Edo und seine männliche Endung
Am 20. Oktober 2006 berichtet Edo Reents in der FAZ mit milder Ironie über das "Festspiel der deutschen Sprache" auf der Rudolstädter Heidecksburg, das die Kammersängerin Edda Moser organisiert hatte. Er lobt Edda Moser, die zur Begrüßung sagte, man habe sich versammelt „im Gedenken an einen kranken Freund“, und diesen Freund wolle man gesund pflegen.
Was Edo an Edda so angenehm auffiel, war folgendes: "... ein guter Anfang, weil Frauen normalerweise eher bei der Hand sind mit diesen albernen Femininum-Endungen - denn dieser Freund war und ist natürlich die deutsche Sprache, die man vor ihrem Todfeind, dem Anglizismus, schützen will."
Mich hat es natürlich geschmerzt, daß unsere Freundin, die deutsche Sprache, hier ganz unnötig vermännlicht wurde, und die "albernen Femininum-Endungen" gefielen mir schon gar nicht. Deshalb wollte ich folgenden Kommentar an die FAZ-online schicken, die mich mit "Lieber FAZ-online-User" ansprach. Ich versuchte mich trotzdem einzuloggen, aber die Software akzeptierte mich nicht. Vielleicht, weil ich als Anrede "Frau" angeklickt hatte?
Ich werde Herrn Edo also meinen Leserinnenbrief per Snailmail schicken. Sie können ihn schon hier lesen:
Hallo Edda Reents,
in Ihrem Artikel über die sprachpflegerischen Aktivitäten Edo Mosers bekommen wir Frauen gleich anfangs einen Ihrer Seitenhiebe, an die wir uns schon gewöhnen mußten.
Wieso sind Femininum-Endungen denn albern? Und was ist mit den maskulinen Endungen? Auch albern?
Helfen sie uns nicht, die Geschlechter auseinanderzuhalten, wie es auch heute noch verlangt wird, trotz des tapferen Wilhelm Wieben, der "großen alten Dame der Tagesschau", die Sie in Ihrem Bericht erwähnten?
Wenn Edo keine maskuline Endung hätte, könnte frau ihn glatt mit Edda verwechseln. Und umgekehrt.
Freundinlich Luise F. Pusch (Verfasserin der Bestsellerin "Deutsch als Männersprache", Suhrkamp Verlag)
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1 Kommentar
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02.11.2006 um 00:52 Uhr Alida
Zu später Stunde gebe ich dem grossen Vergnügen Ausdruck, mit dem ich immer mal wieder Ihre pointierten, sprachlich brillanten und herrlich sarkastisch-satirischen Ausführungen geniesse… Mit herzlichen Grüßen aus Köln