Demikratiebewegung: In Ägypten revoltieren junge Männer gegen alte Männer.
Vorbemerkung: 6 Stunden nachdem ich diesen Text ins Netz gestellt hatte, machte mich Sarah Horsley auf eine 2stündige Videosendung auf der Webseite "Democracy Now" aufmerksam. Etwa nach der 90. Minute wird ein außerordentliches Video abgespielt, das am 18. Januar von einer jungen Ägypterin, Asmaa Mahfouz, auf Facebook veröffentlicht wurde. Darin ruft sie alle Ägypterinnen und Ägypter auf, am 25. Januar zum Tahrir-Platz in Kairo zu kommen und für ihre Rechte zu demonstrieren. Amy Goodman von "Democracy Now" sagt, dies Video werde allgemein als Auslöser der ägyptischen Revolution angesehen, nachdem es sich wie ein Lauffeuer in Ägypten verbreitet hätte. Viele, die am 25. Januar auf den Tahrir-Platz gingen, taten es wegen Asmaa Mahfouz' Aufruf zur Revolution. Ob Asmaa Mahfouz/Machfus mit Nagib Machfus, dem ägyptischen Literaturnobelpreisträger von 1988, verwandt ist?
Hier geht es zu Asmaa Mahfouz' Aufruf. Er beginnt, wie gesagt, etwa bei der 90. Minute. Warum habe ich in den Malestream-Medien bis heute nichts von ihr gehört?
Und hier gibt es 128 Fotos von Frauen der ägyptischen Revolution, "die in den ersten Tagen übersehen/versteckt wurden von/vor den Augen der Weltöffentlichkeit!"
Hier ein offener Brief von Helke Sander an die deutschen Medien: Mehr Infos über ÄgypterINNEN, bitte! Bitte unterstützen und weit verbreiten!
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Ein Bild aus der New York Times mit der Unterschrift „Hundreds of Thousands of people packed Tahrir Square on Friday.“
Besteht „das ägyptische Volk“ nur aus Männern? Frauen sehe ich unter diesen Hunderttausenden „people = Leuten/Menschen“ nicht eine einzige. Auch auf den vielen anderen Bildern, die uns erreichen, sehen wir keine Frauen, oder nur ganz wenige. Aber alle Welt spricht von einem Aufstand, einer Revolution des ägyptischen Volkes und von einer Demokratiebewegung. Was für ein Etikettenschwindel. Demos (griech.) heißt "das Volk". Womit wir es hier zu tun haben, ist höchstens eine Demikratiebewegung (von frz. demi "halb")
Treibende Kraft der Unruhen sind junge Männer, hören wir. Männer, die keine Arbeit haben und keine Aussichten, ein lebenswertes Leben zu führen. Wenn nicht alle Mädchen abgetrieben oder umgebracht worden sind, müsste diese Aussage auf genau so viele junge Frauen zutreffen: Arbeitslos und ohne Chancen. Warum gehen die nicht auf die Straße? Die Männer, die wir in den westlichen Medien zu sehen bekommen, wurden von Frauen geboren, die ihrerseits auch Mädchen geboren haben. Wo sind all diese Frauen und Mädchen?
Das Erschütterndste aber ist, dass das eklatante Fehlen der Frauen fast niemals in den westlichen Nonstop-Berichten über die Unruhen in Ägypten thematisiert wird. Ähnlich wie ja den meisten Menschen im Westen das eklatante Fehlen der Frauen in fast allen Machtpositionen auch kaum auffällt.
Die eine Ausnahme ist, wieder mal, Alice Schwarzer. Sie macht den Mund auf und warnt, wie immer, vor blauäugiger westlicher Revolutionsseligkeit. Sie erinnert an den Iran: wie damals vor 32 Jahren auch ein verhasster Diktator vom Volk gestürzt wurde, und wie danach die Islamisten ihren hundertmal schrecklicheren Gottesstaat errichteten. Haben wir Marjane Satrapis Film „Persepolis“ alle schon wieder vergessen, der genau diese Pervertierung der iranischen Revolution zum Thema hat?
Schwarzer erinnert daran, dass die Gefahr auch jetzt wieder besteht - und verurteilt die Einäugigkeit der westlichen Berichterstattung, die von "Demokratiebewegung" spricht, obwohl die Hälfte des Volkes ihr fernbleibt oder ferngehalten wird. Aber der Etikettenschwindel hat ja Tradition. Im alten Griechenland, gern "Wiege der Demokratie" genannt, durften nur wenige privilegierte Männer wählen. Die Schweiz, die erst 1971 das Frauenwahlrecht einführte, gilt bei uns als "Mutterland der Demokratie".
Es heißt, dass die ägyptische Frau in der Öffentlichkeit unerträglichen sexuellen Belästigungen ausgesetzt ist. Vergessen wir auch nicht: Ägypterinnen sind fast zu hundert Prozent Opfer von Genitalverstümmelung. (Quelle: Wikipedia)
An der französischen Revolution von 1789 und der „friedlichen“ Revolution im Ostblock 200 Jahre später waren Frauen in gleicher Weise beteiligt wie Männer. Nach dem Erfolg dieser Revolutionen wurden die Frauen zwar an den Rand gedrängt mit „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“ und in "Expertenrunden", in denen ausschließlich Männer saßen - aber immerhin haben wir jetzt eine Kanzlerin aus ebendiesem ehemaligen Ostblock.
Bei der ägyptischen Demikratiebewegung hingegen sind Frauen von vornherein kaum auszumachen - wenn die Revolution erfolgreich ist, werden sie vielleicht ganz hinter den Mauern des Privatlebens verschwinden.
Die Muslim-Bruderschaft weckt mit ihrem Namen auch wenig Vertrauen. Das Militär ist eine weitere Kraft, mit der zu rechnen ist. Gibt es da Frauen? Gesehen hab ich keine.
Trotzdem: Nehmen wir uns ein Beispiel an dem Aufstand der jungen Männer in Ägypten. Wenn die den alten Mubarak stürzen können, indem ein bis zwei Millionen demonstrieren gehen - was könnten Abermillionen von Frauen weltweit nicht alles erreichen, wenn sie mal überall, auf allen Straßen der Welt, für ihre Rechte demonstrieren würden!
••••••••••••••••••••••••• Nachtrag am 9. März 2011: Ägyptische Frauen wollten zum Weltfrauentag für ihre Rechte demonstrieren und wurden von ihren Landsmännern brutal daran gehindert. Freiheit soll es wohl vorerst nur für Männer geben. Ein Bericht der neuseeländischen Journalistin Glen Johnson, die dabei war:
http://mondediplo.com/blogs/tahrir-square-8th-march-not-a-good-day-for-women
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28 Kommentare
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28.07.2011 um 13:01 Uhr anne
weitere infos zu ägypten “frauen holen sich ihre revolution zurück” - “in den politischen ämtern der übergangsregierung sind so gut wie keine frauen vertreten. eine vereinte frauenbewegung soll helfen, dem neuen ägypten ein modernes familienrecht zu geben.
weniger optimistisch sieht dies die international bekannte frauenrechtlerin nawal saadawi. in einem interview ...wird sie mit folgenden worten zitiert:
die revolution wurde vom militär , von der regierung, von professionell organisierten gruppen wie der muslimbruderschaft und traditionellen politischen parteien, die von opportunisten geleitet werden, gestohlen.
auch sie fordert einen historischen schulterschluss der verschiedenen fraueneinrichtungen - und die chancen stünden derzeit besonders gut: der hauptgrund für ihre einstige zersplitterung sei nämlich die dominanz der präs.-gattin, s. mubarak, gewesen.
saadawi will die nicht mehr existente ägypt. frauenunion wiederbeleben: wir haben seit den 70ern immer wieder versucht, sie zu reformieren. aber die präs.-gattinnen ...richteten sich gegen die frauenbewegung, weil sie die weibliche kraft unter kontrolle der regierung halten wollten, nicht unter jene der frauen.” (zitiert)
http://diestandard.at/1310512288893/Aegypten-Frauen-holen-sich-ihre-Revolution-zurueck
26.03.2011 um 21:45 Uhr anne
zur info - eine petition /ägypt. demonstrantinnen wurden bei der räumung des tahrir-platzes in kairo vom militär verhaftet, geschlagen, gefoltert, sexuell genötigt. zu den frauen gehörte auch die journalistin Rasha Azeb . gegenüber amnesty berichtete sie , wie man ihr handschellen angelegt, geschlagen und beleidigt habe. nach der festnahme wurden 18 frauen zunächst in ein nebengebäude des ägypt. museums gebracht. dort soll man ihnen handschellen angelegt und mit stöcken und schläuchen auf sie eingeprügelt haben. nach einigen stunden liess man sie mit weiteren 4 journalisten frei; die verbleibenden 17 frauen wurden in das militärgefängnis gebracht.
das regierungsunabhängige therapiezentrum für folteropfer hat die zeugenaussagen weiterer frauen , die zur gleichen zeit festgenommen waren, dokumentiert. diese aussagen decken sich mit den berichten von Resha Azeb und Salwa Hosseini über schläge, elektroschocks und `jungfräulichkeitstests`. amnesty international fordert die ägypt. behörden auf, die schockierende und erniedrigende behandlung von demonstrantinnen zu stoppen. “ägypt. frauen haben entscheidend zum wandel in ägypten beigetragen und sollten für ihr engagement nicht betraft werden.”
am 11. märz wurden alle 17 frauen vor dem militärgericht gestellt; ihre freilassung erfolgte am 13. märz . gegen mehrere frauen wurde eine haftstrafe von 1 jahr auf bewährung verhängt.
Salwa Hosseini wurde des ungebührlichen verhaltens , der zerstörung privaten und öffentlichen eigentums, der behinderung des verkehrs und des mitführens von waffen für schuldig befunden. amnesty wendet sich dagegen, dass zivilpersonen vor militärgerichte gestellt werden. ägypt. militärgerichte weisen eine bilanz unfairer gerichtsverfahren aus ; zudem sind die möglichkeiten , gegen urteile dieser gerichte berufung einzulegen, stark eingeschränkt.
(entnommen: AI `ägypten, demonstrantinnen zu `jungfräulichkeitstests` gezwungen/23.3.2o11)
http://www.thepetitionsite.com/takeaction/404/897/546/?z00m=19954493
19.02.2011 um 23:16 Uhr Anne
“burka statt freiheit” ? - ein erster schritt dorthin scheint nach neuester meldung die tatsache, daß in ägypten keine frauen im neuen verfassungsausschus vorgesehen sind.
lt. dieStandard.at “keine frauen im verfassungsausschuss”: bürgerrechtlerinnen kritisieren ausschuss. sie haben das recht am aufbau
der ägyptischen nation mitzuarbeiten.
ägypt. bürgerrechtlerinnen haben das fehlen von frauen im neuen verfassungsausschuss kritisiert, der am mittwoch seine arbeit aufnahm. dies werfe die frage auf, ob sich das land wirklich zu einer demokratie wandeln könne, hiess es in einer gemeinsamen erklärung von 60 nichtstaatlichen organisationen und einzelpersonen.
die ägypterinnen hätten sich aktiv an der revolution beteiligt, viele seien festgenommen worden oder verschwunden. sie haben das recht, am aufbau der ägypt. nation mitzuarbeiten. die ausgrenzung von frauen sei eine inakzeptable marginalisierung der hälfte der gesellschaft.
der regierende militärrat wurde aufgefordert, die beteiligung von frauen in dem gremium sicherzustellen.
der ausschuss hat die aufgabe, die verfassungsmäßigen voraussetzungen für die wahlen nach dem sturz von präsident mubarak zu schaffen. innerhalb von 10 tagen soll der ausschuss seine vorschläge unterbreiten.
ihm gehört auch ein führender rechtsexperte der muslim-bruderschaft an. wie die mitglieder ausgewählt wurden, hat das gremium nicht mitgeteilt.
frauen spielen im öffentlichen leben ägyptens nur eine begrenzte rolle. nur wenige bekleiden ein ministerinnenamt oder sind parlamentsabgeordnete. 2003 betraute mubarak erstmals eine frau mit einem richterinnenamt am verfassungsgericht (reuter)”
die so beschworene neue zukunft findet nun ohne frauen statt?
18.02.2011 um 13:11 Uhr Anne
@ Dürr - bei den wahlen in gleiche ämter und bei aufstellung von wahllisten ist bei den `grünen` mind. die hälfte der plätze für frauen reserviert.
es wird sich noch zeigen, falls ägypt. frauen/verbände in großem stil ihre bürgerinnenrechte einfordern (familienrecht/polygamie, schleier, genitalverstümmelung), ob mio männl. demonstranten sie dann dabei unterstützen werden; bestimmt ein starkes, patriarchales männerbündnis, das sich staatsreligion nennt, mit, das fast alle vereint.
feminismus verträgt das patriarchat ungern.
2 % der ägypterinnen müssen sich damit abfinden, dass sich die ehemänner nicht nur mit einer ehefrau begnügen. so können sich frauen schwerer scheiden lassen als die lieben ehemänner. frauen werden bei ehebruch ungleich härter bestraft. das sieht doch stark nach religiösem einfluss aus!
im parlament (2006) waren unter den insg. 454 abgeordneten nur 9 frauen zu finden. zum anderen stand die regierung zwischen den wünschen der religiösen einerseits und liberalen andererseits.
das zeigt sich u.a. in der grossen gesetzesreform 2000, als die regierung nach jahrelangem druck jene klausel änderte , welche die scheidung der frauen de facto unmöglich machte.
die frauen triumphierten zwar, die religiösen protestierten lautstark, und die regierung bekam angst und schwindelte zwecks besänftigung des religiösen flügels noch rasch eine neue bestimmung in den gesetzestext, die besagte, dass frauen nur mehr mit erlaubnis ihres mannes ins ausland reisen dürften.
die begründung eines islamischen hardliners lautete damals , dass eine frau genau genommen nur drei rechte in ihrem leben habe:
ihr zuhause zu verlassen, wenn sie heirate, nach mekka wallfahret und schließlich, wenn sie zu grabe getragen wird . (zitiert aus dem internet)
und diese religiösen werden nun in zukunft auch ihr grosses mitspracherecht einfordern und sich grosse sorgen um all die (emanzipierten) frauen machen.
es heisst: die frauenbewegung in ägypten ist teils westlich-säkular, teils islamisch orientiert. der schleier f.d. islamisten ein stück freiheit! der westen mit seinem lebensstil, kleidung, schminke gilt als dekadent. der vorwurf der verwestlichung war nicht nur ein mittel der regierung , sich die missliebige opposition vom leibe zu halten, oder der islamisten, die damit ihre widersacher diskreditierten. auch innerhalb d. frauenbewegung sei dies ein mittel der diffamierung anderer frauengruppen.
...viel aufsehen erregte Nawal As Saadawi, als sie als erste die praxis der klitorisbeschneidung in den 60er jahren attackierte und das konzept der jungfräulichkeit angriff. beides brachte ihr den vorwurf ein, für eine ungezügelte sexualität einzutreten und sich gegen religion, kultur zu wenden - feminismus ein produkt des westens.
1923 hatten radikale feministinnen in einem symbolischen akt den schleier abgelegt. innerhalb weniger jahre legten damals die ägypterinnen - zumindest in den großstädten - ihren schleier ab. es kam i.d. 1950er jahren auch zu hungerstreik (Doria Shafik) und für sie unter der nasser-regierung zu lebenslangem hausarrest und anderen repressalien.
es heisst, die ära der militanten feministinnen sei längst vorbei, doch eines blieb gleich , stets standen sich zwei blöcke gegenüber. (internet)
tja, und der einfluss der religiösen scheint nicht so unbedeutend zu sein, wenn frauen sich verschleiern müssen? , um sich angeblich frei zu fühlen, z.b. vor männerblicken, sex. belästigungen? männer können haare, gesicht zeigen, ihnen drohen von frauen keine sex. übergriffe - ebenso aus angeblich religiösen gründen drohen ihnen weder burka, kopftuch oder niqab. bei aller bescheidenheit, das patriarchat zu überwinden, ist auch im westen noch gar nicht erreicht - freiheit hat eben mehrere gesichter.
die sog. revolution beinhaltete in erster linie soziale aspekte, den willen nach sozialer gerechtigkeit, bessere bildung, gegen vetternwirtschaft.
als eine der grössten erfolge der frauenbewegung war die ernennung der ersten ägypt. frau zur verfassungsrichterin (2003). obwohl das ägyptische recht frauen von einer solchen berufung nicht ausdrücklich ausschließt, war es bisher tradition, ihnen diesen bereich zu verweigern. diese haltung basierte auf der weit verbreiteten auffassung, frauen wären zu stark emotionalen schwankungen unterlegen und zu objektiven beurteilung von juristischen problemen , vor allem strafdelikten nicht fähig ... das patriarchat lässt grüssen.
widerstand ist weiblich!
http://www.emma.de/hefte/ausgaben-2010/winter-2010/iran-2010-1/
17.02.2011 um 09:59 Uhr Dürr
Tja, so sieht es aus: Der Balken im eigenen Auge. Meine These: Es gibt keine einzige Demokratie auf dieser Welt - ausser vielleicht Norwegen. Demokratie ist definiert durch: 1. freie Wahlen, 2.Gewaltentrennung und 3. durch eine Volksvertretung, welche durch 1. gewählt wird. Kennt eine von Euch ein Land mit 30 % oder 15 % oder sogar 40 % FRauen? Ich nicht. Also gibt es in diesen Ländern auch keine Volksvertretung und somit auch keine Demokratie! Das mit den freien Wahlen: In Deutschland können die WählerInnen ja nicht einmal die Männer aus den Listen streichen. Die Listen sind fix, von Männern gemacht, die Frauen ausgrenzen. Keine Partei setzt 50 % Frauen auf die Liste (oder die Grünen etwa doch?)
@Lena: Gute Analyse, DANKE! Was die Muslimbrüder in Aegypten betrifft, so sind diese einfach etwas schlauer als andere Islamisten. Sie geben sich im Moment noch konziliant; wir können aber darauf wetten, dass die Burka oder ähnliches nach deren Machtergreifung eingeführt wird. Es gibt zu viele gut ausgebildete Aegypterinnen und diese gilt es, von möglichst allem fernzuhalten, weil sonst die armen Männer zu grosse Konkurrenz hätten. Wir lesen und hören ja das Gejammer von Uni-Professoren (an dt. Unis!!) über die armen Jungs und jungen Männer, die durch die bösen/fleissigen Mädchen/Frauen ins Abseits geraten und dadurch leider, leider in die rechte Szene gedrängt werden. Prof. Hollstein jammert in grossen Schweizer Zeitungen alle paar Wochen mal öffentlich zu diesen unzumutbaren Zuständen. (Sakrasmus Ende) Und das in einem anscheinend aufgeklärten Land…
Wir sind ja noch immer nicht weiter: Eine gut ausgebildete Frau muss sich dauernd entschuldigen dafür, dass sie den Herren nicht jeden Schmarren abkauft, dass sie etwas kann, dass sie mehr verdient als ihr ausbezahlt wird, ja dass sie überhaupt geboren wurde! Solange wir Frauen hier nicht konsequent die dummen Männer auf ihre Plätze verweisen und an deren Stellen Frauen hinsetzen - in der Wirtschaft ebenso wie in der Politik - solange haben wir jedes Recht verwirkt, in anderen Ländern als Schulmeister zu agieren. Es ist ja auch kein Zufall, dass diese Regimes von den bestehenden Patriarchats-Regierungen so gehätschelt werden. Machtgier und Geldgier sind eben Zwillinge.
lg Dürr
14.02.2011 um 16:54 Uhr Anne
noch zur info, welchen verhaltensregeln sich alleinreisende frauen unterordnen müssen, die das land der arab. männer bereisen wollen, um allen eventualitäten aus dem wege zu gehen:
- tragen sie angemessene/weite kleidung, wenig haut zeigen.
- tragen sie wenn nötig ein kopftuch
- vermeiden sie blickkontakt mit fremden männern auf der strasse.
- tragen sie eine sonnenbrille
- treten sie bestimmt und selbstsicher auf, aber nicht überheblich.
- wenn sie nach einem weg fragen o.ä. fragen sie frauen, nicht männer
- grüssen sie fremde männer verhalten, geben sie nicht gleich die hand.
- tragen sie einen ring (linke hand: verheiratet, rechte hand: verlobt)
- ignorieren sie anmachen einfach und gehen kommentarlos weiter.
- schimpfen sie laut bei penetranter anmache (auf deutsch oder englisch)
- wenn es gar nicht mehr geht, gehen sie zur touristenpolizei.
in einer von männer dominierten kultur müssen frauen also sensibilisiert werden. das spricht nicht für diese arab. (jungen) männer, für die es nur heilige oder huren gibt. sie können sich frohen mutes frei bewegen, sich auf ihren koran berufen, wie es heisst: `die männer sind die verantwortlichen über die frauen, darum sind `tugendhafte` frauen die gehorsamen. es ist der frau immer ein mann vorgeordnet, der auch über sie zu bestimmen hat.`
lt. Nahed Selim, muslim. feministin (nehmt den männern den koran), verkörpert das familienrecht die kontrolle d. männer über das leben der frauen - das dürfen wir frauen nicht länger hinnehmen.
warum machen wir frauen noch urlaub in diesen ländern, boykottieren wir sie als freie frauen, solange sie auch uns als freie frauen keinen wirklichen respekt entgegenbringen?
zu genitalverstümmelungen ist einiges interessantes nachzulesen in “ägypten: die legalisierung und medikalisierung von genitalverstümmelungen geht in die nächste runde.”
kommentar von Ines Laufer zum neuen ägypt. gesetz, das genitalverstümmelung erneut legalisiert.”
es ist davon auszugehen, dass islamisten und die ägypt. ärztelobby erheblichen anteil an der formulierung der klausel haben. gerade am beispiel ägypten wird sehr deutlich, wie wenig die aufrechterhaltung dieser gewalt mit fehlenden kenntnissen der folgen oder mangelnder bildung bzw. aufklärung zu tun hat.
vielmehr geht es um die zementierung der bestehenden patriarchalischen herrschaftsverhältnisse. nach deren frauenfeindlicher ideologie wird die gewaltsame kontrolle über den weiblichen körper zum legitimen bestandteil der gesellschftl. norm erklärt, werden die katastrophalen folgen ganz bewusst in kauf genommen und die physische und psychische gesundheit ganzer weiblicher generationen dem männlichen anspruch der kontrolle weiblicher sexualität geopfert.
die realisierung dieses anspruchs mit hilfe der bestialischen verstümmelung der genitalien kleiner mädchen lässt mich darüber hinaus eine besonders perfide manifestation von kollektivem sadismus erkennen.
... tatkräftige unterstützung erhalten sie dabei von den frauenfeindlichen islamisten, die auf der weiterführung der verstümmelungen beharren und diese propagieren. für die öffentliche anstiftung zu diesen verbrechen werden sie von der weltöffentlichkeit immer noch nicht zur verantwortung gezogen.
im april 2006 plädiert der al-azhar-dozent dr. muhammad wahdan im kuweitischen fernsehen dafür, `alle mädchen zu muslimischen ärzten zu bringen…, die dann feststellen, ob sie eine khidfahd-beschneidung brauchen oder nicht`. wenn sie so etwas brauchen, dann sollte es auch gemacht werden.
als KRITERIUM, das ein mädchen für solche behandlung qualifiziert, liefert er: ein arzt war der meinung, dass mädchen, die in der u-bahn durch das ruckeln der bahn sexuell erregt würden, unter einer `hochstehenden` klitoris litten (was immer das heisst) - und deshalb ein teil davon entfernt werden müsse.
nachdem der dozent ausserdem verkündet, dass das `islamic research center` der al-azhar-universität (das er als höchste religiöse autorität der islam. welt beschreibt) die genitalverstümmelung von mädchen als im islam legal und weder verboten noch als verbrechen betrachtet, lässt er das publikum wissen, dass er seine tochter - wenn er eine hätte - sicher verstümmeln lassen würde. seine jüngeren schwestern wurden bereits zu einem arzt gebracht , der entschied, dass eine der beiden eine verstümmelung brauche - und dieser notwendigkeit auch umgehend gerecht wurde.
darüber hinaus sei die klitoris-verstümmelung die lösung für das jungfern-problem in ägypten, d.h. ca. 4,5 mio frauen ab 30 , die keinen heiratsantrag bekommen haben - und für die es das letzte sei, sexuell erregt zu sein..” zitat ende
wikipedia meldet: die oberste sunnitische instanz ägyptens, die al-azhar-universität in kairo betont, der schleier sei lt. koran eine göttliche anweisung und seit 14 jahrhunderten unter muslimen konsens. die muslimbruderschaft drängte bei den auseinandersetzungen darauf , inwieweit frauen kopftücher tragen sollten, das kopftuch für frauen in der gesellschaft zu verankern.
das noch zu sabines meinung “...das unser bild von den arabern ganz dringend aktualisiert werden muss.”
12.02.2011 um 15:20 Uhr Anne
noch eine info - zwar aus 2oo5 -, aber der titel “jeder will die macht” zeigt deutlich, worum es prinzipiell geht. lt. interview heute bei euronews mit einem `gläubigen` muslim heisst es: wir sollten stärker zusammenhalten - eins sein mit sunniten und schiiten, wie im iran; haben wir doch die gleiche religion. der wille gottes nach einem grösseren gemeinsamen islamischen nahen osten wird sich erfüllen. und die öffentliche meinung nach einem islamischen staat überwiegt.
“dass es den wenigsten eiferern um die reine macht des glaubens geht, lässt ein eingeständnis erahnen, das dem islamistischen bannerträger chomeni zugeschrieben wird. `unser streit geht nicht um gott. schlagt euch das aus dem kopf`, gestand der religionsführer angeblich 1981 in einem moment von geradezu übermenschlicher aufrichtigkeit, es geht auch nicht um den islam. das ist unsinn. jeder von uns will die macht, die GANZE macht.” zitiert klaus bednarz
und dazu gehören die symbole, die unter dem deckmäntelchen `um gottes-willen` den frauen/mädchen wie ein aushängeschild aufgedrückt werden. grosse symbolische einigkeit herrscht auch unter muslim. männern, wenn mio zum freitagsgebet gemeinsam in reih`und glied (untertänigst)schwungvoll ihre köpfe senken…
radikale islamisten, die auch im internet präsent sind und aufstacheln, zeigen deutlich ihre abneigung gegenüber `freien` westlichen frauen und bezeichnen sie als `bikinimädchen` bzw. auch die `emanzen`als abschaum…
http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-39997559.html
12.02.2011 um 15:08 Uhr Lena Vandrey
@Anne
Vielen Dank für Deine Antwort an Sabine! Kurzsichtigkeit kann behoben werden, Naivität anscheinend nicht. Das ist ein Avatar des verrotteten Humanismus, der weibliche Menschen zu triefender Anteilnahme an dem Geschlecht ihrer Peiniger zwingt und deshalb zur Blindheit sich selbst gegenüber. Frauen ÜBERSEHEN ihre Abwesenheit in diesem Humanismus und verteidigen Männer, die gar nicht als SOLCHE angegriffen werden! Die Kritik emaniert nicht von der b i o l o g i s c h e n Situation, sondern von der S O Z I A L E N !
Der Vorwurf ist s o z i a l !! Die Klitorektomie ist ein Verbrechen, eine Verstümmelung, eine Amputation. Die Würde des Menschen ist unantastbar, heißt es.
Des Menschen?! Frauen sind also KEINE Menschen und Mädchen keine Kinder?
Wenn die jungen Männer den Millionen von Frauen e r l a u b e n !! würden, den Schleier wegzureißen, wenn sie die Exzisions-Etagen der Spitäler besetzen würden und damit das Verbrechen verhindern, ja! dann könnten wir ihnen beistehen in ihrer Revolution. Solange dies nicht geschieht, ist die Welt eine Hölle.
Wir Feministinnen sind schon angeklagt worden, uns auf faschistische Art und Weise in die K U L T U R !! anderer Völker einzumischen, und ich habe auch schon hören müssen, dass Frauen den Männern nicht WEH tun wollen! Auch die Männer-Pille könnte ihnen ja “Weh” tun!
Als Hilfe gegen diese falschen Fehler:
Radikal denunzieren, dass Verbrechen keine Kultur sind, und auf unserem richtigen Denken richtiger Empfindungen bestehen. Hartnäckigst!
Und nicht offene Türen einrennen, dazu ist es jetzt zu spät. Und nicht Geschirrtücher mit Handtüchern verwechseln, wie die Französinnen es so richtig sagen.
Und K o n t e r n ! Immer K O N T E R N !!
Lena Vandrey