Der Mann als Sicherheitsrisiko, Teil 1
Seit ich vor drei Wochen meine und Brigitta Huhnkes Kommentare zum Frauenmord in Winnenden veröffentlichte, tobt auf femBio.org ein heftiger Streit zwischen Frauen und Männern.** Einige wenige Frauen unterstützen die Männer und werfen den anderen Frauen u.a. “Männerhass” und “Steinzeitfeminismus” vor. Leider kann die Steinzeit sich nicht mehr beschweren, dass sie immer für Schimpfworte herhalten muss.
Ich stehe natürlich auf Seiten der weiblichen Mehrheit, die sich aus Feministinnen und anderen nachdenklichen Frauen zusammensetzt. In dem Konflikt habe ich mich allerdings nicht oft geäußert, aus Zeitmangel und weil ich in 30 Jahren feministischer Auseinandersetzung mit Männern gelernt habe, dass feindselige Männer nur stören und nichts dazulernen wollen. Ich achte also, bevor ich reagiere, sehr genau auf den Ton der Kommentare. Gleich der erste Kommentator fand meine Ausführungen “zum Kotzen” und bescheinigte mir Bild-Niveau. Grund genug, nicht zu reagieren. Ich halte mich da strikt an mein ehrwürdiges Vorbild Dorothea Christina Erxleben, Deutschlands erste promovierte Ärztin, die schon vor über 250 Jahren die Richtlinie für den Umgang mit antifeministischen Rüpeln verfasste:
[Der Widersacher] Gewäsche wird mich niemals verleiten..., ihnen zu antworten und dadurch die edle Zeit zu verderben, mich selbst aber in Gefahr zu setzen, ihnen gleich zu werden. (Dorothea Christina Erxleben, Lebenslauf, 1755).
Wenn ich mich mal zu dem “Gewäsche” mancher “Widersacher” geäußert habe, dann mehr, um mich mit den Frauen zu solidarisieren und Literatur zu empfehlen. In meinen Vorträgen bekommen solche Widersacher routinemäßig den Rat, sie möchten sich doch erstmal sachkundig machen.
Da aber so viele Frauen sich ins Zeug gelegt und versucht haben, den Widersachern noch etwas beizubringen, möchte ich im folgenden einige Antworten auflisten, die sich bewährt haben oder die mir kürzlich zu dem ewigen Streit eingefallen sind.
Mein Vorbild dabei ist die hier verlinkte hilfreiche Sammlung von Antworten auf typische Fragen in der Debatte um die Pornographie (englisch). Sie wurde überwiegend für PädagogInnen ausgearbeitet und ist für den Einsatz in pädagogischen Zusammenhängen gedacht. Ich selbst bevorzuge, wie gesagt, die Methode Erxleben, komme aber in Diskussionen oft auch nicht darum herum, mich mit Widersachern auseinanderzusetzen.
Hier nun zwei der stereotyp vorgebrachten Fragen bzw. Vorwürfe und meine Antworten:
1. "Ihr verallgemeinert doch total, wenn ihr behauptet, alle Männer sind Killer und Frauenhasser. Das ist doch total bescheuert. Die meisten Männer tun keiner Fliege was zuleide."
Meine Antwort: Das mag schon sein, aber Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste. Die Fluggesellschaften glauben sicher auch nicht, dass alle Fluggäste Terroristen sind, von den Fluggästinnen ganz zu schweigen. Trotzdem werden wir seit dem 11. September 2001 immer rigoroseren Vorsichtsmaßnahmen unterworfen. Neulich war sogar der "Nacktscanner" im Gespräch. Würden Sie den Fluggesellschaften unzulässige Verallgemeinerung vorwerfen, oder sind Sie mit der Behandlung einverstanden, weil sie auch Ihrer Sicherheit dient?
In Ägypten und anderen islamischen Ländern werden immer wieder westliche TouristInnen überfallen und als Geiseln genommen oder im Reisebus in die Luft gesprengt. Nach dem zweiten Attentat gibt das Auswärtige Amt eine Warnung heraus und rät vom Urlaub in diesen Gegenden ab - genau, was die Terroranschläge bezweckt haben. Eine unverantwortliche Verallgemeinerung des Auswärtigen Amtes? Schließlich verbringen ja die meisten TouristInnen, die es dennoch wagen, wunderbare Wochen in Ägypten, vielleicht sogar in Palästina, im Irak und in anderen Krisengebieten.
Kurz: Beim Umgang mit Gefahrenquellen ist Verallgemeinerung die Methode der Wahl. Es genügt ein Todesfall durch Vogelgrippe, ein wahnsinniges Rind, eine Pille mit unerwarteter Todesfolge, ein fehlerhafter Autoreifen, um Millionen gänzlich “unschuldiger” Tiere zu töten oder Autoreifen zurückzurufen, Milliarden von Pillen aus dem Verkehr zu ziehen. Es wird verallgemeinert in unglaublichem Ausmaß, und das ist wahrscheinlich gut so (bei den massenhaft abgeschlachteten Tieren bin ich nicht sicher; ich finde es entsetzlich). Es dient - so die Intention - dem Überleben. Dass der Mann für die Frau eine enorme Gefahrenquelle ist, möchte der einzelne Mann natürlich nicht wahrhaben oder gelten lassen, aber seine Geschlechtsgenossen widerlegen ihn tagtäglich mit Gusto.
Für menschliche Gefahrenquellen gelten andere Gesetze als für infizierte Tiere oder defekte Autoreifen. Sie werden nicht massenhaft gekeult, höchstens mal in Quarantäne verbracht. Sie werden “gescreent” (Flugverkehr) oder weiträumig gemieden (Krisengebiete). Frau mag daraus ihre eigenen Schlüsse für ihr Privatleben und das Navigieren im öffentlichen Raum und im Internet ziehen. Manche leben gern gefährlich, andere nicht. Die meisten stecken verängstigt den Kopf in den Sand, sonst hätten wir laufend Proteste gegen Männergewalt weltweit.
Positive Verallgemeinerungen werden auch von den Widersachern nicht beanstandet, vermute ich mal: “Die Deutschen sind Exportweltmeister”, hören wir immer und protestieren nicht. Ich persönlich habe noch nie etwas exportiert.
Vielleicht würden die Widersacher lieber hören: Die Männer sind “Gewaltweltmeister” oder “Mordweltmeister”. Soll mir recht sein. Außerdem ist diese Aussage auch unter streng logischen Gesichtspunkten korrekt. Niemand leugnet, dass die meisten Straftaten, die meisten Morde von Männern begangen werden. Wahre Weltmeister.
2. "Es gibt auch gewalttätige Frauen. Ich persönlich kenne mehr unerträgliche Frauen als Männer. Ich bin bisher nur von einer Frau geschlagen worden, meiner Mutter."
Meine Antwort: Die Gefahr in dieser Gesellschaft (auch für männliche Opfer) geht von den Männern aus, das ist eine unbestrittene Tatsache. Es gibt auch gewalttätige Frauen, aber ihre Anzahl im Vergleich zu der gewalttätiger Männer können wir vernachlässigen.
Der gern vorgebrachte Hinweis auf die gewalttätigen Frauen soll die Aufmerksamkeit ablenken von dem Elefanten im Raum auf die kleine Maus in der Ecke.
Ich meine, Männer haben Grund zu kollektiver Scham - ähnlich wie wir Deutschen Grund zu kollektiver Scham haben wegen unserer schändlichen Verbrechen in der Nazizeit. Kollektive Schuld - nein. Oder höchstens insofern sie nicht gegen die Männergewalt protestieren. Ähnlich wie in der Nazizeit die "MitläuferInnen" sich schuldig machten, weil sie nicht protestierten. Ich bin 1944 geboren und sehe mich eher als ein Opfer der Nazis, habe keine Schuld-, aber tiefe Schamgefühle, die sich umsetzen in den Wunsch, alles zu tun, damit solche Untaten nicht wieder geschehen. Wenn ich von AusländerInnen, z.B. US-amerikanischen Jüdinnen, Sätze höre wie "Ihr Deutschen habt 6 Millionen Juden umgebracht", rede ich nicht reflexartig von "unzulässiger Verallgemeinerung", weise ich nicht darauf hin, dass ich persönlich damit nichts zu tun habe, dass die meisten heute lebenden Deutschen damit nichts zu tun haben, dass auch andere Länder beteiligt waren, schon gar nicht lenke ich den Schuldvorwurf ab auf Juden oder Israelis. Solche Reaktionen fände ich allesamt völlig unakzeptabel. Ich höre erstmal zu und erlebe ein Gefühl ohnmächtiger Trauer, Wut und Scham über das endlose Leid, das wir verursacht haben. Differenzierungen können vielleicht später erörtert werden.
Mit Männern, die sich nicht schämen angesichts der Verbrechen ihrer Geschlechtsgenossen und die nicht den Wunsch zeigen, aktiv etwas dagegen zu unternehmen, rede ich nach Möglichkeit nicht mehr. Es ist zu anstrengend. Sie gehören in dieselbe Sparte wie Neonazis, die die Verbrechen der Nazis leugnen oder schönreden: Verstockt, uneinsichtig, gewaltbereit. Kurz: gefährlich. Ihre Zivilisierung überlasse ich gern einsichtigen Männern.
Fortsetzung folgt, dann geht es um den stereotypen Vorwurf:
3. Wer erzieht denn die kleinen Sprößlinge, na? Wer verstümmelt denn den kleinen Mädchen die Genitalien? Frauen!
•••••••• ** Die Debatten sind hier nachzulesen:
https://www.fembio.org/biographie.php/frau/glossen
https://www.fembio.org/biographie.php/frau/comments/herr-koma-kommt-der-frauenmord-in-winnenden/
https://www.fembio.org/biographie.php/frau/comments/winnenden-berichterstattung-foerdert-zukuenftige-gewalttaten/
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30 Kommentare
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11.04.2009 um 21:45 Uhr Lies*chen
Ich denke, die Argumentation von “Papierschiff” ist nicht untypisch. Ich glaube, viele Männer (und leider auch Frauen) haben reale Probleme mit feministischen Ansichten, also damit, die Welt so zu erkennen, wie sie ist. Daran hindert sie nicht nur das subjektive Unschuldsgefühl, sondern auch die Tradition und das von den Medien tagtäglich übermittelte Weltbild. “Quer zu denken”, kritisch zu denken ist überhaupt eine Leistung, die wir leider nicht von allen erwarten können.
Welche Art Zugang es zu Männern UND Frauen gibt, die nicht feministisch zu denken vermögen, weiß ich leider nicht. So scheinen z.B. die Mehrzahl der in der DDR sozialisierten Frauen nicht feministisch zu denken. Traurige Erfahrung mit vielen Freundinnen! Gute, kluge, sozialkritische Frauen- aber sobald ich versucht habe, systematisiertes Unrecht gegen Frauen zu thematisieren, bin ich kläglich gescheitert- außer vielleicht, wenn es um die “3. Welt” ging.
09.04.2009 um 20:59 Uhr papierschiff
ach liebe duerr, im grunde sind wir uns in sovielen punkten ähnlich. ihren kompletten letzten absatz kann ich nur zustimmen, auch wenn man da zum teil gegen windmühlen kämpft. das sehe ich schon bei mir auf der arbeit, wie will ich ein 8 jähriges kind ein gutes frauenbild / menschenbild beibringen, wenn er bei sich zu hause schon die halbe pornosammlung mit den eltern gesehen hat, der vater schon 2 mal im gefängnis war (hat nen typen und eine frau verprügelt) und er selbst nichts anderes kennt außer gewalt.
ich will keine tat relativieren, ich verfolge aber anscheinend einen anderen ansatz. während sie und manch andere heir eher dazu neigen zu verallgemeinern, “überall” das monster im mann zu sehen und zum teil mit männern nicht reden wollen, versuche ich es eben eher von der anderen seite, mit dialog, ohne verallgemeinerung, deutlich zu machen was gut an starken frauen. und das nicht weil ich männer so toll finde, sondern weil das meine art ist mit “problemen” umzugehen. ebenso fällt es mir schwer (ähnliche) methoden zu nutzen, die ich eigentlich kritisiere (verallgemeinerung, unterdrückung, gewalt, ...)
“Soviel Abstraktionsvermögen und Wille zu differenziertem Denken darfst Du Frauen insgesamt ruhig zutrauen, wenn sie verallgemeinern wie hier in diesem und im letzten Blog. Und die Verallgemeinerung ist nun wirklich angebracht.”
das hat nichts mit zutrauen zu tun. gerade hier wird die wichtigkeit der sprache oft hochgehalten und da ärgert es mich einfach, wenn a) etwas geschrieben wird was so nicht stimmt und damit begründet wird, dass es jeder hier angeblich differenzierter versteht b) durch solche aussagen zum teil eher mehr hass entsteht als weniger. ich will die ganzen kommentare die lfp blockt gar nicht kennen, mir würde wohl schlecht werden. und es ist auch das, wass ich als erstes hier kritisiert habe, wo ich gesagt habe, dass ich es eklig finde, mich ankotzt.
nur kurz, wie mein ansatz wäre. ich würde jeden fakt mit zum geht nicht mehr durchkauen, jeder noch so beschissene aktion gegen die gegen frauen ist/war kritisieren. aber ich würde doch tunlich jede unnötige angreifbarkeit umgehen, nie verallgemeinern, erst recht nicht wenn ich meinen “feind” damit persönlich “beleidigen” würde und erst recht würde ich nicht “hass” sondern “liebe” predigen, den feind nicht vernichten sondern umarmen und erst recht nicht würde ich methoden des “feindes” nutzen, wenn ich sie selbst kritisiere, damit gibt man den feind doch nur futter, er fühlt sich bestätigt im feindbild etc.. ist es nur die art und weise wie wir mit “feinden” umgehen?
das andere ist. du siehst in allem was schlecht ist dem mann, mir fällt es schwer bei rund 50% frauen diese komplett (!) außen vor zulassen. hier ist viel mehr die gesamte menschheit gefragt, natürlich speziell männer.
es gibt aber doch auch tausende von männern die gegen jegliche gewalt sind. auf anti-kriegs-demonstrationen waaren zumindest bei mir gefühlt deutlich mehr männer zu sehen. es gibt doch diese andere seite des mannes, es gibt die männer die ihre frauen nicht wie dreck behandeln, die sich um die gemeinsamen kinder kümmern, ... und auf all denen die eigentlich mit euch im boot sind, eigentlich auf eurer seite stehen, trampelt manche von euch mit ihren füßen. das ist doch total kontraproduktiv. und ich glaube mal, dass durch so manchen beitrag hier, nicht ein einziger mann euch besser versteht noch die seite wechselt. jetzt kann man diesen vorwerfen, dass sie es halt nicht richtig verstehen, aber dann läuft doch etwas falsch, nicht irgendwo da draußen, nein hier, auf diesen kleinen blog.
überhaupt sehe ich viel weniger frau und mann, viel mehr “mensch”.
natürlich haben kriege noch nie probleme gelöst. sie werden ja auch eher wegen macht, utopie etc geführt. geführt meistens von männern, ausgeführt meistens von männern, die meisten die fallen sind männer und am ende: für das leid wird sich gerecht, meistens erlitten von den frauen. aber woran liegts? ist es am ende nur die “stärke”? was wäre wenn z.b. frauen größer, schneller und kräftiger als männer wären, und männer kinder zeugen würden? dann wären frauen zum militär eingezogen, wären frauen im krieg, ... und kriege gibt es nicht weil es männer gibt, sondern weil menschen nach macht gieren. die die weit oben sitzen nach umso mehr. ich meine das hat doch geschichtlich alles seine gründe gehabt. erst in einer friedlichen welt gelangen frauen gleichberechtigung oder übertrumpfen die männer, vielleicht müssen aber auch erst die frauen die männer übertrumpfen damit es zu einer friedlichen welt kommt.
“Und da nun einmal die Männer die letzten 2000 Jahre die Welt regiert haben, hat sich eine gewaltige Schuld aufgetürmt”
hm, ich hab so meine probleme mit der “erbschuld”. ich hab mir in den letzten 2000 jahren nichts vorzuwerfen nur weil ich heute blöderweise so bin wie ich bin, ich hab mir höchsten seit meiner geburt schuld aufgetürmt.
lg
das papierschiff, viel dünnhäutiger als so manscher hier denkt. aber sonst würde ich wohl auch nicht hier schreiben..
09.04.2009 um 08:16 Uhr Duerr
@Ach Papierschiff! Du bist ja richtig dünnhäutig und sagst das auch noch! Soviel Mut haben wenige! Ja, alle tragen - wie ich das nenne - einen Stein im Rucksack mit sich herum! Und nicht alle haben die gleichen Probremlösungsinstrumente kennen gelernt. Als Monster sehe ich nur jene Männer, welche diese Verbrechen TUN. Jene, die “nur” wegschauen oder permanent relativieren (wollen), ärgern mich, weil mich alles ärgert, was ungerecht, ignorant und dumm ist. Und genau das ist bei mir von Dir angekommen! Aber: Soviel Abstraktionsvermögen und Wille zu differenziertem Denken darfst Du Frauen insgesamt ruhig zutrauen, wenn sie verallgemeinern wie hier in diesem und im letzten Blog. Und die Verallgemeinerung ist nun wirklich angebracht.
Meine Frage: Wer beschützt Frauen und Kinder vor ihren Beschützern - ist in dieser heutigen Gesellschaft einfach nicht zu beantworten. Und das macht Männer generell zornig. Sie haben es “nicht im Griff”, diese Gewaltkultur wird - wie übrigens fast alles - zu einem Bumerang gegen sie selber, entgleitet ihnen und fällt auf sie zurück. Beim Anspruch, den Männer aber durch die in patriarchalen Gesellschaften übliche Sozialisation an sich haben, ist Kontrollverlust etwas richtig Schlimmes für sie.
Ich verrate Ihnen, dass ich 6 Flaschen Perrier Jouet - Champagner gewonnen habe, weil ein Kriegshistoriker mir keinen einzigen Krieg nennen konnte, der ein einziges Problem gelöst hat. Das Problemlösungsverfahren “Gewalt” ist dermassen in den Männern drin, dass nur seltene Ausnahmen sich bewusst und konsequent davon distanzieren (können). UND ES IST EXAKT DIESES, WAS HIER BEKLAGT UND KRITISIERT WIRD. Und so machen sich alle Männer, die nicht aktiv MIT den Frauen dagegen protestieren, mitschuldig. Da kann sich keiner herausreden. Einfach nicht. Und da nun einmal die Männer die letzten 2000 Jahre die Welt regiert haben, hat sich eine gewaltige Schuld aufgetürmt und auch eine gewaltige Gefahr - für alle, Männer und Frauen. Das macht Angst und diese wird dann eben nur zu gerne geleugnet.
Wir sind noch sehr weit davon entfernt, dass die Männerwelt auch nur zugeben könnte, dass Gewalt in erster Linie von ihnen ausgeht und sich viel zu häufig gegen Schwächere, d.h. eben gegen Frauen und Kinder wendet. Der Hinweis, dass es auch Frauen gebe, die Gewalt anwenden, ändert an den Tatsachen gar nichts, sondern disqualifiziert diejenige Person, die solches ind solchen Zusammenhängen von sich gibt, weil es vom Thema ablenkt (ablenken soll) und zu keinerlei Lösung(sweg) führt.
Tun Sie sich und den Beteiligten den Gefallen und zeigen Sie künftig Ihre Empörung über solche Schandtaten wie Winnenden; fordern Sie von Ihren (anständigen) Geschlechtsgenossen, dass sie sich mit den Opfern solidarisieren und nicht noch insgeheim gemeinsame Sache machen mit den Gewalttätern; verurteilen Sie offen die allgemeine Gewaltbereitschaft von Männern; distanzieren Sie sich von solchen Männer(-vor)-bildern; plädieren Sie für den sanften, weil starken Mann usw. usf. Vielleicht würden wir alle hier staunen, wie schnell das Bild sich verändern würde? Sind wir uns einig?
Lg
Duerr
08.04.2009 um 23:00 Uhr Papierschiff
@duerr..
wissen sie.. irgendwie versteh ich sie nicht, bin ratlos. ich meine klar, das ich hier nicht unbedingt mit offenen armen empfangen werde… aber ich habe ihnen doch eigentlich nichts getan, also oder?
welche aussage geht denn am thema vorbei?
ich habe nicht gesagt, dass ich schuldfrei bin. nur, dass ich mich nicht schuldig für die vergangenheit meines geschlechts fühle. reue, wehmut, traurigkeit, scham, das sind wohl die “richtigereren” worte.
mit der schuld ist das nicht immer so einfach. die hauptverantwortung kann aber “immer” nur der haben, der die tat ausführt. und doch gibt es situtionen, bei denen ich verstehen kann, dass es zu einer derartigen tat kommen konnte, bzw. ich es anmaßend finde zu behaupten “mir würde sowas nie passieren”. 2 beispiel. wer von euch kann behaupten, dass er den mund in der ns-zeit weit genug aufgemacht hätte und nicht doch ein mittläufer wäre? (im moment durch den film auch aktuell: der vorleser). oder bei mir im heim. kind wurde mutter weggenommen, kind wurde zuhause den ganzen tag im bett gehalten (bis es 5 war). es war teilweise schwerstbehindert und mit der zeit hab ich soo eine wut auf diese frau entwickelt. und dann war sie mal da und ihre lebensgeschichte kam raus (misshandlungen etc). und wie man sie dort mit ihrem kind gesehen hat… klar hatte sie “schuld”, nur.. also ich könnte nicht zu 100% behaupten ich hätte alles anders gemacht, auch wenn man es sich ja wünscht.
natürlich haben im großen umfang männer an dem ganzen mist, der hier passiert schuld. das bestreitet doch keiner. aber zum mörder/vergewaltiger/etc wird man -meiner meinung nach- nicht gebohren sondern gemacht. damit will ich nicht eine tat relativieren, aber einfach zu sagen “das waren männer, da ist das so” ist mir zu einfach.
ich will auch nichts niedermachen, nicht klein halten… und mir ist es ehrlich gesagt egal, was für ein geschlecht mir gegenüber sitzt.
“vergleichen ist doch nicht gleichsetzen” -ja stimmt, meiner meinung nach kann der holocaust nicht damit gleichgesetzt werden kann. von der anzahl vielleicht, aber nicht mit der art und weise, nicht die intention.
im übrigend kränken mich solche anschuldigen, als würde ich mich mit kinderschändern, verbrechen an frauen oder dem papst solidarisieren.
stimmt, das papierschiff ist aus papier gebaut, ebenso verletzlich wie dünn papier wird wenn wasser daran kommt. und so schwimmt es vielleicht auch bald nicht mehr hier sondern geht wo anders unter…. wer weiß...
vielleicht stehe ich -ihrer ansicht nach- auch nur so neben sämtlichen schuhen, weil sie das so sehen wollen, sie mir doch so oder so keine chance geben, egal was ich sagen würde, mein geschlecht mich für sie schon zu einem monster macht . aber das lässt sich nicht ändern, auch wenn ich wöllte.
das papierschiff, nichts halbes und nichts ganzes.
08.04.2009 um 22:41 Uhr Anne
Liebe @ duerr - nicht aufregen! Ich schicke dir aber mit Sanftmut und Wonne viele wohlige ärmelungen rüber und ein schönes Zitat von Flora Tristan “Die Gefühle, das Gedankenspiel einer Frau bergen so grosse Kräfte in sich, eine Frau verfügt über solch immensen geistigen Reichtum” :-) liebe Grüsse von Anne
Inzwischen hat doch auch papierschiff eingesehen, daß es viel zu tun gibt ..
Daß Luise mit hässlichen Männerkommentaren in der Redaktion gut eingedeckt wird, kann ich mir bestens vorstellen. Ich kenne das aus anderen Internet-Debatten - hier zeigt sich häufig der Männlichkeitswahn auch sprachlich in seiner ganzen Blüte.
08.04.2009 um 22:16 Uhr lfp
@duerr: Papierschiff ist hier nur Hahn im Korb, weil die Redaktion die Kommentare etlicher männlicher Terminatoren gar nicht erst freigeschaltet hat. Da würdet Ihr das Gruseln kriegen, und dazu ist dieser Blog nicht da, denkt die Redaktion.
Also dagegen ist “unser” Papierschiff lernfähig und gutwillig.
08.04.2009 um 22:04 Uhr Duerr
@Ricky, Anne, Undine und Caroona: Merkt Ihr nicht, wie der Papierschiffer “Hahn im Korb” ist mit seinen permanent am Thema vorbeigehenden Aussagen?! Wir gehen alle wunderschön drauf ein und vergessen vollkommen, worum es hier geht. Er WILL gar nicht hören, sehen, verstehen, ernst nehmen oder gar uns Frauen helfen (siehe sein Un-Schuld in Sachen Bringschuld, denn schuld sind bei Männern immer alle anderen, sogar bei Mördern, Vergewaltigern, den Weg-schauenden, den Kinderschändern, die, welche Zahlen zusammenzählen, sogar diejenigen, die Kinder gebären und aufziehen, obwohl einmal Männer draus werden…) Er will “siegen, gewinnen und nieder-machen, klein halten”, denn schliesslich ist ER der Mann hier und er hat(te) das Sagen…!! 90 Millionen Frauen fehlen ALLEIN in Indien, in China sind es nochmals 110 Millionen (Zahlen der UNO, aber die sind sicher wieder nur von Frauen gezählt worden und somit parteiisch… grrr..). Das ist selbstverständlich mit dem Holocaust nicht zu vergleichen, denn schliesslich handelt es sich hier ja NUR um weibliche Menschen, bei den Juden waren immerhin etwa die Hälfte der Erwachsenen noch Männer. Also ist das viel schlimmer!!! Und Frauen als Gebrauchs- und Wegwerfware zu behandeln hat eine ca. 5’000-jährige “Tradition”, eben WEIL es nur Frauen sind. Und exakt DAS will uns der Papierschiffer beibringen, und der Papst tut es auch. Also glaubt Ihr wirklich noch, dass es den Herren irgend einer Stufe um Frauen als Menschen geht?!
Kapiert das doch endlich. Dann hätte er “gesiegt” und wäre endlich still, sodass wir wenigsten über die Argumente von Luise für die These “Mann als Risikofaktor” nachdenken, uns austauschen und gegenseitig mit Ideen helfen könnten. Es gibt immerhin noch unter den jungen und jüngeren männlichen Menschen solche, die guten Willens sind. Der Papierschiffer schifft eben auf Papier…. und Papier ist ja geduldig und Schiffe sind im Wasser… Also warten wir einfach ab, das Problem dürfte sich von selbst erledigen.
@ Papierschiff: Nix für ungut, aber Sie stehen wirklich neben sämtlichen Schuhen und haben von der gesamten Problematik, die hier zur Sprache kommt, noch nicht einmal den Zipfel erfasst. Können Sie wohl auch nicht, denn Sie haben vermutlich nie etwas anderes gelernt/lernen wollen. Und wenn diese Aussage auch feindselig ist, na dann tant-pis.
lg
Duerr
08.04.2009 um 20:50 Uhr Papierschiff
so beschissen die lage in der ganzen welt ist, sollte man die sache dennoch teilweise differenzieren, was hier aber manchma lvermischt wird. es wird sich z.b. über amokläufe hier gedanken gemacht, dann aber die situation der frau weltweit betrachtet. wenn man sich die situation anschaut, könnte man wirklich kotzen im hinblick auf die männer. jedoch gibt es da ja schon teilweise gewaltige unterschiede (wie das wir in D ja heute auch deutlich weiter sind als im mittelalter, leider nicht weit genug).
es gibt jedenfalls noch jede menge zu tun… :(