - Trump angeht, kann es für Zurechnungsfähige keinen Zweifel geben. Vor allzu großer Euphorie hat mich aber u.a. dieser link bewahrt, auf den “jung und naiv” heute mittag aufmerksam machte: https://youtu.be/gC_9lULJnCg
Wäre der für Sanders ebenso aufgetreten?