Das Gender-Imperium an der Uni Köln
Nur fünf Tage nachdem ich am „Tag der deutschen Sprache“ in Köthen eine unfreiwillige Reise in die Vergangenheit absolviert hatte (hier mein Bericht darüber), erlebte ich in Köln eine Reise in die Zukunft, in ein Gender-Imperium, von dem ich bis dahin keine Ahnung hatte und das mir echt futuristisch vorkam. Wie aus einer anderen Welt.
Dr. Britt Dahmen vom Referat Gender-Qualitätsmanagement der Universität zu Köln hatte mich eingeladen, anlässlich des von ihr organisierten ersten „Gender-Forums“ an der Uni einen Impulsvortrag zum Thema geschlechtergerechte Sprache zu halten. Die Uni hätte nämlich auch gerade ihren "Leitfaden zur gendergerechten Sprache" aktualisiert, und da habe es hausinterne Nachfragen und Kommentare gegeben. Zielgruppe seien „alle Gleichstellungsakteur_innen der Universität zu Köln, die in der Verwaltung, in den Fakultäten und in den Drittmittelprojekten mit dem Themenfeld zu tun haben (rund 40 Personen)." Grundlegendes Ziel der Veranstaltung sei „die Vernetzung all dieser Akteur_innen“.
Die Fahrt von Hannover nach Köln dauert gut zweieinhalb Stunden; ich nutzte die Zeit, um den aktualisierten Sprachleitfaden zu studieren. Die ersten „Richtlinien zur Vermeidung sexistischen Sprachgebrauchs“ in Deutschland wurden übrigens vor 33 Jahren von vier zornigen Sprachwissenschaftlerinnen veröffentlicht; es waren Ingrid Guentherodt, Marlis Hellinger, Senta Trömel-Plötz und ich. Für diese Untat und weitere im selben Geiste wurden wir alsbald von der deutschen Männer-Uni abgestraft; Senta und ich waren binnen kurzem „an der Uni nicht mehr tragbar“.
Der aktualisierte Leitfaden aus Köln trägt den Titel: „ÜberzeuGENDERe Sprache: Leitfaden für eine geschlechtersensible und inklusive Sprache“ und kann hier heruntergeladen werden. Aus den „Richtlinien“ ist also ein „Leitfaden“ geworden, "feministisch" und "Frauen-" wurde durch "Gender" und "Gleichstellung" ersetzt, und wenn wir Pionierinnen damals gegen etwas waren, nämlich „sexistische Sprache“, so sind die heutigen Akteur_innen für etwas, nämlich „gendersensible und inklusive“ Sprache. Die Ausdrucksweise ist etwas gefälliger. Sagen wir es doch gleich: heute sind die Feministinnen bzw. "Gleichstellungsakteur_innen" nicht mehr so verbissen wie damals. Haben sie auch gar nicht nötig, denn sie sind viele, und sie sind im Zentrum der Macht angekommen.
Vor 34 Jahren gab es in Deutschland genau eine Frauenbeauftragte, Eva Rühmkorf im Hamburger Senat; sie ist im Januar gestorben. Es folgten ganz allmählich Frauenbeauftragte für andere Bundesländer; Inge Sollwedel für Hessen wurde in den 1980er Jahren die erste Frauenbeauftragte eines Flächenlandes. Die Männer-Unis dachten nicht im Traum daran, sich eine Frauenbeauftragte anzutun.
Ab Mitte der neunziger Jahre wurde ich öfter nach Köln eingeladen von Christel Tomson, die inzwischen Frauenbeauftragte an der Uni geworden war. Inzwischen ist sie pensioniert und leitet die Gedok in Köln. Gegen Ende ihrer Amtszeit, vor etwa zehn Jahren, besuchte ich sie in ihrem neuen Büro. Sie hatte ihre Stelle und ihren Einfluss kontinuierlich ausbauen können und wurde von etlichen Mitarbeiterinnen unterstützt. Ein schöner, ja gewaltiger Fortschritt gegenüber den finsteren 80er und den schwierigen 90er Jahren - aber kein Vergleich mit dem, was ich am Donnerstag zu sehen bekam. Mein Gefühl angesichts des Wunders, das sich inzwischen vollzogen hatte, erinnerte mich fast an die überwältigten Reaktionen vieler AfroamerikanerInnen beim Amtsantritt Obamas: „Dass ich das noch erleben durfte! Nie hätte ich geglaubt, dass noch zu meinen Lebzeiten …“
Das Gender-Imperium an der Uni Köln setzt sich wie folgt zusammen:
die zentrale Gleichstellungsbeauftragte, die Gleichstellungsbeauftragten der Fakultäten, die Gleichstellungskommission, der Gleichstellungsbeirat, das Rektorat (insb. Prorektorat für Finanzen und Gender und Referat für Gender-Qualitätsmanagement), die "GenderBoards" der Sonderforschungsbereiche und die mit Gleichstellungsaufgaben befassten Personen in der Verwaltung (insbesondere Abteilung 13: Dual Career & Family Support (CFS)).
Außerdem ist da noch das Zentrum für Gender Studies der Universität zu Köln, abgekürzt „GeStiK“ Genauer können Sie alles hier nachlesen:
http://www.gb.uni-koeln.de/gleichstellung_an_der_universitaet/index_ger.html
Um die Gleichstellung an der Uni Köln kümmern sich, höchst engagiert und kompetent, rund 40 Personen, darunter auch ein paar Männer. Sie alle lauschten meinen Ausführungen zustimmend bis begeistert, obwohl ich den Unterstrich kritisierte und ihnen meinen stärksten Tobak servierte. Schließlich: Bei wem, wenn nicht bei dieser Avantgarde der Kölner Uni, konnte ich mit Verständnis rechnen für meine und Matthias Behlerts Ideen zu einer Radikalkur für die deutsche Männersprache? (Hier mehr dazu)
Was wir zornigen feministischen Linguistinnen vor 33 Jahren gesät hatten, ist in Köln prachtvoll aufgegangen. Nun galt es, weitere Türen aufzustoßen. •••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••
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6 Kommentare
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28.09.2013 um 16:03 Uhr Sebastian
Welcher Dreck wird da unseren Kindern gelehrt.
Frau Pusch sie sind Schuldig am Verrat unserer Kinder.
Ich hoffe das sie noch alt genug werden um dafür zur Verantwortung gezogen werden.
24.09.2013 um 16:32 Uhr Jan Sicher
Vom Marxismus/Leninismus zu Feminismus/Genderismus.
Mit den goldenen Worten Erich Honeckers: “Vorwärts immer – rückwärts nimmer!”
Das diesbzgl. stetig wachsende und kostenintensive Imperiumsüberwachungspersonal ist Garant für Frieden und Soz äh Feminismus. Mittelfristig wird ein zu schaffendes Ministerium für Gendersicherheit die Aufgaben des ehemaligen Familien- sowie des Innenministeriums übernehmen. Zudem wird das Justizministerium dem Ministerium für Gendersicherheit unterstellt.
Wahrlich imperial.
Für die Grüne Jugend gibt es schon jetzt nur weibliche und nichtweibliche Mitglieder. Gleichstellung der imperialen Art. Die totalitäre Beklopptheit feiert wieder fröhliche Urstände.
24.09.2013 um 15:34 Uhr Pupsi
Nach 34 Jahren hat man alle wichtigen Posten besetzt und dass ganz ohne Kompetenz.
24.09.2013 um 13:05 Uhr Lena Vandrey
Noch ein kleiner Zusatz, wenn erlaubt:
Warum muss die feministische Linguistik liquidiert werden - zu WESSEN Vorteil?
Wir haben den Feminismus wieder erfunden und unser Leben daran gesetzt, über Jahrzehnte die Sache zu promovieren, obskure Militantinnen gegen den militanten Obskurantismus, mein Kardinal-Satz seit immer! und haben soviel Schmäh und Hass ausgehalten!
Eines müsste doch klar sein: Was sich klar denkt, schreibt sich auch klar! Und wie steht es mit den Übersetzungen? Wie können die Märchen in der Fassung von Mathias Behlert übersetzt werden? und für WEN? und WARUM? und WOHIN geht Ihr damit? Doch wieder zu einem akademischen Publikum, welches dieses Amüsement zeitweilig genieBen wird, aber mehr nicht…
Frauen aus der Sprache noch mehr auszuschlieBen, als sie es ohnehin sind, kann nur einen Rückschlag zur Folge haben.
Und wie steht es mit der gesprochenen Sprache in der Vorlesung? An der Stelle von Loch und Strich eine bedeutende Pause oder Hello, Strichloch! wie geht’s? Ist das nicht etwas für Kabarett?
Gender bedeutet nichts anderes als ein Zurück zur Männlichkeit, gröBtenteils kastriert, aber trotzdem. Chromosome sind nicht operierbar und die Sprache auch nicht, es sei denn über dichterische und populäre Erfindungen und Veränderungen. Gleichgestellt - gut und gerne, aber wer das nicht will??
Gleichgestellt und gleichgeschaltet? Ach!?
Mit der Sprache spielen, JA! und das gegen alle verrotteten Würmer und verknöcherten Ungeister, aber EINES ist zu wissen, nämlich dass KÜNSTLER-I-NNEN niemals gleichzustellen sind, genau so wenig wie das Volk, dem aufs Maul zu schauen empfohlen wurde. In diesem Maul nämlich wohnt…die Zukunft.
24.09.2013 um 10:34 Uhr Lena Vandrey
Ist es so richtig, Frauen und Feminismus durch Gender und Gleichstellung zu ersetzen? Sollte ich einen Vortrag an der Uni-Köln halten - was niemals vorkommen wird, seien wir darüber beruhigt! - so wäre es als eine Gleichgestellte, als Akteurin im Gender-Imperium! und müsste meinen Text mit Löchern und Strichen versehen und Leute “mitmeinen”, die es bei mir nicht gibt. Meine Reflexion wäre also entweder gezwungen und angepasst, oder altmodisch-reaktionär.
In Paris gibt es eine Uni-Instanz, welche sich “Etudes Féminines”(Feminine Studien) nennt und vor 40 Jahren die “Ecriture Féminine” propagierte. Das dauerte nicht lange, denn Autorinnen aus Algerien bewiesen, dass sie nicht mit ihren Genitalien schrieben, sondern mit ihrem Gehirn… Die Erfinderin dieser “Feminität” war Hélène Cixous. Heute leitet ihre Tochter Anne-Emmanuelle Berger diese Instanz, welche es bislang hauptsächlich darauf abgesehen hatte, die Weiblichkeit bei berühmten Männern zu erforschen! Beispielsweise bei Jean Genêt(von Kate Millett bemerkt)oder die Feststellung, dass Charles Baudelaire ein “lesbischer Dichter” war. Wenn Hetero-Männer auf Einladung von Schwulen nicht reagieren mögen, sagen sie, dass sie lesbisch sind. Auch eine Gleichstellung?
Anne-Emmanuelle Berger hat jetzt ein Buch geschrieben, welches “Das Theater des Genders” heiBt. Daher wohl auch der Terminus “Akteurin”. Die Silbe “in” könnte eigentlich weggelassen werden. Die Frage ist nur, WER tanzt denn auf dieser Bühne? WER spielt die Haupt-Rollen? Drag-Queens doch wohl eher als Lesben? Gibt es eine Sprache für Amazonen? Für Trans-Sexuelle birst ein Wort in der Mitte auseinander und das wird unterstrichen, die Universität hat klein beigegeben. Entweder ein Loch mit Strich, oder ein Anhängsel… Gäbe es nicht noch etwas anderes?
24.09.2013 um 09:40 Uhr piwwo
Genderismus ist die einzige politische Bewegung, die sich als Wissenschaft tarnt, und damit von Steuergeldern und universitären Strukturen profitieren kann.