Generisches Femininum erregt Maskulinguisten, Teil 1
Die feministische Sprachkritik hat es weit gebracht. Früher wurde sie von der Maskulinguistik (kurz für „etablierte, männlich geprägte Linguistik“) schlicht ignoriert: Mit derartigem „unlinguistischen Blödsinn“ machte mann sich nicht die Hände bzw. den wissenschaftlichen Werdegang (CV) und das Schriftenverzeichnis schmutzig. Nun da feministische Sprachforderungen nach 35 Jahren „Nerverei“ sogar von der deutschen Universität selbst nachgerade übererfüllt werden, wendet sich das Blatt. In den letzten Wochen haben sich zwei männliche Sprachwissenschaftler herbeigelassen, dem Publikum in konservativen Zeitungen „linguistische Analysen“ bzw. „Anleitungen zur Gelassenheit“ zum Thema generisches Femininum zu verabreichen. Beide sagen im Wesentlichen dasselbe wie ihr heroischer Vorkämpfer Hartwig Kalverkämper schon vor 35 Jahren: Die feministische Sprachkritik sei „unlinguistisch“, sie vernachlässige die in den Sprachen auch sonstwo übliche Neutralisierung, und dergleichen mehr. (vgl. meinen in der Fußnote genannten Artikel). Neu hinzugekommen ist die putzige Idee, das Deutsche sei keine Männersprache, sondern im Vergleich zu anderen Sprachen sogar besonders frauenfreundlich.
Selten so gelacht. Ich habe diese „Argumente“ zwar alle schon im Jahre 1979 widerlegt, aber da Maskulinguisten sich erst neuerdings mit dem Thema befassen, ist ihnen das offenbar entgangen.
Die beiden Sprachwissenschaftler heißen Hans-Martin Gauger (Jg. 1935) und André Meinunger (Jg. 1969). Sie publizierten ihre Artikel in der „Welt“ (Meinunger am 7.7.) bzw. in der FAZ (Gauger am 10.7.) Es wäre interessant, die beiden Aufsätze zusammen abzuhandeln, aber das könnte die Geduld der Leserin überstrapazieren. Deshalb erledige ich sie nacheinander. In dieser Woche befasse ich mich mit Gaugers Artikel „Wir fahren jetzt vierzehn Nächte in den Sprachurlaub“, FAZ Nr. 157, S. N5 (online zugänglich hier; leider nur gegen Bezahlung oder für AbonnentInnen).
"Ist die 'Sichtbarmachung der Frau' dermaßen wichtig?" Gauger, emeritierter Romanist, kritisiert in seinem Artikel die Bemühungen der feministischen Linguistik um eine gerechte Sprache als „gegen die Sprache gerichtet“:
Da haben wir nun gleich das Problem: Entweder man stellt sich auf die Seite der Sprache, oder aber das mit der "Sichtbarmachung der Frau" ist einem dermaßen wichtig, dass man es vorzieht, sich gegen die Sprache zu stellen.
Männer haben kein Problem mit dieser Sprache, sie werden ja auch von ihr bestens bedient und verwöhnt. Sie sagen aber nicht „wir wollen unsere unverdienten Privilegien beibehalten“, sondern: „Diese Frauen tun der Sprache Gewalt an.“ So formulieren es die meisten antifeministischen Sprachschützer. Gauger drückt sich etwas gemäßigter aus und sagt lieber, wir „stellten uns gegen die Sprache“ oder unsere Vorschläge seien „sprachwidrig“. Und was ist, wenn diese Sprache Frauen Gewalt antut, sich „gegen Frauen stellt“ oder „frauenwidrig“ ist? Soll dann immer noch „die Sprache“, ein Abstraktum, gegen das weibliche Recht auf Gleichberechtigung verteidigt werden?
Früher argumentierten Maskulinguisten meist so, dass die offensichtliche Bevorzugung der Männer bei den Personenbezeichnungen reiner Zufall sei, die entsprechende Formel hieß: „Die Feministinnen kennen nicht einmal den Unterschied zwischen Sexus und Genus.“ Viele argumentieren bis heute so altertümlich, Gauger aber ist schon ein Stück weiter. Er gibt zu:
Was nun aber die Erklärung der in vielen Sprachen allgegenwärtigen männlichen Genusneutralisierung angeht, so liegt sie auf der Hand. Es kann ja wirklich nicht erstaunen, dass unsere Sprachen das Männliche privilegieren. Unsere Welt ist nun einmal von sehr weither durch die männliche Sicht geprägt - und dies muss sich doch in unseren Sprachen, die auch von sehr weither sind, spiegeln. Es gilt ja in jeder Hinsicht für die Wurzeln dessen, was man "Abendland" nennt: Judentum und Christentum sind männlich geprägt, die griechisch römische Antike ebenso, Rom nicht ganz so stark wie Athen. Aber was unsere Sprachen angeht, müsste man ja noch erheblich weiter zurück.
Und da das schon immer so war, soll es auch weiterhin so bleiben, findet Gauger. Ein armseliges Argument, fürwahr. Wenn wir dieser Denkweise generell gefolgt wären, gäbe es weiterhin offiziell Feudalherrschaft, Leibeigenschaft und Sklaverei, hätten Frauen noch heute keine Wahlrecht, usw.
Am falschen Thema "festgebissen"? Gauger gibt sogar noch mehr zu - um seine Einsicht dann sogleich gegen die feministische Linguistik zu wenden:
Übrigens dominiert die Männersicht in der Sprache wohl nirgends so stark wie dort, wo es um das Beschimpfen, Beleidigen und ganz allgemein um die Kennzeichnung von Negativem geht. … Und in dieser Hinsicht schneidet, wenn man schon wertet, das Deutsche ganz entschieden besser ab als unsere Nachbarsprachen, denn unser üblichstes vulgär-familiäres Schimpfwort ist gender-neutral. … [Damit meint der Spezialist für Vulgär- und Fäkalsprache das Wort „Arschloch“.] Die feministische Sprachwissenschaft hat dies so gut wie gar nicht gemerkt. Sie hat sich sehr einseitig an anderem, vor allem an der Femininmotion, festgebissen. In der vulgären und auch schon familiären Sprache hätte sie noch häufiger fündig werden können. Das Buch von Luise Pusch "Das Deutsche als Männersprache" (1984) suggeriert bereits im Titel, Männersprache gelte speziell für das Deutsche. Da stoßen wir einmal wieder auf den bis vor einigen Jahrzehnten üblichen Tunnelblick der Germanisten.
Da ich in Gaugers „Analyse“ als einzige Vertreterin der feministischen Linguistik namentlich genannt werde, möchte ich mir dies Zitat besonders liebevoll „zur Brust nehmen“. Da haben wir uns also sehr einseitig am generischen Femininum „festgebissen“, weil wir es unterlassen haben, uns um Gaugers Spezialgebiet Fäkalsprache zu kümmern. In „festgebissen“ klingt das bekannte Klischee für Feministinnen an („verbissen“) und jenes andere für streitbare Frauen („Stutenbissigkeit“).
Zu Gaugers herablassender Unterstellung „Die feministische Sprachwissenschaft hat dies so gut wie gar nicht gemerkt“ ist aus feministisch-linguistischer Sicht folgendes zu sagen: Wir kennen die beiden Abarten des sprachlichen Sexismus sehr genau. Ich habe sie als „groben“ und „alltäglichen“ Sexismus bezeichnet. Der grobe Sexismus fällt den meisten durchaus auf, sofern ihnen Sexismus überhaupt auffällt. So ist er denn schließlich auch Gauger aufgefallen. Groben Sexismus finden wir überwiegend im Beschimpfungsvokabular der Sprachen, in den Sprichwörtern und in Texten aller Art. Besonders tut sich dabei die Werbesprache hervor. Das wissen wir alle, es nervt uns täglich, aber es ist nicht das schlimmste Übel. Das eigentlich Entsetzliche an unserer Sprache ist der alltägliche Sexismus, der den meisten nicht einmal mehr auffällt. Es ist die Eigenschaft des Deutschen und vieler anderer Männersprachen, die Frauen sprachlich zum Verschwinden zu bringen, sowie nur ein einziger Mann auftaucht. Kurz, der wahre Feind ist das „generische Maskulinum“, das zu gebrauchen uns die deutsche Grammatik vorschreibt und das Frauen besser unsichtbar macht als jede Burka, denn es erledigt die Frauen gleich scharenweise, Tausende auf einen Streich: Aus 9.999 Sängerinnen und einem Sänger werden auf Deutsch zehntausend Sänger. Die Frauen können selbst zusehen, wo sie geblieben sind.
"Tunnelblick der Germanisten"? Weiterhin attestiert mir Gauger wegen des Titels meines Buchs „Das Deutsche als Männersprache“ einen „Tunnelblick der Germanisten.“ Ich bin aber kein Germanist, ja nicht einmal Germanistin, sondern promovierte Anglistin und habilitierte Sprachwissenschaftlerin. Und als Anglistinnen wurden Senta Trömel-Plötz und ich, die allgemein als Begründerinnen der feministischen Linguistik in Deutschland gelten, intensiv von der feministischen Sprachkritik der USA geprägt, die sich im Anschluss an die Sprachkritik der Bürgerrechtsbewegung der USA entwickelte.
Das Englische ist sehr viel leichter zu therapieren als die europäischen Genus-Sprachen. Mag eine deutsche Feministin die Doppelformen, ja sogar das große I wie in „LehrerInnen“ lästig finden - für eine englischsprachige Feministin gibt es keinen einzigen formalen Grund, das generische „he“ nicht durch ein generisches „she“ zu ersetzen. Gauger fände ein generisches „she“ genauso ungerecht wie das generische „he“. Nach dem Rotationsprinzip ist es aber nur gerecht und kann erstmal für die nächsten 1000 Jahre so bleiben. Gemäß Gaugers eigener Formulierung „Unsere Welt ist nun einmal von sehr weither durch die männliche Sicht geprägt“ müsste frau bei der Berechnung der Länge der Kur sogar „noch erheblich weiter zurück“.
Wie Tag und Nacht Kommen wir nun zu dem neckischen Titel, den Gauger für seine „linguistische Analyse“ gefunden hat. „Wir fahren jetzt vierzehn Nächte in den Sprachurlaub“. Was will uns der Professor damit sagen? Er will darauf hinweisen, dass es nichts Besonderes ist, dass Bezeichnungen wie „Lehrer“ alle Lehrerinnen mit einschließen sollen:
auch wichtig, aber weithin unbekannt, gibt es jenes Verfahren der Neutralisierung, der "inklusiven Opposition" auch außerhalb des Genus- oder Gender-Bereichs: Es ist also etwas Allgemeineres, Übergreifendes. Zum Beispiel, um nicht irgendeines zu nennen, kann das Wort Tag das Wort Nacht miteinschließen (24 Stunden, "Wir waren vierzehn Tage unterwegs"), es kann aber umgekehrt Nacht gerade ausschließen, dann sagen wir "ein Unterschied wie Tag und Nacht“.
Dieses Argument brachte schon Gaugers Vorläufer Kalverkämper vor 35 Jahren gegen die feministische Linguistik vor. In seinem Bezugssystem heißen die jeweils „neutralisierenden“ Wörter der opponierenden Begriffspaare „Archilexeme“. Ich schrieb damals dazu u.a. folgendes:
Eine nach versteckten Wertungen forschende Analyse hätte hier zu fragen: Welches von zwei Oppositionsgliedern trägt den Archi-Sieg davon? Schon ein kurzes Hinsehen liefert interessante Aufschlüsse. Bei den Nutztieren wird anscheinend das nützlichere Geschlecht zum Archi: GANS/Gänserich, KUH/Stier. Bei den Raubtieren … das starke Geschlecht: „LÖWE/Löwin, BÄR/Bärin. Bei den relativen Adjektiven wird dasjenige zum Archi, das das Mehr der jeweiligen Dimension bezeichnet: Wie GROSS/?klein, Wie LANG/?kurz… Das Archilexem Tag hat gegenüber Nacht die positiveren Konnotationen. Zum Archi wird also das jeweils Wichtigere, Größere, Positivere. Wie schön für uns Frauen. (1)
Ohne Frauen kein "allgemeiner Sprachgebrauch" Gauger empfiehlt abschließend: „Den allgemeinen Sprachgebrauch kann man nur sich selbst überlassen.“
Genau! Sprache ändert sich dauernd durch diejenigen, die sie benutzen. Sprachwandel vollzieht sich durch öffentliches Reden, von dem Männer die Frauen bis vor kurzem ausgeschlossen haben, oft per Gesetz. Die Frau durfte nicht von der Kanzel predigen, nicht zu Gericht sitzen, nicht an der Universität studieren, geschweige denn lehren, sie durfte nicht wählen, also in der Politik nicht mitreden und mitbestimmen. Männer redeten in der Öffentlichkeit miteinander übereinander. Seit etwa 50 Jahren aber reden immer mehr Frauen in der Öffentlichkeit mit. Wir wollen miteinander übereinander reden, aber die Sprache, die wir vorfanden, erlaubte dies nicht. Wie gesagt, „sobald ein einziger Mann hinzukommt, wird im Deutschen jede noch so große Menge von Frauen symbolisch zu einer Männermenge“. Klar, dass wir das nicht hinnehmen mochten und unsere eigenen Sprachkonventionen entwickelt haben.
Zweifellos tragen auch feministisch sensible Frauen zum „allgemeinen Sprachgebrauch“ bei, und nicht zu knapp. Sogar so sehr, dass es nun auch schon emeritierte Sprachwissenschaftler aufschreckt, die sich bisher nicht darum gekümmert haben, was viele und immer mehr Frauen weltweit von den Männersprachen halten. (2)
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(1) Pusch, Luise F.1984 [1979]. "Der Mensch ist ein Gewohnheitstier, doch weiter kommt man ohne ihr: Eine Antwort auf Kalverkämpers Kritik an Trömel-Plötz' Artikel über 'Linguistik und Frauensprache'", in: Pusch, Luise F. 1984. Das Deutsche als Männersprache: Aufsätze und Glossen zur feministischen Linguistik. Frankfurt/M. edition suhrkamp 1217. S. 20-42. S. 35
(2) Vgl. hierzu Hellinger, Marlis & Hadumod Bußmann. 2001-3. Gender Across Languages: The Linguistic Representation of Women and Men. 3 vols. Amsterdam; Philadelphia. Benjamins. Der vierte Band ist in Arbeit.
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18 Kommentare
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04.08.2013 um 18:02 Uhr Amy
Dieser Satz von Gauger müsste doch jede/n von der Wichtigkeit des generischen Femininums überzeugen : ” Es kann ja wirklich nicht erstaunen, dass unsere Sprachen das Männliche privilegieren. Unsere Welt ist nun einmal von sehr weither durch die männliche Sicht geprägt - und dies muss sich doch in unseren Sprachen, die auch von sehr weither sind, spiegeln. Es gilt ja in jeder Hinsicht für die Wurzeln dessen, was man “Abendland” nennt: Judentum und Christentum sind männlich geprägt, die griechisch römische Antike ebenso, Rom nicht ganz so stark wie Athen. Aber was unsere Sprachen angeht, müsste man ja noch erheblich weiter zurück.”
Schlimm genug, daß das Patriarchat seit Jahrtausenden dominiert und Schrecken verbreitet/e, schämen sollte mann sich dafür.
Frauen fordern die Hälfte der Welt und kämpfen seit über 200 Jahren für ihre (Menschen-)Rechte, die ihnen teils heute noch versagt bleiben. Umso erstaunlicher, daß von Linguisten wie G. heute i.d. Sprache weiterhin ” nur die männliche Sicht ” gewünscht wird.
Endlich kann sich ein Bundeskanzler (9.) auch Bundeskanzlerin nennen. Das generische Femininum ist längst überfällig und mit das beste Empathietraining hin zur gerechten Sprache.
Und zum groben Sexismus (Fäkalsprache), dieser geht auf das Konto der Männersprache. Ich verabscheue es!
“Ist die Sichtbarmachung der Frau so wichtig ?” Diese Frage ist eine Jahrtausendfrage, denn bis in die Gegenwart hinein versuchen die Patriarchen mit Verbissenheit , Frauen die `Burka` überzustülpen - sei es im täglichen Sprachgebrauch oder, oder ..
Seit Beginn des weibl. Aufbegehrens gegen die Patriarchose sind es überwiegend Männer, die sich mit aller Macht dagegen auflehn(t)en und um ihre Privilegien fürchten, liessen sie sich doch bisher bestens bedienen. Einfach nur noch ekelhaft!
03.08.2013 um 03:20 Uhr Jürgen A.
Liebe Frau Pusch,
ich schätze Sie als einen hervorragenden Sprachwissenschaftler, der mit originellen Ideen systematische Ungerechtigkeiten im Sprachsystem bekämpfen möchte.
Sie sehen sicher sofort die Provokation, die hinter diesem Satz steht, obwohl er inhaltlich überhaupt nicht ironisch gemeint ist. Was möchte ich damit zeigen? Das angebliche “generische Maskulinum”, das von konservativer Seite gegen die feministische Sprachkritik in Stellung gebracht wird, das aber andererseits von genau dieser Sprachkritik als diskriminierend bekämpft wird, ist - nicht generisch. Es wäre nämlich erst dann generisch, wenn Frauen nicht nur “mitgemeint” sein können, sondern wenn es auch exklusiv für Frauen gebraucht werden könnte. Wenn es also zur unmarkierten, geschlechtsneutralen Form für Berufsbezeichnungen würde.
Ich finde es extrem bedauerlich, dass das generische Maskulinum keine Chance bekommt, ein solches wirklich zu werden. (Ich meine, dass ich der Lektüre eines Ihrer Bücher diese Idee verdanke.) Bei Frauen konsequent maskuline Berufstitel zu verwenden, und sogar pronominal mit “er” auf sie zu verweisen, wirkt möglicherweise verstörender als ein Beschluss der Uni Leipzig. Aber dieses Vorgehen wäre auf eine Weise sprachökonomisch (unmarkierte Form für unmarkierten Inhalt), die einem großen Teil der Kritiker den Boden entziehen würde.
Sie gehören ja glücklicherweise nicht zu den Propagandisten einer Yin-Yang-Sprache, wo alles Männliche und alles Weibliche sein/ihr eigenes sprachliches rosa oder blaues Schleifchen bekommen soll, sondern plädieren für ein ternäres Schema maskulin-feminin-neutrum. Ich setze auch auf ein Dreier-Schema, aber statt des Neutrums auf das mit viel weniger Zwischenschritten zu erreichende generische Maskulinum, das ja - anders als so ziemlich alle prominenten Vertreter dieser Diskussion meinen - _nicht_ bzw. _noch nicht_ im vollen Sinne generisch ist, sondern Frauen lediglich mitmeint.
02.08.2013 um 19:47 Uhr Lara-Luisa
“Männer haben kein Problem mit dieser Sprache, sie werden ja auch von ihr bestens bedient und verwöhnt.”
das kann man auch anders sehen. wenn das maskulinum je nach kontext generisch sein kann, dann ist es genau dann kein exklusiver begriff mehr für männer. eigentlich hätten also die männer aufstehen müssen wider das generische maskulinum, das die frauen sich einfach angeeignet hatten.
31.07.2013 um 21:04 Uhr lfp
@Eichhörnchen und @Lena Vandrey:
Gauger meint “Arschloch”, ich habe mich da vertan (und es inzwischen korrigiert). Insgesamt geht es allerdings darum, dass das Beschimpfungsvokabular der meisten Sprachen sexuell getönt und in der Regel frauenfeindlich ist, während das Deutsche mit “Scheiße” und “Arschloch” eher fäkal-anal fixiert und somit relativ geschlechtsneutral ist.
31.07.2013 um 18:01 Uhr Eichhörnchen
Sagt Gauger das selbst, dass er mit dem genderneutralen Schimpfwort “Scheiße” meint? Ich hätte eher an “Arschloch” gedacht, denn “Scheiße” ist weder genderneutral noch im eigentlichen Sinne ein “Schimpfwort” (nach Duden: ‘Beschimpfung, beleidigendes Wort’).
31.07.2013 um 17:06 Uhr Gabriele Sielmann
Wir müssen nicht kämpfen. “Die Kraft, die Du einsetzt, um etwas zu erreichen, ist die Kraft, die gegen Dich wirksam wird.” Will ich das? Ne, kein Bedarf. Das ist auch eher ein männliches Prinzip.
Die weibliche Alternative ist, es einfach zu machen. In 90 % der Fälle rede ich von der Autorin, der Kindergärtnerin, und ich bin Heilpraktikerin.
Was den genannten Herrn übrigens so penetrant an seiner Vorstellung festhalten lässt, nennt Wilhelm Reich die “gepanzerte Emotionalität”. Meint: man besteht auf dem, was man gelernt hat, denn die Alternativen stören den dominanten Konsens. Auch wenn man davon profitieren würde - man will gefallen (wie ein Teilchen in der Quantenphysik), um jeden Preis; auch um den der eigenen Gesundheit. (Das “man” ist gewollt - aber das ist frau bestimmt schon aufgefallen)
Die Fähigkeit zu heilen ist der Frau eingeboren. Männer müssen das erst lernen. Reparieren können sie ganz gut; was aber nur den Erhalt alter Paradigmen betrifft.
Also heilen wir uns bitte selbst - wir verändern die Welt und machen es täglich. Kinder lernen durch Beispiel. Machen wir es doch einfach allen vor.
31.07.2013 um 11:05 Uhr Ella Steininger
Wir müssen kämpfen, damit sich etwas ändert. Die Haltungen ewiggestriger Sprachwissenschaftler sind im Jahr 2013 nicht mehr tragbar. Am Status Quo festzuhalten ist keine Option. Die Welt hat sich geändert, meine Herren! Willkommen in der Wirklichkeit!
26.07.2013 um 14:37 Uhr Gudrun Nositschka
Frauen werden in der Sprache erst sichtbar, wenn sie erstens gemerkt haben, dass sie wie unter einem dicken Sprachstoff ähnlich einer Burka leben, zweitens wie stickig es unter dieser Burka ist und drittens den Mut aufbringen, sich selber dieser Verhüllung zu entledigen. Wovor haben Frauen Angst? Von Makulingiisten lächerlich gemacht zu werden? Na und? Damit werden Luise und wir schon fertig. Glaubt mir, ohne diese patriarchale Sprachverhüllung atmet es sich leichter, und wir und unsere Sprache blühen auf. Traut euch!