Burkomisch
Der Burkini ist eine der eigenwilligsten Wortschöpfungen, die mir in letzter Zeit begegnet sind. Die Burka und der Bikini, zwei Kleidungsstücke, die so gegensätzlich wie nur möglich sind, wurden zu einem Wort kombiniert, was sage ich: zusammengezwungen und -geleimt und müssen nun widerwillig miteinander koexistieren wie siamesische Zwillinge.
Etwa zur selben Zeit, als ich von dem Wort zum ersten Mal hörte, passierte etwas anderes zuvor Undenkbares: Der Friedensnobelpreisträger Obama blies zum Angriff auf Syrien - und ausgerechnet Putin konnte es noch abwenden und trat plötzlich als Friedensengel auf.
Ich fühlte mich an jene andere unwahrscheinliche Groteske aus der Wendezeit erinnert: Die ehemalige NVA und die Bundeswehr, darauf gedrillt, einander gegenseitig zu vernichten, wurden zu einer einzigen Armee vereint.
In der Postmoderne scheint alles möglich.
Brauchen wir nun unbedingt das neue Kleidungsstück, den Burkini? Vielleicht, aber ich denke, anderes ist doch noch dringender, und da kann der Burkini als Anregung dienen.
Ich würde gerne mal wieder ins Kino gehen, aber all das nackte Fleisch und die ständigen Koitüsse! Ein bisschen saubere Leinwand könnte wahrhaftig nicht schaden. Jede Stadt braucht mindestens ein Burkino.
Und Burkitas, in denen die Sprößlinge züchtig heranwachsen.
Auch wären Burkenstocks mal fällig, denn die Birkenstock-Sandalen lassen viel zu viele nackte Zehen sehen!
Wann waren Sie zuletzt in der Kirche? Dieser fast nackte Jesus am Kreuz, seine Blöße nur mit einem Lendenschurz knapp bedeckt, hält doch die meisten von einem Besuch ab. Eine ordentliche Burkirche könnte da Abhilfe schaffen.
Es wird auch Zeit, dass der Cappuccino mal umgetauft wird in Burkaffee. Nach so viel Hofierung unserer MitbürgerInnen mit italienischen Wurzeln sind jetzt mal die türkischen Wurzeln dran. Apropos Wurzeln: Die heißen jetzt Burkarotten!
Sie sehen, es bleibt noch viel zu arbeiten an unserem einseitig christlich-abendländischen Wortschatz: Ich erinnere nur an das Burkfräulein, den Burkfrieden, den Burkuchen, das Burkarzinom und Burka-King!
Und während ich mich hier abmühe, was tut Burkel im Burkanzlerinnenamt? Nix. Die Burkanzlerin verkostet Burkost (Würstchen im Schlafrock) und hat im übrigen nur ihre muttilateralen Verhandlungen im Burkopf!
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10 Kommentare
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29.09.2013 um 12:51 Uhr lfp
Liebe Lena,
diesmal bekomme ich es aber von allen Seiten! Auf Facebook hat schon die gesamte Mädchenmannschaft (eine Bezeichnung, fast so eigenwillig wie “Burkini”) auf mich eingedroschen, und nun auch du. Der Zorn der einen gründet sich u.a.. darauf, dass ich in rassistisch-dominanter Weise die autonome Entscheidung für verhüllende Kleidung nicht achte und bei Dir darauf, dass ich mich über die Verhüllung lustig mache, statt sie anzuprangern.
Am besten, Ihr nehmt meine kleine Burkaleske nicht so ernst. Ich tue es auch nicht. Die Burka dagegen nehme ich sehr ernst.
29.09.2013 um 12:22 Uhr Lena Vandrey
Liebe Luise,
Die Burka ist das ambulante Gefängnis für/von Millionen Frauen, aufgebrummt von Islam-Faschisten, welche zu den ganz ersten Wahlen Angela Merkel ein FERKEL nannten. Jetzt ist sie bei DIR ein nichts-tuendes BURKEL. Abgesehen davon, dass sich jeder Familien-Name zur Verzerrung eignen kann, ist die Vorsilbe BUR tragisch besetzt. Auch der Spaß hat Grenzen! Du hast einmal geschrieben, dass KEINE Frau auf Deinem Blog beleidigt werden kann, “Burkel” aber ist eine Beleidigung! Und mittenmang der “Friedensengel” Putin? Zuhälter eines Massenmörders? Wir finden, dass Deine BUR(R)-Ideen sich für Ironie nicht eignen, solange Frauen zwangsvermummt herumlaufen müssen als Mumien ihrerselbst!...
Und die “türkischen Wurzeln”? Sie haben mit dem Islam nichts zu tun, denn es gab Kemal Atatürk, welcher alle religiösen Zeichen verboten hatte und den Islam “einen stinkenden Kadaver” nannte, welcher die arabische Schrift in die lateinische umwandelte und zusammen mit seiner Frau Latifa, einer FEMINISTIN, Frauen und Mädchen die beste westliche Erziehung angedeihen lieB und für ihre Hilfe während der Revolution belohnte. Türkische Wurzeln sind also NICHT BUR!
Wortspiele, gerne! Aber in diesem Falle sehr daneben. Elend kann nicht mit Witz bekämpft werden. Die islamistische Anwesenheit und Bedrohung in Europa verdient andere Reflexionen!
Und die Nacktheit Christi?
Was die Nacktheit des Herrn Jesu betrifft, so geht es vorrangig um einen Toten-Kult! Da hilft keine Burka!...