Der Duft von Männern - nicht gefragt
Vor kurzem bekam ich eine Mail von Petra Öllinger, die den Literatur-Blog Duftender Doppelpunkt betreibt. Sie bat mich um Verlinkung auf die Kategorie “Frauen und Literatur”. Wer hätte gedacht, daß ihre freundliche Anfrage weiteren Gesprächsstoff zum unerschöpflichen Thema "Macker in der IT-Branche" liefern würde!
Ich benutze für meine Mails das Programm Gmail von Google; es hat den Vorteil, daß ich meine Mail von überall abrufen kann. Ein Nachteil ist, daß Google-Roboter alle meine Mails lesen und sie in der rechten Spalte mit Anzeigen garnieren, die sie für passend halten. Wenn mir eine Freundin aus Wien schreibt, finde ich daneben z.B. Anzeigen von Wiener Hotels.
Die Mail vom Duftenden Doppelpunkt war verunziert mit folgenden Anzeigen:
Getragene Unterwäsche Alles zum Thema Unterwäsche Auktionen bis zu 80% günstiger! Getragene Slip Finden Sie Getragene Slip Getragene Slip-Artikel hier.(usw., die URLs habe ich entfernt)
Ich fragte mich, wie Petra Öllingers unschuldiger Literatur-Blog bei den Google-Robotern den Griff nach getragener Unterwäsche ausgelöst hatte. Eines der Schlüsselwörter, auf das sie reagierten, war vermutlich das Wort „Duft“.
Um herauszubekommen, was da abging, schrieb ich mir selbst ein paar Emails mit diversen Schlüsselreizen. In der Betreffzeile stand jeweils “duftend”, als Mitteilung schrieb ich zunächst “duftende Kommata”. Das erbrachte u.a. folgende Anzeigen:
Syntax error Errors Download a Free Scan & Repair Javascript Errors Instantly! Projekt Deutsch lernen Deutsch für Studium und Beruf TestDaF- und DSH-VorbereitungDamit hatte ich keine Probleme. Nächster Test:
Mitteilung: duftende Blumen
Ergebnis:
The Rosen Group, Inc. Real Estate Development/Management Kordes-Rosen-Shop märchenhafte Sorten, blütenreich und pflegeleicht.Kann ich auch mit leben. Nächster Test: Mitteilung: duftendes Grün, viele Frauen Ergebnis:
Getragene Unterwäsche Alles zum Thema Unterwäsche Auktionen bis zu 80% günstiger! Getragene Slip Finden Sie Getragene Slip Getragene Slip-Artikel hier. Frauen aus Russland Ihre Traumfrau finden Sie bei Partnervermittlung xyzAlles klar. Zu der Kombination “duftend” und “Frauen” fällt den Robotern, bzw. ihren Programmierern, nur gebrauchte Unterwäsche ein.Weitere Informationen zu Getragene Slip Getragene Unterwäsche Gebrauchte Unterwäsche Gebrauchte Wäsche
Bei Wikipedia las ich dann den langen Artikel über Fetischismus. Sie teilen mit, man glaube allgemein, daß hauptsächlich Männer dazu neigen, aber wissenschaftlich bewiesen sei das keineswegs.
Ein kurzer Blick in die Welt des Films und der Literatur legt diesen Gedanken allerdings auch sehr nahe: Der Film Der Duft der Frauen wäre unter dem Titel Der Duft der Männer vermutlich ein totaler Flop gewesen. Süskinds Bestseller Das Parfüm handelt von einem “Künstler”, der davon besessen ist, den Duft von Jungfrauen zu einem Parfüm zu destillieren. Die Jungfrauen müssen natürlich sterben im Dienste seiner Kunst - das ist besonders verkaufsfördernd. Ich hatte nie Lust, das Buch zu lesen.
Nach meinem letzten Google-Mail-Test kann ich es sogar beweisen: Diese Art Fetischismus ist klare Männersache. Zu der Mitteilung: duftendes Grün / viele Männer fiel den Google-Robotern überhaupt nichts ein. Das habe ich ehrlich gesagt noch nie erlebt, daß die rechte Leiste, wo die Google-Anzeigen sich sonst breitmachen, völlig rein und leer blieb. Es scheint, daß es für gebrauchte Unterhosen von Männern keinerlei Nachfrage gibt.
Kommentieren für diesen Channel-Eintrag nicht möglich
37 Kommentare
Nächster Eintrag: Die Schutzmatrone
Vorheriger Eintrag: Sag mir, wo die Frauen sind - wo sind sie geblieben?
24.06.2015 um 20:00 Uhr Marion
Die Suche nach duftenden Männern ergibt:
“Männer können künftig parfürmierte Unterwäsche tragen. Eine französische Firma hat die Slips neu in ihr Programm aufgenommen. Finanziert wurde das Projekt per Crowdfunding, also mit Hilfe vieler Kleinspender. Riechen sollen die Buxen nach Moschus und Birne. Bis zum Verkaufsbeginn sind es nur noch wenige Tage.” (WAZ-Meldung vom 04.07.2013, http://www.derwesten.de/panorama/franzoesische-firma-verkauft-duftende-maennerunterhosen-id8147123.html)
01.12.2007 um 22:53 Uhr Anne
Duerr,
Männer tun nichts gegen die Gewaltverherrlichung, weil es vielen danach `duftet`; sie brauchen dies als Nervenkitzel und zur Befriedigung ihrer primitivsten Instinkte, Gelüste, mögen brutale Computerspiele, Videospiele; Gewalt ohne Grenzen findet schon im Kinderzimmer statt mit Prügeln und Töten am PC. Obwohl bekannt ist, daß virtuelle Gewalt - entweder passiv übers Fernsehen aufgenommen oder noch schlimmer, aktiv eingeübt am Videospiel, gewalttätig macht. “Ein friedfertiger Mensch, der viel Videospiele spielt, ist am Ende gewaltbereiter als ein eher gewaltbereiter Mensch, der gar nichts spielt” (Zitat: M. Spitzer, Wissenschaftler)
In der Musikbranche b.d.Skandalrappern u. Kopulationskomikern wie Bushido, Sido, Nelly u.a sieht es auch nicht besser aus i.d.Texten mit pornographischen und extrem frauenverachtenden Inhalten. Und viele männl. Jugendliche/Heranwachsende grölen und lechzen doch danach. Einer für alle - alle für einen - darin sind sich Männer einig, sobald ein weibliches Wesen ihnen den Spiegel mal vor die Duft-Nase hält.
Nee, den Männerduft kann ich nicht leiden! :-(
01.12.2007 um 21:36 Uhr Duerr
@Anne
Leider liesse sich diese Liste fast beliebig erweitern. Die Betupftheit, welche bei den Herren regelmässig festzustellen ist, zeigt nichts weiter als das schlechte Gewissen, bzw. eben das WISSEN darum, dass nicht nur die physische und psychische Gewalt gegenüber Frauen allgegenwärtig ist, sondern auch die strukturelle, gesellschaftlich allgemein selbstverständliche und medial permanent verbreitete Gewalt gegen Frauen. Warum gibt es fast nur Gewaltfilme und was ist denn sooo faszinierend an den Quälereien, die im millionenfacher Form dargestellt werden? Weshalb ist Pornografie und Prostitution mit allen gewalttätigen Nebenerscheinungen ein grösseres Geschäft, als das gesamte Drogengeschäft? Weil sich die ach so unendlich vielen “anständigen” Männer dagegen wehren? Etwas dagegen TUN??!!
@ Perry
Dass es auch anständige Männer gibt und Perry sogar dazugehören könnte, wissen wir. Wir machen es eben so, wie die Männer es mit den Frauen auch machen. Wir reden allgemein und die “Anständigen” sind mitgemeint. (Etwa so wie Politiker, wenn sie von “Wählern und Wählern” reden, Manager, wenn sie von “Mitarbeitern und Mitarbeitern” verzapfen, nur damit die “politische Korrektheit” gewahrt bleiben soll, aber die Frauen nicht angesprochen werden müssen.)
Im Uebrigen ist die Geschlechterpolarität, bzw. der Ausschluss der anderen Hälfte der Menschheit ein patriarchales Kennzeichen unserer Gesellschaft.
Noch etwas, lieber Frank: bloss weil DU nicht so bist, heisst das nicht, dass DU die WELT bist. Ich wurde noch nie vergewaltigt, das heisst aber nicht, dass ich deswegen behaupten muss, es gäbe Vergewaltigung nicht. Etwas mehr Redlichkeit wird bei diesen Themen schon nötig.
... und exakt diesen Duft der Männer kann ich nicht ausstehen!
30.11.2007 um 16:24 Uhr Anne
@ Duerr
ein gutes Beispiel, wie ihm gleich ein Zacken aus der Krone fällt, s.o. - wie die Reaktionen sind, wenn ich mal bei Gelegenheit meine neu erworbenen Kenntnisse aus dem Feminar an den Mann bringe, brauche ich gar nicht erst zu schildern. Aber Frauen brauchen sich nicht zu verbiegen, nur um zu gefallen.
Frank Perrey,
daß die meiste Gewalt nun einmal von dem männlichen Geschlecht ausgeht, ist Tatsache. Sonst gäbe es nicht die gute Kampagne White Ribbon, Kampagnen & Aktionen von Amnesty International - Hinsehen & Handeln/Gewalt gegen Frauen verhindern - und viele, viele mehr.
“Weltweit wird mind. eine von drei Frauen im Laufe ihres Lebens geschlagen, zum Geschlechtsverkehr gezwungen oder anderweitig sexuell mißbraucht. Bei den Tätern handelt es sich in der Regel um Familienmitglieder oder Bekannte der Frau. Der Europarat hat darauf hingewiesen, daß familiäre Gewalt die Hauptursache für den Tod oder die Gesundheitsschädigung von Frauen im Alter zwischen 16 und 44 jahren darstellt - noch vor Krebs oder Verkehrsunfällen.
In Ruanda wurden während des Völkermords nach UN-Schätzungen 25o.ooo Frauen vergewaltigt.
Gewalt gegen Frauen hat viele Gesichter, von häuslicher Gewalt bis Stalking. Migrantinnen und Flüchtlingsfrauen sind davon besonders betroffen.
Die Studie `Lebenssituation, Sicherheit und Gesundheit von Frauen in Deutschland`, die das Bundesministerium f. Familie, Senioren, Frauen, Jugend 2oo4 veröffentlichte, bestätigt bisherige Schätzungen:
Zwei von fünf Frauen haben in ihrem Leben sexuelle oder körperliche Gewalt erlebt. Jede vierte Frau wird von ihrem Partner misshandelt (auch besonders häufig Migrantinnen). Weitere Ergebnisse der neuesten Untersuchung sind:
- 58 % der Befragten haben unterschiedliche Formen von sexueller Belästigung erfahren. 42 % aller befragten Frauen haben Formen von psychischer Gewalt wie systematische Abwertung, Demütigung, Ausgrenzung, Verleumdung, schwere Beleidigung, Drohung und Psychoterror erlebt.
- Gewalt gegen Frauen wird überwiegend durch Männer und dabei überwiegend durch den Partner und im häuslichen Bereich verübt.
Der Aktionsplan der Bundesregierung beinhaltet 133 Maßnahmen zur Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen (Zwangsverheiratung, Frauenhandel etc.) - Lt. v.d. Leyen werden 37 % aller Frauen zwischen 16 und 85 Jahren mind. einmal in ihrem Leben Opfer von körperl. Gewalt oder Übergriffen. Jede siebte Frau habe seit ihren 16. Lebensjahr s.G. in strafrechtlich relevanter Form erlebt. “
Das ist nur ein Teil der `angenehmen` Erfahrungen, die Frauen mit vielen Männern machen müssen! Vergessen wir nicht den Sudan, Afghanistan, den Kosovo, Irak - Kriegsgebiete, in denen Männer ganz besonders schlimm gegen Frauen gewütet haben.
Diese Tatsachen sind nun einmal sehr geschlechtsspezifisch.
Weder von mir noch von Frau Duerr wurde hier im Blog ein Herr Frank Perrey aufgrund seines männlichen Geschlechts mit in diese ùnangenehmen`Tatsachen einbezogen.
30.11.2007 um 11:21 Uhr Frank Perrey
... womit ich mich solidarisiere, wenn ich eine pauschale Männerabkanzlung anstatt Betrachtung von Menschen kritisiere, ist doch eher fraglicher als von Duerr geschildert.
Ich bin eine Mann, und wenn ich nicht schweige, wenn Männer als Gesamtgruppe verunglimpft werden, bedeutet das, ich erkläre mich mit denen, die tatsächlich so sind, einverstanden??
Sehr schräger propagandistischer Ansatz, finde ich.
Ich habe auch kein schlechtes Gewissen, denn ich glaube nicht an kollektive Schuld. Ich glaube an persönliche Verantwortung.
Ich wundere mich, warum hier Männer in dieser Weise geschildert werden, da auf mich so ziemlich gar nichts von dem zutrifft und ich nun wieder nicht glaube, dass ich ein einmaliges Ausnahmeexemplar von Mann bin. Schon deshalb nicht, weil ich viele andere Männer kenne, auf die die hier so gerne als männlich gepriesenen Attribute so gar nicht passen. Und im übrigen auch viele Frauen, die eine derart pauschale Sichtweise nicht brauchen und ganz selbstverständlich Frau sind, sich beschweren, wenn ihnen Unrecht geschieht, als Mensch eben, mit Zivilcourage und ohne geschlechtsspezifisches Brimborium.
Menschen, die Macht ausüben, verhalten sich prinzipiell ähnlich, egal ob sie weiblich oder männlich sind. Das ist genau der Punkt, an dem wir gemeinsam arbeiten sollten. Solange Frauen einfach nur Männerposten übernehmen und den gleichen Mist weiter machen (was zur Zeit doch wohl immer noch die Regel ist, oder?), kommen wir nicht wirklich weiter als Menschheit. Und als isoliertes Geschlecht doch wohl auch nicht.
29.11.2007 um 22:38 Uhr Duerr
@ Anne
Das fängt noch früher an: Wenn ich positiv über Frauen rede, deren Vorzüge, Fähigkeiten, Eigenschaften beschreibe, dann kommt mit tödlicher Sicherheit ein Herr aus dem Publikum und beschwert sich über meine “Männerfeindlichkeit”, obwohl ich kein einziges Wort über Männer gesagt habe. Keines, wirklich keines!!!!Wer Frauen lobt ist schon eine Zumutung für diese seltsame Sorte Mensch!
... und da sollte frau sie noch riechen können?
29.11.2007 um 20:23 Uhr Anne
@ Duerr
Danke, aber ein schwerer Gang für so manchen `Unwilligen` m.d. Erkenntnis, wo doch viele Männer schon vor der feministischen Linguistik, Sprachkritik und einer `gerechten` Sprache schlapp machen.
29.11.2007 um 13:56 Uhr Duerr
@Frank Perry
Die Polarisierung der Geschlechter geht nicht auf das Konto der Frauen. Männer schreiben Geschichte seit etwa 6’000 Jahren, Männer definieren die Werte etwa gleich lang. Wir kennen beides. Es ist exakt DIESE Polarisierung, welche die Menschheit und die Welt zerstört.
Männer wissen genau, was sie Frauen antun und dass dies mit den von ihnen definierten Werten überhaupt nicht übereinstimmt. Siehe kath. Kirche und deren Folgen. Das führt dazu, dass sich Männer selbst einem permanenter Druck aussetzen, beweisen zu müssen, dass sie alles im “Griff” haben: Herr-schen, kontrollieren, kaputtmachen, was nicht ist, wie mann es möchte.
Der Gotteskomplex (Horst Eberhard Richter) ist ein typisch patriarchales Merkmal. Die Diskriminierung und Diffamierung der Frauen findet den Ursprung in monotheistischen Religionen, bzw. deren Gottesbild. Die Mutter(-Erde) wird ausgeklammert, obwohl sie doch permanent sichtbar und spürbar ist, und obwohl die Herren wissen, dass sie ohne die Frau/Mutter einfach nichts, gar nichts sind. Was tun Frauen den Männern denn sooo Schreckliches an, dass diese weitverbreitete Gewalttätigkeit inzwischen epidemische Ausmasse erreicht? Das hieraus resultierende, permanente schlechte Gewissen führt zu einem Hass auf sich selbst, der dann auf die Frauen proijziert wird und dessen Auswüchse eben Anne geschildert hat. Und das sind ja nur ein paar Details.
Frank solidarisiert sich selbst mit jenen seines Geschlechts, deren Einstellungen und Taten er selber verurteilt - WEIL sie Männer sind. Dies ist eine Sozialisationsfolge. (Keine Entschuldigung, sondern Aufforderung, sich zu ändern, indem nachgedacht, geforscht, gelesen wird…)
@Anne
Die unterschiedlichen Wahrnehmungen sind nur eine Folge dessen, was ich oben umrissen habe. Und nichts ist so erkenntnisresistent wie ein schlechtes Gewissen, das Wissen, dass mann bei sich selbst beginnen sollte, die Angst, die eigene menschliche Kleinheit einzusehen und die nach aussen zur Schau gestellte “Grossartigkeit” aufzugeben.
Und dann erst kann sich in dieser Welt etwas ändern, und zwar zum Guten, dh. Lebensfreundlichen, dass auch und vor allem den Männern selbst zu Gute käme.